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Völlig zerbrochen - Trennung nach 30 Jahre

K
Zitat von Matida:
Wie habt ihr in eurem Verlassenen-Bewältigungs-Prozess das mit der Angst erlebt? Oder erlebt es noch? Es kommen immer wieder Tage, so wie gestern ...

Hallo Matida, Angst hatte glaube ich nur in den ersten Monaten, danach kam einfach nur die Einsamkeit, das Vermissen der Gemeinsamkeit, das immer jemand da ist, der neben dir liegt, den du alles fragen kannst, der mit dir zu Freunden und auf Feiern geht, der dich tröstend in den Arm nimmt, wenn du traurig bist. Mit dem du eben halt alles teilen kannst. Und das ist jetzt eben nicht mehr so.

Ich denke schon beinahe, dass ich gar nicht ihn vermisse, sondern wirklich unser Leben. Aber sicher bin ich mir auch nicht.

Ich habe gelesen, dass du jetzt Tabletten bzw. Tropfen nimmst. Ich hatte 3/4 Jahr Citalopram, ich kann dir ehrlich nicht sagen, ob es mir geholfen hat, egal, ich wollte es jetzt nicht mehr und habe es ausschleichen lassen. Ich weiß inzwischen, dass es nur die Zeit bringen kann. Und ich kann Dir nur sagen, kämpfe, kämpfe, kämpfe. Gegen die Trauer, die Ängste, die Lustlosigkeit, gegen all die negativen Gedanken. Weine, aber hör auch wieder auf. Ich bin auch soooo müde und kaputt nach 1,5 Jahren, aber ich habe das Gefühl, es wird besser. Und nur das ist das Ziel, dass wir irgendwann wieder wir selbst sind. Und auch Ängste gehören sicherlich dazu.

So, und wenn Du heute einen schlechten Tag hast ist das ok, es werden noch viele schlechte Tage kommen, bleib hier im Forum, es hilft ungemein. Ich drück Dich und hoffe, dass Du ein wenig schlafen kannst.

29.04.2024 21:49 • x 2 #166


H
Zitat von Matida:
Wie habt ihr in eurem Verlassenen-Bewältigungs-Prozess das mit der Angst erlebt? Oder erlebt es noch? Es kommen immer wieder Tage, so wie gestern ...

Die Angst verschwindet langsam mit jedem Erfolgserlebnis. Das muss nichts großartiges sein. Deshalb ist aufschreiben, was dir gut gelungen ist, ein gutes Mittel. Allerdings gehört die Angst zum Leben dazu. Ganz verschwinden wird sie nicht. Und verkriechen wäre ganz verkehrt. Was soll das bringen?

29.04.2024 21:53 • x 2 #167


A


Völlig zerbrochen - Trennung nach 30 Jahre

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Elfe11
Zitat von Matida:
Habt ihr ein Mittel dagegen gefunden?


Peter Beer bietet speziell zu Angst und Panik tolle Meditationen auf Youtube an. Hör' einfach mal rein vor dem Schlafengehen. Mir hilft immer auch Kuscheln mit den Miezen, Entspannungsmusik und Selfcare Übungen.

29.04.2024 21:56 • x 1 #168


U
Zitat von Matida:
Fühle mich dem Gefühl völlig ausgeliefert, ganz furchtbar.

Ging mir auch so. Bei mir war es auch konkret Zukunftsangst finanziell: Als Paar war unsere Perspektive fürs Alter/Rentenzeit entspannt. Aber mit eigenem Haushalt, alles allein?

Mir hat geholfen, die Augen aufzumachen, hinzuschauen und Sachen zu entscheiden - gestalten.

Zuerst war lange Verkriechen. Ich hatte aber irgendwann das Gefühl, alles schlägt über mir zusammen. Als ich dann angefangen habe, z. B. sowas wie Versorgungsausgleich durchzurechnen, unser Vermögen aufzuschreiben etc. etc., ab da wurde es besser.

Ich habe mich, quasi unter Schmerzen, entschieden, mein Leben aufzuräumen und die Trennung zu organisieren, und zwar jetzt (das war letztes Jahr).

Aber wie gesagt: Nach dem Verkriechen und weil genau das Verkriechen mir irgendwann mehr Angst gemacht hat als die Trennung.

Für mich war das der richtige Weg: Ich wurde ruhiger, als ich z. B. sah, dass es finanziell nicht so entspannt sein wird, aber irgendwie ok.

Die Trennung mit/nach Affären - der war ich ausgeliefert. Aber mein Leben: da konnte ich mitentscheiden. Es war heilsam, das zu merken und zu tun.

29.04.2024 22:30 • x 2 #169


C
Doch, ich hatte auch Angst - vor allem die, das neue Leben nicht zu packen. Recht schnell habe ich gemerkt, dass diese Angst, wie die Trauer, in Wellen kommt und auch immer wieder verschwindet. Ich habe sie dann einfach vorüberziehen lassen.
Ich drück' Dich mal - es wird besser, versprochen. Demnächst solltest Du ja auch etwas die Wirkung des ADs spüren, denke ich.

29.04.2024 22:31 • x 1 #170


Birkai
Zitat von Matida:
Angst vor der Zukunft, vorm Alleinsein, vor der Arbeit, eigentlich vor der ganzen Welt da draußen.

Das kenne ich gut. Am Anfang war ich tagelang wie gelähmt.

Zitat von Matida:
Habt ihr ein Mittel dagegen gefunden?

Mein Mittel sind Pläne und Wünsche. Darauf fokussiert mindert es meine Angst. Aktuell ist es die Sanierung und Einrichtung der neuen Wohnung.

Ich glaube es ist auch wichtig die Ängste zu sezieren. Was genau macht Angst und wie realistisch ist dies? Welche Mittel gibt es dagegen?

Das hilft mir immer weiter.

29.04.2024 23:08 • x 2 #171


DieSeherin
Zitat von Matida:
Es kommen immer wieder Tage, so wie gestern und heute, an denen ich einen riesigen Angstklumpen in mir trage, Angst vor der Zukunft, vorm Alleinsein, vor der Arbeit, eigentlich vor der ganzen Welt da draußen.


oh gott, ja... die angst!

mir hat gegen die angst geholfen, dass ich mir das schlimmste anzunehmende mal aufgeschrieben habe und zu diesen horrorszenarien pläne gemacht habe. also, ich habe mir die frage gestellt: was tust du denn, wenn xyz eintritt? und dazu habe ich dann check-listen gemacht, was es dann zu organisieren gilt.

zwar eine etwas seltsame methode, hat aber bei mir funktioniert.

(ich habe das das letzte mal geamcht, als mein mann eine große herz-op hatte. da habe ich seine beerdigung geplant und überlegt, was ich dann alles organisieren muss - da war ich so beschäftigt, dass ich gar keine zeit zum angst-haben hatte)

30.04.2024 09:05 • x 3 #172


Birkai
Zitat von DieSeherin:
zwar eine etwas seltsame methode, hat aber bei mir funktioniert.

Kurz nach der Trennung hatte ich (gedanklich) schon den Makler für das Haus beauftragt .

Kann deine Herangehensweise gut nachvollziehen.

30.04.2024 11:04 • x 1 #173


M
Ihr lieben, habt Dank für eure Tipps und Erfahrungen, ich schau mal, was für mich davon gut passt. Gestern habe ich mich mit meinem Angstgefühl - dem mit rationalem Denken einfach nicht beizukommen ist - ins Bett verzogen, um schnell einschlafen zu können. Kurze Zeit alles vergessen, um dann beim Aufwachen wieder in den gleichen blöden Tag 2.0 zu starten... Es ist so schwer dieses Kämpfen und Kopf oben halten jeden Tag. Mein Gott, was gäbe ich für mein altes Leben... Aber ich weiß, da ist nun was Neues, mit dem muss was angegangen werden, auch wenn ich es so gar nicht haben mag.

30.04.2024 13:50 • x 5 #174


S
@Matida ich verstehe Dich so gut, liebe Matida. Ich hab mir in meiner Trennungszeit eine Liste gemacht mit den Negativdingen aus der Ehe und wenn ich mir die immer wieder durchlese, dann relativiert sich die Traumvorstellung meiner Ehe. Aber klar, das Herz und die Seele brauchen sehr lange. Vielleicht wartet noch was viel Besseres auf uns, obwohl wir uns das noch gar nicht vorstellen können jetzt.

30.04.2024 14:48 • x 4 #175


EmmaPee
Moin!

Ich bin aktiv geworden. Ehrlich gesagt habe ich in der Zeit nach der Trennung so viel unternommen, wie nie zuvor. Muss aber auch sagen, dass daran die Menschen Schuld waren, die ich um Hilfe gebeten habe, weil es mir so schlecht ging. Habe Sachen gemacht, die sonst überhaut nicht vorkamen. Durch meine Tante Menschen kennengelernt, mit denen ich aufgrund von sozialen Unterschieden gar nicht in Berührung gekommen wäre. War ständig zum Abendessen bei ihr. Oder wir trafen uns hier in einem Viertel, dass stark von Ausländern bewohnt wird. Saßen in arabischen Cafés, aßen in türkischen Imbissen. Und auch hier ganz andere Menschen kennengelernt.

Den Mann meiner verstorbenen Mutter zu Geschäftsterminen in anderen Städten (Hamburg, Lübeck) begleitet. Während er seinen Termin, wahrnahm habe ich die Stadt erkundet. Habe ihn sogar begleitet, als er 100 km entfernt jemanden im Krankenhaus besucht hat, den ich nie zuvor gesehen habe. Bin mit ihm und seinem Hund bei schlimmstem Aprilwetter, bei Sturm und Regen am Strand spazieren gewesen. Und so weiter...

Alle zwei Wochen trafen und treffen wir uns bei Freunden. Alle zwei Monate ab in die Disco. Oft wollte ich nicht, bin aber trotzdem gegangen.

Kurzum: ich habe alles mitgenommen, wofür ich früher nicht mal den kleinen Finger bewegt hätte. War viel unterwegs. Irgendwann konnte ich dann auch mein Hobby, das sehr viel Zeit und Konzentration fordert, wieder aufnehmen. Erst wie ein Anfänger und dann irgendwann zurück zu alter Form.

Ein Jahr nach der Trennung der erste Lockdown. War irgendwie ein Abenteuer, als ich mich nachts mit meiner Freundin traf, um mit ihrem Hund Gassi zu gehen. Man durfte ja nicht zu zweit unterwegs sein. Sind bei völliger Dunkelheit durch die Gärten geschlichen, haben uns Gruselgeschichten erzählt, bis wir selbst Angst hatten. Haben ne dauerhafte Skype-Verbindung aufgemacht, so dass wir zwar räumlich getrennt waren, aber irgendwie doch zusammen waren.

All das, die Aktivität, die Therapie und auch das AD haben mich langsam wieder ins Leben zurück gebracht. Die Ängste, die gleichen, die Du hast, verschwanden nach und nach. Man gewöhnt sich irgendwann daran, dass da niemand mehr an seiner Seite ist. Das Leben wird zum Alltag und das ist auch gut so. Die ganzen neuen Menschen und auch die, die ich von früher kannte, brachten neue Impulse. Mein neues Leben baute sich praktisch dadurch auf.

30.04.2024 15:16 • x 5 #176


UlkigerVogel
Liebe Matida, das mit dem Angstklumpen, das kenne ich auch! Der wohnte sehr lange bei mir, der Angstklumpen. Der saß schon morgens vor meinem Bett, wenn ich aufgestanden bin. Der hat mich nicht schlafen lassen. Es war alles aus den Fugen. Vor allem haben mich die Finanzen völlig fertig gemacht. Wie kann ich alleine ein Haus finanzieren? Da kam ein Knaller nach dem anderen: Kaputtes Dachfenster, Mieter zahlt letzte Miete nicht, Dachrinne defekt, Motor der Pelletheizung ausgefallen, Wasserrohr undicht, Garagentür defekt ... und ich alleine in dem großen Haus, wo früher mein Ex alles gerichtet hat ... es war ein Alptraum. Dazu dann Inflation und Corona. Nahrung für den Angstklumpen. Mich hat nur die Vorstellung aufrecht gehalten, dass ich als ganz junges Mädchen mit null Geld von zuhause ausgezogen bin und mein Leben alleine auf die Reihe bekommen habe. Und dann hab ich losgelegt: Alles am Haus reparieren lassen, den Mieter erfolgreich verklagt, neue Küche gekauft, Bäume im Garten gepflanzt, und dann noch ein neues Auto gekauft. Tschaka, ich kann das. Sogar Autokauf. Ich habe festgestellt, dass ich sehr gut klarkomme mit meinem Budget. Dass ich sogar was sparen kann. Nicht nur was, sondern einiges. Das hat mich so beruhigt. Es ist also schon wichtig, nicht in Angststarre neben dem Angstklumpen zu verharren, sondern aktiv zu werden. Sich auch beraten zu lassen. Nachlesen. Ja, aber es ist schwer. Ich weiß. Es wird nur langsam besser. Mir hat selbst in sehr schweren Momenten Gartenarbeit geholfen. An einem ganz schlimmen Wintertag habe ich Weinreben zurückgeschnitten. Später habe ich den Wein entfernt, weil mich die Pflanze immer an diesen schlimmen Tag erinnert hat. Ich hab die dicken Reben in Stücke geschnitten, und so lagen sie 4 Jahre in einem Schuppen. Heute Abend habe ich mich an sie erinnert und beschlossen, ein Mai-Feuer zu machen und sie zu verbrennen. Gesagt, getan. Alles verbrannt, bis 10 vor 12. Und jetzt ist Mai und die Sch ... Reben sind Asche : )

01.05.2024 00:38 • x 10 #177


K
Liebe @Matida, wie geht es Dir? Es ist eine Zeit her, dass Du geschrieben hast.

08.05.2024 05:31 • x 2 #178


M
Liebe @Kiki66 - lieb, dass du nachfragst. Ich hatte viele Tage neben der Traurigkeit mit dieser großen Angst zu kämpfen. Heute habe ich seit langem das Gefühl, tatsächlich fast angstfrei zu sein, hoffe es hält ein wenig an.
Habe versucht, mich mit Freundinnen zu verabreden gegen die Einsamkeit, hat mal gut geklappt, sind aber auch Termine geplatzt und ich merke, dass es nicht die Lösung sein kann, wenn ich fast immer diejenige sein muss, die nachfragt und was anstößt. Empfinde ich als sehr frustrierend und vermisse dann sofort die Leichtigkeit eines gemeinsamen Alltags, wo man einfach zusammen ist, weil man zusammen lebt. Ach man, alles Mist...

08.05.2024 11:34 • x 4 #179


K
Liebe @Matida, Du bist doch schon wieder ein Schritt weiter, wenn die Angst nicht mehr so präsent ist. Im Moment ist es aber auch durch all die Feiertage schlimm, wenn man alleine ist. ich habe auch viele Freundinnen, aber das ist natürlich nicht das Gleiche. Es dauert, leider, aber Du gehst ja wenigstens schon raus. Und auch wenn es frustrierend ist, wenn man alles organisieren muss, mache es trotzdem. alles ist besser, als nur alleine zu sein. Natürlich musst du auch alleine bleiben, aber nicht immer. ich drück Dich,

08.05.2024 13:49 • x 4 #180


A


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