Hallo Nüsslein,
auch ich war fast 2 Jahre lang eine Geliebte, von daher kann ich recht gut nachfühlen was in Dir vorgeht. Allerdings hat der meinige mir von Anfang an klar gesagt, er würde seine Familie nicht verlassen und mir auch während unserer Affäre nie Hoffnung in diese Richtung gemacht. In den ersten Monaten war mir das irgendwie egal, aber je länger wir zusammen waren, um so mehr hab ich mich nach Normalität gesehnt, danach, einen Alltag mit ihm zu haben und auch öffentlich als Paar auftreten zu können. Ich hab zunehmend gelitten, eine brutale Gefühlsachterbahn zwischen himmelhochjauchzend in den wenigen Stunden, die wir zusammen hatten, bis zu Tode betrübt bei jedem neuen Abschied und in der Zeit ohne ihn. Der Verstand hat schon lange gesagt, dass ich mich lösen muss von ihm, aber auch bei mir ist das Herz da nicht hinterhergekommen.
Der Wendepunkt kam bei mir, als ich mich eines verregneten Tages auf einem Aussichtsturm wiedergefunden und bei dem Gedanken ertappt habe, ob es nicht das einfachste wäre, mich da runterzustürzen und damit die ganze Qual ein für alle mal zu beenden. Endlich Ruhe und Frieden. Keine Sehnsucht mehr, keine Zweifel, keine Zerissenheit mehr zwischen Herz und Hirn.
In dem Moment hat mich so eine Wut gepackt, so ein Trotz. Es kann doch verdammt noch mal nicht sein, dass ich für einen Mann mein Leben wegwerfe, der sich nie ganz für mich entschieden hat und nie entscheiden wird! Das war so die Initialzündung... der Punkt, von dem ab auch mein Herz begonnen hat, sich von ihm zu verabschieden. Ich hab trotzdem nicht von heute auf morgen Schluss gemacht, aber der Prozess war damit angestossen, unumkehrbar. Ich hab die Ablösung geschafft, und bin auch nicht mehr Rückfällig geworden.
Liebes Nüsslein,
auch Du wirst mal an so einen Punkt, an so eine Schmerzgrenze kommen, und auch Du wirst die Kraft und den Stolz und den Lebensmut finden, das durchzustehen und Dich von ihm zu verabschieden. Frei zu werden für jemanden, der sich ganz für Dich entscheidet.
Ob man den Weg dahin beschleunigen kann? Keine Ahnung... mir hat geholfen, mich mit anderen Betroffenen in einem Forum für Geliebte auszutauschen (ob es dieses Forum noch gibt weiß ich nicht... bei mir liegt die Geliebtenzeit mittlerweile mehr als 12 Jahre zurück). Auch das Buch Die Geliebte - Was es heisst Die Andere zu sein hat mir einige hilfreiche Denkanstösse gegeben.
Aktuell hab ich noch ein anderes Buch gelesen, das ich auch recht anregend und motivierend fand: *beep* Love - Wie wir uns in der Liebe selbst sabotieren. Da geht es um destruktive Denkmuster ganz im Allgemeinen, wie sie sich in einer Beziehung bzw. auf unser Liebesleben auswirken und wie man gegen sie angehen kann (und sich somit auch aus Beziehungen lösen kann, die einem nicht gut tun).
Du kannst Dir ja mal ein paar Rezensionen oder eine Leseprobe anschauen, ob das auch was für Dich wäre.
Ich wünsch Dir alles Gute und Zuversicht!
24.04.2015 16:05 •
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