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Warum verliebt man sich in Andere trotz guter Beziehung?

Urmel_
Zitat von frechdachs1:
Ich glaube das wäre der bessere Weg, als ihn ungefiltert nur mit losen unreflektierten Gefühlen zu konfrontieren.

Eine tolle Zeit wünschen und sich um sein Leben kümmern.

Hat der/die Ex eine neue und viel bessere Beziehung - super. Steht der/die Ex nicht so auf kalte Dusche und hat sich etwas vergriffen - auch super.

10.12.2021 01:57 • #91


S
Zitat von Alex-ander:
Für mich würde es sich einfach anfühlen wie betrug.

Wenn es sich für dich anfühlt wie Betrug, dann existiert die Gefahr für die Beziehung schon.

Zitat von Alex-ander:
ich habe sowas noch nicht erlebt

Das heißt, du sprichst aktuell von einer Theorie und von eigenen moralischen Vorstellungen dir selbst gegenüber.

Das ist auch legitim, weil du dich in dieses emotionale Chaos nicht hinein versetzen kannst, sondern sauber aus der Nummer raus willst, in dem du deiner Partnerin die Sache beichten möchtest.
Wenn man diese Threads hier liest, haben die meisten Fremdverlieber im Vorfeld ein Wertesystem von sich und kommt es dann zu solchen Gefühlen, agieren die meisten doch anders und tun alles, um die Sache geheim geheim zu halten, bis eine tatsächliche Entscheidung gefallen ist. Und da Affären über Jahre gehen können, kann das dauern.

10.12.2021 09:13 • x 3 #92


A


Warum verliebt man sich in Andere trotz guter Beziehung?

x 3


T
Zitat von Sascha123:
Wenn es sich für dich anfühlt wie Betrug, dann existiert die Gefahr für die Beziehung schon.

Oha, ein sehr interessanter Gedanke.

Ich frage mich dabei, warum ein schlechtes Gewissen - das ist ja zumeist/immer ein Konflikt mit den eigenen Moralvorstellungen. Aber denen kann ich doch nur/meist entsprechen, wenn ich aktiv dafür etwas tun kann bzw. etwas unterlassen - also bewusst danach handle. Wie ich schon sagte, das mit dem Verknallen kann man ja nicht immer und wirklich steuern. Also warum ein schlechtes Gewissen?

10.12.2021 09:17 • x 3 #93


S
Zitat von Tin_:
Wie ich schon sagte, das mit dem Verknallen kann man ja nicht immer und wirklich steuern. Also warum ein schlechtes Gewissen?

Wenn es passiert, ist man sicher erstmal machtlos. Allein das ist schon ein übles Gefühl.
Dann hat man mit dem Partner vielleicht eine gute Zeit verbracht und plötzlich ist das jemand anderes, der ähnliche Gefühle auslöst, wie der Partner.
Dem folgt Kopfkino: Selbstverurteilung, man hatte ja ein anderes Bild von sich, den Partner nicht verletzen wollen und das prickelnde Gefühl für die 3. Person. Schräge Mischung, welche Druck erzeugt.
Die eigentliche Frage ist meiner Meinung aber, was ich aktiv tun kann, um dem Verliebtheitsgefühl entgegen zu wirken. Und da scheitert es bei den meisten. Dieser Person aktiv aus dem Weg zu gehen und das Thema durch teilen mit dem eigenen Partner keine unnötige Präsenz zu geben, scheint sehr schwierig zu sein.
Und wenn das schlechte Gewissen schon so groß ist, dass man unbedingt beichten muss, sehe ich durchaus, dass sich der Verliebte schon leise verabschiedet.

10.12.2021 09:33 • x 5 #94


E
Hallo Blattfrosch!

Mir ist es passiert. Ich bin jetzt 65 Jahre alt und seit beinahe 40 Jahren verheiratet. Wir haben 3 Kinder und somit vieles, was uns verbindet. Dennoch habe ich mich mit Anfang 50 in einen anderen Mann verliebt und hätte sehr gerne damals ein neues Leben mit ihm angefangen. Doch es kam anders, denn er war nicht zu einer Beziehung mit mir bereit. Es kam zu einigen intimen Treffen, die mich in meiner Entscheidung bestärkten, daß dieser Mann ein geeigneterer Partner sein könnte.

Meine Ehe war damals schon lange nicht mehr glücklich. Wir lebten das traditionelle Familienmodell, ich zu Hause bei den Kindern, mein Mann das Familienoberhaupt. Wir hatten gebaut und unsere Kinder, die damals schon aus dem gröbsten heraus waren, benötigten noch immer viel Unterstützung. Auch finanziell, denn 2 von ihnen studierten bereits. Ich hatte sehr viel für die Familie aufgegeben, hatte meinen Beruf an den Nagel gehängt und lebte für die Kinder und den Haushalt. Das Geld war knapp und so machten wir nur ein mal im Jahr einen bescheidenen Urlaub an der Küste und ich sparte wo ich nur konnte. Das Haus musste schließlich auch noch abbezahlt werden. Frisörbesuche, Hobbys, hübsche Kleidung. All das war für mich kaum möglich. Selbstverständlich fuhr auch mein Mann das einzige Auto alleine, um damit täglich zur Arbeit zu kommen. Einkäufe erledigte ich also zu Fuß mit meiner Handkarre.

Auch geistig erhielt ich kaum noch Anregung damals. Unsere Umgebung war sehr spießig. Meine Freundinnen waren in ähnlicher Situation und interessierten sich nicht für Politik oder Kultur. Theater, Kino alles das kam zu kurz. Mein Mann ging seinen Hobbys nach und auch unsere Kinder besuchten Sportvereine und Musikschulen. Das knappste ich von meinem Haushaltsgeld ab. Doch ich selbst gönnte mir nichts.

Als ich ihn dann traf und bemerkte, daß er sich für mich als Frau zu interessieren schien, konnte ich es zunächst kaum glauben. Diese Erfahrung war so überwältigend und ich hatte eine riesige Angst vor dem, was kommen sollte. Doch die Versuchung war zu groß. Endlich einmal ging es nach vielen aufopferungsvollen Jahren um mich. Mein Mann hatte mich als Frau längst aus den Augen verloren. Es gab keine Komplimente, keine Blumen und kaum noch Zärtlichkeit. Unsere Freizeit verbrachten wir vor der Flimmerkiste. Und das Alter nahte. Ich hatte meine niederschmetternde Diagnose noch nicht ganz verdaut. Ich war an MS erkrankt. Die Krankheitssymptome waren noch mild, doch die Zukunft war ungewiss.

Ich hatte keine rosige Zukunft vor Augen, würde ich bei meinem Mann bleiben. Die Zukunft mit dem Geliebten dagegen erschien mir verlockend. Er wusste um meine Erkrankung und er war der einzige, mit dem ich offen über meine Ängste reden konnte. Er sah mich trotzdem als Frau und bemühte sich um mich. Zum ersten Mal in meinem Leben schlief ich mit einem Mann, den ich von Herzen begehrte und der das gleiche für mich zu fühlen schien. Ich war völlig berauscht.

Doch es kam anders. Als mein Geliebter sich der Verantwortung bewusst wurde, beendete er es. Er erklärte sich kurz und zog sich dann konsequent zurück. Ich kehrte in meine Ehe zurück und gestand die Affäre. In meiner Verzweiflung war mir alles egal. Auch das Risiko, alleine zu bleiben nahm ich in Kauf. Mein Mann entschied sich jedoch, die Ehe fortsetzen zu wollen. Zu groß war seine Furcht vor einem Neuanfang ohne mich. Mein Mann ist ein sehr unsicherer Mensch mit großen Verlustängsten. Das war wohl der Grund.

Unsere Ehe wurde nie wieder glücklich. Dennoch sind wir bis heute zusammen. Die Angst vor einem Neuanfang und die Bequemlichkeit hielt uns beieinander. Da mache ich mir überhaupt nichts vor. Unsere Kinder sind inzwischen ausgezogen und haben zum Teil eigene Familien gegründet. Mein Mann und ich leben nebeneinander her. Ich koordiniere trotz meiner inzwischen verschlechterten Gesundheit noch seinen Alltag und den Haushalt, für den ich eine Hilfe habe. Dennoch ist es nach wie vor meine Aufgabe, Einkäufe zu planen, die Wäsche zu bügeln und die anderen Arbeiten in Auftrag zu geben. Mein Mann ist inzwischen im Ruhestand und verbringt seine Zeit vor dem Computer. Seinen anderen Hobbys geht er nicht mehr nach. Wir leben sehr zurück gezogen in unserem kleinen Haus, in dem jeder von uns ein eigenes Zimmer bewohnt.

So lange es geht, werden wir es so halten. Spätestens in einigen Jahren jedoch werde ich in eine Einrichtung ziehen, wenn meine Pflege zu Hause zu aufwendig wird. Eigentlich freue ich mich darauf, denn wir haben eine gute Einrichtung hier, wo ich dann endlich wieder an gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnehmen könnte. Momentan lebe ich doch sehr isoliert. Freunde und Verwandtschaft haben sich schon längst zurück gezogen. Unsere Kinder kommen zu Besuch, wann immer sie können, jedoch sind sie beruflich sehr eingespannt und leben nicht mehr in unserer Nähe.

Meine Affäre bereue ich nicht. Ich hätte mir nur einen anderen Ausgang gewünscht. Dennoch war es eine schöne Zeit, in der ich noch einmal aufgeblüht bin. So etwas wie damals hatte ich zuvor noch nie erlebt. Mein Mann war immer eher nüchtern. Natürlich waren auch wir verliebt und hatten eine schöne Anfangszeit. Doch das Leben und der Alltag waren bei uns immer von Sorgen belastet. Auch der Charakter meines Mannes war nie einfach. Er war immer sehr kontaktscheu, in sich gekehrt und still. Mit zunehmendem Alter gab er seine Zurückhaltung zwar zunehmend auf, aber er wurde stattdessen im Kontakt mit anderen oft zynisch und dominant. Das verschreckte unsere wenigen Bekannten und Freunde und heute ist von ihnen niemand mehr übrig.

So ist es nun und so wird es bleiben. Ich hätte mir mehr Kraft und Mut gewünscht, alleine meinen Weg zu gehen, doch dafür war ich zu unselbstständig und zu feige. Ich bewundere junge moderne Frauen, für die ein solches Leben niemals in Frage käme. Das einzig positive, was ich auf meinem Haben-Konto zu verbuchen habe, sind meine Kinder. Einzig und allein für sie hat sich all das gelohnt.

10.12.2021 10:33 • x 11 #95


A
Zitat von Sascha123:
Dann hat man mit dem Partner vielleicht eine gute Zeit verbracht und plötzlich ist das jemand anderes, der ähnliche Gefühle auslöst, wie der Partner.

Puh, ähnliche Gefühle. Ich finde, da ist schon ein Unterschied.
Zitat von Emmallein:
Es kam zu einigen intimen Treffen, die mich in meiner Entscheidung bestärkten, daß dieser Mann ein geeigneterer Partner sein könnte.

Ich war kurz davor wütend zu werden, weil dieses Ausprobieren gegen all meine moralischen Vorstellungen und Werte verstößt.... aber....
Zitat von Emmallein:
So ist es nun und so wird es bleiben. Ich hätte mir mehr Kraft und Mut gewünscht, alleine meinen Weg zu gehen, doch dafür war ich zu unselbstständig und zu feige.

Ich verstehe das tatsächlich sehr gut, denn meiner Mutter ging und geht es noch genauso. Deshalb bin ich eine von denen geworden:
Zitat von Emmallein:
Ich bewundere junge moderne Frauen, für die ein solches Leben niemals in Frage käme.

Meine Unabhängigkeit ist mein höchstes Gut.

Liebe Emmallein, kommt eine erneute Affäre bzw. das Öffnen der Ehe nicht infrage?

10.12.2021 11:07 • x 1 #96


B
@Emmallein Dein Bericht berührt mich sehr. Vielen Frauen geht es wie Dir, du bist nicht allein. Ich wünsche dir eine schöne Adventszeit mit viel Zeit für dich und Muße.

10.12.2021 11:11 • x 3 #97


B
... Und eine neue Affaire

10.12.2021 11:12 • x 1 #98


DieSeherin
Zitat von Emmallein:
Eigentlich freue ich mich darauf, denn wir haben eine gute Einrichtung hier, wo ich dann endlich wieder an gesellschaftlichen Veranstaltungen teilnehmen könnte. Momentan lebe ich doch sehr isoliert.

gehört zwar nicht wirklich in diesen faden, aber kannst du nicht jetzt schon dort einziehen?

10.12.2021 11:13 • #99


E
Zitat von AnnaLüse:
Liebe Emmallein, kommt eine erneute Affäre bzw. das Öffnen der Ehe nicht infrage?

Ach Kind! Wie soll das denn gehen? Nicht böse sein aber da bist du doch scheinbar noch viel zu jung, das zu verstehen. Ich bin 65 und krank. Welcher Mann sollte da Interesse an mir finden? Nein, nein ich hätte dazu auch heute gar keine Energie mehr. Ich wäre schon froh, wieder andere Menschen mal treffen zu können. Doch obwohl ich dreifach geimpft bin, wage ich mich zur Zeit kaum noch aus dem Haus. Meine letzten Lebensjahre, in denen ich noch etwas Lebensqualität haben könnte, gehen nun an Corona verloren. Das ist schon sehr traurig.

10.12.2021 11:13 • x 1 #100


E
Zitat von DieSeherin:
gehört zwar nicht wirklich in diesen faden, aber kannst du nicht jetzt schon dort einziehen?

Nein, denn wir wären Selbstzahler. Ein Pflegeplatz kostet rund 4000 Euro. Die Pflegekasse zahlt nur einen Bruchteil und ich habe keine eigene Rente. Mein Mann würde mit dem Existenzminimum leben müssen. Das will er erst, wenn es nicht mehr anders geht.

10.12.2021 11:15 • #101


B
Eine Brieffreundschaft im Internet? Zoom Treffen?

10.12.2021 11:15 • #102


DieSeherin
ah, okay... schade - bleib tapfer

10.12.2021 11:16 • #103


A
Zitat von Emmallein:
Ach Kind! Wie soll das denn gehen? Nicht böse sein aber da bist du doch scheinbar noch viel zu jung, das zu verstehen. Ich bin 65 und krank. Welcher Mann sollte da Interesse an mir finden?

Schön, jung genannt zu werden. Aber ich kenne trotz meines jugendlichen Alters (hust) ähnliche und andere Konstellationen. Möglich ist es schon. Dass dir dafür die Energie fehlt, verstehe ich jedoch gut.

10.12.2021 11:19 • x 2 #104


Nechal
Zitat von frechdachs1:
Hast du dir darüber wirklich Gedanken gemacht? Meinst du nicht, dass du damit deinen Partner verunsicherst? Er anfängt an sich, an Euch und an der Partnerschaft zu zweifeln? Und was ist dann aus dem Fremdverlieben geworden? Ist das dann weg? Du wälzt in dem Moment nur deine Selbstreflektion auf deinen Partner ab. Denn er soll dir jetzt sagen, was dazu geführt hat, dass dieses Fremdverlieben geschehen konnte. Das ist aber nicht seine Aufgabe. Auch nicht dir die Absolution zu geben.

Also.... ja das kann den partner verunsichern..... genauso kann es den partner aber verunsichern, wenn der fremdverliebte partner sich anders verhält ( was er fast immer tut m.e.) und es dafür keine erklärung gibt....
Ich glaube man kann insgesamt davon ausgehen, dass fremdverlieben den eigene partner verunsichert....

Und nun ja.... wenn man drüber redet ist es in der tat so, dass man stark damit rechnen muss, dass der partner nicht mit einer erklärung wie ich verhalte mich anders, weil ich mich gerade fremdverliebt habe zufrieden gibt....mit dieser information muss man darauf vorbereitet sein, dass fragen zum warum kommen, dazu ob man sich trennen möchte, was man meint nun dagegen tun zu wollen.....wenn einem das alles klar ist, mag reden leichter sein als schweigen..... wenn man diese antworten alle nicht hat.... kann reden auch echt nach hinten losgehen....

10.12.2021 11:58 • x 2 #105


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