Unglücklich verliebt in eine depressive Frau

Achtung, Reizthema: Depressionen!

Jahha, ich gebe es zu: Natürlich musste ich mich in eine ganz wundervolle und liebevolle Frau verlieben, das erste mal richtig verknallt, seit Jahren- und offenbar mag ich es kompliziert.

Sie sagte von Anfang an, dass sie schwere Depressionen (mit starken Medikamenten und Behandlung) hat und ich meinte, dass ich zu dem Thema eine sehr offene Meinung habe, denn ich will ja sie und nicht ihre Krankheit. Ich finde sie sehr intelligent, attraktiv und liebenswert. Ich würde mich darauf einlassen.

Und es war wirklich großartig! Es ging nur wenige Wochen, aber diese Intensität war der Wahnsinn. Kennengelernt haben wir uns auf einer Veranstaltung. Für mich: ich war auf den ersten Blick verknallt und habe mich eigentlich wie ein Gockel aufgeführt, doch habe ich ihre Telefonnummer ergattert und war sehr glücklich - normalerweise bin ich schüchtern, aber bei ihr war das nicht so, im Gegenteil.

Klar war, es würde eine Fernbeziehung werden, aber das störte mich nicht. Es war einfach toll! Die ersten Tage haben wir täglich telefoniert und dabei riesen Spaß gehabt. Sie hatte ein erstes Treffen abgesagt, weil sie krank geworden ist. Das war sehr kurzfristig und hatte mich in der Art gewundert (es kam nicht so ganz glaubwürdig rüber). Das folgende Wochenende darauf haben wir uns erstmalig richtig getroffen und es war wirklich wie als Teenager, intim, innig, einfach großartig. Wir wollten uns natürlich wieder sehen, haben zwischendurch viel telefoniert und geschrieben und ich habe mich selten so verliebt gefühlt im Leben.

Doch plötzlich wurde eines Tages alles anders: bei einem der folgenden Treffen hat sie erst von Freitag auf Samstag, dann von Samstag auf Sonntag verschoben. Dabei hat sie eine lächerliche Ausrede nach der anderen aufgeführt. Zuerst habe ich es akzepziert weil ich ja wusste, dass sie Freiraum braucht.

Doch wurde es immer absurder und ich habe sie bei einer Flunkerei ertappt und gesagt, dass ich mich darüber gewundert und geärgert habe. Auch habe ich mich geärgert, dass sie mich hingehalten hat wegen des Treffens, denn ich will ja auch mein Wochenende planen - die Anfahrt dauert schon ein Weilchen mit dem Auto.

Daraufhin wurde ich beschimpft und sie sagte nun, sie wollte eine Sendepause, denn ich würde sie stark bedrängen und habe mich nicht unter Kontrolle. Nun haben wir seit Tagen keinen richtigen Kontakt mehr, nur schriftlich. Ich schrieb, dass ich sie vermisse, daraufhin kam nur, dass sie gerade keinen Kopf habe und ein paar Tage solle ich mich nicht melden.

Natürlich gebe ich allgemein zu, dass ich sehr impulsiv und intensiv bin, aber geradlinig, ehrlich und offen. Es kann gut sein, dass ich auch ein Draufgänger bin (mit Sicherheit sogar), doch sollte das doch erträglich sein, wenn man verliebt ist und tatsächlich jeden Tag stundenlang miteinander telefoniert und auf eine Weise intim wird (körperlich und geistig), wie es selten der Fall ist aus meiner Sicht. Denn gestört hatte es sie da offensichtlich nicht bis dahin.

Doch weis ich nun nicht, wie es weitergeht. Sie meldet sich nicht mehr. Ich weiß nicht, was sie fühlt, was sie will und wie sie es sich vorstellt. Und ich möchte nicht mehr dieses Gezerre: intensiv und toll auf der einen Seite, auf Abstand gehalten und weggeschoben auf der anderen Seite.

Ehrlicherweise glaube ich nicht!, dass sie noch etwas empfindet. Doch verstehe ich nur noch Bahnhof, bin frustriert und ehrlicherweise auch immer mehr entliebt, denn wer will schon so ein Fegefeuer ertragen?

Wer kennt sich also mit dem Thema Liebe und Depressionen aus? Ich weiß nicht mehr weiter.

Zitat von JoeDiMaggio:

Wer kennt sich also mit dem Thema Liebe und Depressionen aus?

Hey, lies dich mal zu dem Thema Depressionen und Fluchtinstinkt ein, das könnte passen. Ihr Verhalten liest sich wie aus dem Lehrbuch und ich kann dir nur zu Abstand raten. Ist ein heikles Thema, aber Du möchtest Partner und nicht Therapeut sein.

@Snipes Sowas habe ich befürchtet leider. Aber danke für den Tipp, ich sehe mir das Thema an!

Zitat von JoeDiMaggio:

und offenbar mag ich es kompliziert.

Zitat von JoeDiMaggio:

Es ging nur wenige Wochen, aber diese Intensität war der Wahnsinn.

Zitat von JoeDiMaggio:

ich war auf den ersten Blick verknallt und habe mich eigentlich wie ein Gockel aufgeführt,

DAS liest sich allerdings auch wie aus einem Lehrbuch finde ich...

Zitat von JoeDiMaggio:

Wer kennt sich also mit dem Thema Liebe und Depressionen aus? Ich weiß nicht mehr weiter.

Funktioniert nur, wenn Einsicht herrscht.
Auch professionell damit umgegangen wird.
Das heißt: So wie sie Dich da in ihr Ding reinzieht, finde ich zu toxisch.

Zitat von JoeDiMaggio:

Wer kennt sich also mit dem Thema Liebe und Depressionen aus? Ich weiß nicht mehr weiter.

Funktioniert nur, wenn Einsicht herrscht.
Auch professionell damit umgegangen wird.
Das heißt: So wie sie Dich da in ihr Ding reinzieht, finde ich zu toxisch.

Zitat von BitterTaste:

DAS liest sich allerdings auch wie aus einem Lehrbuch finde ich...

Es sind oft diese zwei Ertrinkenden, die sich gefühlt so wunderbar ergänzen und sich am Ende doch nur in die Tiefe ziehen.

@BitterTaste Wie meinst du das?

Was ich vielleicht noch erwähnen sollte: normalerweise gehen bei mir alle Alarmglocken immer rechtzeitig an.

Einer der Top-Gründe, warum es so intensiv geworden ist, sind unsere gemeinsamen Interessen. Eigentlich ist es geradezu absurd, worin wir überall die gleichen Ansichten haben, gleichen Hobbies und gleiche Vorstellungen. Wir haben die gleichen Bekannten, gleichen Vorlieben... Ich glaube auch nicht, dass sie das nur gesagt hat, um mir zu gefallen.

Vor allem das hat mich relativ geflasht, diese absoluten Gemeinsamkeiten. Halte ich für wichtiger als nur das gute Aussehen. Das wichtigste aber war mir: eine künftige Beziehung auf Augenhöhe, das war schon sehr verheißungsvoll. Darum heißt es ja Auch Partnerschaft und nicht Juniorpartnerschaft...

Zitat von JoeDiMaggio:

Wie meinst du das?

So wie @Snipes es dann schrieb.

Hey ,

Ja, genau so ist es . Als selbst Betroffene fühle ich die andere Seite sehr stark - ihr kennt Euch nicht sehr lange , nicht gut genug , als das Du Ihre Probleme dahinter und Auslöser verstehen könntest .

Es ist richtig , dass Du sie willst und nicht ihre Krankheit -:aber diese gehören dazu und das ist immer hin kein Schnupfen , den man vielleicht alle 2 Jahre bekommt und sich dagegen Impfen lassen kann - sondern es sind Tiefe seelische Wunden ungeahnten Ausmaßes und vor allen Dingen - unkontrollierbar.

Ich möchte Dich an dieser Stelle stark kritisieren, dass Du sehr egoistisch bist und du mit deiner Aussage und Verhalten ihr stark vor den Kopf stößt - du konterst mit Hohn auf Ausreden - auch wenn Du sie ertappt hast - es ist eine Schutz Haltung von ihr , in dem sie für sich prüft , ob es ihr gerade gut geht , mit einem Treffen oder sie dadurch Gefahr läuft , ihre traurige Seele noch mehr zu verletzen .

Es ist nicht ihre Aufgabe, deine Bedürfnisse vollends zu befriedigen - dass brauch auch die Toleranz und Feingefühl des Gegenübers und davon lese ich auf Anhieb recht wenig .

Du bringst gerade , ihr mühsam aufgebautes Leben/ Stabilität durch einander und man lässt sich als depressive nicht ganz so einfach auf jemanden ein .

Wenn die Geschichte zwischen Euch weitergeht, wirst Du Dich darauf einstellen müssen, dass es anstrengend wird und Du das Steuerrad oft aus der Hand geben musst um Kompromisse ein zu gehen .

Ein bisschen liest es sich von Deiner Seite auch schon so , dass Du regelrechtes Love Bombing betreibst - das ist natürlich sehr erdrückend und Du scheinst mir viel Reflexion deinerselbst zu brauchen - da prallen gerade 2 richtige Welten aufeinander .

Magst bzw liebst Du sie wirklich , Kram ein bisschen Einfühlungsvermögen hervor und schreib zur Not hier , um vor einer impulsiven Reaktion etwas runter zu kommen , wir helfen Dir .

Es kann auch ganz lapidar Gründe haben,wenn sie das Treffen verschiebt.
Die Anfahrt dauert schon ein Weilchen mit dem Auto
Dh. Du hättest sie besucht.
Depressive bekommen es zeitweise nicht auf die Reihe,ihre Wohnung aufzuräumen. Dafür schämt man sich, und flunkert.
Nur ein Beispiel.

Hello JoeDiMaggio,

magst du eigentlich irgendwann einmal eine halbwegs beständige Partnerschaft haben?

Oder ist das eher gar nicht dein Ding und du wünscht es dir einfach irgendwie "herausfordernderer, anders, ungewöhnlich"?

Wenn ich ein Gesicht in der Kombination Depressionen + Fernbeziehung kennenlernen würde, würden meine Alarmglocken sehr laut angehen - und ich wäre weg (egal wie intensiv oder besonders sich das gerade anfühlt).

Nur vielleicht so zur Anregung, wenn du magst. Alles Liebe weiterhin für dich!

Zitat von Matroschka:

Magst bzw liebst Du sie wirklich , Kram ein bisschen Einfühlungsvermögen hervor und schreib zur Not hier , um vor einer impulsiven Reaktion etwas runter zu kommen , wir helfen Dir .

Zudem ist eine fachliche Einarbeitung in die Materie unabdinglich.

@Matroschka

Sehr interessant, Kritik kann ja auch zum nachdenken helfen.

Tatsächlich würde ich auf den ersten Blick sagen, dass ich sehr einfühlsam war um ehrlich zu sein, denn ich war auch dann für sie da, wenn ich gerade nicht wirklich Zeit oder Energie hatte, und habe etwa meine Zeit meistens komplett nach ihr gerichtet - da ich ja auch weiß, dass sie ihre Stabilität braucht. Ich habe stets darauf geachtet und gefragt, ob es ihr zu viel ist und sie das Tempo komplett bestimmen lassen was Schreiben, Telefonieren und Verabreden betrifft. Auch die Termine hat stets sie bestimmt, auch wenn es mir eigentlich nicht gepasst hatte - mir war es wichtiger, sie zu sehen.

Das Steuerrad hatte also aus meiner Sicht immer sie. Das Lovebombing wag gegenseitig, denn als ich meinte, ich wolle nicht jeden Tag telefonieren, war sie enttäuscht und sagte, es täte ihr gut so viel zu telefonieren.

Aber geht es ja auch nicht nur um sie, wie du schon sagst es braucht Kompromisse.

Denn ich kann ja schließlich nicht jeden Tag ins Blaue planen und ruhig bleiben, wenn ich wenige Stunden vorher Absagen bekomme und Anfahrt, Abfahrt und so weiter immer wieder komplett neu planen muss. Und Freitag auf Sonntag frei zu halten und dabei in der Schwebe zu sein, dass sie vielleicht doch absagt, ist nicht leicht.

Zum Thema Ausreden: brüsk versetzt zu werden verletzt ja auch mich. Ich hatte sie ganz konkret gefragt, ob sie statt dieser Ausreden einfach mehr Zeit brauchte und dass ich Verständnis hätte - so war es ja ausgemacht. Erst meinte sie nein, ich solle nicht fragen, denn das setze sie unter Druck. Und als ich nicht danach gefragt hatte, wusste ich schlichtweg nicht, wann und wo man sich am Folgetrag trifft und hätte konkret einfach auf Verdacht in den Zug steigen müssen. Das wäre dann ja wohl wirklich bedrängend. Das hat mit Hohn (also wirklich!) nichts zu tun, sondern mit ehrlicher Frustration.