Ich finde die Unterscheidung die @Seeträne macht, nämlich zwischen Allein versus einsam sein eine entscheidende.
Alleinsein wird von uns selbst und anderen immer auch etwas stilisiert. Da behaupten wir Gesellschaft zu brauchen, nicht für das Alleinsein gemacht zu sein und auch für andere ist dies immer mal wieder mit verschiedenen Wertungen verbunden, also ich verstehe ja nicht, daß Du keinen findest oder Du mußt Dir halt mehr Mühe geben oder sei nicht zu anspruchsvoll.
Alleinsein ist genauso wie das Zusammenleben in Partnerschaften vor allem Übung und Gewohnheit. Wir lernen nicht einen Menschen kennen und schlafen dann Nacht für Nacht neben diesem von der ersten Sekunde so, wie wir es nach 20 Jahren tun. Und wechseln wir vom Bett mit Partner in eins, was nur uns gehört, dann ist dies eben erst einmal auch nur das, ein Wechsel. So wie Kinder lernen in ihrem Zimmer zu schlafen, lernen wir alleine zu schlafen oder eben neben einem Partner.
Allein sein, ist aber insbesondere am Anfang auch große Herausforderung. Wir müssen lernen unsere Einsamkeit zu überwinden und wir müssen lernen Wege zu finden, die Monster, die unter unserem Bett lauern, selbst zu vertreiben. Dafür braucht es ein bißchen Zeit und eben auch etwas Kreativität um die Mittel zu entdecken, die für einen selbst die geeigneten sind.
Es lohnt sich aber.
Und jetzt noch ein kleines Plädoyer für das Alleinsein:
Alleinsein bedeutet in allererster Linie alleinige Entscheidungsverantwortung aber eben auch Entscheidungsmacht. Wenn neben einem Ich über lange Zeit auch ein Wir besteht, geht dies immer auch mit der Bildung von Kompetenzzentren einher. Einer entscheidet mehr zB die Freizeitgestaltung, das Fernsehprogramm oder was es zu essen gibt. zum großen Teil passiert das automatisch und ist in funktionierenden Partnerschaften auch nicht weiter tragisch. Wenn Partnerschaften, insbesondere langjährige nicht mehr funktionieren, dann hat das aber auch (!) etwas damit zu tun, das im Laufe der Zeit sich entweder fehlerhafte Kompetenzzentren gebildet haben oder ursprünglich funktionierende nicht mehr funktionieren, weil sich die Dinge oder Beteiligten geändert haben.
Alleinsein gibt Dir eben nicht nur die Verantwortung zurück selbst über Freizeit, Abendessen, Fernsehprogramm und eben die großen Dinge entscheiden zu sollen, sondern gleichzeitig auch die Macht Dich völlig neu zu entdecken. Es gibt dir die Möglichkeit noch mal neu zu überprüfen, ob Du wirklich immer bereit bist, beruflich für die Familie zurück zu stecken, Du wirklich nie bei offenem Fenster schlafen magst, oder du Thai-Essen noch immer nicht magst.
Das ist nicht immer bequem, aber vielleicht stellst Du fest, daß Du doch derjenige bist, der Geburtstagsgeschenke besser aussucht oder besser einpacken kann.
Es ermöglicht Dir zudem einen ganz neuen Blick auf alle um Dich herum und solche die es noch kennenzulernen gilt. Die Kompetenzzentren machen manchmal, daß wir Wertungen aufmachen, weil wir uns nicht mehr so wahrgenommen fühlen oder irgendwie in uns selbst feststecken, dann werden wir ein bißchen unfair. Dann ist es in unserer Wertung viel wichtiger, den Versicherungskram zu machen, als daß die Fenster geputzt werden. Müssen wir aber wieder für alles selbst eine Lösung finden, verändert sich auch wieder unser Blick auf diese Dinge.
Alleinsein kann uns emphatischer und präsenter machen. Es zwingt uns genauer hinzuschauen, was es ist, daß einen selbst befriedigt, erfüllt und glücklich macht und gleichermaßen erlaubt es uns gelassener mit anderen umzugehen. Wir lernen nicht in einer Person Heilsbringer für vieles oder alles zu sehen, sondern finden viele Personen für viele Situationen.
Alleinsein gibt uns die Verantwortung und die Macht den eigenen Lebensentwurf selbst zu bestimmen. Einsamkeit ist ein Monolog, Alleinsein, wenn man es kann, ist ein Dialog mit sich selbst.
Alleinsein ist nicht besser oder schlechter als in einer funktionierenden Familien- oder Elternbeziehung zu sein, manchmal ist es einfach nur anders.
Allerdings darf ich für meinen Teil zugeben, daß ich mich nie wieder so einsam in meinem Leben gefühlt habe, wie ich es als Kind war oder im späteren Leben manchmal in schlecht laufenden Partnerschaften. Deswegen ist Alleinsein nicht mit Einsamkeit zu verwechseln.
Weil eigentlich Alleinsein die große Chance ist, zu lernen, was es für einen selbst braucht die innere Einsamkeit zu überwinden.
Auf das Du findest, was Du suchst!
Was die Lady angeht, kurz und bündig in Abwandlung an ein Zitat, vergiß die, Du hast sie aus einem Kaugummiautomaten.