Unterstellungen, Beleidigungen - trotzdem Gefühle

HouseOnFire
Ich bin gerade super fasziniert. In dieser einen Woche hier im Forum hab ich so unglaublich viel gelernt. Es geht mir nicht um irgendwelche Diagnosen, aber dem Kind einen Namen zu geben macht es einfacher. Es fügen sich aktuell viele Dinge und vieleFragezeichen in meinem Kopf verschwinden. Die damit verbundene Reflektion hilft mir so sehr. Auch in Bezug auf eigene Fehler erkennen, diese mit mir ihn Verbindung zu bringen und daran zu arbeiten.
Ein großes Danke an alle, die hier ihren Senf dazu gegeben haben. Es hilft wirklich ungemein!
17.11.2022 19:13 •
x 1

@HouseOnFire
Man nennt solche Menschen im Internet im Hinblick auf das Drama deshalb regelmäßig auch Energievampire: Sie brauchen immer Emotionen von dir, gleich ob negativ oder positiv, um ihre Leere zu füllen, was sie alleine nicht können. Selbstwert, das sich normale Menschen durch eigene Aktionen am Tag (Erfolge, Sport, soziale Interaktion oä) geben, geht bei solchen Menschen nicht. Darum wird mitunter aus Nichtigkeiten ein Drama vom Zaun gebrochen.
Ich hatte mal eine Situation, in der sie mehrere Sachen vorwarf, die ich wahrscheinlich machen würde, da ich ja so und so sei (ich spare mir die Details hier, weil es den Rahmen sprengen würde): Ich als Idiot, der nur dachte Ok, sie hat schlimme Erfahrungen gemacht, dann musst dur ihr eben zeigen, dass all das nicht zutrifft, bewies ihr tatsächlich, dass all das nicht zutrifft, obgleich ich nicht mal in irgendeiner Weise Grund gegeben habe, dass sie mir und meinen Worten so misstraut.

Am Ende war mein Fehler, dass ich sie zu sehr bedrängt hätte durch meine Antworten... Also SIE macht mir aus dem Nichts Vorwürfe, die ich ausräume und sodann ist MEIN Fehler, dass ich sie bedrängt hätte, weil ich geantwortet habe...
Trotz der verkürzten Version finde ich, dass diese Situation die Irrationalität und die Unmöglichkeit des richtigen Verhaltens sehr gut beschreibt, dass ich mich richtig verhalte. Noch klarer wird das anhand der nachstehenden Schilderung:
Bei der nächsten Situation, die so startete, hab ich ihr gesagt, dass das nicht stimmt und ich nun nicht mehr antworten möchte, da sich das das letzte Mal nicht gerade bewährt hat - Halleluja, war ich nun ein ignorantes, sie nicht beachtendes Sch-wein.
Warum ich all das mit mir habe machen lassen? Die Frage stell ich mir bis heute und warum ich es damals nicht erkennen konnte, was da abgeht.

Ich finde den Namen Energievampir ziemlich fies und glaube auch nicht, dass solche Leute das absichtlich machen, um dir zu schaden. Sie selber gehen dabei durch die größere Hölle, da ihr Verstand konstant von ihren Emotionen/Impulsen overruled werden. Dennoch bleibt natürlich ein jeder, ein Mensch mit Verstand, der schon sieht, was er da macht.
Dennoch nennt man Borderline, Narzissten und alles weitere im Cluster B nicht umsonst Persönlichkeitsstörung.
Am Ende trifft es daher zu, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Er ist vermutlich sehr empathisch und sieht, was in dir vorgeht - aber wie sieht es aus mit Mitgefühl? Hat er sich bei Auseinandersetzungen auch mal ehrlich und ernsthaft zurückgenommen für dich?

Was das Schicksalhafte anbelangt - kenne ich :
Wir hatten uns auch vor 5 Jahren kennen gelernt und es hat damals nicht geklappt. Ich dachte damals, es läge an mir (, weil ich nicht ausgeglichen war aufgrund viel, anderweitigen beruflichen Stress und zu viel und sie nicht müde wurde, das zu betonen).
Nun aus dem Nichts, als ich grad privat Probleme hatte, meldet sie sich und es alles wunderschön und wundervoll. Das muss doch Schicksal sein, da einfach alles gepasst hat und uns das Schicksal nach so langer Zeit wieder zusammenführt und insbesondere meine beruflichte Situation erheblich besser und stabil ist und sie mir so bei meinen privaten Problemen hilft.
Tjo, der weitere Verlauf der Geschichte ist wohl bekannt.
18.11.2022 09:09 •
x 1
A
Unterstellungen, Beleidigungen - trotzdem Gefühle
x 3

Scheol
Zitat von Melias: Man nennt solche Menschen im Internet im Hinblick auf das Drama deshalb regelmäßig auch Energievampire

Das ist kein Internet Begriff .
Therapeuten nehmen diesen Begriff , und es gibt Bücher darüber.


https://www.medimops.de/gopalan-susanne...dtEALw_wcB



Die Drama Queen / Drama King wird ein Histrioniker genannt. Histrionische PS.
18.11.2022 10:22 •
x 1

@Scheol ah ok. Danke für die Aufklärung.
Ich hab es bei der Internetrecherche gefunden. Begrifflich trifft es zwar m.E. voll zu, aber da es ja doch sehr martialisch ist, dachte ich, dass es aus dem Internet und kein Fachbegriff ist. Danke daher!
18.11.2022 10:39 •
x 1

Scheol
Zitat von Melias:@Scheol ah ok. Danke für die Aufklärung. Ich hab es bei der Internetrecherche gefunden. Begrifflich trifft es zwar m.E. voll zu, aber da es ja doch ...

Der Begriff wurde irgendwann mal „erfunden“ , da zu beobachten war das die Partner die mit toxischen Personen zusammen war, oft über Energielosigkeit klagten.

Dieses ständige im Unterbewusstsein stattfindende Manipulation kostet Energie . Aber eben auch , durch die ständig Berg und Talfahrt in solch Beziehungen , entsteht oft eine Depression , Burnout , K PTBS oder eben auch Schilddrüsen Probleme die ein schlapp fühlen lassen.
18.11.2022 10:54 •

HouseOnFire
@Melias
Energievampir hab ich meinen Ex, mit dem ich 3,5 Jahre zusammen war, genannt. Aber in etwas anderer Hinsicht als bei dir. Er hatte sich immer tief in Selbstmitleid gebadet, wenn irgendwas passiert ist. Ich hatte es als meine Aufgabe angesehen, ihn da rauszuholen. Die Zustände hielten teilweise tagelang an, was ein extremer Kraftakt für mich war. Ich hatte mich immer hinten angestellt und meine Bedürfnisse waren unwichtig. Es gab in der Zeit nichts, was ich ohne ihn nicht geschafft hätte...Ich war immer Typ erst die anderen, dann ich. Und sein Verhalten hat was mit mir gemacht, das weiß ich. Mittlerweile stelle ich auch Ansprüche und möchte auch mal, das kleine arme Kind sein, das geknuddelt werden muss. Ich stelle mich inzwischen öfter an die erste Stelle (was mit 2019 in kurzer Therapie auch geraten wurde), was natürlich manchmal auch falsch rüber kommt. Vielleicht habe ich die Ansprüche auch mal an falscher Stelle gestellt, was dann als Arroganz angesehen wird. Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass ich deswegen kein schlechtes Gewissen habe. Als ich mich selbst damals für meinen Ex fast aufgegeben habe, hat mir das so viel abverlangt, dass ich das wirklich nicht mehr so will.
In Bezug auf den jetzigen hatte sich das nur leider etwas schwieriger gestaltet, durch die Entfernung, Wochenendbeziehung, Schichtdienst. Wenn ich das Wochenende frei hatte, hab ich da teils wieder auf meine Ansprüche (z.B. zum Sport) verzichtet, weil das auf unsere Zeit gegangen wäre. Und damit hab ich vermutlich bei mir auch unterbewusst Unzufriedenheit gesät, was er natürlich bemerkt hat.

Ich merke gerade, dass es doch einen funken schlechtes Gewissen säht, aber eigentlich sehe ich nicht ein, dem nachzugeben. Es ist nichts falsch daran, für mich einzustehen...
Meine Güte @Scheol, danke für deinen Hinweis mit dem nicht vorhandenen Selbstbewusstsein... was war ich überzeugt, da keine Probleme zu haben...


Zitat:
Am Ende war mein Fehler, dass ich sie zu sehr bedrängt hätte durch meine Antworten... Also SIE macht mir aus dem Nichts Vorwürfe, die ich ausräume und sodann ist MEIN Fehler, dass ich sie bedrängt hätte, weil ich geantwortet habe...

Zitat:
Bei der nächsten Situation, die so startete, hab ich ihr gesagt, dass das nicht stimmt und ich nun nicht mehr antworten möchte, da sich das das letzte Mal nicht gerade bewährt hat - Halleluja, war ich nun ein ignorantes, sie nicht beachtendes Sch-wein.

Ja so ähnlich kenne ich das. Ich antwortete, weil ich mich erklären wollte und das dies und jenes nicht stimmt. Und als Antwort kam ein du und deine sch. Rechtfertigungen. Joa...
Auch immer dasselbe Muster, ich ging drauf ein, es kam zum Streit, ich ging irgendwann nicht mehr drauf ein, und schon kam ein du rennst nur weg, weil du nicht diskutieren KANNST.

Zitat:
Er ist vermutlich sehr empathisch und sieht, was in dir vorgeht - aber wie sieht es aus mit Mitgefühl? Hat er sich bei Auseinandersetzungen auch mal ehrlich und ernsthaft zurückgenommen für dich?

Nein, es musste ausdiskutiert werden, WENN und WANN ER es wollte. Ein ich möchte jetzt nicht reden, bitte giib mir ein paar Minuten wurde so wie oben beantwortet. Es schaukelte sich auf, irgendwann sagte ich dann, dass ich auflege, es ging weiter, bis ich es tat. Teilweise machte er Telefonterror, bis ich wieder weich wurde und ran ging. In normalen Gesprächen verstand er, dass das Verhalten blöd war und es besserte sich auch. Dafür fingen dann die Beleidigungen wieder an.
Selbst wenn er es mal akzeptierte, hielt es nicht lange an. Er hatte kein Verständnis dafür, dass ich oft erst Abstand wollte. Auch das wurde als krank und gestört betitelt.

Die Ironie an dem Ganzen: Bevor ich in der Kurzzeittherapie war, musste ich auch alles sofort ausdiskutieren. Vor allem, wenn ich getrunken hatte. Ich hatte durch die Therapie gelernt, sachlich zu streiten und bekam mich allmählich in den Griff. Dann kam er und alle meine neu gewonnenen Erkenntnisse, waren plötzich falsch und teilweise fiel ich auch ins alte Muster zurück. Also schaukelten sich die Streits wieder hoch.
18.11.2022 11:08 •

HouseOnFire
@Scheol

Zitat:
Dieses ständige im Unterbewusstsein stattfindende Manipulation kostet Energie . Aber eben auch , durch die ständig Berg und Talfahrt in solch Beziehungen , entsteht oft eine Depression , Burnout , K PTBS oder eben auch Schilddrüsen Probleme die ein schlapp fühlen lassen.

Kann ich so bestätigen. Meine Kollegen haben bei mir immer seeehr deutlich mitbekommen, wie ich gelaunt war. Passend zur Beziehung.
Und die letzten Monate war meien Laune im Geschäft wirklich unterirdisch. Zusätzlich dazu kommt noch eine gewissen Frustration, weil ich in dem Bereich nicht mehr so zufireden bin. Aber das kann/konnte ich händeln, wenn der Rest stimmt.
Im Sommer war ich kurz davor mich Burnout-krank schreiben zu lassen...
18.11.2022 11:10 •

Scheol
Zitat von HouseOnFire: ...Ich merke gerade, dass es doch einen funken schlechtes Gewissen säht, aber eigentlich sehe ich nicht ein, dem nachzugeben.

Inwiefern schlechtes Gewissen säht ?

eigentlich siehst du es nicht ein, aber …………….eigentlich siehst du es doch ein

Siehst du es ein oder siehst du es nicht ein ?

Eigentlich gibt es nicht und damit manipuliert du dich selbst. Man siehst daran aber deine Unsicherheit.
18.11.2022 11:16 •

HouseOnFire
@Scheol

Der Gedanke ist: hätte ich mal in der und der Situation nicht darauf bestanden, hätte man sich nicht gestritten. In diesem Zuge kommt dann ein schlechtes Gewissen, woraufhin ich aber wiederum drüber nachdenke und mir klar wird, dass ich dafür kein schlechtes Gewissen haben brauche. Und so geht das Hin und Her.
Unsicherheit trifft es.

Die Frage ist nur woher das bei mir kommt? Darüber werde ich mal nachdenken müssen.

Ich bin sehr harmoniebedürftig, weil meine Eltern sich oft gestritten haben, auch mit mir. Deswegen zucke ich bei dem kleinsten Disput zusammen. Meine Überlebensstrategie war es deswegen irgendwann nachzugeben, meine Meinung zurückzustecken und es gut sein zu lassen. Mein Verhalten war ja schließlich der Auslöser für den Streit. Das war zumindst mein Resümee aus den Streiten.
Gleichzeitig kann ich aber auch wunderbar streiten, war ja jahrelang eine gute Beobachterin. Ich versuche trotzdem jedes Mal meine Meinung kundzutun.
18.11.2022 11:23 •

Scheol
Zitat von HouseOnFire: ...Die Frage ist nur woher das bei mir kommt? Darüber werde ich mal nachdenken müssen.

Ich bin sehr harmoniebedürftig, weil meine Eltern sich oft gestritten haben, auch mit mir. Deswegen zucke ich bei dem kleinsten Disput zusammen. Meine Überlebensstrategie war es deswegen irgendwann nachzugeben, meine Meinung zurückzustecken und es gut sein zu lassen. Mein Verhalten war ja schließlich der Auslöser für den Streit. Das war zumindst mein Resümee aus den Streiten.
Gleichzeitig kann ich aber auch wunderbar streiten, war ja jahrelang eine gute Beobachterin. Ich versuche trotzdem jedes Mal meine Meinung kundzutun.

Erziehung , Prinzipien , Tugenden , Werte ,…. Alles Dinge wo du dich an dir selbst gerade abarbeitest mit den Fragen.

Du bist sehr Harmoniesüchtig schreibst du……. Wenn wir das auseinander nehmen ……SEHR …… süchtig nach Harmonie.

Sucht ist nie gut.

Wo das her kommt , hast du beschrieben . Aus der Kindheit . Oft werden Kinder vom Verhalten so , das sie schlichten wollen, was nicht ihre Aufgabe ist.

Vermutlich gehst du in eine schlichter Position in dei er Beziehung , weil du es in der Beziehung deiner Eltern so gelernt hast.

Als Kind ,… ich komme aus dieser Situation nicht heraus , also versuche ich , egal wie extrem diese Situation ist , sozusagen einen Deal ( ein emotionalen Deal ) auszuhandeln, um die Situation zu regulieren , zu entschärfen , erträglich für dich zu machen.

Deine Überlebensstrategie hast du da entwickelt.
18.11.2022 11:54 •
x 1

HouseOnFire
@Scheol

Ja. Und jetzt bin ich an einem Punkt, an dem ich das so nicht mehr handhaben möchte. Dadurch komme ich in Situationen, die ich in dem Ausmaß nicht kenne. Dafür habe ich keine Überlebensstrategie und keinen Plan, wie ich damit umgehen kann und komme damit mit mir selbst (und anderen) ins strugglen. Fühle mich missverstanden, was das nur noch bestärkt.
Das ist interessant, wirklich.

Ja, Schlichterin. Stimmt. Ich habe immer versucht die Probleme anderer zu lösen. Hab in sehr jungen Schulzeitjahren versucht, andere wieder zusammenzubringen, wenn sie sich gestritten haben. Selbst war ich allerdings kaum in der Lage dazu.
18.11.2022 12:02 •

HouseOnFire
Hey ihr Lieben,
ich möchte euch ein Update da lassen.
Ich habe - welch Überraschung - eine Ehrenrunde hinter mir Ich wusste, was auf mich zukommt, wollte die heiße Herdplatte aber unbedingt noch mal fühlen. Ich rechtfertige mich selbst damit, dass ich hier einiges gelernt habe und das Ganze wenigstens mit etwas mehr Abstand betrachten konnte.
Die Details erspare ich euch, denn die machen den Bock auch nicht mehr fett.

Kurz als Zusammenfassung:
Anfang November Schluss gemacht, man traf sich zur Aussprache, dann wollte er noch eine, dann gab mein limbisches System nach und wir knutschten. Es folgte ein weiteres Date Anfang Januar, wir wollten es langsam angehen lassen und viel an uns arbeiten. Tatsächlich schafften wir es, das ein oder andere in Erfahrung zu bringen (z.B: verschiedene Beziehungsmuster - er ängstlich, ich vermeidend) und Verständnis gegenüber dem anderen zu zeigen. Ab dem Date sahen wir uns allerdings nicht soo oft, wegen Lern- und Arbeitsstress. Ich kam damit klar, er nicht (Verlustangst). Das Verständnis hielt also nicht lang an.
Wohlbemerkt waren wir von meiner Seite aus nicht wieder zusammen, er sah das anders. Wir haben es aber nie definiert.

Die Stimmung war bis Freitag (vor einer Woche) super. Am Samstag eskalierte es dann wieder. Die Gründe sind mittlerweile unwichtig und erspare ich euch. Er war von der ersten Sekunde an auf Krawall aus. Ich ging nicht darauf ein, zeigte ihm Grenzen auf (gaaanz großer Fehler ) und machte diesmal nicht mit. Das Ende vom Lied: Er ließ wieder sämtliche Hasstiraden vom Stapel, nur dass ich diesmal keine Schl. war, sondern eine abartig, kranke Narzisstin.
Ich beendete das Gespräch und blockierte ihn endgültig. Er ruf 15 Mal an (Anrufe werden in der Liste angezeigt, aber nicht durchgestellt), auch mit dem Haustelefon.
Irgendwann schrieb er mir Mails, ich möge doch bitte mit ihm reden.. Ich ließ die Mails zu, weil ein Teil von mir auf einen einigermaßen normalen Abschluss hofft(e). Ich antwortete nur sachlich, dass ich ihm nichts zu sagen habe und er mir eine Mail schreiben kann, wenn es was wichtiges gibt. Hat ihm natürlich nicht gepasst.
Quintessenz: Ich bin ein unglaublich bösartiger Mensch und ich sei sowieso schon beim Nächsten im Bett.

Er drohte an, zu mir zu fahren, woraufhin ich mit der Polizei drohte. Er knickte ein bisschen ein und schrieb auf einer normalen, zugänglichen Ebene. Trotzdem hielt ich das Gespräch von meiner Seite aus knapp und sachlich. Ich dachte, es hätte sich jetzt erstmal erledigt.
Tja, gegen 19 Uhr klopfte es an meiner Tür und ein Häufchen Elend stand da.
Ich ließ ihn rein, Gespräch verlief nicht lang, wir sprachen uns auch nicht wirklich aus. Er bettelte, dass er es so nicht enden lassen will. Man konnte sich darauf einigen einen normalen, menschlichen Umgang miteinander zu pflegen, man umarmte sich, er ging.

Naiv wie ich war, hob ich die Kontaktsperre in WA auf und es ging los: Dass er so viel gespürt hätte bei der Umarmung und dass ich es doch auch gespürt hätte. Ob er denn fahren soll. Ich schrieb ihm, ja das solle er.
Tat er nicht. Es klopfte wieder. Er würde mich so sehr lieben, ob ich ihn wenigstens küssen würde, ob wir es beim fi... belassen wollen. Ich verneinte alles, er nahm mich weinend in den Arm und ging.
Auf der Heimfahrt rief er an, heulte Rotz und Wasser und bettelte ohne Ende. Bis heute. Er will mich nur sehen. Wenigstens freundschaftlich.
Und ich gefühlskalte Narzisstin bringe es nicht übers Herz, ihn wieder zu blockieren, weil ich ihm nicht noch mehr weh tun will.
________

Und nun zum eigentlichen Teil, weshalb ich hier schreibe:

Ich blicke bei ihm nicht mehr durch. Ein Teil von mir möchte wirklich verstehen, was in ihm vorgeht. Ich weiß aber auch, dass ich es nie zu 100% verstehen werde. Meiner Meinung nach, hat er BPS-Züge, ich bin aber keine Psychologin und ich will ihn nicht darauf reduzieren.
Er hat extreme Verlusängste, welche in (für mich) abartiger Eifersucht enden. Und für ihn ist Eifersucht ein Zeichen von Wertschätzug und Zuneigung.. (äh okay...?)

Ich fühle mich mittlerweile wie eine hängengebliebene Schallplatte, weil ich mich nur noch wiederhole. Nichts von dem kommt bei ihm an, bzw. er will es auch gar nicht. Er würde das alles nicht verstehen, weil ich ihn ja vor einer Woche noch gebliebt habe.
Ich habe noch nie jemanden erlebt, der so sehr daran arbeitet, mich zu überreden, weil er mich so sehr liebt. Und gleichzeitig so sehr austickt, wenn er verletzt wird. Und gleichzeitig schafft er es, mir damit ein schlechtes Gewissen einzupflanzen, Schuldumkehr vom Feinsten. Er fragte sogar ernsthaft, ob ich heute mit ihm und seinem Freundeskreis auf den Umzug will. Der meint das ernst und kapiert auf keinem Auge, dass das der dümmste Vorschlag und Zeitpunkt aller Zeiten ist.

Ich bin mittlerweile nur noch genervt, habe absolut keine Lust mehr ihm irgendwas zu erklären. Der Narzisstenvorwurf nagt an mir. Er stützt das darauf, dass es ja eine kranke und nicht normale Reaktion von mir sei, dass ich so kalt, genervt und abweisend bin. Naja, ich habe lange genug diskutiert. Wenn er mich so behandelt, ist es doch völlig verständlich, dass ich resigniere und zu mache. Oder liege ich da falsch? Das kann doch unmöglich für Narzissmus sprechen.

Ich bin einfach nicht für extrem sensible Menschen gemacht, erkenne darin aber auch eine Baustelle bei mir selbst. Ja, ich tue mir leichter mit dem Abschließen, ich trauere ihm auch noch kaum hinterher. Meine Erklärung dafür: ich habe den Bulls.hit zu lange mitgemacht und es reicht mir. Er macht es mir einfach, abzuschließen.

Er kommt kein bisschen damit klar, dass ich ihn nicht mehr ranlasse und nun konsequent bin. Sonst hätte ich ja wenigstens immer noch ein Fünkchen Gefühle gezeigt. (Schon klar). Es schwankt bei ihm zwischen betteln, Schuldumkehr und (leichtem) Gaslighting.
Und trotzdem bin ich gut genug erzogen worden, dass ich Mitleid habe und mir für ihn einen sauberen Abschluss wünsche. Ich schaffe es nicht, ihn endgültig zu blockieren. Ich schätze ihn als Menschen und seine guten Seiten sehr, seine negativen verachte ich mittlerweile.

Hat jemand eine Erklärung oder Erfahrung mit so einem extrem schwankendem Verhalten?
20.02.2023 16:39 •

@HouseOnFire
Ich hab seine Geschichte nicht mehr komplett im Kopf, aber bei Narz. oder Borderlinern (also Leuten des B-Clusters) ist regelmäßig gemein, dass sie emotionale Vernachlässigung oder Missbrauch in jüngeren Jahren erfahren haben.
Zum Beispiel war eine Bezugsperson in Kinderjahren nicht erreichbar, wodurch diese Verlustangst entwickelt wird.

Das innere Kind bleibt erhalten; auch im Erwachsenenalter.
Das hat zur Folge, dass eine Emotionsregulierung nie erlernt wurde. Wenn der Normalo wütend, traurig oä ist, kann er dennoch die Fassung bis zu einem Punkt wahren. Ein B-Cluster erfährt alle Emotionen auf einem 10x höheren Level (Die Zahl ist austauschbar, da nicht messbar, aber zwecks Verdeutlichung), ohne dass die Emotionen reguliert werden können. Das heißt, sie müssen raus. Daher gibt es bei B-Clustern z.B. auch regelmäßig dieses SVV. Das muss nicht nur ritzen sein, kann auch Alk., Dro., ungeschützter GV mit verschiedenen Partnern etc. sein.

Hinzukommen noch sog. Trigger, die mitunter unbewusst sind. Es reicht bei manchen schon aus, dass ein Gesichtsausdruck, eine verspätete Bahn, ein nicht erwarteter Regenschauer etc. auftritt - Also ziemliche Banalitäten, die du vielleicht gar nicht bemerkst und damit nicht antizipierst (Beispiel dazu folgt nachstehend: )

Diese Trigger verursachen dann, dass die Nähe erdrückend ist und er wieder Abstand herstellen muss, weil er sonst durchdreht. Wenn du dann aber weg bist, kickt die Verlustangst rein und er behandelt dich wieder wie eine Königin. Springst du darauf nicht an, muss er seine Strategie ändern und versucht dir ein schlechtes Gewissen zu machen, indem er dich beleidigt und dir damit verdeutlicht, dass du ihn schlecht behandelst. Funktioniert bei dir ja auch irgendwie, oder? Da er seine Emotionen, wie oben beschrieben, nicht regulieren kann und es für ihn 10x so intensiv ist, muss es raus.

Hinzukommend ist die Fantasie mitunter richtig heftig und spinnt Sachverhalte zusammen, die du dir vermutlich nicht ausmalen kannst. Folgendes Beispiel aus einem Interview mit einer Borderlinerin:
Sie erzählt, dass sie mit ihrem Partner am Frühstückstisch sitzt und alles harmonisch. Dann wollen sie einen Ausflug machen. Er fordert sie auf, ihren Teller bitte wegzuräumen. Bei ihr kommt an Er denkt ich bin unordentlich und räume meine Sachen nicht weg. Nur weil er so penibel immer ist und so ordentlich. Wieso findet er mich viel zu chaotisch? Was soll das? Es war doch so schön, wieso macht er das? Wieso macht er alles kaputt - Zack, sie macht ihn zur Sau, weil sie sich angegriffen fühlt und ihre Emotionen nicht regulieren kann.
Noch schlimmer wird es, wenn du nicht ständig parat bist: Ein B-Cluster braucht das wegen der kindlichen Erfahrungen: Wieso geht sie nicht ans Telefon? Wieso erreiche ich sie nicht? Sie hat bestimmt schon längst einen anderen usw.
Und die Folge dieser Gedanken, sind die an dir ausgelebten Emotionen.

Ich bin kein Psychologe aber das ist so ca. das, was ich gelernt habe und sich mit meinen Erfahrungen deckt.

Die Frage für dich von mir: Was hilft dir dieses Wissens nebest des Verständnisses? Ich habe schon mit Leuten mich hier unterhalten, die daraufhin ihr Helfersyndrom wieder erweckt haben und gedacht haben, mit dem Wissen können sie nun alles richtig machen - und das ist ein Trugschluss. Da man selber weniger das Problem ist als der B-Cluster, kann man das Problem auch nicht beheben. Zudem ist man selbst absoluter Anfänger auf dem Gebiet, während der B-Cluster u.U. bereits sein Lebenlang sich Verhaltensweisen angeeignet hat; und du hast ja schon versucht, Grenzen zu setzen und dich auf die Emotionalität nicht einzulassen. Hat irgendwie ja nicht geklappt und er hat dich wieder erreicht.

Ich hatte in meinem Fall ein Abschluss-Gespräch und kann dir sagen, dass es mir keine Erkenntnisse gebracht im Hinblick auf ihr Verhalten. Die von ihr aufgeworfenen Punkte waren so irrational und unsinnig und sollten mich nur triggern. Da ich da nicht drauf eingegangen bin, kamen immer weitere Vorwürfe, die mitunter noch aus Runde 1 (, die bei mir schon inzwischen 6 Jahre her ist,) hinzu. Das passte halt 0. Ich für meinen Teil habe akzeptiert, dass Gehirne unterschiedlich arbeiten und es nichts zu verstehen für mich gibt und andersherum. Dir alles Gute!
21.02.2023 09:38 •
x 1

HouseOnFire
@Melias

Ich danke dir für deine Antwort.
Bei ihm ist es übrigens der Sport...
Ja, du hast Recht, seine Masche hat bei mir sehr gut funktioniert. Mal nüchtern betrachtet: es ist/war schon krass, wie teilweise das Hirn ausgesetzt hat. Wie in Trance ist das ganze abgelaufen...

Mich interessieren die komplexen Vorgänge im Hirn, weshalb ich nach dem Warum frage.
Ich weiß, dass ich niemals ein zufriedenstellendes Verhalten an den Tag legen kann, werde und vor allem will - nicht unter solchen Umständen. Ich habs mehrfach versucht und ich will keine Beziehung führen, in der ich mich verbiegen muss. Wir hatten blöde Bedingungen. Die hatte ich in vorherigen Beziehungen aber auch und es war nie so ein Galama. Diese sind keine Rechtfertigung für das Verhalten. Die Ehrenrunde hat mir nur verdeutlicht, was ich will und was nicht.

Ich denke mit dem Warum versuche ich Hinweise auf meine Baustellen zu bekommen. Ich bin nicht einfach, das weiß ich. (Die Ironie hier: Es gab auch schon Männer, die mit meiner Art zurecht kamen und trotzdem lege ich so viel Wert auf seine Meinung . Sollte ich mir tätoowieren lassen )
Es fällt mir gerade nur schwer den richtigen Ansatz zu finden. Weil ich nicht einschätzen kann, was mein Fehler war und was störungsbedingt ist bzw. was einfach auch an unterschiedlichen Werten lag.
Das wird wohl die Antwort auf deine Frage sein.
21.02.2023 10:25 •

@HouseOnFire Ich kann dir nur sagen, was bei mir war:

Ich habe ihr Verhalten versucht bis ins kleinste Detail zu analysieren, habe jegliche Situationen auseinander genommen und versucht, eine nachvollziehbare Erklärung für alles zu finden.
Warum war sie so? Warum lief es so ab? Wieso ist es im Kern eigentlich genau gleich abgelaufen wie damals in Runde 1, obgleich ich doch dieses Mal die damaligen Probleme anders gehändelt habe; ich bin doch viel weiter usw usw usw

Was ich jedoch nicht erkannt habe: Wieso habe da eigentlich mitgemacht? Wieso sehe ich mich eigentlich nur als Opfer, obgleich ich immer mitgemacht habe? Wieso hab ich nur reagiert?

Wieso sehne ich mich so sehr nach etwas, das mir so schlecht tut? Was ist mit mir kaputt?

Der Punkt ist, dass es leichter ist, den gegenüber zu analysieren und zu verstehen, als sich mit sich selber auseinander zu setzen. Man muss ja nicht auf sich schauen. Ich werde nie vergessen, wie mein bester Freund zu mir meinte, dass er mir eigentlich nur noch zu hören kann. Ich will mich hier als ständiges Opfer ihres Verhalten sehen, weswegen ich auch keine Fortschritte machen. Das hat mich aufwachen lassen und erkennen lassen, dass ich für mich und mein Verhalten und meine Reaktionen selber verantwortlich bin. Manipulation hin oder her; ich hab mitgemacht. Was will ich?

Danach ging es bei mir bergauf und ich habe verstanden, dass ich manches akzeptieren muss (im Hinblick auf sie) und nur mich ändern bzw. verbessern kann.
Denn faktisch muss man schon Anteile mitbringen, um so jemanden anzuziehen.
21.02.2023 10:32 •
x 1
A
x 4




Ähnliche Themen


Top