Liebe Monica,
Du textest hier niemanden zu (zudem ist ein Forum zum Texten da ) und denke, dass es sehr gut ist, dass Du alles raus lässt, Deinen Gedanken freien Lauf lässt.
Ich kann alles, was Dir durch den Kopf geht sehr gut nachvollziehen und wäre gerne mehr darauf eingegangen aber ich habe gerade sehr viel zu tun.
Ja, es ist traurig, dass der Prof. sich so gar keine Mühe mit Dir machte, auch nicht in der Abschiedsmail. Aber das zeigt Dir noch einmal ganz deutlich die Realität zwischen euch und hält Dich davon ab, noch mehr zu investieren und Dich tiefer in diese nicht-Beziehung hinein zu begeben.
Hätte er sich jetzt nur ein wenig mehr ins Zeug gelegt, etwa Gefühle geheuchelt oder sich bemüht, um die wenigen schönen Stunden mit Dir behalten zu können, wärst Du vielleicht drauf eingestiegen und es wäre mit der Zeit immer schwerer für Dich geworden, Dich aus dieser Beziehung zu lösen.
Ganz zu schweigen von den weiteren Verletzungen, die Du Dir durch diesen lieblosen Kontakt zugefügt hättest.
Sein Brief ist die bittere Realität. Aber es ist gut, sie ganz klar zu sehen, statt Deine Fantasie mit Brotkrumen von ihm zu füttern. Denn ehe Du Dich versiehst, verhungerst Du emotional neben diesem Mann, magst Du das auch zunächst einmal durch eigene Gefühle und Träume überdecken.
Und ich kann mir vorstellen, dass Du selbst das, was Du als das Potential zwischen euch wahrgenommen hast, oder einfach nur das Schöne zwischen euch empfunden hast, größtenteils selbst und einseitig erzeugt hast: Du hast Gefühle investiert, schöne Stimmungen erzeugt, Bärchen geschenkt....Aber all das ohne Resonanz. Und hast wohl schon viel zu lange ignoriert, dass dieser Mann sehr lieblos und nicht wertschätzend mit Dir umgeht.
Natürlich hast Du Grund, darüber traurig und enttäuscht zu sein und auch, Dich über ihn aufzuregen...
Aber ich würde die momentane Schwermut und Ernüchterung jetzt einmal dafür nutzen, Dein Beuteschema und Deine Beziehungsmuster unter die Lupe zu nehmen, dich z.B. fragen, warum Du gegenüber einem ignorantem Mann emotional so in Höchstform aufläufst....
Ich sehe diesen völlig gleichgültigen Mann einerseits...Und eine kleine Monica andererseits, die Liebesstimmung erzeugt....Fröhlich, liebevoll um den Ignoranten herum tanzt....Bis sie plötzlich sehr enttäuscht ist und in eine gegenteilige Stimmung überswitcht: die wütende Monica, die ihn als alten Säufer betitelt und Klartext spricht....
Der Prof. vermutete eine Bipolare Störung bei Dir (wenn ich Dich richtig verstanden habe?). Ich weiß gar nicht so genau, was da ist, geschweige denn, dass ich Dir virtuell so eine Diagnose anheften will, aber auch ich hatte den Eindruck, dass Du Dich ihm gegenüber zwischen zwei Extremen befindest: entweder bist Du die liebe, gebende und verständnisvolle Monica (die dann auch viel zu viel einsteckt/erduldet, sich nicht abgrenzt und Lieblosigkeiten ignoriert) oder Du grenzt Dich radikal ab, wirst zynisch und verabschiedest Dich.
Beides wirkt auf mich ein wenig wie ein innerer Monolog ohne ein Gegenüber, das darauf eingeht oder selbst etwas mit einbringt.
Erst die gedankliche Erzeugung eines lieben Mannes, dann die Erzeugung eines Vollidioten. Die Realität liegt wohl dazwischen. Aber mir geht auch gar nicht um die Frage, wie und wer er genau ist, sondern darum, dass Du nach meinem Empfinden Beziehung und Beziehungsabbruch im Alleingang hervorzuzaubern scheinst.
Nochmal: ich will Dir keine Diagnose anhängen, habe aber auch den Eindruck, dass Du Dich zwischen zwei Gefühls.tremen aufhältst. Liebe oder Zynismus und Wut.
Zwischen diesen beiden Extremen liegt vermutlich die Ernüchterung und Trauer.
Und es gibt ja Männer, die Deine Gefühle erwidern würden, ganz ohne großes Engagement Deinerseits, einfach weil sie Dich wundervoll und liebenswürdig finden...Hast Du Dich jemals für einen solchen Mann interessiert?
Zitat:Mit 50 frage ich mich was ich in meinem Leben erreicht habe...............die Bilanz ist ernüchternd.
wenn man gerade Liebeskummer hatte, enttäuscht wurde, Träume geplatzt sind, hat man nicht selten so einen einseitigen negativen Blick auf das eigene Leben und ich bin mir sicher, dass das so nicht stimmt, bzw., dass Du im Falle dass Du jetzt gerade eine wundervolle Beziehung hättest, das alles gaaanz anders sehen würdest
Die Beurteilung unseres Lebens ist gar nicht immer allein von Lebensfakten abhängig ist (was habe ich im Bereich a, b, c erreicht?), sondern von Emotionen.
Ich habe neulich eine enge Freundin getroffen, die es gerade sehr schwer hat...Ein Todesfall in der Familie und sehr viele andere Belastungen. Als wir begannen, uns zu unterhalten, sah sie ziemlich Schwarz...Ihr Leben angeblich ein ziemlicher Irrweg...
Am Ende des Gesprächs war zwar noch immer de Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen da aber sie sagte, dass sie sich endlich einmal wieder erleichtert und befreit fühle und wieder motiviert sei, weiter zu machen...Trotz des Schmerzes war sie voller Energie (ich als ihr Zuhörer übrigens auch ).
In diesem Fall veränderten sich ihre Lebensfakten nicht ein wenig, sehr wohl aber ihre Emotionen...
Was uns Kraft gibt, was erfüllt, ist doch nicht so sehr, was wir genau tun, wie genau unser Leben aussieht, sondern wie wir all das tun und empfinden.
Und das ist schon auch abhängig davon, wie unsere zwischenmenschlichen Beziehungen aussehen. Menschen mit guten Freunden, liebevollen Eltern oder einem gutem Partner usw. empfinden häufig viel mehr Erfüllung, Lebenssinn (und ziehen aus diesen Beziehungen auch die Kraft, ihr Leben ganz praktisch ins Positive zu wenden), als Menschen, die nicht solche Beziehungen haben.
Es gab hier im Forum zahlreiche Menschen, die einen top Job haben, super Aussehen, viele Interessen haben usf., aber keine Zufriedenheit empfinden. Da fehlt eben eine emotionale Komponente...
Ich selbst habe es oft in meinem Leben erlebt, dass ich schwarz sah...Alles schei***, ich habe doch nichts geschafft im Leben...Was bin ich nur für eine Niete!
Und hatte ich dann im Gespräch ein Gegenüber, dass einzig pragmatisch auf meine Probleme reagierte (tu`dies und jenes, verbessere deine Situation wie folgt...usw.), veränderte sich meine Gefühlslage meistens nicht.
Sprach aber jemand gefühlvoll mit mir, wuchs in mir von ganz allein eine Kraft und Lust, einige Dinge in meinem Leben anzugehen, um mein Leben zufriedenstellender zu gestalten. Und sooo eine Niete war ich dann mit einem Mal doch nicht mehr , denn die Verengung in meinem Hirn löste sich auf und ich konnte sehr wohl wieder erkennen, was ich in meinem Leben alles geschafft hatte und setzte damit meine Voraussetzungen als Maßstab und nicht fremde.
Was ich damit sagen will ist dass Du Dir vermutlich durch derartige Beziehungen selbst die Energiequelle abschneidest. Dieses ineinanderfließende Geben und Nehmen zwischen Menschen gibt sehr viel Kraft und stärkt sozusagen das Selbstbild: schaut mich mein Mann, meine Freundin mit einem Blick der Liebe an, sehe auch ich mich so; schaut mich Mann oder Freundin geringschätzend an, sehe auch ich mich entsprechend.
Konfrontierst Du Dich mit einem kaltherzigem, ignorantem Menschen, der Dich dazu noch gering schätzt, so empfindest Du Dich selbst ganz schnell genau so, wie auch dieser andere Mensch Dich (vielleicht) empfindet- als nicht besonders wertvoll, liebevoll usw.
Ist natürlich übertrieben aber wenn man sich immer nur lieblosen Menschen aussetzt, kann es wirklich dahin kommen, dass man selbst nicht mehr so viel von sich hält.
Dennoch haben derartige Gedanken-
Zitat:Zitat:Mit 50 frage ich mich was ich in meinem Leben erreicht habe...............die Bilanz ist ernüchternd.
manchmal auch einen wahren Anteil. Manchmal tut man zu wenig für sich selbst...Und flüchtet sich lieber in eine schöne Gefühlswelt- Verliebtheit, statt Dinge anzugehen, die zu tun sind, um sich wohler mit seinem Leben zu fühlen.
Geht dann der Liebste, tut der Aufprall natürlich sehr weh. Nicht nur der Liebste ist fort, man ist darüber hinaus auch noch mit unangenehmen Lebensfakten konfrontiert.
Ja Autsch und das macht Angst, ist aber eine wunderbare Voraussetzung, um mit ganz nüchternem Blick mal das eigene Leben unter die Lupe zu nehmen: bin ich mit meinem Leben zufrieden, wenn ich es nicht emotional durch Verliebtheit pushe?
Wenn dem nicht so ist, was genau kann ich tun, um meine Situation zu verbessern?
Und bin ich damit wirklich so ganz allein? Oder kann ich mich Menschen zuwenden, die mich bei dem, was anzugehen ist, unterstützen wollen? Mit Menschen, die auch weiter kommen wollen? Und mit Menschen, die Freude an mir haben und umgekehrt?
Ich wünsche Dir einen schönen Tag liebe Monica