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Bald ist Weihnachten?, fragte der Fuchs das seltsame Mädchen; erhob sich von seinem Schoß und betrachtete sein Spiegelbild.
Sie fuhren in einem Regenschirm sitzend weiter flussaufwärts für eine Zeit, die sie nicht kannten.
Das Mädchen nahm seine Gießkanne in die Hand, ließ sie gleiten durch das Wasser, füllte sie auf, goß das Wasser wieder hinaus, immer wieder, immerzu und sprach zum Fuchs:Mein Freund, mein lieber Fuchs ich erinnere dich. Ich sehe dich im letztem Jahr, deine Wege durch den Wald, deine Tierfreunde, deinen Gruß am Morgen, am Abend.
Wie du dich betrachtest hast in dem Nass; du gegangen bist.
In einem Moment war deine Nase gar zauberbar; ein Stups hinein in dein bewegtes Spiegelspiel und alles verschwamm. Die Nase ward gar zauderbar.
Ein Sekundenspiegelspiel und du wandeltest, du endfremdetest, du erkanntest die vielen Herzen in deiner Brust.
Schaust du nun hinein in den Fluss, sage mir mein Freund, was redet, was spricht, was zeigt er dir?
Meine Ohren die sind schick, meine Schnurrhaare genau richtig, die Augen leuchten, die Nase gar zauberbar.
Aber verschwimmen, verschwimmen muss all dies nich mehr.
So sehe ich auch meine Ohren sind zerfetzt, meine Schnurrhaare gebrochen, meine Augen schimmern still, meine Nase die ist gar zauderbar.
Gibt es das? Existiert all das nebeneinander?
Ist es doch das selbe Wasser. Berührt meine Nase mein Spiegelbild und verschwimmt bin ich ein anderer.
Kommt das Wasser wieder zur Ruhe, bin ich der, der ich vorher war.
Oder bin ich all das Gewesene, das Seiende und das Kommende?
Ist es doch das selbe Wasser mit all den vielen Herzen, die mich bewegen und sich wünschen, sich träumen, sich öffnen deins zu berühren.
Sind es nur Sekunden übergegangen in Monate, in denen ich verweile, sitzend in einem Regenschirm; flussaufwärts.
Wie viele schlief ich davon in deinem Schoß, deine Hand in meinem Fell, streichelnd meinen Kopf. Bist du mir eine Freundin, die unaufhörlich Wasser in den Fluss goss mit einer Gießkanne, eine die sammelte all meine Traurigkeit.
So schwimmt auch sie in diesen unseren Fluss und ist Anfang und Ende, Gehen und Kommen, Wandel und Stillstand. Verlassen wir ihn einmal deinen, meinen Fluss, so mag ich dich nehmen an deine Hand und dir lauschen, dich hören, atmen deine Welt.
Das seltsame Mädchen nahm den Fuchs bei seiner Pfote, bettete ihn auf sein Kleid und flüsterte: Bist du mir doch Wunsch, bist du mir Traum.
So fuhren sie gemeinsam flussaufwärts sitzend in einem Regenschirm.
Vorbei an all den Bäumen, die beginnen hinab zu werfen all ihre Blätter in diesen ihren Fluss. Vorbei an all den Blümlein, die noch trotzen dem kommenden Winter.
Vorbei an all dem Gehen und Kommen.
09.11.2023 23:52 •
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