Wo bleibt meine Wut ?

goldbeere
Hallo Ihr Lieben,

nachdem sich mein Mann von mir getrennt hat, gehen mir immer wieder seine Taten durch den Kopf, mit denen er unsere Beziehung sabotiert und mich verletzt hat. Hier nur ein paar Beispiele:

* Nachdem wir zusammengezogen waren überfielen ihn wie er mir eröffnete plötzlich Trauergefühle um seine letzte Beziehung (diese Trennung war schon mehrere Jahre her bevor wir uns kennengelernt haben, sie hatten aber immer den Kontakt beibehalten, sie hat keinen neuen Partner seither). Ich legte ihm daraufhin nahe, sich mit ihr auszusprechen und die Trennung von ihr endgültig abzuschließen, da das für unsere Beziehung kontraproduktiv sei. Dies tat er scheinbar und sah es ein. Hat sich dann aber mit ihr immer wieder ohne mein Wissen getroffen, um mit ihr über unsere Schwierigkeiten zu reden und gleichzeitig dieser Beziehung nachzutrauern, wie ich später erfahren musste. Was ich als herben Vertrauensbruch empfand. Von mir zu Rede gestellt meinte er, sie sei eben seine beste Vertraute, die er im Moment ( wegen mir ! ) dringend bräuchte. Log mich auch immer wieder an deswegen.

* Er sagte an einem Tag Dinge wie Wir sind füreinander bestimmt und am nächsten Tag dass er sich nicht sicher sei, ob wir zueinander passen. Fand immer wieder irgendwas, das gegen mich oder die Beziehung sprach, provozierte Streit und am Ende hatte dann ich den Schwarzen Peter weil ich wütend wurde.

* Er heiratet mich im Frühjahr und will sich im Herbst nach 6 Monaten wieder scheiden lassen mit dem Argument, das er die Ehe als Zwang empfindet

* Hat sich von mir nach seinem Unfall rund um die Uhr betreuen und trösten lassen, jetzt wo es ihm wieder gut geht gibt er mir einen Tritt

* Er hat mich eiskalt erst aus der Wohnung, dann aus seinem Leben geworfen, ohne die Trennung klar ausgesprochen zu haben. Schafft es die Dinge so hinzudrehen, als wäre ich an allem schuld.

* Schreibt mir pseudofreundliche Emails, als sei er ganz vernünftig und entgegenkommend und ich die emotionale Problememacherin

Und nun frage ich mich: wo bleibt meine Wut ? Warum bin ich immer noch so unsicher ? Warum wünsche ich mir immer noch, dass er mich um Verzeihung bittet und vermisse ihn ?

Wenn ich Wut empfinde, dann eher über mich selbst, weil ich festhänge in dieser Situation, die ich als so demütigend empfinde

13.01.2014 12:48 • #1


M
Hallo Goldbeere,

Zitat von goldbeere:
Und nun frage ich mich: wo bleibt meine Wut ?


Die kommt schon noch... Nach dem Trennungsschock. Ihr habt euch ja erst im Dezember getrennt, wie ich das lese?

MfG
Manfredus

13.01.2014 13:15 • #2


A


Wo bleibt meine Wut ?

x 3


groupie
Hallo Goldbeere,
ich denke auch, dass die Wut von alleine kommt.
Dass Du jetzt noch in einer anderen Phase bist.
Bei mir war es die Trauer, die nicht kommen wollte.
Als sie dann kam, wars mir auch nicht recht.
Welches Gefühl hast Du denn jetzt?

Ein anderer Grund, dass die Wut nicht kommt,
ist die Gehirnwäsche, die er mit Dir betrieben hat.
Er machte Dir klar, dass der Fehler bei Dir liegt,
also darfst Du gar nicht wütend sein auf ihn.

Ich nehme an, dass die Wut da ist,
sich aber woanders äußert.
Gegen jmd oder etwas anderes gerichtet wird.
Vlt sogar gegen Dich selbst.

13.01.2014 14:27 • #3


goldbeere
@Manfredus
Die Trennung besteht seit Ende Oktober eingeleitet durch vollkommene Distanz seinerseits, aber eben nicht explizit ausgesprochene Trennung und für mich verworren, weil er zunächst Wiederannäherung nach meinem Auszug in Aussicht gestellt, als ich umgezogen war dann aber die Scheidung forderte als neue Basis für eine Beziehung ganz ohne Zwang ... und ich sei ja nur an Sicherheiten interessiert, wenn ich für seinen Wunsch nach Scheidung kein Verständnis hätte ...

@Groupie
Ich habe das Gefühl, irgendwie festzustecken. Eben wegen diesem Verdrehen der Tatsachen seinerseits, aber auch weil ich wegen meinem eigenen Verhalten an mancher Stelle ( Impulsivität, ihn bedrängen etc. ) Schuldgefühle habe oder denke, ich hätte es besser machen können.
Ich fühle mich im Moment depressiv, komme morgens nicht raus, verkrieche mich, hab keinen Antrieb, auch kein großes Selbstwertgefühl. Wobei ich mal irgendwo gelesen habe, dass Depression eine gegen sich selbst gerichtete Form der Aggression ist. Und - verdammt noch mal - ich würde die Aggression lieber auf ihn richten !

13.01.2014 15:03 • #4


groupie
Schuldgefühle spielen oft eine Rolle bei Depressionen.
Ich finde es sehr schwer mit Schuldgefühlen umzugehen.
Das richtig doofe dabei ist, die Schuldgefühle von der realen Schuld zu trennen.
Das bedeutet ja, dass es vlt auch reale Schuld gibt.
Ich meine jetzt nicht so Kleinigkeiten, wie mal impulsiv gewesen zu sein.
Damit schade ich mir ja eher selber.
Wenn ich ne Tür so zuschlage, dass die Scheibe rausfällt,
dann muß ich es ja bezahlen.
Das hab ich mir echt abgewöhnt.
Ich meine die Schuld, die frau so im Laufe des Lebens auf sich lädt.
Und dann verdrängt.
Verdrängte Schuldgefühle - ob real oder nicht- führen dazu,
dass frau sich gerne auch mal Schuld andichten käßt,
wo gar keine ist.

13.01.2014 15:43 • #5


goldbeere
Ich weiß was Du meinst. Das finde ich sehr schwierig, zwischen realer Schuld innerhalb der Beziehung und verdrängten Schuldgefühlen zu unterscheiden. Wer macht schon keine Fehler in einer Beziehung oder ist immer ein Engel, also ich habe ja auch z.B. böse Worte gesagt, die mir später leid taten. Es gibt auf meiner Seite also reale Schuld.

Was das betrifft hängt denke ich viel davon ab, wie sehr man sich das jetzt selbst ankreidet oder ob man sich sagt: okay, ich hab Fehler gemacht, aber wer macht schon keine. Und ich war bereit, meine Fehler zuzugeben und es besser zu machen.
Also ist es im Kern wohl immer das Urteil, das man über sich selbst fällt, auch bei den verdrängten Schuldgefühlen, da kommt halt noch die Vergangenheit dazu. Ich glaube, ich verurteile mich grundsätzlich eher hart für meine Fehler.

13.01.2014 16:03 • #6


M
Zitat von goldbeere:
Also ist es im Kern wohl immer das Urteil, das man über sich selbst fällt, auch bei den verdrängten Schuldgefühlen, da kommt halt noch die Vergangenheit dazu. Ich glaube, ich verurteile mich grundsätzlich eher hart für meine Fehler.


...und eben dieses Urteil hängt ganz stark vom Selbstwertgefühl ab.

LG
Manfredus

13.01.2014 16:05 • #7


goldbeere
Zitat von manfredus:
...und eben dieses Urteil hängt ganz stark vom Selbstwertgefühl ab.


Ein echter Teufelskreis, wie mir scheint.

13.01.2014 16:27 • #8


goldbeere
Gerade habe ich noch etwas Interessantes gelesen:

(...)Wie jede Abwehr so hat auch irrationales Schuldgefühl den Sinn, uns ein Gefühl der Kontrolle zu verschaffen, wo wir sie nicht wirklich haben. Diese überflutenden Gefühle von Hilflosigkeit vermeiden wir, indem wir uns selbst zwanghaft für alles die Schuld geben. Wenn beispielsweise etwas Tragisches passiert, über das wir keinerlei Kontrolle haben, dann vermindern wir unser Gefühl der Ohnmacht dadurch, dass wir uns einbilden, eine Schuld zu tragen an dem, was geschehen ist. Als Kinder war genau das die einzige Wahl, die wir hatten. Als emotional gereifte Erwachsene hingegen können wir das herbe Gefühl unserer vollständigen Machtlosigkeit und Niederlage zulassen.(...)
( Link zur Quelle und dem ganzen Text gerne per PN, Links nach außen sind nicht erlaubt wie ich meine )

Also Schuldgefühle als früheres kindliches Schutzschild gegen Ohnmacht. Alternative als Erwachsener: Ohnmacht zugeben und aushalten, sprich das Verhalten des Verlassenden und die Trennung in seiner ganzen Grässlichkeit akzeptieren und dann darüber auch wütend sein können.

13.01.2014 16:51 • #9


goldbeere
Okay, die Wut kommt jetzt - und gerade mit Macht !

Ich habe heute einen zweiseitigen Abschiedsbrief an meinen Mann geschrieben, also die finale Abrechnung kann man sagen. Und dabei wurde ich immer wütender Am liebsten würde ich ihn abschicken. Mach ich aber wohl besser nicht ?

Wohin jetzt damit, also mit der Wut ? Ich habe mich gestern bei einem Kampfsport angemeldet. Es ist eine Form von Selbstverteidigung mit sehr unsportlichen Schlag- und Tritt-Techniken. Mit der Idee, dass die Wut ja vielleicht kommt bzw. sich Ausdruck verschafft, wenn ich ihr Gelegenheit dazu gebe. Ich muss aber noch ein bisschen warten, fängt erst im Februar an.

14.01.2014 21:38 • #10


S
Liebe Goldbeere,
besser den Brief nicht abschicken.Verwahre diesen gut für dich,lese ihn wenn du das Bedürfnis hast immer wieder mal durch.

Wenn dein Mann diesen bekommt was würde es nützen?
In den seltensten Fällen gehen die Männer darauf ein,leider.
Das mit dem Kampfsport ist eine super Idee

14.01.2014 22:11 • #11


M
Zitat von goldbeere:
Ich habe heute einen zweiseitigen Abschiedsbrief an meinen Mann geschrieben, also die finale Abrechnung kann man sagen. Und dabei wurde ich immer wütender Am liebsten würde ich ihn abschicken. Mach ich aber wohl besser nicht ?


Tu es nicht.

Zitat:
Wohin jetzt damit, also mit der Wut ? Ich habe mich gestern bei einem Kampfsport angemeldet. Es ist eine Form von Selbstverteidigung mit sehr unsportlichen Schlag- und Tritt-Techniken. Mit der Idee, dass die Wut ja vielleicht kommt bzw. sich Ausdruck verschafft, wenn ich ihr Gelegenheit dazu gebe. Ich muss aber noch ein bisschen warten, fängt erst im Februar an.


Gute Idee. Du kannst auf einen Boxsack ja sein Foto kleben...

LG
Manfredus[/quote]

14.01.2014 22:38 • #12


groupie
Jetzt ist die Wut also da?
Auch ich mußte feststellen, dass die Wut oft zum unrechten Zeitpunkt kommt.
So spät abend würde ich keine Berge mehr erklimmen,
und auch nicht den Garten umgraben
aber beispielsweise mein Bad putzen

Es ist ratsam, den Zorn zu mäßigen,
um sich nicht selbst zu schaden.
Das wirst Du beim Sport lernen.
Viel Erfolg.

15.01.2014 08:59 • #13


goldbeere
@Sommertag und Manfredus
Auf der einen Seite würde ich gerne mal meine Sicht auf die Dinge vollständig und geordnet ihm gegenüber loswerden. Das war bisher nicht möglich, weil das Ende eher chaotisch verlief und dann Kontaktsperre war. Mein Ex schrieb mir vor einer Weile per Email, dass er gerne mit mir nochmal das Geschehene bereden will ( habe geantwortet dass ich mich melde wenn ich so weit bin ). Aber eigentlich gibt es für mich nichts mehr zu bereden, nur eben diese klaren Worte würde ich gerne noch loswerden, das könnte ich in einem Gespräch nicht. Ist Brief abschicken schlecht, weil es einen weiter am anderen festhält, man sich die Reaktion des anderen ausmalt, auf Retourkutsche wartet etc. ?

@Groupie
Ja, spät abends wird's schwierig, diese Wutgefühle noch abzuregen. Merke auch, dass leider dann immer noch ich diese Gefühle an der Backe habe und nicht er. Wenn ich auch glaube, dass Wut ein Schritt weiter ist als Depression. Bis mein Kurs losgeht versuche ich, mich mal zum Joggen aufzuraffen.

Mein momentaner Traum: ich fühle wenn ich an ihn denke oder ihn sogar treffe, nur noch so was wie freundliches Desinteresse
Aaaaahhhh, ist das eine schöne Vorstellung !

15.01.2014 10:05 • #14


P
Ich meine gelesen zu haben, dass Depression diese Ohnmacht zeigt, keine Handlungsmöglichkeiten zu haben.. und hinter der Wut steht die Angst.
Wenn du Wut spürst, dann regt sich dein Klrper, dann arbeitet er..
kann durchaus besser als Ohnmacht sein.

15.01.2014 10:14 • #15


A


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