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Verlustangst durch Trennung

WillyWichtig
Mal ein Gedanke zu seinem Verhalten:

Das Thema „Nice Guy“ und „White Knight“ fällt mir zu Deiner Geschichte als erstes ein.

Nice Guys denken, sie könnten über gute Taten und immer sehr lieb sein gefallen.

Dazu noch das Rettersyndrom.
(White Knight)

Innerlich sieht es aber oft anders aus!
Diese Männer merken irgendwann, dass sie immer nur geben, geben geben und es trotzdem nicht besser wird.
Geliebt und wertgeschätzt zu werden, als Preis für die ganzen guten Taten.

Aber irgendwann schlägt das in Frust um!
Nicht wenige Nice Guy werden ihre Situation irgendwann regelrecht hassen.
Sie hassen es sich selbst zu verlieren und fühlen sich beengt.
Die vormals so umsorgte Frau, wird auf einmal zum Grund für die verfahrene Situation!
Irgendwann platzt der Knoten und die Reißleine wird gezogen.
Und so kann es passieren, dass genau solche Nice-Guy Männer von jetzt auf gleich verschwinden und sich trennen.
Zum völligen Unverständnis der Partnerin. Weil, er war doch vorher so lieb…

Zu der Familie:

In deinem Fall verlierst du mit diesen Partner auch seine Familie.
Oft ist das auch ein Problem, wenn man einen Partner mit Kindern hat.
Auch zu diesen Kindern wird ja meist eine Beziehung aufgebaut, die dann plötzlich weg ist.
Doppelter Schmerz sozusagen.

Ich persönlich halte es so, dass ich mich nicht zu sehr irgendwo einflechten lasse.
Die Beziehung führe ich ja schließlich auch mit der einzelnen Person und nicht mit der ganzen Sippschaft.
Das ist sicherlich auch zum Selbstschutz bei mir so.

Willy

04.11.2022 15:35 • #31


L
@Klio erstmal wirklich Danke von Herzen, dass du dir immer die Zeit nimmst, so ausführlich zu antworten
Zitat von Klio:
Es ist gut, dass du deine Anteile beleuchtest. Aber es ist nicht gut, dass du denkst, dass du dir Vorwürfe machen solltest. Euer Leben stand die letzten beiden Jahre Kopf; was für ein Übermensch sollst du sein, da auch noch die gesamte Beziehung nur im Positiven kontrollieren zu können? (Und das würde ich auch schreiben, wenn du nicht krank gewesen wärst).
Was wäre gewesen, wenn du immer alles heruntergeschuckt hättest und er somit nicht in seinem Schuldproblem gelandet wäre? Vielleicht hättest du dann alles in dich hineingefressen, hättest eine unbewusste Säuerlichkeit ihm gegenüber bekommen und dich dann selbst getrennt oder er hätte es getan, weil er gespürt hätte, du bist ihm nicht mehr so zugeneigt (nur ein quasi Beispiel, damit du bitte aufhörst die Vorwürfe zu machen. Du hast nicht viel besser machen können und vielleicht hätte sich dieses Besser doch negativ auf die Beziehung gelegt, weil du eventuell in zu große Anpassung, zu viel Kontrolle gekommen wärst. Man weiß es nicht).


Ich danke dir für den Zuspruch! Ich denke, das Problem ist, dass man sich nach so einer Zeit selbst grundsätzlich in erster Linie als Belastung wahrnimmt. Auch unabhängig von der Partnerschaft hat man ja irgendwann das Gefühl, seine Persönlichkeit in Teilen zu verlieren, weil man sie nur noch sehr eingeschränkt ausleben kann. Und ich bin eigentlich ein sehr unternehmungslustiger, spontaner und sozialer Mensch. Es war und ist also schwer für mich, mich mit dem Zustand zu arrangieren und mein Ex-Partner hat mich natürlich ursprünglich als ganz andere Person kennengelernt. Da er wie gesagt aber der introvertierte und ruhige Part ist, habe ich mir hier wegen ihm keine so großen Sorgen gemacht.
Wenn man aber nach der Trennung von außen eigentlich ständig hört ja, du musst auch verstehen, dass er nicht mehr konnte und eigentlich kaum Mitgefühl für die eigene Position erhält, ist das schon hart. Denn ich verstehe ihn ja in diesem Punkt absolut - darum geht es überhaupt nicht. Dass das Wie bei einer Trennung entscheidend sein kann, scheinen die meisten gar nicht auf dem Schirm zu haben.
Er hat mir am Anfang dieser seltsamen Trennungsphase (als er noch halbwegs der war, den ich kannte) gesagt, dass ich mir keine Vorwürfe machen soll. Aber daraufhin hat er mir mit allem was er noch gesagt und getan hat im Grunde die komplette Verantwortung und Schuld zugeschoben. Das ärgert mich einfach mit am meisten, dass er nicht die Verantwortung für seine Fehler übernimmt. Dass er sagt wär halt nicht früher gegangen, wenn man ihn fragt, warum dieser Umzug denn noch sein musste. Er flüchtet einfach vor allem, weil er vermutlich sonst nicht aushält - aber ich halte es genauso wenig aus und flüchte nicht vor meiner Verantwortung.

Zitat von Klio:
Glaubst du wirklich so viele hätten so gehandelt? Es sind natürlich alles nur Bruchstücke aus euren letzten Jahren. Aber wozu geht der Mensch Bindungen ein? Verbundenheit, Gemeinsamsein, Freude, schöne Zeiten usw. aber auch damit jemand in schweren Zeiten da ist. Es geht nicht darum jemanden für sich zu benutzen oder dass jemand gezwungen wird an der Seite zu bleiben, weil es einem nicht gut geht. Wenn wir davon ausgehen, dass wir Menschen Verbundenheit brauchen, dann brauchen wir auch jemanden, der für einen da sein kann und selbstverständlich umgekehrt. Wenn wir uns jemanden vertraut machen, sind wir für ihn verantwortlich. (Große Worte, die direkt eine gesamte Debatte auslösen können). Zumindest sehe ich das so; ich wünsche mir von mir jemandem gegenüber so zu handeln, ich wünsche mir dies von meinem Gegenüber zu erfahren; ich weiß ich kann es nicht erwarten, aber ich darf darüber enttäuscht sein.

Hier finde ich deine Einstellung auch sehr schön. Ich sehe das genau wie du - wer sich tief auf einen anderen Menschen einlässt und ihn an sich bindet, trägt Verantwortung. Selbstverständlich hat jeder das Recht, sich jederzeit zu trennen, aber dennoch die Verantwortung keinen völlig kaputten Ex-Partner zu hinterlassen, wenn das irgendwie möglich ist. Vermutlich hängt meine Sicht da auch wieder mit meiner fehlenden Familie zusammen und dementsprechend damit, dass mir Bindungen überdurchschnittlich viel bedeuten. Mir ist einfach sehr bewusst, dass der jeweils andere Part mit dem weiterleben muss, was ich ihm zum Abschluss mitgebe und das nehme ich sehr ernst. Egal wieviel Streit und Schwierigkeiten es in der Beziehung gab, bei einer Trennung möchte ich einen guten Abschluss finden und meine Zeit mit der anderen Person wertschätzen. Und ja, darüber, dass mein Ex offensichtlich darauf schei., wie ich damit weiterleben muss - das enttäuscht mich unsagbar doll.

Zitat von Klio:
Geht er generell in Extreme?
Kennst du da sonst noch ein Beispiel für dich?
Erklärungen mag es auch hier viele geben - Selbstschutz, schlechtes Gewissen verdrängen, eventuell auch Rache (unbewusst) - ich habe die Jahre so viel für dich getan und zurückgesteckt, immer alles auf mich genommen, jetzt bin ich endlich Mal dran...

Ganz ehrlich: extrem wäre zu jedem Zeitpunkt unserer Beziehung das allerletzte Wort gewesen, was mir zu ihm eingefallen wäre Außer vielleicht extrem ehrlich und aufrichtig - da hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt.
Deswegen ist das ja alles so unfassbar. Wie er sich während der Trennung und danach verhält, ist einfach nur fremd und besonders die dafür nötige Klarheit und teils auch Gnadenlosigkeit, die er an den Tag legt, killt mich.

Zitat von Klio:
Sieht er die gesamte Beziehung nur noch so negativ?
Sicherlich wirst du auch Fehler gemacht haben, aber ich finde aus ein paar Zeilen geht auch hervor, dass er von eurer Beziehung in seiner Entwicklung profitiert hat - Verringerung des Alk.konsums, Möglichkeiten/Unterstützung zur Reflexion und Selbstannahme und sicherlich noch einiges mehr.

Ich habe keine Ahnung, weil er zu unserer Beziehung nicht mehr viel gesagt hat. Das was er gesagt hat, war durch die Blume ein Infragestellen der letzten zwei Jahre (Ich glaube ich habe einen Teil von mir abgespalten etc.), was ich für sich genommen schon heftig finde. Würde mir nie einfallen, jemandem bei ner Trennung auch noch Zweifel an der Vergangenheit um die Ohren zu ballern.
Während der Beziehung hat er mich wirklich immer sehr wertgeschätzt und mir das auch oft gesagt - aber eben auch in den letzten zwei Jahren. Und dadurch fühlt sich alles das nun nicht mehr besonders echt an.
Sein Abschlussfazit Du wirst immer Teil meiner Lebensgeschichte bleiben war das Maximum was da kam. Wertschätzung kann man das wohl nicht nennen.

Der Klopper für mich ist, dass ich die ganze Zeit versucht habe, ihm Verständnis entgegenzubringen und es ihm scheinbar trotzdem nicht genug ist. Ich habe bei jedem Kontakt meinen Standpunkt ruhig dargelegt. Ich habe nicht geschrien, nicht um mich geschlagen, war keine creepy Ex und bin ohne Diskussion ausgezogen. Ich weiß halt echt nicht, was man von mir in meiner Situation noch verlangen will. Trotzdem hat er mir bei unserem letzten schriftlichen Kontakt wieder mangelndes Verständnis vorgeworfen. Es wirkt auf mich auch, als wäre er wahnsinnig beleidigt, dass ich ihn nie nach seinem Befinden und seinen Plänen frage. Dass das für mich gerade die Konsequenz aus seinem Verhalten ist, versteht er nicht. Er jammert unheimlich viel über seine Lebenssituation (weiß wohl nicht, wohin mit sich nun), aber was soll ich dazu bitte sagen?
Zuletzt bin ich auf eine Sprachnachricht (wir mussten noch was Organisatorisches klären) umgestiegen, weil ich die schriftlichen Missverständnisse satt hatte und eben einfach kein Interesse an Gezicke zum Abschluss. Ich habe ihm in dem Zuge dann auch gesagt, dass es bei mir zuhause gerade wirklich sehr schwer ist, weil wir alle erneut Covid hatten und meine Mutter mit ihren schweren chronischen Vorerkrankungen das fast nicht überlebt hätte. Natürlich habe ich ihm auch gesagt, dass das nun nicht mehr seine Baustellen sind, aber dass es mir einfach darum geht, dass bei mir das Leben auch weiterläuft und im Hintergrund Dinge passieren, die mich zusammen mit allem anderen was zwischen uns vorgefallen ist, nicht immer super freundlich und zuvorkommend reagieren lassen. Gerade weil ich nun eben allein mit allem zurechtkommen muss.
Auf diese Nachricht hat er bis heute nicht reagiert. Eineinhalb Wochen lang. Ohne Worte, denn er kennt meine Mutter extrem gut und sie hatten immer ein gutes Verhältnis.

06.11.2022 13:37 • #32


A


Verlustangst durch Trennung

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L
@WillyWichtig Danke für deine Erläuterung! Das ist total interessant und ich bin ganz sicher, dass mein ex ein Nice Guy ist bzw. war.

Zitat von WillyWichtig:
Innerlich sieht es aber oft anders aus!
Diese Männer merken irgendwann, dass sie immer nur geben, geben geben und es trotzdem nicht besser wird.
Geliebt und wertgeschätzt zu werden, als Preis für die ganzen guten Taten.

Aber irgendwann schlägt das in Frust um!
Nicht wenige Nice Guy werden ihre Situation irgendwann regelrecht hassen.
Sie hassen es sich selbst zu verlieren und fühlen sich beengt.
Die vormals so umsorgte Frau, wird auf einmal zum Grund für die verfahrene Situation!
Irgendwann platzt der Knoten und die Reißleine wird gezogen.
Und so kann es passieren, dass genau solche Nice-Guy Männer von jetzt auf gleich verschwinden und sich trennen.
Zum völligen Unverständnis der Partnerin. Weil, er war doch vorher so lieb…

Ja, ich denke das ist eine perfekte Beschreibung des Sachverhaltes. Bei meinem Ex hatte man das Gefühl, dass er sich auch innerlich bis zum letzten Moment dagegen gesträubt hat, dass ich sein Problem sein könnte. Und dann schlug das plötzlich darin um, dass nur noch ich das Problem sein sollte.
Ziemlich bitter auf jeden Fall für solche Nice Guys, dass sie mit ihrem Verhalten bei Frauen ja per se nur erreichen können, dass sie nicht wirklich wertgeschätzt werden. Sie graben sich ihre Grube mit dem bedingungslos lieben Verhalten immer tiefer und wenn sie nicht mehr können, ist die Frau schuld. Na toll...

Zitat von WillyWichtig:
In deinem Fall verlierst du mit diesen Partner auch seine Familie.
Oft ist das auch ein Problem, wenn man einen Partner mit Kindern hat.
Auch zu diesen Kindern wird ja meist eine Beziehung aufgebaut, die dann plötzlich weg ist.
Doppelter Schmerz sozusagen.

Ich persönlich halte es so, dass ich mich nicht zu sehr irgendwo einflechten lasse.
Die Beziehung führe ich ja schließlich auch mit der einzelnen Person und nicht mit der ganzen Sippschaft.
Das ist sicherlich auch zum Selbstschutz bei mir so.


Ja, es ist unwahrscheinlich bitter! Anfangs dachte ich auch, dass ich nie wieder so eine enge Beziehung zur Familie des Partners aufbauen werde. Mittlerweile denke ich aber, dass das für mich persönlich keinen Sinn ergibt. Zwischenmenschliche Beziehungen machen mich glücklich und wenn es am Ende nur temporäres Glück ist, dann war es immerhin welches. Ohne Verletzbarkeit gibt es nunmal keine tiefe Verbindung....

06.11.2022 13:46 • x 1 #33


Klio
Hallo Lilly,

Zitat von Lilly22:
Dass das Wie bei einer Trennung entscheidend sein kann, scheinen die meisten gar nicht auf dem Schirm zu haben.

Das trifft genau den Punkt. Es geht um die Wertschätzung der gemeinsamen Zeit, auszuhalten, sich einzugestehen dem anderen weh zu tun und sich seiner eigenen Anteile zu bekennen. Einige verstehen dies nicht. Sieh es einmal anders - was sagt das über deine Bekannte aus, die das nicht nachvollziehen können? Ein anderer Gedanke ist, dass viele auch erst etwas auf der Gefühlsebene nachvollziehen können, wenn sie etwas Ähnliches erlebt haben.

Zitat von Lilly22:
Mir ist einfach sehr bewusst, dass der jeweils andere Part mit dem weiterleben muss, was ich ihm zum Abschluss mitgebe und das nehme ich sehr ernst. Egal wieviel Streit und Schwierigkeiten es in der Beziehung gab, bei einer Trennung möchte ich einen guten Abschluss finden und meine Zeit mit der anderen Person wertschätzen. Und ja, darüber, dass mein Ex offensichtlich darauf schei., wie ich damit weiterleben muss - das enttäuscht mich unsagbar doll.

Es ist schwer zu akzeptieren, dass man dem anderen vermutlich, vermeintlich nicht so viel wert ist, wie andersherum. In uns besteht ein großer Wunsch, dass wir jemandem so viel wert sein können; wird dieser gebrochen entsteht Verletzung. Nur was ist er sich selbst wert? Wäre er sich selbst genug wert gewesen, hätte er seinen Unmut dir gegenüber äußern können. Wie soll er dich ernsthaft auf bedingungsloser Art und Weise wertvoll behandeln können, wenn er selbst über sich hinwegsieht?

Zitat von Lilly22:
Würde mir nie einfallen, jemandem bei ner Trennung auch noch Zweifel an der Vergangenheit um die Ohren zu ballern.

Mhm das habe ich auch erlebt und es ist schwerlich zu begreifen. Man macht sich nur noch mehr Vorwürfe, wieso man das nicht vorher bemerkt hat. Es ist Rechtfertigung, Verteidigung seiner Taten und Entscheidung und Nachtreten (feige, unreif und noch viel bösere Worte...) Er gräbt sich damit selbst eine Grube. Wenn für ihn vor 2 Jahren die Beziehung bereits stark im Zweifel stand und er nicht agiert, es am Ende alles auf dich abwälzt ist er irgendwie auch ein Lappen. Verzeih diese lapidare Bezeichnung. Dies Art und Weise sich so zu trennen taucht anscheinend recht häufig vor.

09.11.2022 23:07 • x 1 #34


L
Nach einigen Monaten melde ich mich nun mal zurück. Ich bin vor ein paar Tagen in diesen Strang zurückgekehrt und es hat mir irgendwie gut getan, eure Analysen noch einmal zu lesen.
Momentan geht es mir nicht besonders gut. Die Trennung ist schon sage und schreibe 8 Monate her und ich bin sicher, dass ich längst viel weiter sein könnte, wenn ich nicht A) immer noch mit der Fassungslosigkeit über meinen Ex kämpfen würde (Spoiler: er hat sich nie wieder gemeldet - wohl wirklich ein Lappen) und B) gesundheitlich weiterhin so am Ar. wäre, dass all die werde die beste Version deiner Selbst-Ratschläge bei mir leider nicht greifen.
Das ist insgesamt meine größte Frage: Was tut man, wenn quasi alle Lebensbereiche auf Eis liegen, weil es einem körperlich zu schlecht geht, um aktiv etwas zu verändern? Ich habe das Gefühl, mich dauerhaft im Kreis zu drehen. Alle Möglichkeiten, die mir einfallen würden, um mich besser zu fühlen, fallen weg. Ich bin finanziell enorm eingeschränkt, kann keinen Sport treiben, um mich abzulenken und arbeitsunfähig bin ich auch nach wie vor. Das soll nicht mitleiderregend wirken - es ist lediglich eine Feststellung.
Falls hier also irgendjemand sein sollte, der Optionen gefunden hat, mit dem Ex abzuschließen, wenn man sein Ego nicht pushen kann - ich nehme die Ratschläge gern!

18.03.2023 20:06 • x 1 #35


ImBlindflug
Zitat von Lilly22:
Falls hier also irgendjemand sein sollte, der Optionen gefunden hat, mit dem Ex abzuschließen, wenn man sein Ego nicht pushen kann - ich nehme die Ratschläge gern!

Habe ich zwar noch nicht, aber ich hänge zumindest nicht mehr soooo sehr an der Geschichte, der Trennung, der Beziehung. Also meistens.
Mir hat geholfen:
• Klinik und Therapie
• Menschen, denen ich schonungslos sagen kann, wie es mir geht (die meisten davon sind tatsächlich aus der Klinik weil die wenigsten nachvollziehen können, wenn man auch 9 Monate nach der Trennung sagt heute ist Mal wieder ein Tag an dem ich nicht mehr existieren möchte)
• Garten, Gartenarbeit, Jahreszeiten wahrnehmen, gucken ob der phänologische Kalender stimmt
• Achtsamkeitsübungen
• Projekte, z.B. aus Restholz Beetrahmen bauen, Handtuchgerät reparieren, Kleidung selbst nähen oder geschenkte Kleidung optimieren, ...
• seine schlechten Seiten überbewerten, mir immer wieder in Erinnerung rufen, was ich jetzt ohne Diskussion oder Abwertung so machen kann (bestimmte Schuhe tragen, Mantra singen gehen, früh aufstehen und früh ins Bett gehen, *beep* baden, Arte Dokus und Filme sehen, ...)
• neue Dinge alleine ausprobieren (die er NIE mitgemacht hätte): Forumstreffen, Mantra singen, kostenlose Garten-Online-Seminare, keinen Alk. Zuhause haben, ganz in schwarz gekleidet sein aber bunte Schuhe anhaben, ...)
• in den Wald gehen oder auf dem Friedhof spazieren gehen
...

Meine Situation ist zumindest ähnlich. Ich bin nach wie vor im Krankenstand, da das Gehalt zu ca 30-40% aus Schichtzulagen bestand, reicht das Geld kaum.
Aber ich versuche mich mit Kleinigkeiten zu stärken. Festzustellen dass ich gut alleine kann. Akzeptieren, dass er das nicht mehr wollte. Versuchen, mich kennen zu lernen (stehe ich lieber früh oder lieber spät auf? Was mag ich wirklich machen? Wer bin ich und was will ich?). Neue Pläne und Ziele entwickeln. Eigene vor allem.

18.03.2023 20:59 • x 2 #36


ImBlindflug
Und eine lustige kleine Übung hab ich auch noch:
Ich bin ständig völlig angespannt, manchmal, wenn mir das auffällt, lasse ich ganz bewusst locker und denke mir dabei dich lasse ich auch los, unsere Beziehung lasse ich auch los.

18.03.2023 21:06 • x 1 #37


L
Magst du schreiben, was dein gesundheitliches Problem ist oder zumindest wie es dich einschränkt. Kannst du zum Beispiel das Haus verlassen, dich bewegen? Ist es absehbar, wann es dir besser geht?

18.03.2023 21:17 • #38


ratlady
Der Anfang dieses Threads ist ja schon etwas älter - aber da die letzten Antworten jüngeren Datums sind, wollte ich mich hiermit einfach mal mit einklinken (mein erster Beitrag btw).

Ich hab alles grob überflogen und musste echt schlucken. Mein Freund hat sich vor zwei Monaten von mir getrennt. Wir waren etwas über 7 Jahre zusammen. Das war für uns beide die erste richtige Beziehung (ich bin 30, er ist 26).
Und auch wenn wir definitv - auf beiden Seiten- schon länger Probleme hatten und die Beziehung so definitv nicht gesund weiter zu führen gewesen wäre, war ich doch total vor den Kopf geschlagen als er mir dann die Trennung ausgesprochen hat. In den Wochen davor hat er sich immer weiter von mir zurück gezogen (auch körperlich), und ich hab gemerkt, dass was im Busch ist, dass ihn was sehr beschäftigt. Und daher hab ich angefangen zu kämpfen. Ich hab meine eigenen Baustellen angegangen und in die Hand genommen, ich bin aktiv geworden. Ich hab mir in Foren und auf Internetseiten durchgelesen, wie man mit schweigsamen Leuten, die nicht gut mit Worten umgehen können (er) am besten kommuniziert ohne sie unter Druck zu setzen. Ich hab mir Hoffnungen gemacht. Und dann kam der Schlag. Und zwar mit Argumenten, mit Problemen, die ich immer wieder über die Jahre hinweg angesprochen habe und über die ich reden wollte. Ich wollte, dass er mir sagt wenn ich ihn (aus Versehen) verletzte, dass er mir auch ruhig mal die Meinungh geigen kann, dass er sich sehr gern auch mal mit mir streiten kann, wenn ihm etwas so richtig gegen den Strich geht. Er hat es nie geschafft....Letzten Endes musste ich mir immer selbst zusammen reimen was angeblich in ihm vorgeht. '
In den letzten Wochen vor der Trennung hat er mit vielen Freunden und Familienmitgliedern auf seiner Seite gesprochen (seine Aussage).....aber mir gegenüber konnte er das alles nie aussprechen...
Ich hätte dieser Beziehung so gern noch eine Chance gegeben. Ich hätte so gern mit ihm für diese Beziehung gekämpft.
Jetzt sitze ich hier, zwei Monate danach. Er ist nach und nach ausgezogen und hat diese Woche die letzten Sachen mitgenommen. Und ich sitze in der gemeinsamen Wohnung, allein, mit leeren Regalen, und komme nicht weiter.
Wir haben uns zwar im Guten getrennt, und er würde gerne Freunde bleiben. Aber soweit kann ich noch gar nicht denken. Ich muss zuerst lernen ihn romantisch los zu lassen, bevor ich überhaupt an Freundschaft denken kann....
(Das war jetzt wirklich sehr grob umrissen)

18.03.2023 21:26 • x 1 #39


ImBlindflug
Nichts körperliches.
Einfach nur ne kaputte Psyche.
Depressionen, Burn-Out wie es landläufig heißt.
Deswegen könnte ich das Haus verlassen. Aber meistens überfordern mich Menschen, das Angebot im Supermarkt, das Leben. Dann bleib ich im Garten. Oder wenn alle der WG Zuhause sind sogar im Zimmer. Aber meistens geht's, und zunehmend öfter.
Reisen und tanzen gehen waren für mich bisher totale Kraftquellen. Das geht gerade aber nicht, weil ich kaum Geld habe und ich wegen meiner kranken Mama nicht länger weg möchte, mir Menschen zu viel sind.

Diesbezüglich unterscheiden sich unsere Situationen also schon sehr.
Ich könnte mich bewegen, ich könnte raus.
Und absehbar wie lange das noch dauert ist das nicht.

18.03.2023 21:31 • x 1 #40


L
Zitat von ImSturzflug:
Nichts körperliches. Einfach nur ne kaputte Psyche. Depressionen, Burn-Out wie es landläufig heißt. Deswegen könnte ich das Haus verlassen. Aber ...


Ich glaube du hast meine Post so gelesen, als wäre er von der TE gewesen. Wir haben nur ähnliche Namen.
Es ist schon mal gut, dass du selbst merkst, dass du angespannt bist. Klingt so, als hättest du ne Daueranspannung und das verstärkt die negativen Gefühle. Du kannst dein System wieder ans Loslassen gewöhnen, wenn du es regelmässig mehrfach am Tag machst. Schon in der Früh mal den ganzen Körper bewegen und lockern, ausschütteln. Oft ist der Kiefer auch sehr angespannt, da kannst du mit den Fingern die Wangen nach unten streichen oder du fährst mit der Zunge an den Zähnen innen und aussen entlang.
Auch mit der Atmung lässt sich viel machen. In den Bauch atmen und länger ausatmen als einatmen.
Überhaupt lässt es sich leichter aus dem Gedankenkarussell aussteigen, wenn man sich wohlwollend mit dem eigenen Körper beschäftigt, ihn bewegt, entspannt und Wahrnehmungsübungen macht.

18.03.2023 21:53 • #41


ImBlindflug
Zitat von Lillilli:
Ich glaube du hast meine Post so gelesen, als wäre er von der TE gewesen. Wir haben nur ähnliche Namen.

Ups, du hast Recht, sry!
Vor allem an die TE, ich wollte das hier nicht mit meinem Zeug sprengen.

18.03.2023 22:24 • #42


Scheol
Zitat von Lillilli:
Ich glaube du hast meine Post so gelesen, als wäre er von der TE gewesen. Wir haben nur ähnliche Namen. Es ist schon mal gut, dass du selbst ...

Ich hatte es auch so verstanden , das du sie aufforderst es zu erzählen hier.

18.03.2023 22:33 • #43


L
Hui, hier ist ja richtig was los!
Danke für eure Antworten! Alles in Ordnung, @ImSturzflug. Du kannst gern von dir erzählen!
Bei mir ist das Problem rein körperlich - heftiger Fall von Long Covid direkt aus der ersten Coronawelle damals. Schleppe den Schei* also schon seit drei Jahren mit mir rum. Es sind in erster Linie Nervenschäden und mein autonomes System kann sich nicht mehr richtig regulieren. Ich kann das Haus schon verlassen, bin aber bei sehr vielen Bewegungen eingeschränkt und wenn ich zu viel mache, rächt sich das mit einer Zustandsverschlechterung (bekannt als Fatigue). Planen ist für mich daher schwierig und jeder Tag ist anders. Eine Prognose kann einem bei Long Covid leider niemand geben.
Dadurch dass es nun schon so lange so geht, bin ich aber auch einfach sehr entmutigt. Der Umzug in die neue Wohnung mit meinem Ex im letzten Jahr war für mich der Neuanfang, den ich brauchte nach einer extrem schlimmen Zeit. Ein Wohlfühl- und Zufluchtsort. Dass ich aus diesem gerade neu geschaffenen Zuhause dann nach so kurzer Zeit wieder ausziehen musste, meinen Partner und quasi mein ganzes Leben verloren habe, hat mich echt langfristig gekillt. Das Fass ist einfach übergelaufen. Und ich merke auch nach über einem halben Jahr noch, dass das Trauma in Etappen mit Macht zurückkommt, um dann auf einer noch tieferen Ebene erneut bearbeitet werden zu wollen.
Es ist vor allem schwer, mit der Wut umzugehen, wenn man sie nicht körperlich rauslassen kann. Grashalme ausreißen reicht irgendwie nicht

18.03.2023 23:02 • #44


ImBlindflug
Zitat von Lilly22:
Es ist vor allem schwer, mit der Wut umzugehen, wenn man sie nicht körperlich rauslassen kann. Grashalme ausreißen reicht irgendwie nicht

Ich kenne Menschen, denen Bäume anschreien/im Wald brüllen hilft.
Sofern die Lungenkapazität ausreicht.

18.03.2023 23:06 • #45


A


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