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Wieviel loslassen muss sein?

DieFrau
@Begonie deine Geschichte passt 1:1 zu meiner, zumindest das was du geschrieben hast. Auch ich musste um die Bestätigung meines Vaters kämpfen. Deine Zustimmung hat vieles in meinem Leben geprägt und da wo ich sie nicht hatte gab es Unsicherheit. Heute immer noch. Deshalb hatte ich eine schmerzhafte Beziehung mit einem Narz so wie die TE und mich zogen meist die Männer an die kühl waren, damit ich das, was ich in der Kindheit gelernt habe, dieses Programm, weiterhin leben kann.
Es dauerte ein Jahr bis ich die letzte Bez verarbeitet habe, ein Jahr habe ich auch reflektiert unf gewollt single gewesen da ich keinen gleichen Fehler wiederholen möchte.

11.11.2020 21:02 • #31


H
Tja wie komme ich drauf das er ein Narzist war? Nun er war jedenfalls hochgradig selbstverliebt. Er war es gewohnt, Menschen und deren Gefühle zu benutzen. So triggert er z.b. meinen Nestbautrieb indem er mir Zukunftspläne vorgaukelte. Er wusste genau das er die nie umsetzen würde. Als ich ihn später daran erinnerte, leugnete er es und warf mir vor, zu klammern. Und er spielte Nähe-/Distanzspielchen und nutzte deren bindende Wirkung. So war ich schließlich zu allem bereit, nur um ihn zu halten. Während er schon mit seiner Next datete, genoss er es, mich S. zu erniedrigen. Er lebte mit mir Fantasien aus, die man sonst so nur in einschlägigen Filmchen sieht. Deshalb behaupte ich er war Narzisst. Erschreckend war nur, das ich teilweise Freude empfand, mich von ihm benutzen zu lassen. Aber das sind dann wohl meine kindlichen Unterwerfungsmuster.

12.11.2020 07:16 • #32


A


Wieviel loslassen muss sein?

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G
Zitat von Henriettte:
Tja wie komme ich drauf das er ein Narzist war? Nun er war jedenfalls hochgradig selbstverliebt. Er war es gewohnt, Menschen und deren Gefühle zu benutzen. So triggert er z.b. meinen Nestbautrieb indem er mir Zukunftspläne vorgaukelte. Er wusste genau das er die nie umsetzen würde. Als ich ihn später daran erinnerte, leugnete er es und warf mir vor, zu klammern. Und er spielte Nähe-/Distanzspielchen und nutzte deren bindende Wirkung. So war ich schließlich zu allem bereit, nur um ihn zu halten. Während er schon mit seiner Next datete, genoss er es, mich S. zu erniedrigen. Er lebte mit mir Fantasien aus, die man sonst so nur in einschlägigen Filmchen sieht. Deshalb behaupte ich er war Narzisst. Erschreckend war nur, das ich teilweise Freude empfand, mich von ihm benutzen zu lassen. Aber das sind dann wohl meine kindlichen Unterwerfungsmuster.


Henriette!

Und so jemanden stellst du auf den Sockel und machst dich immer noch klein! Du merkst schon, dass er immer noch Macht über dich hat?!

Also diesen Eindruck habe ich zumindest!

12.11.2020 07:48 • #33


H
Ja, das ist wohl so. Er hat immernoch Macht über mich. Denn bei allem Leid fühlte ich mich in seiner Nähe auch unglaublich wohl und geborgen. Ich weiß es klingt verrückt aber durch seine Zuwendung fühlte ich mich irgendwie erlöst. Aus dem Schatten ins Licht geholt. Ja er war irgendwie die Lichtgestalt, die alle Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit die ich durch mein Elternhaus erfahren hatte, tilgen könnte. In dieser Deutlichkeit sehe ich das jetzt erst und diese Erkenntnis haut mich gerade aus den Latschen.

12.11.2020 12:14 • #34


B
Zitat von Henriettte:
Aber so ganz vergessen will ich ihn gar nicht.


Das ist auch gar nicht nötig. Er ist und bleibt ein Teil deiner persönlichen Geschichte.

Zitat von Henriettte:
Ich hoffe es geht ihm gut. Es würde mich freuen, wenn er seine Traumfrau erobert hätte. Ich weiß, es gab da eine, die er echt geliebt hat. Mehr als mich.


Eine gesunde Einstellung. Kultiviere sie noch weiter.

Zitat von Henriettte:
Es tut mir nicht mehr weh.


Und wenn doch, wäre es auch nicht falsch. Du hattest ja auch allen Grund dazu.

Zitat von Henriettte:
Aber manchmal Frage ich mich doch, ob das alles so normal ist.


Naja, zumindest nicht unnormal. Ich meine, du allein legst für dich fest was normal ist. Von daher...

Zitat von Henriettte:
Vielleicht kann ich für den Rest meines Lebens keinen anderen Mann mehr lieben.


Auf keinen Fall. Da kann ich dich beruhigen. Allein die physikalischen Grundgesetze lassen das nicht zu. Wirklich, mach dir da keine unnötigen Sorgen.

12.11.2020 12:42 • #35


G
Zitat von Henriettte:
In dieser Deutlichkeit sehe ich das jetzt erst und diese Erkenntnis haut mich gerade aus den Latschen.


Du Arme! Ich fühle mit dir!

12.11.2020 13:14 • #36


H
Ich hatte vor einigen Monaten einen ONS mit einem wirklich netten Mann. Der S war gut aber ich fühlte mich nicht wohl, weil ich immer an G. denken musste und was er mit mir gemacht hat. Dagegen erschien mir dieser zärtliche Blümchen S. äußerst langweilg. Entsprechend kalt habe ich den Mann dann noch in der Nacht heim geschickt. Alle Männer, die mich nicht von oben herab behandeln sind in meinen Augen immernoch langweilige Weicheier. Ich befürchte, ich muss Beziehung auf Augenhöhe erstmal lernen. Ich hab keine Ahnung, wie ich das anstellen soll. Momentan bin ich beziehungsunfähig. Vielleicht war ich das schon mein Leben lang.

12.11.2020 13:37 • #37


tlell
Keine Ahung ob es dir schon angeraten wurde aber wie wäre es mit einer Therapie. Ich lese bei dir raus , das du viele Dinge aus der Kindheit noch mit rumschleppst. Aufarbeiten wäre vielleicht eine gute Idee.
Ich denke übrigens dein Ex ist kein Narzisst. Was er gemacht hat war sicher nicht nett. Aber wenn jeder Mann der sich so benimmt ein Narzisst wäre, wäre die Welt voll davon.

12.11.2020 14:19 • #38


Hansl
Die beste.
Sonst bleibt alles beim alten, nur mit zunehmenden Alter schlimmer zu ertragen.

12.11.2020 14:27 • #39


B
Henriette,

Du hast es so schön ausgdrückt, Du brauchtest eine Lichtgestalt, damit sie Dich ins Licht stellt. D.h. im Umkehrschluss, dass Du ohne Lichtgestalt im Schatten stehst.
Diesen Platz weist Du Dir selbst zu und Du weist auch dem Mann seine Funktion und herausragende Stellung als Lichtgestalt zu. Erst dann fühlst Du Dich aufgewertet.

Wie Du das los wirst, kann ich Dir nicht sagen. Evt. auch mal therapeutische Unterstützung andenken. Und ansonsten kategorisch Dein Selbstwertgefühl pflegen.

Du bist doch um Klassen klüger als dieser Ex, der Dich nur benützt hat. Warum nur hebst Du diesen Tunichtgut und Manipulator auf einen Thron und nimmst den Platz auf einem Schemel zu seinen Füßen ein?
Es werden schon erlernte Verhaltensmuster sein, die Du verinnerlicht hast. Hätten Deine Eltern Dich ins Licht geholt, würde es Dir heute besser gehen.
Das bedeutet für Dich, andere können das Trauma in Dir nicht auflösen. Das ist allein Deine Angelegenheit. Es gibt da ein Buch, das sehr gelobt wird: Das innere Kind muss Heimat finden von Stefanie Stahl. Der Titel trifft den Nagel auf den Kopf. Vielleicht wäre das als Anfang für Dich hilfreich.

Ich habe von der Autorin ein anderes Buch gelesen bzw. verschlungen: Jein! Bindungsängste erkennen und bewätigen.
Das war sehr erhellend, denn was ich da las, war eins zu eins meine Beziehung. Eine Verbindung aus aktiven und passivem Bindungsvermeider. Gelitten haben auf ihre Art und Weise beide darunter, ich jedoch sicher mehr als er.
Mit dieser Rolle bin ich durch. Ich lass mich nicht mehr so behandeln, ins Abseits stellen und womöglich noch hintergehen. Wenn ich nur an seine zahlreichen Kontakte denke, vor allem die weiblichen. Die zählten gefühlt alle mehr als ich. Aber ich glaube, auch das war von mir hausgemacht. Wer nicht an sich glaubt, der nimmt andere Frauen, selbst lose Bekannte als Konkurrenz und Gefahr wahr und fühlt Verlassensängste.
Da konnte er nicht so viel dafür, denn es waren meine inneren Verletzungen, die wüteten und an die Oberfläche drängten.

Mir geht es heute tatsächlich viel besser als zu der Zeit damals. Damals war ich innerlich ohne Richtung, ich eierte so dujrchs Universum und suchte eine emotionale Anlaufstelle. Das war dann er. Von der Sonne, die auch mich ins Licht stellte, mutierte er zum Schwarzen Loch, von dem ich mich nicht mehr lösen konnte. Er sog mich aus, er machte mich irgendwie fertig, er sprach verschleiert, sodass ich irgendwann nicht mehr wusste, war es meine Überempfindlichkeit, die mich das spüren ließ oder aber lag der Fehler bei ihm.

Auf brennende Fragen gab es Antworten, die mich im Ungewissen ließen oder Gegenfragen oder wenn es ganz schlimm, dann Leugnungen. Das hast Du falsch verstanden, das habe ich nie gesagt!, das hast Du falsch interpretiert, so habe ich das nicht gemeint, es ist Deine Schuld, wenn Du das oo auffasst.
Und ich Dödel fing an, die Schuld bei mir zu suchen. Ich war überempfindlich, legte ja jedes Wort des großen Meisters auf die Goldwaage und fühlte mich wieder mal minderwertig.

Ja, wenn ich so und so wäre, dann ... wäre alles anders. Dann wäre ich die Königin neben ihm, aber sooo ...

Die schlechten Meinungen, die man von sich selbst hat und pflegt, sind hausgemacht. Ich habe da einen Schrank voller bösartiger Kobolde, die sich auf meine Schultern setzen und mich fertig machen wollen. Die habe ich aber erfolgreich vertrieben. Ich sagte nur immer: Weg mit Euch, Ihr wollt mich nur schlecht machen, das mache ich aber nicht mehr mit. Ab mit Euch in den Schrank, da könnt Ihr maulen was immer Ihr wollt.

Durch solche Tricks holt man die Dinge auf die bewusste Ebene, wo sie aber wesentlich weniger schädlich sind, als wenn wir ihnen immer zuhören und das schließlich glauben.
Sei es Dir wert, dass Du dich selbst ins Licht stellst! Denn so was wie den hast Du schlichtweg nicht verdient. Dafür bist Du doch viel zu schade!

Begonie
Selbstwertgefühl pflegen und aufbauen hilft in solchen Fällen

12.11.2020 14:43 • #40


G
Zitat von Begonie:
Henriette, Du hast es so schön ausgdrückt, Du brauchtest eine Lichtgestalt, damit sie Dich ins Licht stellt. D.h. im Umkehrschluss, dass Du ohne Lichtgestalt im Schatten stehst. Diesen Platz weist Du Dir selbst zu und Du weist auch dem Mann seine Funktion und herausragende Stellung als Lichtgestalt zu. Erst dann fühlst Du Dich aufgewertet. Wie Du das los wirst, kann ich Dir nicht sagen. Evt. auch mal therapeutische Unterstützung andenken. Und ansonsten kategorisch Dein Selbstwertgefühl pflegen. Du bist doch um Klassen klüger als dieser Ex, der Dich nur benützt hat. Warum ...


wenn ich darf, dann drücke ich dich. Du bist ne tolle Frau!

12.11.2020 16:14 • #41


H
Ich drücke euch auch alle für eure mitfühlenden Antworten. Und ganz besonders dich, Begonie. Mir fällt eine Schuppe nach der anderen von den Augen. Ich denke, ich werde mal eine private Therapeutin aufsuchen und dort ein paar Stunden buchen, um dieses Thema zu vertiefen. Danke euch allen. Ich melde mich wieder sobald es etwas neues gibt. Danke und alles Liebe für euch. Ihr habt mir sehr geholfen.

12.11.2020 17:02 • x 1 #42


G
Alles Gute!

12.11.2020 17:14 • #43


B
Liebe Henriette,

auch von mir alles Gute. Ich denke, die Idee für ein paar Stunden bei einem Therapeuten können durchaus hilfreich sein. Es wäre vermutlich gut, wenn Du einen finden könntest, der auch die Ursprünge von Verhalensweisen hinterfragen und/oder sich auch mit Familienstellen auskennt. Ich hatte damals Glück mit meinen Th und habe dann auch verstärkt angefangen, Parallelen zu Kindheitserfahrungen herzustellen und das war gut so. Vieles haben wir einfach durch Abschauen übernommen oder wir wurden verletzt und konnten das nie aufarbeiten. Die Konsequenz ist dann, alles was weh tut, wird ins Unterbewusstsein verschoben.

Ein weiterer Trick von verletzten Menschen ist das Vergessen. Das ist noch viel schlimmer, denn da wird über schmerzhafte Kindheitserfahrungen der Mantel des Vergessens gebreitet, weil das Kind mit manchen Dingen überhaupt nicht zurecht kommt, aber ja doch weiter leben will. Bei meinem Ex. war es so. Er sagte, er habe keinerlei Erinnerungen an seine Kindheit, er kann sich an sein Leben ab ungefähr 12 Jahren erinneren. Alles andere ist ausgeblendet. Wenn das der Fall ist, wird es mühsam, das mit therapeutischer Hilfe ans Licht zu holen, weil ja auch gewaltige Ängste vor schmerzhaften Erinnerungen mit rein spielen. Es gibt auch Menschen, die finden gar keinen Zugang mehr. Die müssen dann eben so weiter leben. Dass mein Ex. massiv verletzt wurde, weiß ich und ich habe es auch erfühlt. Er hatte ein problematisches Verhältnis zu seinem Vater und irgendwie dachte ich mir immer, er hat was Geprügeltes an sich.
Oft wollen Menschen das auch gar nicht. Sie haben vlt. diffuse Ahnungen, dass damals schlimme Dinge (es können Schläge sein, Verlassenwerden, Missbrauch) geschahen, aber die wollen sie gar nicht wissen und hervorholen.
Beruflich können solche Menschen durchaus sehr erfolgreich werden, denn das ist das Terrain, auf dem sie sich wohl und sicher fühlen. Aber alles was mit Gefühlen einhergeht, wird schwierig, vor allem in engeren Beziehungen.

Mir fiel das krass im Umgang mit meinem Ex. auf. Da er aus der gleichen Sparte war, konnten wir uns auch über Berufliches gut austauschen. Sprachen wir über unsere Beziehung oder was häufiger war, dass ich wieder was in mich rein fraß anstatt es anzusprechen, breiteten sich Gefühle wie Angst und Kleinmütigkeit in mir aus. Kaum sprachen wir wieder über was Berufliches, fühlte ich mich wieder wohl und frei. Sicherheit kehre ein.
So ganz werde ich das nie los werden, einiges wird mir bleiben, aber ich kann damit leben. Während ich auf der emotionalen Ebene oft innerlich unsicher bin, fühle ich mich auf der sachlichen Ebene sehr wohl. Das ist die Welt, in der ich mich sozusagen auskenne. Gefühle könne Verwirrungen stiften und wir laufen immer Gefahr, uns selbst zu belügen und lieber eine rosarote Brille aufzusetzen.

Ich habe mich an Situationen mit dem Ex. erinnert und die Gefühle von damals wieder hochkommen lassen. Und dann stellte ich fest, dass ich genau diese Gefühle von Kindheit auf kannte. Natürlich waren es nur negative Gefühle wie Ängste vor dem Verlassenwerden, vor Unverständnis. Ich fühlte schon in meiner Kindheit öfters eine innere Traurigkeit, von der ich nicht wusste, woher sie kam. Und auch die habe ich im Erwachsenenleben öfters nachgefühlt. Dinge vom Verborgenen an die Oberfläche zu holen hilft, denn da richten sie weniger Schaden an.

Ich wünsche Dir alles, alles Gute. Bleib dran. Du musst Dich da ja nicht ständig damit befassen, das geht auch gar nicht, aber wenn Du wieder den Glorienschein über dem Ex. und den tollen Frauen, die ja viel besser und attraktiver waren als Du, aufkommst, dann nimm Dich selbst an die Hand und sage Dir, nein, ich mache mich auch nachträglich nicht mehr klein und minderwertig. Ich bin in Ordnung wie ich bin und dazu stehe ich.
Melde Dich gerne wieder! In Dir steckt viel mehr als Du glaubst!

Begonie

13.11.2020 13:24 • x 2 #44


H
Nochmals danke liebe Begonie! Ich habe heute einige Therapeuten abtelefoniert. Leider haben die wegen Corona gerade alle Aufnahmestopp. Deren Praxen laufen über. Also werde ich tatsächlich erstmal eine Verarbeitungspause einlegen. Dennoch ist mir durch unseren Austausch hier klar geworden, das ich nicht länger um meinen Ex trauern möchte. Dieser Weg lähmt mich schon viel zu lange. Ich denke, meine ungesunden Muster kommen 100%ig aus der Vergangenheit. Das zu bearbeiten wird lange dauern aber der vielleicht schwierigste erste Schritt ist gemacht. Ich kann euch gar nicht genug danken für eure Hilfe!

Eine Frage hätte ich noch. Da unsere Eltern unser Bindungsverhalten nachhaltig negativ geprägt haben, würde mich interessieren, ob du ihnen das jemals verzeihen konntest? Ich bin momentan voller Wut und Schmerz darüber. Und ich will das so nicht. Wie ist es bei dir?

13.11.2020 20:52 • #45


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