Hallo Luna,
ich hatte, als sie klein waren, ein Koalakind und einen, der gar nicht weit und schnell genug laufen konnte, sobald er den Dreh raus hatte, kenne also beides.
Das Koalakind brauchte nach der Kita die Wärme und den Herzschlag und die Umarmung, um anzukommen. Den hab ich auch lange getragen, weil es Transportweg und Kuscheleinheit in einem war. Wenn der Weg weit war, war fast so gut ein Regenschirmbuggy mit einer Decke zum Reinkuscheln, im Sommer ein großes Handtuch. Wenn Du Zeit hast, kannst Du Dir auch eine Thermositzauflage mitnehmen und vor der Kita erstmal eine Kuscheleinheit einlegen und dann erst losgehen. Da, wo die Treppen anfingen und der Buggy daher zugeklappt werden musste, hab ich beim Koalakind rhythmische Reime für jede Stufe aufgesagt oder ihn mit mir zusammen nachzählen lassen, ob alle Stufen noch da sind.
An einer kitamüden 2jährigen was erziehen zu wollen, war nicht mein Weg. Ausgeschlafene, satte Kinder lernen besser. Für den Hinweg kannst Du erstmal von dem Tragen auf Schultertragen wechseln (ist auch schonender für den Beckenboden) und dann eine dieser Holzenten am Stil mit Lederfüßen oder ein blinkendes Rad am Stil besorgen, damit das Kind was hat, worauf es sich beim Laufen freuen und konzentrieren kann. Oder eben Buggy. Ein brüllendes Kind hinter mir her schleifen, nur um einen Punkt zu machen, würde ich nicht. Chose your battles.
Und jetzt zum zweiten Thema: Deinem Freund.
Es wird leider nicht besser.
Die Hoffnung, dass sich jemand beim eigenen Kind mehr engagiert, hat sich in meinem Bekanntenkreis noch nie bewahrheitet. Es gibt das eine Drittel der Väter, die was macht, außer Geld verdienen und Auto waschen. Und es gibt die anderen, die nur machen, wenn sie müssen.
Ich würde mich, wenn die Tochter im Bett ist, mit ihm hinsetzen und nur in Ich-Aussagen mit ihm sprechen, z.B.:
Ich mache aktuell den gesamten Haushalt. Ich gehe 50% arbeiten und ich übernehme aktuell 100% der Kindersorgen, Schwangerschaft inkludiert. Ich bin darauf angewiesen, dass sich das ändert. Welche Aufgaben möchtest Du künftig übernehmen.
Und wenn innerhalb von 48 Stunden von ihm kein Vorschlag kommt, der für Dich echte(!) Entlastung(!) bietet, dann gibt es ein letztes Gespräch. Keine echte Entlastung ist: Die Reparaturen zu übernehmen. Auch mal sauber zu machen. Nach Liste von Dir einkaufen zu gehen. Öfter mal was mit der Tochter zu machen.
Denn dabei kommt selten was rum und Du musst Dich jede Woche dennoch darum kümmern, dass es gemacht wird. Als wäre er Dein ältestes Kind. Erwachsene Familienmitglieder übernehmen Verantwortung und haben einen Plan. Also 3 Mal die Woche von X bis Y Uhr auf den Spielplatz statt öfter mal am Nachmittag.
Das zweite Gespräch wäre bei mir: Wir sind ein Paar. Wir sind aber auch eine Familie. Und innerhalb der Familie, zu der die Kinder und der Haushalt gehören, bist Du nicht präsent. Ich trage demnächst Verantwortung für zwei Kinder. Und da brauche ich einen Partner, der sich in die Familie einbringt, oder so viel verdient, dass er seinen Arbeitsanteil von Dritten erledigen lassen kann. Wenn Du dieser Partner nicht sein kannst oder möchtest, können wir keine Familie zusammen sein.
Und dann direkt ab zu Pro Familia oder einer Frauenberatungsstelle, um die Möglichkeiten, mit Deiner Tochter und Bauchzwerg und einer halben Stelle an eine Wohnung zu kommen, den Unterhalt vom Vater einzufordern, etc. auf den Weg zu bringen.
Wenn Dein Freund dann in getrennten Wohnungen nachgereift ist und Verantwortung übernehmen möchte, findet sich sicher ein Weg. Aber neben Dir auf dem Sofa sitzend hat er entweder eine intrinsische Motivation, sich einzubringen (die hätte er dann die letzten 2 Jahre schon gezeigt) oder hört den Knall der zwei oben skizzierten Gespräche. Aber nachreifen wird er mit Dir als Putze und Familienwichtel neben sich nicht. Dazu ist räumliche Trennung nötig.
Nach einer Umstellungsphase wirst Du bemerken, dass ein Single Mom Haushalt viel weniger Arbeit macht als eine 2-Erwachsenen Familie, bei der eine/r nicht mitzieht. Und Du wärst auch nicht die erste Frau, die feststellt, dass Dir gesetzlich mehr zusteht als Dein Partner und künftiger Kindesvater sich bislang eingebracht hat.
Ich wünsch Dir alles Gute für die Schwangerschaft und möglichst wenig mentalen Stress. Mit 24/25 zwei Kinder und einen Job sind tolle Voraussetzungen für ein glückliches Leben, wenn Du Deine Ansprüche an erwachsene Menschen, die künftig Teil Deiner Familie sein dürfen, etwas höher schraubst.
Heute 19:33 •
x 5 #43