Spannender Thread, muss ich sagen und zwar deswegen weil ich hier eine gewisse Dynamik sehe.
Zuerst haben sich die radikalen Vertreter gemeldet, die halt aus ihren Erfahrungen so geworden sind. Und so langsam tauchen die besonnenen versöhnungsbereiten Mitglieder auf.
Ich finde es grundsätzlich gut, wenn man Affären differenziert betrachtet.
Letztendlich ist es immer und ausschließlich dieselbe Geschichte nur in Nuancen anders
Und das geschilderte ist im Wesentlichen gleich.
Ich finde es gut, dass du liebe Te ersten noch nicht verschwunden bist, zweitens noch nicht die Koffer vor die Tür gestellt hast und drittens ihn trotzdem gebeten hast zu gehen.
Ich persönlich stehe auf der Seite der Ehe und langjährigen Beziehung.
Wenn man es schafft, solch eine Krise zu meistern ist das etwas befriedigendes und erfullendes. Allerdings sind wir Menschen und somit kann das nicht jeder und das bedeutet auch nicht, dass man dadurch in irgendeiner Weise minderwertig ist.
Soweit.
Ich möchte gerne ein paar Punkte aufnehmen.
80 20 verstehe ich durchaus als 80 Prozent Ehe und 20 Prozent Unsicherheit.
Warum sollte es anders sein? Warum sollte in der Betrachtung das Vertraute, das gemeinsame Leben nicht auch einen sehr hohen Stellenwert haben versus dem Neuen rauschhaften.
Melanie Mittenmeier sagte es macht einen Unterschied ob man im Biergarten ein Radler trinkt oder im Club eine Linie zieht und durchfeiert. Und jedem vernünftigen Menschen ist klar, dass letztlich der Biergarten viel gesünder ist.
Auch ich sehe die 20 Prozent als eine Unsicherheit ob man mit dem neuen auch im Biergarten glücklich wird.
Und das genau ist fraglich.
Dann war hier die Aussage man müsste sich sofort entscheiden. Und ich sage dazu ganz klar nein. Vieles sind Prozesse, die einfach ablaufen müssen und daraus folgend muss jeder auch Geduld und Demut mitbringen.
Dann hieß es, man könne nicht um die Liebe kämpfen. Ich finde Definitionssache: man kann durchaus um eine Ehe/ Beziehung kämpfen und die Liebe folgt. Das heißt einerseits, dass man liebe geschenkt bekommt, aber das vorlaufend doch ein Kampf statt.
Ganz ehrlich: wenn ich meine Frau anhimmelnd anschaue denke ich mir: ja, ich habe um dich gekämpft und gewonnen.
Denn ich bin der festen Überzeugung dass derjenige ein glücklicher Mann ist, dem sie ihr Herz schenkt. Insofern hat ihr am sie nicht bekommen und er hat nur temporär das Herz gehabt.
Der Kampf war die Geduld, das Durchhaltevermögen, meine Bereitschaft zu vergeben und meine Bereitschaft ihr zu vertrauen. Und zuerkennen was ich dazu beigetragen habe, unsere erste Ehe zu verkacken.
Der Kampf war bei ihr ihren Liebeskummer zu überwinden, ihre Verantwortung und die Tragweite ihrer Handlungen zu begreifen, den Verlust einer Freundschaft zu verkraften, die durchaus Potential hatte, und ebenso zu verzeihen, was ich ihr angetan habe.
Verzeihen ist übrigens auch ein Prozess, der erst abgeschlossen ist, wenn man losgelassen hat. Und dass kann schon dauern.
All in all glaube ich dass es eine gewaltigen Berg bedeutet, eine Ehe 2.0 aufzubauen, was nur gelingt, wenn beide daran arbeiten. Sich nun endlich ehrlich dem anderen zeigen und nicht aus Gründen der Schonung wichtiges verschweigen.
Als Beispiel habe ich meine Frau dieses Jahr zu einem Kurs gebracht, den sie zusammen mit ihm vor ein paar Jahren als quasi Höhepunkt absolviert hatte.
Das Haus zu betreten und ihr Zimmer, hat mich schon getriggert. Und das habe ich auch so kommuniziert. Und sie hat gesagt dass sie auch an den Familien Kurs denken musste, aber dass das für sie ein abgeschlossenes Kapitel ist.
Wir beide waren also ehrlich zueinander. Sie hat meine Gefühle angenommen und ich ihre. Und so sind wir wieder ein Stück weiter gekommen.
Und eines hat mich der Weg in die Ehe 2.9 gelehrt. Liebe ist keine Selbstverständlichkeit und man muss aufpassen. So wie man auf seinen Körper aufpassen muss und sich darum kümmern, gilt das auch für seine Beziehungen und ganz besonders für die eigene Ehe.
Also nach dem langen Text, was ist mein Rat:
Nützt beide die Zeit um für euch abzuklären, ob ihr euch auf die Reise macht.
Sucht euch Hilfe, sei es Paartherapie oder auch Therapie für den einzelnen.
Mach dich auch über eine Scheidung schlau. Denn es kann auch sein, dass ihr es nicht schafft und da bin ich immer für information. Die Erfahrung lehrt, dass trotz bester Vorsätze die Stimmung kippen kann und dann sollte Waffengleichheit herrschen.
03.12.2022 10:02 •
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