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Wieviel loslassen muss sein?

H
Ja ich hab wohl echt geglaubt, ich müsste mich einfach mehr anstrengen, um ihn zu halten. Gleichzeitig wusste ich, ich würde nie an die Frauen heranreichen, mit denen er sich sonst umgab. Ich weiß noch, wie es war als ich ihn zum ersten mal sah. Es war in der Kantine wo er mit einer Kollegin essen ging. Sie war eine wunderschöne Frau und die beiden zusammen zogen alle Blicke auf sich. Ich bin eher unauffällig. Ganz hübsch, süß und niedlich aber nicht von ihrer Klasse. Ich weiß, er fand sie absolut mega aber sie ist mit einem Aufsichtsratsmitglied verheiratet. Keine Chance für G. Doch sie war oft bei meinem Chef wegen eines Projekts in das er dann mit einstieg. Deshalb war er dann oft bei uns zu Besprechungen. Ich musste seine Memos schreiben und verteilen und so kam unser Kontakt zustande. Irgendwann lud er mich zum Kaffee ein, weil ich für ihn einen umfangreichen Bericht fertig gestellt hatte. Das kostete mich viele Überstunden aber für ihn tat ich damals schon alles. Aus dem Kaffee wurde ein Wein und dann noch einer und als er mich nach Hause brachte, kam es zum ersten Kuss. Er küsste nie mit Zunge, was sich nie änderte. Das irritierte mich total. Aber dann kam noch sehr viel mehr. Dazu später mehr.

10.11.2020 21:11 • #16


H
So also das ich ihn so sehr vergötterte und mich für ihn klein machte, hab ich ja verstanden. Da gibt's bei mir wohl tatsächlich ein Muster, an dem ich arbeiten werde. Stichwort Selbstliebe. Aber wie sieht denn nun eine gesunde Erinnerungskultur aus? Und was kann ich tun, um mich wieder öffnen zu können. Momentan hätte ich auf Dating zwecks neuer Beziehung null Bock. Ich finde es auch ok, das erstmal so zu belassen. Einen Kinderwunsch habe ich nicht also spüre ich da keinerlei zeitlichen Druck. Familie ist nichts für mich. Das war mir immer schon klar. Dafür ist meine Familie zu kaputt. Ich habe keinerlei Bedarf in diese Fußstapfen zu treten. Aber für den Rest meines Lebens alleine sein? Nein das ist ja nun auch nicht so doll. Auch wenn es mich derzeit noch nicht stört.

11.11.2020 15:53 • #17


A


Wieviel loslassen muss sein?

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G
Zitat von Henriettte:
Die Leidenschaft war auf jeden Fall sehr groß. Waren wir zu zweit alleine hat es nie lange gedauert, bis wir intim wurden. Ich hätte ihn am liebsten aufgefressen, dabei bin ich sonst eher der zurückhaltende Typ Frau. Bei ihm wurde ich fast zur *beep*. Darüber hat er sich manchmal sehr lustig gemacht. Aber es war nicht nur der S.. Ich habe ihn auch sehr bewundert. Er war Italiener und ich mochte seine Mentalität und Kultur. Ich mochte seine enge Bindung zur Heimat und zu seiner Familie. Und ich bewunderte ihn in seinem Beruf. Er war ...


Du idealisiert ihn. Du siehst zwar seine Schattenseiten, aber die goldenen, glänzenden überwiegen noch immer.

Du bist weeeeiiiiit davon entfernt über ihn hinweg zu sein. Mitnichten.

Du hast ihn leider auf ein Podest gestellt und du kniest davor und betest ihn an.

Ich bin mir sicher, der liegt im Adidaszwirn mit der Hand in der Hose auf der Couch und furzt was das Zeug hält. (übertriebenen formuliert)

11.11.2020 16:45 • x 1 #18


DieSeherin
Zitat von Henriettte:
Aber wie sieht denn nun eine gesunde Erinnerungskultur aus?


naja, du behauptest zwar irgendwie, dass du über ihn hinweg seiest und der liebeskummer nicht mehr im vordergrund steht, aber so ganz nehme ich dir das nicht ab!?

eine gesunde erinnerungskultur sähe nämlich so aus, dass man mit einem sentimentalen lächeln im gesicht jemand anderem vorschwärmen kann und auch über die schwächen des exes flachsen kann - und ihn von diesem sockel runter geholt hat!

soweit scheinst du mir noch nicht zu sein

11.11.2020 17:05 • #19


Plentysweet
Zitat von DieSeherin:
erinnerungskultur

Über das Wort stolper ich jetzt etwas. Braucht man jetzt schon so was ?

11.11.2020 17:15 • #20


DieSeherin
Zitat von Plentysweet:
Über das Wort stolper ich jetzt etwas.


das hatte Henriettte selber benutzt im beitrag #17

11.11.2020 17:16 • x 1 #21


Hansl
Zitat von Henriettte:
Aber ich frage mich, ob es normal ist, auch Jahre nach dem Beziehungsende noch täglich an den Ex zu denken.


3 Jahre sind keine Jahre.
Je nach Typ eben verschieden.
Zudem hat er Dich im Griff gehabt.
Wenig positiv allerdings, das hat in Dir Prozesse angeschoben, die Du jetzt positiv nutzen solltest.
Damit das nicht so weitergeht.

Übrigens, ich persönlich denke auch heute noch öfter an eine,nach14 Jahren auch das ist nicht ganz rationell.
Allerdings war dies kein A.
Gehört halt zum Leben.

11.11.2020 17:32 • #22


DieFrau
Zitat von Henriettte:
Es ist nur so eine Art Wehmut und das Wissen das es nie wieder etwas vergleichbares geben wird.


Das dachte ich auch nach der Trennung, deshalb ist mir wichtig, dass du für den Anfang es für möglich hältst. Mit der Zeit wirst du sehen dass all diese bewundernswerten Sachen nicht so rar sind. Wirklich... Und wenn es soweit ist, schreib uns hier bitte, es ist schön zu lesen wie man Fortschritte macht

11.11.2020 17:38 • #23


H
Ja klar, wenn es soweit ist schreibe ich euch. Aber momentan fische ich noch im trüben. Ich dachte echt, ich wäre über ihn weg, weil mich der Gedanke an ihn nicht mehr zerreißt. Und ihn in Jogginghose auf dem Sofa habe ich sogar erlebt. Aber selbst dann sah er noch zum anknabbern aus. Ok, gebläht hat er nie. Das war eher mein Part. Lol. Das fand er zuerst sogar lustig. Ich find's normal. Aber bei seiner jetzigen kann ich es mir auch nicht vorstellen. Die liegt bestimmt sogar auf der Couch noch mit High Heels und Netzstrümpfen. Na ja, wer's mag!

11.11.2020 17:46 • #24


B
Liebe Henriette,

Du hast da ja ein wunderbares Wort angewandt: Erinnerungskultur.

Das wird normalerweise im Kontext mit dem *beep* verwendet, aber ich finde, es passt hier auch sehr gut.
Ich habe mich nach dem Besuch beim Therapeuten einfach mehr mit mir beschäftigt und Parallelen hergestellt. Ich habe nämlich gerade in dieser Bezeihung (aber auch in einigen anderen vor ihm) Parallelen hergestellt. Ich war schon bei W so und das ist jetzt 15 Jahre her und ich war bei A so. Beide Male begab ich mich unbewusst und unbeachsichtigt in die untergeordnete Position. Beide Männer waren auf dem Sockel und wa blieb für mich dann übrig, da der Sockel ja besetzt war? Klar, die Position zu deren Füßen.
Und in beiden Beziehungen und einigen anderen, wenn da auch nicht so schlimm, hatte ich nach der Anfangszeit beständig innere Ängste. Ich bin nicht gut genug, er könnte das Interesse an mir verlieren, ich muss so sein, wie er mich vermeintlich haben will, damit er sich nicht abwendet usw.
Und das war ganz klar aus der Kindheit übernommen. Schon meine Mutter hat mir beigebracht, dass ich so und so sein sollte, damit sie zufrieden mit mir war. Und ich richtete mich danach, denn für ein kleines bißchen Liebe und Anerkennung tat ich alles. Also stand bereits inmeiner Kindheit meine Mutter auf dem Sockel.
Sie war leider auch oft launisch. Mal gut aufgelegt und ich fühlte mich wohl. Aber dann wieder uneins mit sich und auch das spürte ich sofort. Ich wusste, ich durfte sie da nicht reizen, keine Fehler machen, da sich sonst ihre Wut, die eigentlich nicht mir galt, aber halt da war, auf mich entladen wurde.
Daher kommt es auch, dass ich blitzschnell einschätzen kann, wie andere Menschen ticken und wie ich sie nehmen muss.Ich bin ja seit dem Alter von schätzungsweise 4 Jahren geübt darin, Stimmungen zu erfühlen und auszuloten. Stimmungswechsel bedeutete Gefahr und auch das spürte ich schon als kleines Kind körperlich. Da kroch so eine gewissen Angst aus dem Bauchraum heraus und ich wurde vorsichtig. Stimmungen von meiner Mutter übertrugen sich sofort auf mich und ich reagierte entsprechend. Genau so ging ich beim Mann vor. War der zugewandt und liebevolll, fühlte ich mich prächtig. Aber leider reagierte ich auch sofort darauf, wenn er anders war. Da kam sofort die Angst vor Ablehnung.
Das sind bei mir ganz klar erlernte Verhaltensweisen. Ich suchte praktisch unbewusst im Beziehungsleben nach ähnlichen Beziehungsmustern, damit dieses Defizit irgendwann aufgelöst wird.

Aber ich suchte mir auch kategorisch die falschen Männer dafür. Denn wenn mir jemand Zuneigung von sich aus entgegenbrachte, fühlte ich mich beeinträchtigt. Hilfe, der will was von mir! Nein, den will ich nicht! Und dann war ich weg.
Aber musste ich mich anstrengen, um ihn für mich zu gewinnen, dann lief ich zur Hochform auf. Ich wollte das Unmögliche erreichen,damit ich damit mein Ego füttern konnte. Allerdings endete das oft genug in einem persönlichen Disaster, wie Du es auch kennst.

Du hast Dich in der Beziehung eingeordnet wie ein kleines Mädchen. Ach, ich war ja nie seine Kragenweite. Da gab es ja ganz andere, insbesondere die Frau des Vorstandes, die doch eine ganz andere Klasse als ich haben. Warum machst Du Dich so klein? Diese tollen Frauen kochen auch nur mit Wasser und gehen täglich aufs Clo. Sie strahlen vielleicht wunder was aus, aber sie sind auch nur ganz normale Frauen.

Und er? Hat dann ein kleines Mädchen gefunden, das ihn anhimmelte und ihm zuarbeitete. Ein leichtes Spiel für ihn. Eine Einladung zum Essen, dann der erste Kuss, dann hatte er Dich sofort an der Angel. Und in der Beziehung warst Du auch das Mädchen, eine Art junge Frau, die er sich nahm und Dir hat es gefallen, weil es Deinem Klein-Mädchen-Schema enspricht. Du hast das wohl etwas aus der Kindheit zurück behalten.
Er war womöglich eine Art Vaterersatz für Dich? Könnte das sein?
Es ist spannend, sich mal im Rückspiegel zu betrachten und sich zu fragen: warum eigentlich habe ich so viel Gewinn daraus gezogen? Ich bin doch eigentlich erwachsen und stehe meine Frau und dann begebe ich mich in die Position eines kleinen Mädchens, das den großen Zampano anbetet.

Einfach mal sich hinterfrragen und Du wirst Ansätze finden, was Du da an Kindheitsmustern mit ins Erwachseneleben transportiert hast. Wenn Dir das bewusst wird, gehst Du auch anders damit um. Kommt wieder so ein Mr. Großartig, schaust Du Dir den vlt. auch mit anderen Augen an oder Du brauchst so was gar nicht mehr, weil Dich das Mädchenschema gar nicht mehr interessiert. Weil Du lieber eine Beziehung auf Augenhöhe führen möchtest, als wieder Jahre zu verschwenden für eine nutzlose Sache, die eh zum Scheitern verurteilt ist.
Dieser Mann da war nicht halb so toll wie Du glaubst. Er hat sich genommen was er kriegen konnte und hatte wohl nie eine ernste Beziehung mit Dir im Plan. Allein das sollte Dir schon zu denken geben, wie es um ihn bestellt ist. Der hat es sich auf Deine Kosten gut gehen lassen und glaube ja nicht, dass er nicht gemerkt hat, wie großartig Du ihn findest. Futter für sein Ego, aber weiter nicht ernst zu nehmen.

Du bist immer noch nicht frei. Daher hast Du auch kein Interesse an anderen Männern. So was wie den brauchst Du aber nicht mehr, denn die Masche hast Du durch. Mach Dich frei von den Ketten, die Du Dir selbst angelegt hast und Du wirst Dich besser mit Dir fühlen. Schau einfach nur auf Dich und irgendwann wirst Du merken, dass Du ab und zu an ihn denkst, Dir aber sagst, meine Güte, was habe ich nur bei dem gesucht? Das geht mir heute oft so. Wenn ich den Ex. ab und an mal sehe, so ca. einmal im Jahr und immer nur dienstlich, grüße ich ihn, wenn ich ihn sehe und gehe weiter. Er hat offenbar auch kein Interesse an einem Smalltalk.
Und dann frage ich mich, warum um alles in der Welt ich so viel um den gelitten habe. Der ist niicht mal halb so toll wie ich ihn fand.
Ich glaubte nur, er wäre es. Und was ist er? Auch nur einer, der seine Defizite an mir auslebte, weil ich es zuließ und glaubte, wenn ich nur genug leide, dann kommt die Belohnung.
Nicht mal geschenkt möchte ich ihn heute noch haben. Und ich habe jetzt auch eine ganz andere Beziehung mit einem guten Mann, mit dem ich angstfrei und sorgenfrei leben kann, ohne ständig zu glauben, dass ich nicht gut genug für ihn bin.

Gib nicht auf, aber anstatt in der Erinnerung zu verharren, hole ihn erst Mal vom Sockel. Und dann hinterfragst Du Dein Schema, das Du bei ihm abgspult hast. Und dann lernst Du, dass Du mehr wert bist als das, was er Dir zugeteilt hat, denn auf so was lässt Du Dich nicht mehr ein. Du bist nämlich auch ein wertvoller Mensch, der es verdient, geachtet und gut behandelt zu werden. Auch wenn Deine Familie vielleicht anderer Meinung war.

Begonie

11.11.2020 18:17 • x 3 #25


B
Was hier alles beep wird! Ich meinte das Dritte Reich, aber wahrscheinlich wird das jetzt auch wieder beep.
Also vorsichtshalber: D rittes Reich.

Begonie

11.11.2020 18:19 • #26


tlell
Liebe hat nichts mit Herkunft, Stand, Beruf oder Aussehen zu tun. Liebe passiert einfach oder nicht. Wenn sie nicht passiert, dann nicht weil du nicht seinen sonstigen Frauen entsprichst. Auch er hat keinen Schalter, den er umlegen kann von wegen ich verliebe mich nicht. Auch ihm passiert das einfach. In deinem Fall ist eben nicht passiert.
Ich finde es gruselig wie du über dich selber redest und über ihn. Er ist doch kein Objekt gesteigerter Begierde, weil er einen guten Job hat oder und gut aussieht. Er ist ein Mann. Nicht mehr und nicht weniger.... Den ganze anderen Rest machst du aus ihm. DU machst aus ihm den EINEN. Den Einzigem im Bett der es bringt. Der Einzige der diese Gedühle in dir weckt. Der Einzige..... Guten morgen Drornröschen 1000 Jahre schlaf sind vorbei.

Mädel wach auf. Liebe dich selber! Gestehe dir zu geliebt zu werden und es wert es zu sein! Und ich wette du stellst fest er ist nicht der Eine, Einzige welcher gewesen. Du selber definierst deinen Wert. Es gibt tolle Männer da draussen. Du musst das nur zulassen und sehen. Wer will schon wen, bei dem man selber nur denkt ich spiele nicht in deiner Liga. Das kann weder gesund sein noch gut ausgehen. Auch ein Mann will Mann sein und nicht auf einen Podest gestellt und als Gott verehrt werden. Sowas mag ne Weile das Ego super pushen, aber dann wirds es anstrengend. Er muss ja immer vor dir bestehen auf gleichem Niveau. Schliesslich will auch ein Mann bei seiner Frau nur eins geliebt werden und sein können was er ist. Einfach er selber....Denk da mal drüber nach.

11.11.2020 20:05 • x 1 #27


DieFrau
@Henriette

Ich kann dich so gut verstehen! Bei mir war es auch so - man sieht ihn, nicht mal besonders schick angezogen, einfach nur im TShirt und man hätte gleich mit ihm 6 haben können. Aber! So war es auch mit einem Ex vor ihm. Nicht gleich aber ähnlich. Deshalb bin ich mir sicher es wird noch mehr Typen geben die zum vernaschen sind

11.11.2020 20:17 • #28


H
Tja ja, ihr habt alle irgendwie recht und ich danke euch sehr für eure Antworten. Ganz besonders dir Begonie, nochmal lieben Dank. Du triffst den Nagel schon wieder auf den Kopf. Bei mir waren es Vater und Mutter, um deren Aufmerksamkeit und Liebe ich immer habe kämpfen müssen. Hätte ich eine liebe Nachbarin nicht gehabt, die sich immer um mich kümmerte und zu der ich notfalls immer gehen konnte, es wäre schlimm geendet. Witzigerweise wurde eben diese Frau von meinen Eltern immer kritisiert und abgewertet. Einmal warf mein Vater mir vor, ich sei ihr schon fast ähnlich geworden. Da war ich 16. Das war ein Schlag ins Gesicht. Danach ging ich nie wieder zu ihr. Aber so sehr ich kämpfte, ich war nie gut genug. Vielleicht suche ich deshalb Erlösung bei solchen Narzissten. Es stimmt, ich halte es für Liebe, dabei war es emotionale Abhängigkeit. Dennoch, wieviel Loslassen muss sein? Was davon darf ich aber auch in guter Erinnerung behalten?

11.11.2020 21:15 • #29


G
Zitat von Henriettte:
Vielleicht suche ich deshalb Erlösung bei solchen Narzissten


Oha. Wie kommst du auf den Gedanken, der Mann sei ein Narzisst?

11.11.2020 21:17 • #30


A


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