Guten Morgen, wir leben auf 2 Etagen im Haus bis er klar hat, wohin er zieht. Er weigert sich bis dahin auszuziehen und ich möchte gerne bis zur Rente hier wohnen bleiben. Unser Sohn wohnt ja auch noch hier. Ich fühle mich hier Zuhause. Das Haus ist mehr mein Haus als seins. Ich habe es gestaltet, die Möbel ausgesucht etc. Er war ja beruflich sehr viel unterwegs. Es fordert mir aber natürlich einiges ab, auch wenn ich ihn nicht sehe, höre ich ihn. Aktuell ist er ja ein paar Tage weg, das tut gut.
Dann gibt es natürlich noch die finanzielle Seite, um die ich mich kümmern muss. Er verdient wesentlich mehr als ich, hat aber auch das Haus finanziert während ich gestalterische und körperliche Arbeit reingesteckt habe. Mein Mann hat noch nie einen Rasen gemäht oder eine Wand gestrichen. Er ist nur karrieremässig unterwegs. Desweiteren haben wir einen Ehevertrag, der den nachehelichen Unterhalt ausschließt. Ich werde nach einer Scheidung für mich alleine sorgen müssen. Mit einer geringen Rente werde ich wohl dann einem Hausverkauf zustimmen müssen. Aber wer weiß, was bis dahin ist.
Ich habe eine starke Ambivalenz in mir. Habe ja bereits geschrieben, dass ich keine Eifersucht oder keinen Schmerz dahingehend spüre, dass er aktuell bei einer anderen Frau ist. Fast im Gegenteil, ich empfinde es eher als Armutszeugnis, dass er schon wieder versucht, seine Wunden zu stopfen. Und er wird sehr charmant und weich sein, das kenne ich auch von ihm. Schauen wir mal wie es sich in den nächsten Wochen entwickelt.
Die andere Seite ist, dass ich gefühlt mein Leben verliere, mein Zuhause, mein Haus, Familienleben etc.. Viel alleine bin. Wenn mein Sohn nicht noch hier wohnen würde, wäre die unerwartete Einsamkeit noch spürbarer. Ich stehe jetzt alleine dar. Gestern Spätabend ist eine Lampe im Bad geplatzt und es lagen überall Scherben rum. Das war eine Situation, in der ich dachte, wie ich das ohne Begleitung später schaffen werde. Werde ich das alles finanziell stemmen können, wie teile ich mein Geld ein, was kommt an Kosten auf mich zu. Um solche Dinge hat sich mein Mann immer gekümmert, da muss ich einiges dazulernen.
Und die Angst vor Einsamkeit ist sehr groß. Ich kann und konnte immer sehr gut alleine sein, in dem Wissen, dass er ja von Geschäftsreisen zurückkommt, wir viel telefoniert und geschrieben haben. Jetzt bin ich einsam. Mir wird einiges fehlen, tut es jetzt schon. Jede Veränderung im Haus(nächste Woche wird mein Teil des Kleiderschranks im Schlafzimmer abgebaut und in meinem „neuen Schlafzimmer“ aufgebaut) schmerzt unglaublich. Ich habe mir ein neues Bett bestellt, unser Ehebett steht im Keller. Er schläft aktuell auf einer Matratze im Obergeschoss und ich im Bett unserer Tochter. Die Matratze ist in unserem Ankleidezimmer, daher muss mein Teil weg, damit er da ein Bett hineinstellen kann. Aus unserem Schlafzimmer hat er sich ein Wohnzimmer gemacht, der Rest der Etage ist seine Praxis und Büroräume, aber auch Bad, Küche und Terrasse. Da seine Neue aber offensichtlich in Berlin wohnt und er auch sonst viel unterwegs ist, wird er nicht soviel Zeit hier verbringen.
Aber es ist so irritierend und auch schmerzhaft, wie aus einem vertrauten Menschen ein Fremder oder so eine Entfremdung entstehen kann… und ich weiß, dass mich der Schmerz immer wieder überrollen wird, die Angst, die Wut darüber, dass ich genötigt bin, mein Leben sooo zu verändern und das Entsetzen, dass er immer noch mir die Verantwortung für das Scheitern unserer Ehe gibt, da ich ihm ja immer seelische Schmerzen zugefügt habe.Irgendjemand hatte gefragt, ob ich mich von ihm gesehen gefühlt habe. Ja schon, aber alleinegelassen, attackiert und immer wieder mit seinen Vorwürfen konfrontiert - bis ich dem nicht mehr standhalten konnte. Es gab schon schlimme Zeiten für mich in dieser Ehe, auch die Trennungsdrohungen, wenn ich mich nicht ändere, waren immer sehr schmerzhaft. Er konnte mich nie annehmen, wie ich bin. Er fühlte sich immer bedroht wie von anderen auch. Das habe ich nie verstanden.
Und jetzt stehe ich hier, alleingelassen mit einem guten Selbstwertgefühl, aber einem geringen Selbstvertrauen, dass ich das alles schaffen werde: ohne ihn zu leben, mich alleine zurechtzufinden. Das ist mir die Tage klar geworden. Ich habe ein geringes Selbstvertrauen diesbezüglich, ich habe mein Leben 30 Jahre ( nachdem unsere Tochter geboren wurde) völlig in seine Hand gegeben. Ich habe ihm vertraut. Ich habe ihn auch geliebt.
Es tut schon sehr weh und ich weine noch viel, bin verzweifelt und einsam, möchte es manchmal immer noch nicht wahrhaben!
Danke fürs Lesen und eure Antworten und Fragen. Das tut mir gut!
08.02.2025 10:15 •
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