Zunächst einmal vorweg, ich heiße Daniel, bin 40 Jahre alt und dachte immer, ich hätte meine Traumfrau kennengelernt und gefunden. Ich habe alles für sie gemacht und auch viele Sachen aus Liebe zu ihr hingenommen. Ich nutze das jetzt als eine Art Befreiungsaktion für meinen Kopf, um meinen Frust los zu werden und vielleicht weitere Antworten zu bekommen. Mein Kopf sagt mir weiterhin, dass ich alles richtig gemacht habe, doch mein Herz ist mittlerweile Zwiegestalten. Es schmerzt irgendwie immer noch, aber ich kann mir nicht erklären wieso.
Wir waren insgesamt über 14 Jahre zusammen, haben nach 7 Jahren geheiratet und haben 2017 eine wundervolle kleine Tochter namens Luise bekommen.
Doch mit der Zeit hat sich alles verändert, wir entfernten uns immer weiter voneinander und sie veränderte sich zunehmend, bis ich es im April 2020 nicht mehr aushielt, die Reißleine zog und ihr schließlich sagte, dass ich mich von ihr trennen will. Im Nachhinein war es vielleicht etwas dumm von mir, da ich mir durch die Androhung einer Trennung eigentlich erhoffte, dass sie sich wieder zu mir besinnt und um mich kämpft, das war aber leider ein Trugschluss. Aber dazu später mehr.
Kennengelernt haben wir uns Ende 2005 auf einer Christmas-Party. Ich hab sie noch im Taxi mit nach Hause genommen, hatte aber weder Telefonnummer noch sonst irgendetwas. Ich hab sie aber im Internet in einer Singlebörse gefunden und darüber angeschrieben, es dauerte über Weihnachten allerdings ein paar Tage, bis sie endlich antwortete. Wir tauschten endlich die Nummern und schrieben fortan eine SMS nach der Anderen. wir trafen uns anschließend "zwischen den Jahren", hatten unser erstes Date.
Sylvester wollte sie dann mit einer Freundin nach Berlin. Ich sagte ihr, dass ich bei einem gemeinsamen Kumpel feiern würde.
Als sie schon in Berlin war, entschloss sie sich, wieder zurückzukommen und tauchte schließlich auch auf der Silvesterparty auf. Wir redeten und redeten und als wir schließlich draußen standen und rauchten, küsste ich sie.
Wir waren fortan unzertrennlich, es war wirklich Liebe!
Sie arbeitete bei einem kleinen Dentallabor, hatte dort auch ihre Ausbildung gemacht. Sie war bodenständig und in der Feuerwehr in ihrem Dorf aktiv. Ein typisches Landmädchen halt, genau so, wie ich es immer wollte!
Schnell machten wir Pläne für die Zukunft. Sie wollte eine Betriebswirtschaftsschule besuchen, ich den Industriemeister machen. Sie zog relativ schnell zu mir, in meine Wohnung ins Haus meiner Eltern mit ein. Von dort hatte sie eine Zugverbindung zur Schule und meine Eltern ließen sie kostenlos dort wohnen. Sie bekam nur ein wenig BAFöG.
Wir kauften einen kleinen Hund zusammen, das Glück schien perfekt.
Ende 2012 gab es eigentlich zum ersten Mal eine Krise. Ich musste Freitagabend noch einmal in der Nachtschicht arbeiten. Sie ist gemeinsam mit meinen Eltern auf den Weihnachtsmarkt gegangen.
Als ich Nachts nach Hause kam, war sie noch nicht da. Sie kam irgendwann später. Am nächsten Morgen fragte ich meine Eltern, sie sagten mir, sie sind früher nach Hause und sie wollte länger bleiben. Das kam mir komisch vor und ich sprach sie darauf an. Sie sagte nur, dass sie noch mit Bekannten länger da war. Es lies mir aber keine Ruhe, irgendetwas war komisch an ihr.
Ein paar Tage später sagte ich ihr dann, dass mich ein Bekannter darauf angesprochen hat, dass er sie mit jemandem anderes gesehen hat. Plötzlich rückte sie raus mit der Sprache, dass sie einen Anderen geküsst hätte. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich habe es bis heute nicht verstanden, wie und warum sie das tun konnte.
Aber wir überwanden die Krise, ich verzieh ihr und machte ihr einen Heiratsantrag. Ein gutes halbes Jahr später heiraten wir. Es war für uns eine Traumhochzeit.
Und wir beschäftigten uns mehr und mehr mit unserer Zukunftsplanung. Vor unserer Hochzeit trat auch ihre, mittlerweile beste Freundin Anna in ihr bzw. unser Leben. Ich kannte Anna schon vorher, da sie aus dem gleichen Ort, wie ich kommt.
Richtig kennengelernt haben wir uns auf einer gemeinsamen Busreise, an der sie mit ihrem damaligen Freund teilnahm.
Eines Tages sagte sie mir, dass sich Anna von ihrem Freund getrennt hat und ziemlich niedergeschlagen ist. Ich schlug ihr vor, Anna einzuladen und zu quatschen. Ihr beizustehen in der schweren Zeit. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich das lassen sollen, weil mir mein Gefühl heute sagt, dass dies mit einer der Wendepunkte in unserem gemeinsamen Leben war, der letztendlich zur mit der Trennung geendet hat.
Ich will damit ausdrücklich nicht Anna die Schuld geben! Im Gegenteil! Vielmehr kam und kommt es mir so vor, sie versucht Anna mehr und mehr zu kopieren. Sie ist anscheinend so perfekt oder vorbildhaft, dass sie mit allen Mitteln versucht, genau so zu sein. Der Schmink- und der Abnehm-Wahnsinn hielt schleichend Einzug bei uns.
Dazu muss ich sagen, dass ich eine wunderschöne Frau hatte. Aber egal, wie ich es auch versucht hab ihr begreiflich zu machen. Sie hörte nicht mehr auf mich. Sie hat hat immer an ihren Eltern bemängelt, dass diese nur auf Andere hören würden, nie auf ihre Tochter. Genau so hab ich mich auch gefühlt. Alles was sagte, verpuffte. Wo früher noch Einsicht oder auch Verständnis oder Reue entgegengebracht wurde, folgte nur noch Stress und Streit, der totgeschwiegen wurde. Außer, es sagte eine Freundin. Dann war das plötzlich alles richtig. Egal, ob ich vorher das gleiche gesagt hab oder nicht.
Sie schlug später auch noch eine Eheberatung vor. Ich lehnte ab. Ich habe nicht eingesehen, warum uns jemand anderes etwas sagen soll, was ich ihr ebenfalls sagte, nur dass es da plötzlich richtig ist.
Das kleine Dorfmädchen war mittlerweile aus der Feuerwehr ausgetreten, was einst alles so wichtig war, interessierte nicht mehr und es folgte die Verwandlung in eine knallharte Business-Lady! Weniger und weniger machten wir mit unseren Freunden. Wie gesagt, ein schleichender Prozess.
In 2014 schenkte mir mein Vater ein Haus, dass er von seinen Paten geerbt hatte. Wir wollten endlich auf eigenen Beinen stehen. Aus der kleinen Wohnung meiner Eltern ausziehen. In der Folgezeit machte ich mich mit meinen Vater daran, dieses Häuschen in Eigenleistung zu kernsanieren. Bis auf die Grundmauern wurde alles erneuert. Fast drei lange Jahre hat es gedauert, bis unser "Schloß", wie es von ihr immer so gerne bezeichnet wurde, fertig war. jeden Abend nach der Arbeit direkt auf die Baustelle.
Ich machte das alles für sie und versuchte, ihr jeden Wunsch umzusetzen. Manches war halt Baulich nicht möglich. Leider bekam ich das auch wieder vorgehalten, dass ich nur meine Ideen umsetzen würde. Ich schwieg wieder.
Ich wusste genau, dass ich ihr bspw. ein riesiges Bad mit Schminktisch und allem Pi-Pa-Po gebaut hab.
In die Endzeit der Sanierung fiel die Schwangerschaft. Das Glück schien perfekt.
Wir zogen Ostern 2017 in unserer fertig renoviertes Haus, im August wurde unsere kleine Tochter Luise geboren.
Bis dahin alles okay, wobei sich die kleineren Streitereien häuften. In dieser Zeit trennte sich auch ihre zweite Freundin Franziska von ihrem Freund. Franziska zog das gemeinsame Kind von da an alleine groß. Mehr und mehr wurde auf ihre Freundinnen geschaut, alles was die machten, musste sie bzw. wir auch machen. Es musste gezeigt werden, dass wir auch viel unternehmen und so weiter und so weiter. Anstatt wie früher, den einfachen Spieleabend oder ähnliches, musste es jetzt etwas sein, das " vorzeigbar" war. Sie war sich plötzlich zu fein, mit unseren tollen und lieben Nachbarn auf dem Straßenfest zu feiern oder ähnliches. wo sie früher die erste war, die mitgemacht hat.
Es gab auch eigentlich nur noch die Themen zwischen uns:
-Was machen wir heute?
-Ich bin zu Dick!
-Ich muss mich noch fertig machen!
Zärtlichkeiten zwischen uns fanden auch nicht mehr statt. Jedesmal, wenn ich zu ihr kam, hatte sie keine Lust oder Kopfschmerzen oder ähnliches.
Hinzu kam, dass Luise kein einfaches Kind war, eine sehr stressige Zeit.
Der größte Knackpunkt nach ihrem "Fremdgehen" war aber gefühlt der Jobwechsel, nachdem sie wieder arbeiten ging.
Vorher arbeitete sie im Logistikbereich und wechselte innerhalb ihrer Firma ins Controlling. Ab da wurde es immer schlimmer zu Hause.
Sie war gefühlt völlig überfordert, gestand es sich aber nicht ein, weil sie immer Karriere machen wollte. Von unserer gemeinsamen Idee, eine gemeinschaftliche und glückliche Familie zu werden, entfernten wir uns immer weiter.
Das sie jetzt auch junge Arbeitskolleginnen hatte, wurde die meiste Zeit auf Facebook und Instagram verbracht. es gab kein Foto mehr von ihr ohne zig Filter darüber. und es wurden mehr und Pulver und Tabletten zum Abnehmen angeschafft.
Leider kann ich kein Bild zeigen, aber sie eine wunderschöne Frau, wo jeder Mann sagt, sie hätte das nicht nötig! Leider hat sie mir das auch nie geglaubt. Ich habe es geliebt, sie ungeschminkt zu sehen. Sie ist so nicht mehr in den Garten gegangen. Stattdessen lässt sie sich vom Schönheitsideal von Facebook, Instagram ect. Etwas vorgaukeln. Wenn ich sie mittlerweile sehe, bin ich erschrocken, wie abgemagert und eingefallen sie aussieht. mit 10 cm Schminke im Gesicht. Es tut mir in der Seele weh, die Frau die ich so sehr geliebt habe und die Mutter meiner Tochter, so zu sehen.
Die Überforderung von ihr, schlug sich natürlich zu Hause auf mich nieder. Ich wurde ständig angemeckert, ich würde sie nicht genug unterstützen. Ich konnte garnicht soviel machen, wie ich ihr hätte helfen sollen.
Ich muss mir eingestehen, dass ich mich in Alk. gerettet habe. Das soll nicht heißen, dass ich mich sinnlos betrunken habe, aber ich habe fast täglich abends meinen Frust mit ein, zwei Flaschen B. runtergespült.
Zugespitzt hat sich dann alles vor Weihnachten 2019. Ich bin ein paar Tage lang täglich auf'm Sofa eingeschlafen.
Ich liebe eigentlich Weihnachten und habe mich auf schöne Feiertage gefreut. Pustekuchen. Heiligabend endete im Streit und verbrachte wieder die Nacht auf dem Sofa. In mir wuchs langsam aber sicher der Gedanke, dass nicht mehr alles so läuft, wie es früher war.
Es kam Sylvester und wir wollten mit Freunden feiern. doch plötzlich wurde Luise krank und mussten zu Hause bleiben. Unsere Freunde wollten leider auch nicht vorbeikommen und ich schlug vor, wir machen uns zu zweit einen schönen Abend. Es eskalierte wieder im Streit und sie ging ins Bett. Sylvester um neun! An unserem Tag, an dem wir vor 14 Jahren zusammen gekommen sind.
Ich blieb bis Mitternacht wach und ging vor die Tür um mir das Feuerwerk anzusehen. Unsere Nachbarn sahen mich und luden mich ein wenig rüber zu kommen.
Ich war dann ca. Eine Stunde oder so bei den Nachbarn ehe ich wieder nach Hause bin. Und schlief natürlich wieder auf dem Sofa. Am nächsten Tag war das Geschrei groß, dass ich noch bei den Nachbarn war . wieder Zoff. Ich schlief dann erstmal einige Nächte freiwillig auf der Couch, ehe sie mich darauf ansprach. Ich dachte, sie hätte es endlich kapiert, aber weit gefehlt.
Eine Woche lang habe ich mich neben sie ins Bett gelegt, jeden Abend versucht, mit ihr zu kuscheln und ihr näher zu kommen. nach exakt sieben Abfuhren in sieben Tagen, war für mich eigentlich klar, dass das nichts mehr wird. Wenn ich dann aber im Nachhinein höre, dass sie mich ja angeblich so sehr vermisst, passt das für mich null zusammen.
Ich suchte das ganze Internet nach Foren ab, versuchte raus zu bekommen, was nicht stimmt. Was ich machen soll. die Stimmung zu Hause wurde schlimmer und schlimmer.
Und dann kam Corona!
Es war Montag, der erste Lockdowntag an dem Spielplätze und die Tagesmutter geschlossen waren. Ich kam von der Arbeit nach Hause und die beiden waren im Garten.
Ich fragte, wie der erste Tag so war und sie seufzte mit entgegen, dass es furchtbar war und sie garnicht wisse, was sie mit Luise den ganzen Tag machen soll.
Ein Kumpel hatte mit vorher eine Schaukel vorbeigebracht. Ich sagte, dann kann ich eben schnell zum Baumarkt fahren und etwas Farbe und Beton holen. Dann kann sie zumindest schaukeln.
Es folgte der Satz, der mich in meinen Grundfesten erschüttert und sich eingebrannt hat. Sie sagte wortwörtlich: "Kümmer dich doch lieber mal um deine Tochter, die interessiert dich ja sonst auch nicht!"
Das war zuviel!
Ich bin wortlos rein gegangen, habe meine Sachen in die Ecke geworfen und habe geweint. Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, bin ich wieder nach draußen zu Luise und habe mit ihr gespielt. Zu ihr kein Wort.
Ich war so sauer, ich habe die ganze Woche nicht einen einzigen Ton zu ihr gesagt.
Und das erschütternde daran, sie hat es nicht interessiert. Von Reue oder ähnlichem überhaupt keine Spur.
Die ersten Worte wechselten wir wieder am Freitagabend. Nachdem ich unsere Tochter ins Bett gebracht habe, fragte sie mich lapidar, ob wir jetzt weiterhin nicht miteinander reden wollen.
Es platzte dann aus mir heraus und ich sagte ihr, das die Grenze bei mir jetzt erreicht ist! Entweder, sie wird wieder normal und nimmt sich zu Herzen, was ich ihr sage oder es ist für mich vorbei.
Und wiedereinmal interessierte es sie nicht. Ich sah es mir noch genau zwei Wochen lang mit an, ohne das auch nur die geringste Änderung eintrat, ehe ich ihr sagte, dass ich das nicht mehr so kann und mich trennen möchte.
Wie bereits erwähnt, dachte ich, ich könnte sie damit endgültig wach rütteln und die "normale" Welt zurückholen. Aber weit gefehlt. von Anderen hörte ich, wie sehr sie mich vermissen würde und darunter leide. nur mit gegenüber kam nicht der Hauch von Einsicht. Kein einziger Versuch, mir entgegen zu kommen oder sich wieder etwas zu ändern für mich! Nichts! Im Gegenteil! Es wurde eigentlich noch viel schlimmer.
Und eine vernünftige Freundin hätte alles versucht, dass nochmal zu reparieren. Fehlanzeige! Wie gesagt, es gab nicht einen Versuch, irgendwie etwas zu verändern und mich umzustimmen. Wir trafen uns noch einmal in einem Café zum Reden. Ich dachte wirklich, jetzt ändert sich was. Stattdessen bin ich nach einer Viertelstunde gegangen, weil sie nur Geld wollte.
Keine Ahnung, wo die Frau, die ich mal geheiratet habe hin ist, aber das war sie nicht mehr.
Vielleicht wird sie eines Tages verstehen, was sie mir angetan hat und in mir verloren hat. Ich trauere immer noch, was ich in ihr verloren habe. Und ich würde niemals sagen, dass ich keine Fehler gemacht habe. Aber es ging so einfach nicht mehr.