Ich befasse mich seit einigen Tagen nun mehr mit meinem Anteil der Tragödie und halte mich an dieses Zitat:
Wer zu sich selber geht, riskiert die Begegnung mit sich selbst. Der Spiegel schmeichelt nicht, er zeigt getreu, was in ihn hineinschaut, nämlich jenes Gesicht, das wir der Welt nie zeigen, weil wir es durch die Persona, die Maske des Schauspielers, verhüllen.
Der Spiegel aber liegt hinter der Maske und zeigt das wahre Gesicht. Dies ist die erste Mutprobe auf dem inneren Wege, eine Probe, die genügt, um die meisten abzuschrecken, denn die Begegnung mit sich selber gehört zu den unangenehmeren Dingen, denen man entgeht, solange man alles Negative auf die Umgebung projizieren kann.
Carl Gustav Jung
Das ist mein Weg gerade. Ich erkenne, dass ich in eine emotionale Abhängigkeit gerutscht bin, ohne es zu bemerken.
Meine Therapeutin meinte, dass ich schon offen und verletzt in die Beziehung gekommen bin, weil ich gerade durch eine Trennung ging und diese noch nicht verarbeitet hatte. Zudem starb im ersten Jahr unser Partnerschaft mein Vater ziemlich plötzlich. Die Trauer und den Abschied habe ich grösstenteils alleine mit mir ausgemacht, weil ich das so gewohnt bin und weil meine Ex ihre Arbeit nicht unterbrechen konnte oder wollte um an meiner Seite zu sein.
Dazu noch dieses ewige Pendeln zwischen extremer Nähe und Distanz und ihre nach aussen hin so perfekte Fassade. Immer gut drauf, immer voller Energie und Tatendrang. Die Reise zu mir selbst beinhaltet zu erkennen, dass ich versäumt habe Grenzen zu ziehen, weil ich ihr genau diese Stärke zurückgeben wollte, selbst in Momenten in denen ich schwach war. Ich habe nicht erkannt, dass hinter der Perfektion meiner Ex auch eine tief verunsicherte Seele schlummert. Sie hat dies nur zweimal durchschimmern lassen, und ich habe mit Größe und Stärke reagiert und sie beschützend in den Arm genommen. Dabei war vieles eine Maske vor ihrer Unsicherheit. Wie passend dass sie dazu noch als Maskenbildnerin arbeitet. Ironie des Schicksals?
Es war auch nicht immer einfach, denn sie zog ihr Leben einfach so durch, nahm auf meine Bedürfnisse nicht viel Rücksicht. Plante ihre Jobs nach ihrem Ermessen, irgendwann habe ich es aufgegeben mich da einzumischen und mich damit abgefunden.
Dann der Einzug in unsere Traumwohnung, eine phantastische Reise durch Myanmar und Sri Lanka. Ich wähnte mich um perfekten Glück, alles war so wie ich es mir immer erwünscht hatte. Und so schnell der jähe Absturz, weil sie mich mit ihrem Kinderwunsch überrollte, den sie natürlich auch sofort umsetzen wollte.
Ich habe dann im letzten Sommer erkannt, dass unsere Beziehung kippt, dass ich müde werde von diesem ständigen Wechsel der Extreme. Ich bat sie um noch ein Jahr zu zweit, für uns, indem wir das Gleichgewicht wieder herstellen. Indem wir auf unsere Bedürfnisse eingehen und ein bisschen zu Ruhe kommen.
Doch stattdessen noch mehr Druck von ihrer Seite, so als sie schnell ne Entscheidung haben wollte, ob ich weiter mit ihr Schritt halten kann oder ob ich ausgetauscht werde. Letzteres passierte und ich fühle mich immer noch furchtbar mit dem Ende. Mir ist klar, dass ich Fehler gemacht habe. Mir ist klar dass unsere Liebe nie den sicheren Hafen einer Partnerschaft erreicht hat. Doch trotzdem würde ich sie immer noch zurücknehmen, wenn sie jetzt wieder vor der Tür stände, ganz einfach weil ich sie trotz allem Verrat und aller Verletzung immer noch liebe. Und das ist das Gemeine, wie soll ich jemals wieder jemanden in mein Herz lassen, nachdem ich so enttäuscht wurde. Enttäuscht von mir selbst, weil ich zu spät Grenzen gesetzt habe und auf den letzten Metern vollends zusammengeklappt bin. Enttäuscht von ihr, weil sie mir mal sagt, dass sie es so sehr an mir schätzt, dass ich ihr ihre Freiheit lasse und so an unsere Liebe glaube.
Ich fühle mich traumatisiert von den Geschehnissen, tief verletzt genau dort wo meine tiefsten emotionalen Wunden sitzen, von ihr, von mir, weil ich mich nicht genug geschützt habe.
Was mir Mut macht, ist die Tatsache, dass ich nun die Chance habe mit mir selbst in Reine zu kommen, zu lernen dass ich mir eigentlich immer die falschen Frauen aussuche, nämlich die um derer Liebe ich kämpfen muss, weil ich es nie anders erfahren habe. Das Problem ist nur, ich bin so müde. So müde vom Kampf und so müde von der Liebe. Immer dann wenn ich dachte ich sein angekommen, fliegt mir alles um die Ohren. Dabei möchte ich endlich ankommen. Im Leben, im Jetzt, in der Liebe. Ich möchte Vater werden, eine Familie gründen und Sonntage am See verbringen, in einem alten Camper oder mit Zelt. Nicht mehr verkatert aus Bars oder Clubs fallen und die Sonntage mit Ausnüchtern verplempern.
Ich weiss, dass ich eigentlich ein tolles Leben führe. Ich habe einen tollen Beruf, den ich selbstständig ausüben kann. Einen grossen Freundeskreis um mich herum, Teile meiner Familie in der Stadt und diese Traumwohnung, die ich irgendwie halten werde. Aber trotzdem vermisse ich sie jede verdammte Minute. Ich weiss, dass ich sie glücklich machen könnte, mit dem Wissen über uns, das ich nun habe. Aber das ist vorbei, sie zieht weiter und würdigt mich keines Blickes mehr, also bleibt mir nur mich selbst zu lieben. Und das fällt mir schwer, denn ich habe das nie gelernt, habe meine Liebe immer im Aussen gefunden, seit nunmehr 20 Jahren, berausche ich mich damit und nun geht mir die Puste aus.
Das wird ein hartes Jahr aber ich muss da durch, ich muss es schaffen und darf die Hoffnung nicht verlieren, dass es da draussen doch noch einen Menschen gibt, der mich für das liebt was ich bin und nicht für das was ich ihm gebe.
Schönen Tag!
Cuba