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Wenn man sich sieht und Einsamkeit

K
Zitat von Totto:

Meinst du sie ist ersetzbar? Klar, jeder Mensch ist irgendwo ersetzbar aber es geht doch auch darum miteinander wachsen zu können und nicht gleich zu ersetzen wenn ein Tief eintritt.


Du warst für sie ersetzbar. Inhaltlich hast du natürlich recht, aber das schlagartige ich liebe dich nicht mehr, von ihr ist eher eine Alibi Geschichte dafür, das diese Liebe nie wirklich bodenhaltig existiert hat. Für Sie war die Beziehung mehr Schwebezustand, mit Blick auf die nächste Episode.

Zitat von Totto:
Es steht was am Anfang? Meinst du sie hatte bereits einen neuen in der Hinterhand? Davon habe ich zumindest nach wie vor nichts mitbekommen.


Was am Anfang feststand ist, sie hielt sich alle Tore offen und ließ sich nicht in die Karten schauen. Das jenes Liebe war bezweifle ich, wenn das Verfallsdatum von heute auf morgen eintritt, ohne das die Entwicklung dorthin sowieso absehbar gewesen wäre. Ganz gleich ob mit oder ohne möglichen Austauschkandidaten.
Deine Ex wirkt auf mich wie ein gelangweiltes Mädchen, das sich im wunderschönen Kinderland mal das, mal dieses nimmt, wie es gerade für ihren Geschmack passt. Zeit und Ort unabhängig. Das ist viel mehr eine Symptomatik. Die Ursachen, die auch die Fragen nach dem Warum implizieren, liegen viel tiefer und wirken schon seit Jahrzehnten. Im Nachgang kann es dir aber helfen, in Zukunft besser einzugrenzen.
Wegwerfgesellschaft: Wörter haben eine Bedeutung und diese betrifft nicht nur das Konsumverhalten im irgendwie gearteten materiellen Sinne. Stattdessen ist die konkrete Bedeutung weit universeller.

Zitat von Totto:
Ich finde deine Antworten sehr interpretierbar und weiß daher nicht, ob ich sie richtig verstehe und würde mich über Klartext freuen!


Sollen sie doch sein, das macht es viel interessanter. Dennoch wollte ich einiges mehr verdeutlichen.

09.07.2018 17:55 • #46


T
Lieber Klaus,
erst jetzt habe ich Deine Antwort bemerkt. Sie muss untergegangen sein.

Zitat von Klaus123:
das schlagartige ich liebe dich nicht mehr, von ihr ist eher eine Alibi Geschichte dafür, das diese Liebe nie wirklich bodenhaltig existiert hat. Für Sie war die Beziehung mehr Schwebezustand, mit Blick auf die nächste Episode.


Einerseits magst du damit sehr recht haben weil ich manchmal das Gefühl hatte ihrer Liebe nicht vollends vertrauen zu können. Mit den Symptomen wie Eifersucht bin ich dann sehr strafend mit mir gewesen aber anscheinend war es (wiedereinmal) mein Bauchgefühl was es besser wusste. Anderseits finde ich das eine sehr ernüchternde Bilanz und es wäre doch sehr krass wie sie eine so lange Zeit (vier Jahre) dieses Spiel spielt? Wie kann das möglich sein aus ihrer Perspektive? Wie hält man sowas durch (Zusammenziehen etc.)? Wir waren immer erstaunt darüber, dass wir so gerne innig kuschelten und uns in Zweisamkeit so nah sein wollten. Das spricht für mich schon für Echtheit. So viel Maskerade traue ich ihr nicht zu. Sie hat mich umschlungen und konnte ohne meine Nähe teilweise nicht einschlafen bzw. war es die absolut Ausnahme ohne Körperkontakt einzuschlafen. Erst im letzten halben Jahr ist das weniger geworden. Ist in der Zeit ihre Liebe gegangen und ihre Zweifel sind gekommen?

Zitat von Klaus123:
sie hielt sich alle Tore offen und ließ sich nicht in die Karten schauen

Auch damit triffst du den richtigen Nerv. Sie ließ sich nicht in die Karten schauen. Zumindest nicht wenn sie es nicht bewusst wollte. Sie konnte sehr gut Dinge mit sich ausmachen und von der einen Minute auf die andere ihr Innenleben vor anderen verbergen. Ich als authentischer Mensch habe mich immer gefragt wie man so kontrolliert sein kann und es mir immer damit erklärt, dass sie es durch die Trennung der Eltern, den sich anschließenden Rosenkrieg und die Depression ihres Vater gelernt hat.

Zitat von Klaus123:
das Verfallsdatum von heute auf morgen eintritt

Wenn es, wie eine Interpretation der Sache wäre, nie bodenhaltig war, dann muss die ausgesprochene Trennung der Moment gewesen sein, andem sie ihr Konstrukt nicht mehr aufrechterhalten konnte. Ich habe aber gespürt, dass sie sich schon vorher zurückzog und deswegen ist es für mich, zumindest nicht offensichtlich, an keinen Verfallstermin festzumachen gewesen. Oder meinst du damit vielleicht. eine Phase, in der es für sie gut war (wie die des Studiums in einer ihr fremder Stadt)

Zitat von Klaus123:
ein gelangweiltes Mädchen, das sich im wunderschönen Kinderland mal das, mal dieses nimmt, wie es gerade für ihren Geschmack passt

Ja, sie braucht viel Aktion, viel Unternehmung, viel Erleben, nichts auslassen, nicht nein sagen, nichts verpassen.

Zitat von Klaus123:
die Fragen nach dem Warum implizieren, liegen viel tiefer und wirken schon seit Jahrzehnten.

Ich glaube auch, dass sie ein Problem mit Bindung hat. Ihr Exfreund war eine sozial instabile Person, die Mutter, die den Vater über viele Monate betrogen hat, Trennung der Eltern .


Lieber Klaus, warum hast du so ein gutes Gefühl/Gespür/Emphatie für die Situation und kommst ihr auf die Schliche, obwohl du sie nicht persönlich kennst. Welche Muster erkennst du?
Hast du persönliche Erfahrungen mit ähnlichem gemacht?
Bist du psychologisch ausgebildet?

Vielen Dank für den Gedankenaustausch!

17.07.2018 20:57 • x 1 #47


A


Wenn man sich sieht und Einsamkeit

x 3


K
@Totto
Vielleicht erkenne ich einfach nur das Muster des Ursprungs. Die Frau ist unentbehrlich für den Mann und doch Gegensatz. Irgendwie ist es immer ein Klavierspiel, es muss fließen, gerät es aus dem Takt, verliert in der gegenwärtigen Gesellschaftsform eher der Mann. Heute wird er nicht mehr dort gebraucht, wo er es stets gewohnt war gebraucht zu werden. Du kannst das Krise nennen, ist aber viel mehr die Veränderung, die bereits ihren Boden Jahrzehnte zuvor gelegt hat.
Die Frau hat ihre Chance gewittert und diese geschickt verwertet. In ihrem Wesen ist sie aber das geblieben was sie grundlegend immer war. Diesen Fakt kann der Mann positiv nutzen, wenn es ihm gelingt sich auf die Situation einzustellen und sich entsprechend dahingehend ausrichtet.

Nur um das kurz als Allgemeinplatz zu formulieren.

Psychologische Ausbildung würde ich nicht zwingend als ausschlaggebendes Kriterium heranziehen um irgendwelche, irgendwie gearteten Schlüsse zu ziehen

Empathie - ist alles schön. Sollte aber nicht zu sehr männliches Denken beeinflussen, weil diese Eigenschaft weiblicher Natur ist - was auch gut so ist, für unsereins jedoch oft die verkehrte Strategie in der Herangehensweise sein dürfte, weil eindeutig zu passiv, zu wenig den Kontrast betonend in einer Mann/Frau Beziehung, die Tragfähigkeit braucht.

Intuition ist aktiver, neutraler und dennoch jederzeit so effizient, dass sie unliebsame Überraschungen verhindern kann. Wenn deine Ex-Freundin es fertig brachte und ein Spiel über mehrere Jahre spielen konnte, so tat sie das nicht unbedingt hoch-selektiv planend, sondern es lag mehr in ihrer weiblichen Verspieltheit, das vorsichtig zu ertasten, was sie als Fortschritt für sich definiert ohne für den Moment das Glas (dich) in der Vitrine (Beziehung) zu beschädigen. Und der Erfolg kann für sie auch bedeuten - die Schönheit des Lebens, der perfekte Moment, neue Kontakte (anfangs ggf. unverfänglich).
Sicher kann der auch mehr bedeuten und weit in die Zukunft reichen. Die Schritte dorthin, plant die Frau naturgemäß jedoch anders als der Mann. Nicht nur die Ziele sind unterschiedlich auch die einzelnen Schritte im Mosaik.

In deinem zweiten Absatz deiner Antwort gibst du dir viele Antworten bereits selbst und verstehst sehr gut, warum sie sich nicht in die Karten schauen ließ - manchmal ist die Erkenntnis recht trivial.

Rollenbild - es gibt auch die Frauen, die das alte Rollenbild lieben. Treu sind, charmant und darauf verzichten ein Spiel zu spielen, das es zum Ziel hat, einseitige Vorteile zu erreichen.

Viel Glück auf der Suche danach.

17.07.2018 23:36 • x 1 #48


bifi07
Zitat von Klaus123:
...verliert in der gegenwärtigen Gesellschaftsform eher der Mann.

So würde ich das nicht unbedingt sehen.
Sind es doch in der Mehrzahl die Männer, die aus einer Beziehung ausbrechen.

18.07.2018 06:44 • x 1 #49


K
@bifi07
Statistisch möglich. Und selbst wenn, erforscht es nicht die tiefer liegenden Ursachen.

In Mittel-/Westeuropa liegen die Dinge derzeitig wie sie sind. Der Mann muss sich stellenweise anders positionieren und nicht alle können das bislang. Das Verharren in der Emotionalität wie das in vielen Fällen hier im Forum lesbar ist, führt nicht zur Entwicklung, sondern rückwärts in eine Spirale, in der sich Männer teilweise (sogar noch sehr jung) nahezu selbst aufgeben. Die Frau ist hier längst weiter, entwickelt sich bereits nach vorne, wenn sie intuitiv wahrnimmt, dass die Beziehung für sie nicht mehr wirklich zukunftsträchtig ist. Inwieweit dieser Ansatz für sie tragfähig ist, sollte sie mit sich selbst ausmachen. Die dadurch entstehenden gesellschaftlichen Defizite zu bedenken wäre etwas, was Weitblick ahnen lassen würde. Leider wird dieser durch das Ego vielfach ersetzt.
Viele Männer haben das inzwischen begriffen und setzen ihre Strategien dagegen, worin Trennung nur die eine ist, andere wollen keine langfristige Sache mehr und bevorzugen die Affäre oder nehmen die Frau aus dem Ausland.
Das alles ist aber keine gesellschaftliche Lösung, die irgendwie zur Annäherung führt, die aber bitter nötig wäre, da sonst andere Baustellen warten, die aber die Gesellschaft insgesamt betreffen.

Jeder von beiden wird seinen Weg gewissermaßen selbst finden müssen.

18.07.2018 13:52 • x 1 #50


T
Ihr lieben,

ich möchte nicht jammern aber meine Gedanken kreisen nach 10 Wochen Trennung immer noch, machen mich traurig und verzweifelt. Ich stehe noch immer nicht unbeschwert im Leben.
Ich habe das Gefühl, dass durch die Trennung so viel in mir kaput gegangen ist. Ich habe sehr geliebt und viel in die Beziehung investiert. Hatte große Hoffnung, dass es die Frau sein könnte, die ich mal heiraten würde und die Endlichkeit hatte ich nicht im Blick.
Von ihr kommen nur sachliche Nachrichten, indenen es noch um finanzielle Ausgleich und die Übergabe der gemeinsamen Wohnung geht.
Es ist schwer für mich, dass sie erwachsen, vernünftig, abgeklärt und wahrscheinlich längst wieder im vollen Saft ihr Leben lebt, während ich noch in der Gedankenspirale hänge und Trauer.
Die Anpassung an ein neues Leben fällt mir schwer.
Ich bin meist bei meinen Eltern anstatt in meiner neuen Wohnung weil ich sonst wie eine Tiger durch den Käfig laufen würde und mich gar nicht auf meine morgige Prüfung und andere Anforderungen der Uni konzentrieren könnte. Mit 29 Jahren fühle ich mich dabei unerwachsen und unselbständig, was ich vor und während der Beziehung nicht war.
Ich glaube ich bin in mitten einer großen Anpassungsstörung mit gleichzeitiger Liebe für jemanden, der froh durch die Gegend hüpft und alles richtig macht.
So sehr ich immer wieder aufstehe, um aus dieser leidigen Opferhaltung heraus zu kommen, es gelingt mir nur für kurze Zeit.
Ich durchforste Forum und Internet nach Lösungen aber weiß, dass mir all die guten Tipps und Worte nur rational helfen.
Es wird wahrscheinlich nur über Zeit gehen, oder?
Problem ist, dass meine Ex viel in dem Gebäude ist, indem ich meine Veranstaltungen für die Uni habe und ein Aufeinandertreffen unausweichlich ist. Der Ort fühlt sich für mich daher bedrohlich an. Zu oft hat ein Wiedersehen die Wunden aufgerissen.
Ich finde es echt tragisch, dass man durch solche Erfahrungen einer Trennung in eine solche Krise gerät. Die Natur reagiert da echt über. Ich hoffe auch deswegen keine Beziehungsangst zu bekommen, um mich vor einem weiteren so tiefen Fall schützen zu wollen.
Zeit? Therapie (möchte mich verbeamtetn lassen und daher schlecht)?
Wie werde ich ausgeglichener und wie kann ich mit der Situation des Aufeinandertreffens besser umgehen?

30.07.2018 10:57 • #51


bifi07
Zitat von Totto:
Ich glaube ich bin in mitten einer großen Anpassungsstörung mit gleichzeitiger Liebe für jemanden, der froh durch die Gegend hüpft und alles richtig macht.

Das ist genau das, was einem immer wieder herunter zieht!
Du weißt doch gar nicht, ob sie das wirklich tut!
Ich will damit sagen, dass es auch die, die gehen, in der Regel nicht kalt lässt, sie aber anders damit umgehen, da entweder, jemand anderes an ihrer Seite ist oder die Gefühle im Laufe der Zeit nachgelassen haben.

Meine Trennung war vor fast fünf Jahren nach 28 Jahren Partnerschaft und ich bin heute noch nicht wirklich über das damalige *wie* hinweg. Trotzdem bin ich schon seit über zwei Jahren in einer sehr glücklichen Beziehung!
Du siehst also, man kann selbst nach einer sehr schmerzhaft Trennung noch einmal sein Glück finden, selbst wenn man es, so wie ich, gar nicht vor hatte...

30.07.2018 13:39 • #52