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Zu spät - und ich komme nicht damit klar!

E
Hi Laurana,

wie nett, dass Du Dich in meinen persönlichen Jammer-Thread verirrt hast

Leider ist das sehr unterschiedlich, welcher Teil gerade größer und reeller ist. Der Selbstdestruktive hat eher seine Wurzel im Gefühl, teilw. auch im übersteigerten Gefühl oder der Angst. Den einigermaßen auf Selbstschutz angelegten Teil kann ich eher über den rationelleren Teil meiner selbst aktivieren.

Das Traurige ist: die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen, wie so oft im Leben. Natürlich hatte ich Anteile an dem Zerbrechen der Beziehung. Leider kann ich mir das nicht gut verzeihen.

18.10.2012 18:57 • #61


D
Liebe Else,

ich habe gerade deinen Faden entdeckt und muss sagen:

Ich kann zu 100% nachempfinden, was in dir vorgeht. Ich habe im Mai diesen Jahres mich von meinem Mann getrennt. Erst jetzt ist mir klargeworden, was das in letzter Konsequenz bedeutet, jetzt, da es kein Zurück mehr gibt und er eine andere liebt. Erst als er wirklich weg war, habe ich den Verlust realisiert.

Ich versinke auch zur Zeit in Trauer, manchmal geht es mir zwar gut, eine Minute später aber zieht sich mir die Kehle zu und ich möchte nur noch weinen. Manchmal denke ich, ich kann niemals wieder einen anderen Menschen so lieben wie ihn und habe ihn doch durch eigene Schuld verloren.

Wenn man die Dinge allerdings realistisch betrachtet, zeigt sich bei mir folgendes:
Die Beziehung war schon so zerrüttet, dass Bekannte sagten Das wurde ja auch endlich Zeit, dass ihr euch trennt.

Verwandte sagten: Wir haben uns schon geuwundert, dass das so lange gutgegangen ist.

Mein Kopf sagt mir, dass ich im Mai diesen Jahres absolut richtig gehandelt habe. Und jetzt habe ich die rosarote Brille auf und sehe nur noch seine guten Seiten.

Er ist frisch verliebt, hat abgenommen, pflegt sich, ist fleißig und kümmert sich. alles, was ich an ihm so vermisst habe, hat er jetzt und ist zum Traummann mutiert. Fragt sich nur, wie lange.

Ich muss mich manchmal zwingen, mir vorzustellen, wie es war, als er jeden Abend mit einigen Flaschen B. an seinem PC zugebracht hat, wie schwer es war, ihn zu einer Aktivität zu bewegen, wie gleichgültig und lieblos er mich oft behandelt hat.

Wir lieben das, was wir kennen, und wir kannten uns fast 20 Jahre lang. Die Gewohnheit hat eine unglaubliche Macht, das bekomme ich seit geraumer Zeit zu spüren und ich sehne mich danach, endlich mal unbeschwert aufzuwachen und mich normal zu fühlen, wie andere Leute auch, die einfach ihr Leben leben.

Ich dachte, es ginge schneller, das zu verarbeiten, da habe ich mich gründlich verschätzt. Und das allerschlimmste kommt noch: Die Scheidung, die ich selbst beantragt habe.

Und niemand versteht, warum es mir so schlecht geht.

Liebe Grüße

delilah

18.10.2012 19:06 • #62


A


Zu spät - und ich komme nicht damit klar!

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L
Liebste Else,

kennst Du Tom Holmes Reisen in die Innenwelt?

18.10.2012 19:07 • #63


E
Laurana, nein kenne ich nicht, sieht aber bei amazon interessant aus. Klingt ein wenig nach dem inneren Team von Schulz von Thun. Findest Du das Buch hilfreich?

18.10.2012 19:23 • #64


L
Liebe Else,

ja- ich finde es klasse! Ist angelehnt an Richard C. Schwartz...Und es geht um Das System der inneren Familie. Da gibt es sicher Parallelen zu Schulz von Thun. Für mich hat sich der Kauf gelohnt, war vor ca. 2 Jahren auch mal auf einem Seminar von T. Holmes und war sehr angerührt von ihm und seiner Haltung! Und wenn mir nicht so nach schwerer Kost ist, schaue ich mir einfach die Bilder an

18.10.2012 19:26 • #65


E
deliah, danke für den langen und verständnisvollen Text.

Du hast sicher Recht, dass ich ihn nun im Nachhinein in einigen Aspekten idealisiere. Allerdings ist er eigentlich ein Guter (wenn auch mit Macken und Konfliktunfähigkeit!), und ich fürchte, Bekannte werden eher zu ihm sagen: Sei froh, dass Du Sie los bist. Aber vielleicht ist das auch eher Ausdruck meiner eigenen Angst und meines eigenen Urteil über mich.

Mir hat erst einer gesagt, dass ICH froh sein könnte, ihn loszusein und zwar jemand, der mich nur ein wenig und ihn gar nicht kennt... .

18.10.2012 19:26 • #66


E
Klingt ja ganz gut. Vielleicht schaffe ich es mir an. Danke für den Tipp, liebe Laurana

18.10.2012 19:27 • #67


L
Zitat von Else, die 1.:
Allerdings ist er eigentlich ein Guter (wenn auch mit Macken und Konfliktunfähigkeit!),


Ja, was sagt uns das? Auch die Guten sind vielleicht nicht automatisch die Richtigen...Und ich kann mir vorstellen, dass Du innerhalb der Beziehung diverse Male gegen eine emotionale Wand gerannt bist, weil er sich diversen Sachen nicht stellen wollte/konnte!

18.10.2012 19:32 • x 1 #68


D
Liebe Else,

wer von uns ein Guter oder Schlechter ist oder sich gar ein Monster der Schuld, spielt eigentlich keine Rolle.

Fakt ist: Es hat vorn und hinten nicht gepasst, sonst hätten wir diese Entscheidung nicht getroffen und um diese Beziehung gekämpft. Auch für mich ist die Vorstellung sehr schlimm, dass ich selbst ihn fortgeschickt habe, das Gefühl der Schuld setzt der Trauer noch eins drauf. Nur:

Ich handelte so, wie ich handeln musste, es gab zu diesem Zeitpunkt keine andere Möglichkeit; denn sonst hätte ich sie gewählt. Ich wollte diese Beziehung nicht mehr, auch wenn ich die Dinge jetzt durch eine andere Brille betrachte.
Damit tröste ich mich, und das ist auch die Wahrheit. In starken Momenten weiß ich das auch mit absoluter Sicherheit. Und wenn du ehrlich bist, dann wirst du auch sehen, dass du genügend Gründe hattest, es zu beenden, auch wenn er noch so ein Guter war, er hat dir nicht das gegeben, was du - und zwar speziell DU, mit allen Deinen Einzigartigkeiten - in einer Beziehung brauchtest.

18.10.2012 20:39 • x 1 #69


E
Danke, Mädels- das muss ich öfter hören!

Wirklich, ich sehe immer nur ihn als den Tollen und mich als die Olle, die es vergeigt hat. Und seine Neue als die, die nun den Tollen hat. Könnt ihr mir das bitte jeden Tag ausreden? In meinem Unfeld will leider niemand mal was Kritisches bei ihm sehen, er ist ja das brave Unschuldslamm, dass nie Streit gesucht hat... .

Gute Nacht und bis morgen!

Eure Else

18.10.2012 21:22 • #70


W
Hallo Else,
da will ich mich mal den Buchtipps anschliessen.leider weiss ich die autorin gerade nicht.es heisst,die liebe die du suchst ist in dir und ist wirklich flott geschrieben und macht spass zum lesen.
vielleicht liege ich völlig falsch,aber ich bin der ansicht gute beziehungen und liebe sind ein grosses geschenk.
zu glauben man habe das in der hand ist ein irrglaube und genau dieser irrglaube veranlasst einen dann auch noch schuld oder minderwert zu empfinden.
sicher kann man was für die beziehung tun und meistens zeigt einem ja auch die liebe den weg:D
vor kurzem ist ja bei mir was auseinander gegangen.eine illusion oder was auch immer.und trotz aller trauer,die zu bewältigen war-danke forum-:),hatte ich auch zwischendrin immer wieder sehr heilsame gefühle.ICH bin liebenswert,wirklich genauso wie ich bin.
irgendwo da draussen gibt es jemanden für mich,vielleicht wenn ich soweit bin.oder derjenige.solange kann ich mich nun mal um MICH kümmern.und manchmal kann ich es halt auch nicht;)und manches ist manchmal so schmerzhaft das ich gedanken brauche an alles mögliche um mich nicht mit mir oder dem schmerz zu befassen.es gibt nur EIN leben.EINS.Heute!Und es ist schön.
Wo soll es denn hingehen,liebe Else;?
Ich glaube du verstehst was ich sagen möchte.((()))

18.10.2012 22:10 • #71


E
@wolke: danke für deinen nettgemeinten Text.

Das mit dem Liebe als Geschenk ist sicher grundsätzlich richtig. Aber genauso kann man eine Menge tun, um Beziehung und Liebe zu pflegen oder zu zerstören, das habe ich Laufe der Zeit sicher dazugelernt.

So etwas wie Die Liebe kommt und geht halte ich für nicht zutreffend. Ein bisschen wie mit Kindern. Wenn man ein gesundes bekommt, ist das ja auch eine Art Geschenk oder Wunder (und selbst da haben wir selbst nachgeholfen ). Trotzdem muss man sich um sie kümmern, sonst ergeht es ihnen ziemlich schlecht... .

19.10.2012 13:38 • #72


L
@Else:
Mit der Pflege hast Du wohl Recht...Ich kann mir nicht vorstellen, dass Du alles sabotiert hast, sondern dass Du auch gepflegt hast... Oder?

19.10.2012 19:57 • #73


E
@Laurana: ja klar! Vermutlich in den ersten Jahren mehr als in den letzten...

Bei uns war es so, dass irgendwann jeder nur noch seine Position gesehen hat und eine vernünftige Kommunikation und Pflege gar nicht mehr möglich war. Ob das daran liegt, dass wir vorher Pflege haben vermissen lassen,weiß ich nicht. Irgendwie müssen diese unguten Dynamiken ja entstanden sein. Versäumnisse gab es auf jeden Fall. An Stellen, an den eine andere Reaktion, ein anderer Blick auf die Sache, mehr Verständnis etc. den Verlauf der Beziehung hätte verändern können. Dessen bin ich mir sicher.

20.10.2012 00:35 • #74


L
Liebe Else,

ich weiß nicht in welchem Zustand Du dich grad befindest und ob deine Ohren und dein Herz das grad annehmen können... Ich kann deine Gefühle und Gedanken sehr gut verstehen...In deinem Verlust mit all den Schmerzen viele eigene Verhaltensweisen aus der Vergangenheit zu bereuen- der tiefe Wunsch einfach das Rad der Zeit zurückzudrehen, um dann mit mehr innerer Kraft und Weichheit an den einen oder anderen Konflikt heranzugehen. Doch ich denke, dass es in den Situationen und in dem Verlauf für dich Sinn gemacht hat so zu reagieren. Und ein Rad zurück drehen nur zu einem zusammenreißen...gute Miene zum bösen Spiel machen...sein würde. Du hast die Beziehung nicht alleine geführt. Ihr beide werdet euren Anteil an den negativ Dynamiken gehabt haben. Du schriebst mal, dass er Konflikten gern aus dem Weg ging. Du scheinst mir eine reibungsfreudige Frau zu sein, die den Dingen auf den Grund gehen will. Diese Konstellation kann dazu führen, dass dieser wissbegierige Schmetterlingsanteil in dir dann iregendwann verkümmert und zur Motte wird. Wenn der Wunsch nach Weiterentwicklung nicht umgesetzt werden kann und dem eigenen Weg Grenzen aufgesetzt werden, dann kommen Aggressionen auf. Und auch Passivität (nur meine Hypothese zu deinem Ex) macht auch aggressiv und ohnmächtig, sodass bei Auflockerung dieser Dynamik auch das eine oder andere böse Wort fallen darf.

Du wolltest Pause und den Weg offen halten, um wieder zueinander zu finden- mit Abstand, neuen Ansichten und neuer Kraft. Er hat sich anders entschieden. Das heißt jedoch nicht, dass Du ein unliebenswertes Mistvieh bist. Im Gegenteil meine Liebe- mich macht es ein bisschen traurig, dass Du dich selbst so nieder machst in manchen Momenten. Fühl dich gedrückt!

20.10.2012 11:33 • x 1 #75


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