39190

Zustandsbericht - erzählt uns davon

T
Zitat von Snipes:
Das fühlt sich unerträglich an.
Snipes, Du hast aber noch ein Dach über dem Kopf!?
Einen Freund?
Deinen Sohn.
Gibt es etwas, was Ihr zusammen machen könnt?
Jimmylightblue, Du bist doch Heilerziehungspfleger.
Gibt es etwas, was Du Snipes raten könntest?
Zitat von Snipes:
Das fühlt sich unerträglich an.
Glaube ich Dir.

x 1 #9016


Snipes
Zitat von Tempi:
Snipes, Du hast aber noch ein Dach über dem Kopf!?
Einen Freund?
Deinen Sohn.
Gibt es etwas, was Ihr zusammen machen könnt?
Jimmylightblue, Du bist doch Heilerziehungspfleger.
Gibt es etwas, was Du Snipes raten könntest?Glaube ich Dir.


Hey Tempi,

meine Wohnung habe ichn zum Glück noch. Miete konnte ich zwischendurch nicht zahlen, aber da meine Oma im April verstorben ist, habe ich eine Mini-Erbschaft in Form von Bargeld gemacht und konnte den Rückstand damit ausgleichen. Meine Vermieter sind sehr nett und wohnen unter mir. Sie kennen einen Großteil der Geschichte und nehmen Rücksicht. Aktuell warte ich auf den Bescheid, dass das Amt die Miete übernimmt. Meine Ex hätte mir aber beinahe auch hier einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn als sie im Sommer unbedingt wollte, dass ich zu ihr ziehe, hatte ich die Wohnungskündigung schon geschrieben. Zum Glück waren meine Vermieter nicht da, als ich sie abgeben wollte.

Freunde habe ich einige und die sind auch für mich da, aber es geht ja eigentlich niemandem aktuell so wirklich gut. Eine meiner besten Freundinnen steckt auch gerade in einer Trennung und leidet sehr darunter. Alle anderen haben ziemliche Zukunftsängste und der Lockdown tut sein übriges.

Mit meinem Sohn etwas zu unternehmen ist unmöglich, denn er steckt voll in der Pubertät und weigert sich bei allem. Eltern sind in diesem Alter nur noch peinlich und er ist sowieso so dermaßen antriebslos, dass er nur herumliegt und zockt. Vor die Tür geht er so gut wie nie.

x 5 #9017


A


Zustandsbericht - erzählt uns davon

x 3


T
Er will aber doch essen!?
Ich würde ihn erpressen.
Schlage ihm vor, mit Dir im Wald spazieren zu gehen und abends kochst Du ihm was Schönes, oder ihr zockt ne Stunde zusammen.
Dann darf er mal Dein Lehrer sein und wird gleich 2 cm größer.
Begeistere ihn, .... irgendwie.

In der Welpenschule hatte man uns immer gesagt: Machen sie sich interessant!

Kaffee für alle und bye erstmal wieder.

x 1 #9018


Nachtlicht
Zitat von Snipes:
Sein IQ liegt ja leider nur bei 76 und mich machen die Gespräche mit ihm wahnsinnig, weil er anscheinend gar nichts versteht bzw. verstehen kann.

Zitat von Snipes:
Es schmerzt so enorm zu lesen, dass mein eigener Sohn keinerlei wirkliche Begabung hat und trotz Therapie keinerlei Ausbildungseigngung zu erkennen ist. Seit 1,5 Jahren versuchen wir nun ihn endlich mal in die Spur zu bringen, aber es klappt nicht. Therapie macht er schon seit über 10 Jahren und ich weiß gar nicht, wie viele Sitzungen, Gespräche und Testings wir hatten.


Huhu Snipes ich hab mal hier reingeschaut weil ich zufällig gesehen habe dass du gerade hier geschrieben hast und ich wissen wollte wie es dir geht.

Wenn ich das richtig verstehe, ist dein Sohn ja im eher unteren Bereich der Lernbehinderung angesiedelt.

Und wenn ich dann lese, dass viele Jahre an ihm herumgezogen und -therapiert wurde in dem Bestreben, ihn in ein für unsere Begriffe normales Funkionieren zu bewegen, stellt sich mir die Frage, ob sein jetziges Verweigerungsverhalten vielleicht auch die Folge einer jahrelangen Überforderung sein könnte.

Manchmal ist es viel sinnvoller, einem Menschen zu erlauben in einer niedrigschwelligen Herausforderung Erfolge zu haben als zu versuchen, ihn immer wieder dort zu motivieren, wo er am unteren Rand der Skala herumdümpelt und häufige Misserfolge und sich selbst als unzureichend erlebt.

Habt ihr schon mal überlegt, ob eine Tätigkeit in einer geschützten Werkstatt was für ihn sein könnte? Umgeben von Menschen, die vielleicht auch stärker beeinträchtigt sind als er, sodass er derjenige sein kann, der zu den Besten gehört?

Ging mir nur gerade so durch den Kopf, als ich deinen Beitrag gelesen habe.

x 5 #9019


Snipes
Hey Nachtlicht,

er befindet sich seit Mitte des letzten Jahres in einem Berufsbildungswerk für Jugendliche mit einer Lernbehinderung. Die Ansprüche sind dort schon sehr gering und die Förderung daher umso größer.

Zum Thema Überforderung habe ich mir auch schon immer Gedanken gemacht und ich hätte ihn viel lieber in einer anderen Schulform als der Regelschule gesehen. Leider ist es aber in unserem Bundesland so, dass der IQ entweder bei 75 oder darunter liegen muss oder/und es muss eine andere Behinderung vorliegen. Beide Kritererien erfüllt er ja nicht, also blieb ihm nur die ganz normale Hauptschule (wegen einem einzigen Punkt beim IQ im übrigen ).

Die Therapie drehte sich in erster Linie um seine damaligen Ticks und Konzentrationsschwierigkeiten, denn er konnte schon in der Schule ab der dritten Stunde keinen Stoff mehr aufnehmen. Das hat sich enorm gebessert und er beginnt jetzt auch wieder eine ambulante Therapie, nachdem er die letzten zwei Jahre komplett ohne ausgekommen ist. Er wird es sehr schwer im Beruf haben, wenn er nicht wenigstens die Mindestanforderungen erfüllt und das ist aktuell leider nicht der Fall.

x 3 #9020


Heffalump
Zitat von Matroschka:
ennoch , lieb von Dir , sorry , wenn es in den Zustandberichten nervt , es gehört halt irgendwo, irgendwie zu mir .

So war es doch nicht gemeint

x 2 #9021


jimmylight69
Hallo Snipes, Tempi, Nachtlicht
Meine ersten Gedanken zu deinem Sohn dockten auch direkt bei dem an, was Nachtlicht geschrieben hat.
Ich arbeite ja in einem Wohnhaus für Menschen mit geistiger Behinderung. Dein Sohn entspricht eigentlich nicht der Vorstellung eines typischen Bewohners dort. Eben lernbehindert und nicht mehr. Aber was Nachtlicht schreibt, macht absolut Sinn. Die Versuche, ihn ins normtypische Leben einzugliedern,so gut das auch gemeint ist und so sinnvoll es ist, das zu versuchen, könnten eine ziemliche Belastung sein und zu Resignation und Rückzug führen.
Ich kenne ähnliches, wenn Bewohner aus der internen Werkstatt ins freie Berufsleben entlassen werden. Viele verzichten freiwillig auf diesen Schritt oder kommen wieder zurück, weil es bedeutet, vom Status der Leistungsstärksten in der Werkstatt, zum kleinen Licht am Ende der Kette in der harten Berufswelt geworden zu sein. Vielleicht wäre es für deinen Sohn auch hilfreich, den umgekehrten Weg zu gehen und nach Alternativen mit geringerer Einstiegsschwelle zu suchen.
Gibt es in deiner Gegend auch solche Organisationen wie z.B. eine Lebenshilfe? Die haben in der Regel sowas wie einen Familienunterstützenden Dienst. Selbst wenn dein Sohn nicht der richtige Klient für so einen FuD wäre, könnten die vielleicht mit Ratschlägen helfen, was man alles probieren könnte. Wenn es bei dir sowas gibt, ruf doch einfach mal dort an und schildere deine Situation. Die sind da in der Regel auch gut vernetzt mit anderen Organisationen.
Für die aktuelle Situation kann ich mir auch nur vorstellen, kreative Wege zu gehen, wie Tempi das beschrieben hat. Ihn bei seinen Interessen abzuholen und ihn zu locken. Aber ich kann mir vorstellen, dass das schwierig ist und dass du Snipes, grad kaum Kraft dazu hast, bei all dem anderen, was grad noch auf dich einprasselt.
Schreib jedenfalls weiter hier, Zuspruch und Ideen finden sich sicher noch mehr! Ich hör auch noch mal in mich rein, ob mir noch Ideen kommen!

x 4 #9022


jimmylight69
Hey Snipes
Hab deinen letzten Beitrag erst nach meinem Text gelesen. Wahrscheinlich hast du ja auch schon in alle möglichen Richtungen gedacht und dich informiert

x 1 #9023


Snipes
Zitat von jimmylight69:
Hey Snipes
Hab deinen letzten Beitrag erst nach meinem Text gelesen. Wahrscheinlich hast du ja auch schon in alle möglichen Richtungen gedacht und dich informiert


Hey @jimmylight69, ja, wir haben so ziemlich alles an Hilfe in Anspruch genommen, was nur ging. Aber trotzdem vielen Dank für deine Tipps.

Was mich immer wieder sehr traurig macht, ist der (vermutliche) Grund, warum mein Sohn diese leichte geistige Behinderung hat. Seine Mutter ist zwar auch nicht die hellste Kerze auf der Torte, aber im Zuge der Familientherapie wurde auch mein IQ gemessen und der liegt weit über dem Durchschnitt. Seine Therapeuten waren daraufhin auch etwas ratlos und seine Mutter erzählte dann ganz ohne jede Scham, dass unser Kleiner ihr als Baby ein paarmal vom Wickeltisch gefallen ist Einfach unglaublich... und genau so steht das auch im Abschlußbericht des kinderneurologischen Zentrums. Beweisen kann das natürlich niemand, aber alleine die Tatsache, dass es passiert ist, ist ja schon schlimm genug.

x 5 #9024


jimmylight69
@Matroschka
Dafür sind doch die Zustandsberichte auch da. Dass man immer und immer wieder auch das rauslassen kann, was einen grad bedrückt!
Und du formulierst das obendrein noch ziemlich abwechslungsreich
Also, mich nervt das jedenfalls kein bisschen, das zu lesen. Man hat nur so den Impuls, dass man gern helfen würde but no way.
( Nur so als weitere Meinung )

x 7 #9025


jimmylight69
@Snipes
Ja, das kann ich absolut nachvollziehen, dass einen der Gedanke ziemlich fassungslos machen kann. Aber letztlich ist es doch wie bei der Trennungsschmerzsache. Am End kommt man nur weiter, wenn man den Ist-Zustand annimmt und das was wäre gewesen wenn... loslässt.
Ich drück dir echt, die Daumen, dass es in deiner Situation bald auch wieder positive Entwicklungen gibt. Informier uns auf alle Fälle weiter!

x 4 #9026


Snipes
Zitat von jimmylight69:
@Snipes
Ja, das kann ich absolut nachvollziehen, dass einen der Gedanke ziemlich fassungslos machen kann. Aber letztlich ist es doch wie bei der Trennungsschmerzsache. Am End kommt man nur weiter, wenn man den Ist-Zustand annimmt und das was wäre gewesen wenn... loslässt.
Ich drück dir echt, die Daumen, dass es in deiner Situation bald auch wieder positive Entwicklungen gibt. Informier uns auf alle Fälle weiter!


Den Zustand habe ich schon seit langem angenommen und versuche meinem Sohn zu helfen, wo es nur geht. Er kam ja schon mit neun Jahren zu mir, weil seine Mutter lieber Fun und Party haben wollte, als sich um unser Kind zu kümmern. Mittlerweile haben die beiden gar keinen Kontakt mehr und das ist auch besser so. Auch ich habe keinen Kontakt zu ihr, weil sie das nicht möchte.

Gerade jetzt frage ich mich oft, warum so viele Menschen um mich herum einfach keinerlei Verantwortung übernehmen können. Solch eine Art von eiskalter Egozentrik ist mir schlicht zuwider.

x 4 #9027


jimmylight69
Tja, da kann man nur spekulieren. Vielleicht fördert unsere Gesellschaft und Zeit der leichten Ablenkungen die Egozentrik. Um Verantwortung zu übernehmen, muss man vor allem erstmal Verantwortung für sich selbst übernehmen können. Und das heisst genau auf und in sich selbst schauen können, auch wenn´s mal gruselig wird und man Baustellen findet. Ablenkung und Wegschauen ist da der verlockendere, weil einfachere Weg. Glücklicher wird man damit aber auf Dauer auch nicht.

x 5 #9028


Matroschka
Zitat von jimmylight69:
@Matroschka
Dafür sind doch die Zustandsberichte auch da. Dass man immer und immer wieder auch das rauslassen kann, was einen grad bedrückt!
Und du formulierst das obendrein noch ziemlich abwechslungsreich
Also, mich nervt das jedenfalls kein bisschen, das zu lesen. Man hat nur so den Impuls, dass man gern helfen würde but no way.
( Nur so als weitere Meinung )


vielen Dank Deiner Worte, ich denke manchmal, es ist auch hilfreich fur Euch , für später, wenn es jemanden von Euch trifft - was hoffentlich noch lange dauern möge! Ich weiß ja gar nicht , wie es ohne ist - naja , doch es gibt immer mal Beschwerde freie Momente! Alles nur Momentaufnahme.

Danke !

x 2 #9029


T
Ihr seid so süß... und ich bin blau ... und selig von freixenet...

x 2 #9030


A


x 4