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Werde nicht fertig mit der selbstgewollten Trennung

D
Im Mai letzten Jahres habe ich mich nach 19 Jahren Ehe getrennt von meinem Mann, es ging einfach nicht mehr, wir haben nur noch gestritten und seit Jahren gab es keinen S. mehr, weil ich das nicht mehr fertigbrachte. Er ließ sich immer gehen, trank sehr viel, wurde oft aggressiv, ich war in unserer Ehe sehr einsam, gemeinsame Hobbies und Freunde gab es nicht mehr, auch durch die Trinkerei haben wir viele Kontakte verloren.

Nachdem wir im März in Urlaub waren und es dort zu einem schrecklichen Streit kam, den er unter Alk. vom Zaun brach, fasste ich den Entschluss, mich von ihm zu trennen. Ich bekam zum Teil wirklich Angst vor seiner Unberechenbarkeit. Wir konnten keine 5 Minuten zusammen sein, ohne das es unangenehm wurde.

Und das, obwohl er eigentlich immer ein friedfertiger, leicht zufriedenstellender und völlig harmloser Mensch war, der einfach nur seine Ruhe wollte. Zumindest für andere war er so.

Ich habe mich getrennt, und er hat sich schnell damit abgefunden, hat zwar geweint und es fiel ihm nicht leicht, aber schon im August hatte er eine Freundin, die er in seiner Kur kennengelernt hatte. Er zog im Oktober aus und im November war schon die Scheidung. Ich hatte sie schon im Mai beantragt und da wir beide bestätigten, dass wir schon länger getrennt lebten, ging das auch so schnell.

Die ganze Sache hat mir dann fast das Herz gebrochen und ich verstand/verstehe mich selber nicht. Ich habe heute noch Zustände, in denen ich ihn so sehr vermisse, dass ich glaube, vor Schmerz zu sterben.

Vom Kopf her war die Entscheidung bestimmt richtig, und doch frage ich mich, ob es nicht alles viel zu schnell ging und ob ich es nicht doch weiter hätte versuchen sollen.

Seitdem er die neue Freundin hat, ist er wie ausgewechselt, er ist zum Traummann mutiert, die Seelenruhe und Gutmütigkeit in Person. Er ist sehr glücklich und sagt immer, er wünsche sich, dass ich auch bald jemand finden werde.

Ich habe ihn oft gebeten, zu mir zurück zu kommen (ja ich weiß, grober Fehler), er schaute mich mitleidig an und sagte, das sei absolut unmögllich, er liebe mich zwar als Mensch, aber nicht mehr als Partner und er sei jetzt glücklich, so wie es ist.

Das Schlimme ist, es gibt keinen Streit mehr, wir sind friedlich und freundlich auseinandergegangen, in allem haben wir uns supergut geeinigt. So eine Trennung habe ich mir gewünscht und nun sitze ich hier und weine mir die Augen aus vor Sehnsucht.

Im Moment bereue ich die Trennung so sehr, auch wenn ich weiß, dass es zum damaligen Zeitpunkt der einzig richtige Entschluss war. Und es musste auch alles so schnell gehen, weil mir klar war, dass meine Kraft bald aufgebraucht sein würde, also habe ich es durchgezogen, gegen meine Gefühle, im Glauben, es sei die einzige Möglichkeit.

Und als er seine Freundin hatte, wollte ich alles noch beschleunigen, den Auszug, die Scheidung selbst und tat es auch, weil der Schmerz unerträglich wurde und ich dachte, je schneller es vorbei ist, umso schneller geht es mir wiedr besser.

Aber ich hänge so sehr an ihm, ich träume immer noch nachts, dass wir zusammen glücklich und verliebt sind, das Aufwachen ist jedesmal der Horror.

Ich hatte Ende des Jahres eine Affäre, aber ich kann mich noch auf nichts wirkliches einlassen, es war nur die Angst vorm Alleinsein und die Sehnsucht nach einem Partner.

Ich bin verzweifelt. Warum habe ich es bloß so weit kommen lassen?

Ich weiß, das alles ist sehr schwer zu verstehen, und alle, die mich kennen, sagen nur: Sei doch froh, du wolltest es doch so.

Ich wusste nicht, wie sehr ich ihn liebe und ich wusste nicht, wie schwer nach 20 Jahren das Alleinsein werden würde. Jetzt ist es zu spät und ich habe ihn für immer verloren.

Er kommt ab und zu auf einen Kaffee und ich nehme ihn in den Arm und drücke ihn. Er kommt heimlich, weil er seine Freundin nicht verletzen will und er hat auch keine Absicht mit mir etwas anzufangen, es sind nur die langen 20 Jahre, die wir uns kennen und die uns das Gefühl des Vertrautseins geben.

Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll für mich. Ich musste das mal niederschreiben. Es kann doch nicht sein, dass ich mich für immer aus eigener Schuld unglücklich gemacht habe, wo ich doch dachte, das Richtige zu tun.

25.01.2013 21:57 • #1


Jade-Herz
hallo

ich habe grad ein wenig das gefühl, dass du ihn auf einen sockel stellst. ganz oben - platz nr. 1

ich glaube du redest dir da vieles ein. schon, dass er zu dir kommt und seine neue davon nichts weiss. also meines erachtens kann er da keine soooo tolle beziehung führen wie er meint.

das mit dem Alk. ist auch so eine sache. meinst du wirklich,dass er jetz auf einmal einfach so damit aufgehört hat?!

im grunde kann ich deine gefühle schon verstehen. du hast schluss gemacht, weil er sich so fies benommen hat und nun ist er derjenige der glücklich ist und du bist es nicht.
sei ihm wohl nicht gegönnt
ich denke du hast auch ein recht so zu fühlen. warum auch nicht ?!

aber versuche nun doch mehr an dich zu denken als an ihn.
was er tut ist nun seine sache. mach du deine.

und ich glaube auch,dass es besser wäre wenn du so wenig kontakt wie möglich hättest.

du solltest versuchen neue visionen zu entwickeln - ohne ihn.
versuch dich aus dieser opferposition rauszuschaufeln. du hast mit sicherheit das richtige getan!

es gibt da so einen tollen spruch der mir ab und zu ein lächeln auf die lippen zauberte und mir gerade zu deiner situation einfällt.....manchmal gehts mir richtig schlecht und ich vermisse dich - aber dann denk ich an die arme s.a.u. , die jetzt mit dir zusammen ist und mir gehts wieder besser

lg

25.01.2013 22:10 • x 1 #2


A


Werde nicht fertig mit der selbstgewollten Trennung

x 3


D
Hallo Jade-Herz,

da hast du wohl recht. Die Tatsache, dass er jemanden gefunden hat und ich nicht, macht mir schwer zu schaffen.

Ich habe auch das Alleinsein unterschätzt und habe gedacht, dass ich schneller jemanden finden werde.

Das Problem mit dem Alk. hat er immer noch, ich merke es, wenn wir abends mal telefonieren, hat er oft schon leicht einen in der Krone.

Ich bekomme es halt nur nicht mehr in natura mit. Würde er wieder hier leben, wäre es wahrscheinlich genau wie früher.

Er sagt, seine Freundin liebe ihn von ganzem Herzen und er wolle sie nicht beunruhigen, deshalb sagt er nichts von unseren Telefonaten und seinen Besuchen. Er kommt jedoch auch höchstens einmal in der Woche.

Ich denke, es geht ihm ganz toll damit, dass er seine Freundin hat und mich als Option und wenn es mit ihr nicht klappt, hat er immer noch mich.
Besser kanns ja kaum jemandem gehen!

Und:Danke für den Spruch, seine Neue ist tatsächlich nicht zu beneiden.

Das mit dem Krönchen richten ist auch ein hübsches Bild.

Vielleicht schaffe ich es, mich weiter von ihm zu distanzieren. Ich dachte bis jetzt, es hilft mir, dass wir überhaupt kommunizieren können ohne Hass und Streit. Und ich war so stolz darauf, dass uns das gelungen ist.
Möglicherweise zahle ich dafür aber einen hohen Preis, dass die Wunden immer wieder aufgerissen werden.

Danke!

25.01.2013 23:08 • #3


E
Delilah,

ich war mit einem Alk. verheiratet, ich kenne was da läuft, man ist selbt Co-Alkoholiker, weil man auch nach außen vieles verheimlicht.

Nach einem Alk. Unfall hat man ihm im Krankenhaus vorgeschlagen, dass er eine Entziehung macht, hat er strickt abgelehnt, weil er das nicht brauche. Als er wieder daheim war hab ich ihm ein Ultimatum gestellt, wenn noch einmal etwas vorkäme, wäre es aus und vorbei. Es ist was vorgefallen, er hat nicht mich gewählt er hat den Alk. gewählt.

Bedenke, diese Auswüchse werden im Laufe der Zeit immer schlimmer und öfter, allerdings brauchte ich nie Angst haben, er war ein stiller Säufer. Als er dann endlich weg war, war ich nur noch erleichtert, hab ihm keine Träne nachgeweint, das hab ich alles schon während der Ehe gemacht.

Jetzt wo du ihn los bist, ist er ein Denkmal für dich, aber bedenke, auf jedes Denkmal s.c.h.e.i.s.s.e.n auch die Vögel. Mein Vorschlag, keine wöchentliche Besuche mehr und auch keine Telefonate.

Gruss von Elke

25.01.2013 23:27 • #4


D
Hallo Elke,

ob er wirklich Alk. ist..... Er hat es immer vehement abgestritten, eine Entziehungskur kam nie in Frage; er war der festen Meinung, dass ich es bin, die unnormal ist und nicht er. Er hält sich für völlig in Ordnung.

Ich glaube auch nicht, dass er körperlich abhängig ist, das hätte man in der Kur bestimmt diagnostiziert.. Aber bezeichnend für ihn war, dass er immer, wenn er zuviel trank, aggressiv geworden ist. Ich habe immer versucht, ihn dazu zu bewegen, seinen Alk. auf Parties etc. zu kontrollieren, was immer zum ultimativen Streit führte. Also konnten wir nirgends wo mehr hin gehen. Und wir konnten uns abends nach 22.00 Uhr nicht mehr unterhalten, da war sein Pensum erreicht. Er warf mir vor, ich hätte ihm alle seine Freunde genommen und würde ihm das Leben zur Hölle machen wollen.
Jetzt fallen mir auch die Szenen wieder ein, es war manchmal albtraumhaft.

Auf der anderen Seite hatte er so ein liebes, fast schon kindlich naives Wesen und war so anhänglich, dass ich es nie schaffte, ihm lange böse zu sein. Jede Versöhnung war wunderschön und ich war eine Zeitlang im 7. Himmel, es gab auch wunderschöne harmonische Zeiten - bis zum nächsten Absturz.

Merkwürdig, wie man die schlechten Erinnerungen verdrängt und übrig bleiben nur rosige Wolken.

Es ist gut, dass ich die Realität mal wieder reinschauen lasse. Dafür danke ich dir sehr, Elke.

25.01.2013 23:39 • #5


Jade-Herz
Zitat von delilah:
Hallo Jade-Herz,

da hast du wohl recht. Die Tatsache, dass er jemanden gefunden hat und ich nicht, macht mir schwer zu schaffen.

Ich habe auch das Alleinsein unterschätzt und habe gedacht, dass ich schneller jemanden finden werde.

Das Problem mit dem Alk. hat er immer noch, ich merke es, wenn wir abends mal telefonieren, hat er oft schon leicht einen in der Krone.

Ich bekomme es halt nur nicht mehr in natura mit. Würde er wieder hier leben, wäre es wahrscheinlich genau wie früher.

Er sagt, seine Freundin liebe ihn von ganzem Herzen und er wolle sie nicht beunruhigen, deshalb sagt er nichts von unseren Telefonaten und seinen Besuchen. Er kommt jedoch auch höchstens einmal in der Woche.

Ich denke, es geht ihm ganz toll damit, dass er seine Freundin hat und mich als Option und wenn es mit ihr nicht klappt, hat er immer noch mich.
Besser kanns ja kaum jemandem gehen!

Und:Danke für den Spruch, seine Neue ist tatsächlich nicht zu beneiden.

Das mit dem Krönchen richten ist auch ein hübsches Bild.

Vielleicht schaffe ich es, mich weiter von ihm zu distanzieren. Ich dachte bis jetzt, es hilft mir, dass wir überhaupt kommunizieren können ohne Hass und Streit. Und ich war so stolz darauf, dass uns das gelungen ist.
Möglicherweise zahle ich dafür aber einen hohen Preis, dass die Wunden immer wieder aufgerissen werden.

Danke!


bitte

ich weiss auch, dass das mit der distanz sehr schwer ist. weiss noch wie sich meine ex nach ein paar monaten bei mir meldete. alleine als ich seine stimme hörte war ich einfach nur glücklich. total bescheuert irgendwie ... im nachhinein bzw. auf dauer gesehen hat mir dsa aber nicht gut getan.
vor allem auch angesichts der tatsache, dass er inzwischen auch jemand anders hatte

naja-zum glück hab ich es wieder komplett abgebrochen und das ist auch gut so.

ich glaube auch, dass es für dich richtig wäre ihn gar nicht mehr zu treffen.

jetzt wo ihr getrennt seid bekommst du wohl auch nur die gute seite von ihm mit - bei den kurzen treffen und telefonaten. du siehst ja selbst, dass er sich nicht wirklich geändert hat und seine neue freundin kann einem wirklich leid tun. die weiss noch nicht worauf sie sich da eingelassen hat.

warte mal ab. vielleicht hat sich das blatt in ein paar monaten gewendet und du bist diejenige, die mit ihrer krone dasteht und glücklich über ihn lächeln kann den armen tropf

lg

25.01.2013 23:41 • #6


E
Zitat von delilah:
Hallo Elke,

ob er wirklich Alk. ist..... Er hat es immer vehement abgestritten, eine Entziehungskur kam nie in Frage; er war der festen Meinung, dass ich es bin, die unnormal ist und nicht er. Er hält sich für völlig in Ordnung.

Ich glaube auch nicht, dass er körperlich abhängig ist, das hätte man in der Kur bestimmt diagnostiziert.. Aber bezeichnend für ihn war, dass er immer, wenn er zuviel trank, aggressiv geworden ist. Ich habe immer versucht, ihn dazu zu bewegen, seinen Alk. auf Parties etc. zu kontrollieren, was immer zum ultimativen Streit führte. Also konnten wir nirgends wo mehr hin gehen. Und wir konnten uns abends nach 22.00 Uhr nicht mehr unterhalten, da war sein Pensum erreicht. Er warf mir vor, ich hätte ihm alle seine Freunde genommen und würde ihm das Leben zur Hölle machen wollen.
Jetzt fallen mir auch die Szenen wieder ein, es war manchmal albtraumhaft.

Auf der anderen Seite hatte er so ein liebes, fast schon kindlich naives Wesen und war so anhänglich, dass ich es nie schaffte, ihm lange böse zu sein. Jede Versöhnung war wunderschön und ich war eine Zeitlang im 7. Himmel, es gab auch wunderschöne harmonische Zeiten - bis zum nächsten Absturz.

Merkwürdig, wie man die schlechten Erinnerungen verdrängt und übrig bleiben nur rosige Wolken.

Es ist gut, dass ich die Realität mal wieder reinschauen lasse. Dafür danke ich dir sehr, Elke.


Das ist typisch für einen Alkohliker was du da beschreibst, abstreiten und verleugnen von ihm und du glaubst es, das ist was ich meine mit Co-Alk. In der Kur können sie das wohl bemerkt haben, es kann aber keiner gegen seinen Willen zur Entziehung gezwungen werden.

Hast du nach seinem Auszug nicht irgendwelche Alkohlverstecke gefunden oder hat er die selbst ausgeräumt?

Auch hier war es so, zunächst blieben seine Freunde nach und nach weg, er hatte auch kein Intressen mehr, die Freundschaften aufrecht zu erhalten, danach wollte er die meinen vergraulen.

Ich habe im Laufe der Jahre zuerst Hass aufgebaut danach war es nur noch Gleichgültigkeit ihm gegenüber. Nach seinem Unfall hab ich ihn auch gefragt, warum er es nicht richtig gemacht hätte und sich gleich den Hals gebrochen. Ich konnte für diesen Mann nichts mehr empfinden.

25.01.2013 23:49 • #7


E
Delilah ich hab noch etwas für dich:

Alk. wird als Krankheit angesehen, nur ist speziell bei dieser Krankheit eine totale Verhaltensänderung zwangsläufig, die von Familienmitgliedern über Jahre sogar Jahrzehnte ertragen werden sollen/müssen, die da wären:

totales Verleugnung der Sucht
kein Familiensinn mehr
Vernachlässigung früherer Interessen
Ausklammern der selbst herbeigeführten Probleme
leugnen der Folgeerkrankungen
teilweise finanzieller Ruin der Familie
apathisches Verhalten, andere wiederum
aggressives Verhalten gegenüber den Mitbewohnern
andere Krankheiten werden erfunden um den Kater zu verschleiern
nur noch damit beschäftigt wo verstecke ich meinen Vorrat
grundsätzlich wird der Vorrat zweifach gekauft (eine Flasche könnte ja kaputtgehen)
laufendes Aufsuchen der Alk.
nach außen nur leichte Alk. trinken wie Wein oder B.
keinerlei Interesse mehr am Freundeskreis
Impot. bei Männern

25.01.2013 23:53 • x 1 #8


D
Nein, ich habe aber einige Male Schnapsflaschen in seinem Arbeitszimmer gefunden, von denen ich nichts wusste.

Das mit den Freundschaften war sehr tragisch. Seine Freunde waren Saufkumpane, mit denen ihnen nichts verband außer Trinkabende. Das hat aber in den letzten Jahren nachgelassen, weil ich ihm klargemacht habe, dass ich so etwas nicht dulde in meinem Haus. Seitdem war er auch ein eher stiller Trinker, d. h. an neuen sozialen Kontakten mit anderen Pärchen, mal ins Kino oder gemeinsam essen gehen, hatte er gar kein Interesse mehr. Er hat sich in seinem Arbeitszimmer vergraben, getrunken und stundenlang vorm Computer gesessen. Mit mir hat er sich nicht mehr beschäftigt, um jede gemeinsame Unternehmung am Wochenende musste ich kämpfen. Ab letztes Jahr habe ich eigentlich meine Freizeit alleine gelebt und fühlte mich so einsam. Glücklicherweise habe ich Verwandte und einige Leute, mit denen ich was unternehmen konnte, sonst wäre ich noch wahnsinnig geworden. Ich habe mit Sport angefangen, Kunstausstellungen und Konzerte besucht, und dann erst fiel mir auf, wie schön und lebendig das Leben sein kann. Das hat mir wohl die Motivation für die Trennung gegeben.

Aber wie stark meine Gefühle für meinen Exmann waren und immer noch sind, ist schon - angesichts der Realitäten - wirklich bemerkenswert. Auch ich habe, wie du, Elke, während meiner Ehe so viele Tränen geweint, dass ich glaubte, das Schlimmste sei vorbei. Aber ich bin auch eine treue Seele und dazu ein Gewohnheitstier, ich brauche wohl für alles etwas länger

26.01.2013 00:05 • #9


E
delilah, ich war 40 Jahre verheiratet und hab dann Nägel mit Köpfen gemacht.

26.01.2013 00:09 • #10


D
O.k. das ist eine lange Zeit. Na dann habe ich in den nächsten 20 Jahre ja auch alles überstanden

Nein, entschuldige, im Ernst:
du hast auch selbst erlebt, welche Macht eine solche Beziehung über einen gewinnt, das ist schon bedrohlich. Wie hast du dich über Wasser gehalten?

26.01.2013 00:13 • #11


E
Es kam ja alles schleichend und es dauert auch einige Zeit bis man es bemerkt, schlagartig bewußt geworden ist es mir erst als er in Rente war.

Ich hab in der Zeit sehr viel gelesen und gebastelt. Habe auch Stück für Stück meinen Freundeskreis erweitert und mich getroffen, was er aber auch mit aller Macht verhindern wollte, nur hab ich mich da durchgesetzt. Habe fahren gelernt und mir dann ein Auto gekauft, das hat ihm irgendwie den Rest gegeben, da merkte er dann, dass ich aus dem Trott ausgebrochen bin.

26.01.2013 00:20 • #12


D
Liebe Elke,

bei uns war es ähnlich, erst als mein Mann längere Zeit krank war und ständig zuhause, wurde mir die Unerträglichkeit der Lage bewusst. Er hat nur noch rumgesessen am Computer und hat kaum noch am Leben teilgenommen. Es war immer ein Kraftakt für mich, ihn zu irgendeiner Aktivität zu bewegen.

Wenn ich mir die ganzen Vorfälle und mein damaliges Leben in Erinnerung rufe, kann ich meine Entscheidung gut nachvollziehen.

Trotzdem habe ich nachts diese Träume von ihm, in denen er vor mir steht und mich mich ganz strahlenden, glücklichen Augen ansieht und sagt: Jetzt bleiben wir für immer zusammen. Und ich bin unendlich glücklich.

Diesen Menschen aus meinen Träumen habe ich geliebt und liebe ich noch, aber es gibt ihn nicht in der Realität.

Das ist bitter, aber irgendwann werde ich es wohl begreifen und die Träume werden aufhören.

Dummerweise habe ich ihm gestern Abend noch eine mail geschrieben.

Jetzt gehe ich auf Abstand.

Liebe Jade Herz,

das Problem ist, dass ich mich gar nicht so sehr um mich kümmern will, sondern um einen Mann an meiner Seite. Danach sehne ich mich so sehr und das war eine Aufgabe, die ich während unserer Ehe hatte: Alles am Laufen zu halten und für alles verantwortlich zu sein, vor allem auch für ihn. Für mich alleine hätte ich es hier in meinem Haus nie so gemütlich eingerichtet, mein Mann war mein Lebensinhalt, gerade durch seine Problematik war ich ganz besonders gefordert. Und ja, ich habe für ihn gelogen und sehr viel für ihn getan.

Was zurückgeblieben ist, ist Leere. Und diese ausfüllen, trotz vielfältiger Aktivitäten, gelingt mir nicht, denn es ist eine ganz tiefe, innere Leere, die immer lauert und jederzeit mich verschlingen kann. Ich fühle mich ohne Sinn.

Obwohl ich meine Arbeit habe und im Prinzip wahnsinnig viel an Dingen vor mir herschiebe, die erledigt werden müssen. Diese Sinnlosigkeit und Leere lähmt mich und ich sehne oft den Abend herbei, damit der Tag endlich vorbei ist.

So kann es doch nicht lange weitergehen, was ist das für ein Leben?

26.01.2013 11:49 • #13


E
Guten Morgen delilah,

ich kann deine Sehnsucht so garnicht nachvollziehen, ich war damals unendlich erleichtert als er endlich weg war. Ich war frei von ihm und wenn ich ihn heute mal sehe, beglückwünsche ich mich immer noch, dass ich, trotz der langen Ehe, diesen Schritt konsequent durchgezogen hab.

Ich war ja innerlich schon sehr viel früher geschieden, mir hat nur noch das Stück Papier gefehlt.

Übrigens, ich bin nicht wegen meiner verkorksten Ehe hier, ich bin hier weil meine Beziehung danach gescheitert ist.

26.01.2013 12:12 • #14


D
Hallo!

Zwischendurch ging es mir wieder richtig gut und nun: ein neuer Tiefschlag. Ich sortierte Papiere, u. a. unsere Scheidungspapiere. Wie jedesmal, wenn so ein Moment kommt, kann ich es nicht fassen, dass wir wirklich getrennt sind und habe ein total irreales Gefühl wie in einem Albtraum. Es erscheint mir unerträglich und der Schmerz kommt stark und heftig.

Aber ich muss diesen Mist sortieren, und vielleicht ist es wie das letzte Mal, dass nach jedem Absturz eine längere gute Strecke kommt.

Er besucht mich nicht diese Woche und ich habe ihm gesagt, ich weiß nicht, ob das gut ist. Aber der Gedanke, ihn nicht mehr zu sehen, ist mir unerträglich.

Elke, trotz der ganzen Alk. ist dieser Mann meine große Liebe gewesen. Das alles auf ein Alk. zu reduzieren, ist zu einfach.

Bei unserem letzten Telefonat sagte er noch einmal, wie gut es ihm jetzt geht, er macht auch einen total ausgeglichenen Eindruck. Vielleicht war ich wirklich einfach die Falsche für ihn, die ganzen Jahre.

01.02.2013 22:33 • #15


A


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