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Zwischen Hoffnung und Aufgabe

hahawi
Hör auf, Dir Vorwürfe zu machen.
Du hast nichts falsch gemacht.
Es ist völlig in Ordnung und absolut zulässig, zu seinen Gefühlen zu stehen und diese auch rauszulassen.
Nur weil Deine Frau damit nicht umgehen kann oder möchte.

Ich sehe auch keinen Realitätsverlust bei Dir.
Du hast halt Wünsche und Hoffnungen, die so nicht erfüllt werden, aber das ist nur ein Teil deiner Realität.
Du hast einen Job, eine Tochter, somit auch anderweitige Aufgaben und Ziele, die Du auch real verfolgst.
Mach Dich nicht klein, nur weil Du ehrlich bist.

Versuche jetzt mal etwas Distanz aufzubauen, Abstand zu gewinnen.
Nimm Dir ein Blatt Papier und schreib Dir mal die Fakten auf.
Du hast keinen Zugang zu den Gefühlen Deiner Frau.
So traurig das ist, das ist die Realität.
Und mit dieser wirst Du erstmal umzugehen lernen.
Konzentriere Dich auf Deine Tochter, sie braucht im Augenblick Deine Unterstützung und Deine ganze Zuneigung.

17.12.2019 08:53 • x 4 #46


T
Aber Hallo, auf keinen Fall bist Du ein Depp. Du darfst ruhig Deine Gefühle raus lassen. Und Du hast garnichts damit falsch gemacht.
Wenn Deine Frau keine Gefühle zulassen kann und plötzlich keine mehr hat, dann musst Du Deine nicht verstecken.
Sie darf ruhig wissen und spüren, was sie mit ihrem Verhalten bei Dir und der Tochter kaputt macht.
Ich an Deiner Stelle würde jetzt aufgrund ihrer letzten Aussage alles ruhen lassen. Sie weiß, dass sie Weihnachten gern zu Dir kommen kann, noch mehr würde ich nicht sagen oder planen.
Deine Tochter braucht jetzt Deine Aufmerksamkeit und darauf konzentriere Dich.
Liebe Grüße tina

17.12.2019 10:05 • x 1 #47


A


Zwischen Hoffnung und Aufgabe

x 3


H
Es war leider kein einfaches Gefühle rauslassen sondern eher ein harter Zusammenbruch. Vor meiner Tochter konnte ich mich heute morgen noch zusammenreißen, aber ansonsten hören die Tränen auch heute nicht mehr auf. Ich habe mir in den vergangenen Wochen einen so hohen Stresspegel geschaffen, dass ich mit allem nicht mehr umgehen kann. Das Gefühl, den wichtigsten Teil von mir selbst verloren zu haben, hat mich die vergangenen Wochen zerfressen und schlägt nun mit geballter Kraft zu. Ich habe all die Jahre nicht gemerkt, wie viel meiner Stärke eigentlich nur durch meine Frau kam. So lebte ich lange nach dem Motto Die Realität kann mich mal und so konnten wir immer viele Probleme bewältigen. Nun ist es wohl Zeit, sich der Realität zu stellen. Ich habe Angst vor dem, was noch kommen mag.

Ich danke Euch.

17.12.2019 11:21 • x 2 #48


E
Lieber @HerrArgh

ich habe jetzt eine Weile mitgelesen und immer wieder höre ich dabei diesen blöden, alten Song in meinem Kopf, vielleicht kennst Du ihn:

Das bißchen Haushalt, ist doch kein Problem... sagt mein Mann...

Klickt es da ein wenig bei Dir?
Zitat von HerrArgh:
Wir standen morgens gemeinsam auf. Ich machte mich fertig und fuhr zur Arbeit. Sie hat derweil unsere Tochter geweckt und alles für die Schule fertig gemacht. Anschließend hat sie, bis unsere Tochter aus der Schule kam, irgendwie die Zeit totgeschlagen: Fernsehen, stricken... Dann halt kochen und wie ich bisher dachte, sich um Tochter gekümmert. Je nach Situation auf der Arbeit kam ich mal früher, mal später nach Hause, also relativ unregelmäßig. Und wie ich leider auch jetzt erst zu spät erkannt habe, habe ich sowohl meine Frau als auch meine Tochter viel zu sehr vernachlässigt.


Schau mal, das ist für mich ein vollkommen normaler Tagesablauf, Du gehst arbeiten und sie blieb zu Hause. Das ist bis heute ein gängiges Modell für Paare. Sie hat auch keine Karriere aufgegeben oder dergleichen. Und dass Arbeitszeiten schwanken, ist keinen Vorwurf der Vernachlässigung wert.

Mir fällt sehr stark die Widersprüchlichkeit Deiner Frau ins Auge. Einerseits schreibst Du von Langeweile und stricken, auf der anderen Seite, schafft sie es nicht einmal aufzuräumen und zu putzen?

Kannst Du nachvollziehen, dass das nicht zusammen passt?

Auch ist Deine Frau erwachsen, wenn ihr langweilig ist, wird sie sich beschäftigen müssen, Du bist doch nicht ihr Unterhaltungsfrosch, das ist schlicht nicht normal und ehrlich gesagt, mein Mann würde mich nur verdutzt anststarren, wenn er alle paar Tage meinen Saustall mit aufräumen musste Jahre lang und ich dann allen Ernstes komme und sage adieu mein Mann und leb wohl mein Kind, aber ich will nicht mehr und langweilig ist es auch.

Hast Du nie daran gedacht, eine Haushaltshilfe zu bekommen? Ihr habt doch eine Tochter, was sind denn das für Verhältnisse da bei Euch? Du schreibst ja auch, sie ist sehr in sich gekehrt und hat kein enges Verhältnis zur Mutter. Wie erklärst Du Dir das? Wie kannst Du da davon ausgehen, Du seist das Problem? Das erschließt sich mir nicht.

Selbstverständlich, hast Du Deine Anteile, sonst wäre es nicht soweit gekommen, ohne Frage, aber Du hattest doch offenbar selbst genug Päckchen zu tragen, mit Arbeit, Krebs etc.pp.

Weitere Widersprüche sehe ich bei den Erzählungen zum Schlafen. Sie hat Angst nicht wieder aufzuwachen, aber nimmt starke Schlafmittel? Das ist doch nicht zielführend, findest Du nicht? Ohne Medikamente ist das Risiko, nicht wieder aufzuwachen, doch deutlich geringer? Es wären daher wohl eher Angst lösende Medikamente angebracht gewesen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Das ist alles sehr verworren, wie ich finde und es wundert mich nicht, dass sie die Pillen irgendwann missbraucht hat, ebenso wie sie sich selbst missbraucht gefühlt hat und zwar von sich selbst. Was stimmt nicht mit mir, warum schaffe ich das alles nicht, warum bin ich nicht in der Lage, Normalität zu leben, für meine Tochter eine liebevolle Umgebung zu erhalten, eine emotionale Bindung zu haben zu ihr, warum ist mir entweder alles gleichgültig oder aber zuviel, etc..

Zitat von HerrArgh:
sie will nicht, dass ich mir Hoffnungen mache, die sie nicht erfüllen kann.


Das ist für mich der Satz, der alles aussagt. Sie ist in ihren Augen ein Versager, sie hat alle enttäuscht, Dich, Eure Tochter und sich selbst. Sie ist der Meinung, ihr seid ohne sie besser dran, sie hat Schuld auf sich geladen und verachtet sich selbst.

Ich kann und will keine Ferndiagnose stellen, das ist unseriös. Ich kann aber sagen, dass ich hier ganz viele Anzeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung in Verbindung mit den Folgen des Jahre langen Medikamenten Abusus sehe. Das muss selbstverständlich nicht stimmen, dennoch kann ich Dir sagen, dass Menschen mit dieser Problematik nichts positives fühlen und es daher nicht ungewöhnlich ist, wenn Deine Frau sagt, sie empfindet nichts mehr. Das ist erstmal wahr. Diese Gefühle sind jedoch nur eingegraben und das spüren die Betroffenen auch, daher blockieren sie sehr vehement, wenn es Nachfragen gibt.

Ich kann Dir nur raten, Dich einmal zu erklären, sachlich und nüchtern, zwar deutlich zu machen, dass Du sie nach wie vor liebst und immer für sie da bist, wenn sie Dich braucht, aber sie sich schon selbst einbringen muss, wenn sie Kontakt zu Dir oder der Tochter haben möchte. Auch würde ich deutlich sagen, dass Du zu einem Gespräch mit der Therapeutin mitkommen möchtest, damit Du die Möglichkeit hast Dich mit der bestehenden Problematik auseinander zu setzen. Natürlich muss sie das auch wollen, aber alles andere ist unfair und nicht hinnehmbar. Bei allem Verständnis für Probleme und dergleichen, sie ist erwachsen und Du kannst nicht wie ein blinder Vogel um sie herum flattern, wenn Du nicht weisst, was eigentlich Tango ist.

Solange Du ihr das immer wieder durchgehen lässt, bleibt sie weiterhin eine Erwachsene, die sich wie ein Kind verhält und sich dann beschwert, dass keiner sie versteht.

Das geht so niemals gut.

Ich wünsche Dir viel Kraft und Stärke, endlich eine Grenze zu ziehen, auch für Eure Tochter, diese chaotischen Zustände haben ja bereits genug Spuren hinterlassen. Ich rate auch dringend dazu, eine Therapie mit Deiner Tochter zu machen, das muss alles dringend aufgearbeitet werden, sonst wiederholt sich das ganze Spiel, wenn Deine Tochter eines Tages eine Familie gegründet hat. Was man zu Hause vorgelebt bekommt, ist maßgeblich für die eigene Bindungs - und Beziehungsfähigkeit später, auch den eigenen Kindern gegenüber.

Darüber solltest Du Dir dringend Gedanken machen, nicht in erster Linie über Deine Frau.

Jetzt nicht mehr, auch wenn Du sie vermisst, Dir einen Neustart wünscht, jetzt ist der Fokus weder bei Deiner Frau zielführend plaziert, noch bei Dir selbst.

Liebe Grüße
Simply

17.12.2019 11:30 • x 3 #49


H
Zitat von SimplyRed:
Klickt es da ein wenig bei Dir?

Ich weiß leider tatsächlich nicht, worauf Du hinaus möchtest.

Zitat von SimplyRed:
Kannst Du nachvollziehen, dass das nicht zusammen passt?

Absolut. Ich habe häufig genug versucht, darüber zu reden. Es änderte sich dann maximal für ein paar Tage etwas. Irgendwann habe ich aufgegeben. Hier sagt mir der Verstand auch leider, dass ich alleine besser dran bin.

Zitat von SimplyRed:
Du schreibst ja auch, sie ist sehr in sich gekehrt und hat kein enges Verhältnis zur Mutter. Wie erklärst Du Dir das? Wie kannst Du da davon ausgehen, Du seist das Problem? Das erschließt sich mir nicht.

Unsere Tochter war schon immer stark introvertiert. Selbst im Kindergarten kaum Freunde. Jetzt in der Schule hat sie meines Wissens nach auch nicht wirklich Freunde. Aktiv sucht sie keinen Kontakt zu anderen Menschen.
In diesem Charakterzug kommt sie durchaus nach mir, auch wenn ich selbst kein so extremer Fall war. Allerdings habe ich ihr durchaus auch nichts anderes vorgelebt. Letzten Monat war ich zum ersten Mal seit keine Ahnung wie vielen Jahren wieder unter Menschen außerhalb der Arbeit. Meine Frau war ebenfalls eher selten draußen. Im Gegensatz zu mir hat sie zwar einen kleinen Freundeskreis, aber dieser ist auch eher überschaubar. Wir waren also die perfekten Vorbilder.
Das Mutter-Tochter-Verhältnis sahen wir (also in der Familie) eigentlich immer als recht gut an und das hat auch nie jemand hinterfragt. Ich ging wie selbstverständlich davon aus, dass die beiden miteinander reden würden, wenn es Probleme geben sollte. Da habe ich mich also brav in die passive Rolle begeben. Dass meine Frau mehr und mehr mit sich selbst beschäftigt war habe ich entweder nicht gesehen oder nicht sehen wollen. Das sind aber auch alles Dinge, die ich noch für mich selber aufarbeiten muss.

Zitat von SimplyRed:
Sie hat Angst nicht wieder aufzuwachen, aber nimmt starke Schlafmittel? Das ist doch nicht zielführend, findest Du nicht?

Seit der Trennung nehme ich selber ein Antidepressivum ein, um schlafen zu können. Ansonsten würde ich keinen vernünftiges Rythmus bekommen. Nach meinem Verständnis war dies bei ihr noch schlimmer, dass der Kopf bei Stille einfach nicht mehr zu Ruhe kam und sie ohne Tabletten keinen Schlaf mehr finden konnte.
Ich bin generell kein Freund von Tabletten und fand das Schlafmittel schon immer eine schlechte Wahl. Hätte ich von der dauerhaften Einnahme gewusst, hätte ich vielleicht irgendwas dagegen unternehmen können.

Zitat von SimplyRed:
Das ist für mich der Satz, der alles aussagt. Sie ist in ihren Augen ein Versager, sie hat alle enttäuscht, Dich, Eure Tochter und sich selbst.

Ich kann den Satz noch immer nicht einordnen, auch wenn ich andere Worte ebenfalls schon in dieser Richtung gedeutet habe. Geringes Selbstwertgefühl steht außer Frage. Vielleicht war es auch einfach nur so daher gesagt. Vielleicht auch mit dem Hintergedanken, bei mir und bei sich selbst weniger Druck zu erzeugen. Ich weiß es nicht. Ich habe lediglich das Gefühl, dass sie bei solchen Aussagen immer selbstsicher wirken möchte. Ob sie das aber wirklich ist, kann ich nicht beurteilen.

Zitat von SimplyRed:
[...], dennoch kann ich Dir sagen, dass Menschen mit dieser Problematik nichts positives fühlen und es daher nicht ungewöhnlich ist, wenn Deine Frau sagt, sie empfindet nichts mehr.

Sie sagt lediglich, sie habe keine Gefühle mehr für mich. Wie sie sich anderen Menschen gegenüber verhält weiß ich nicht. Sie selbst sagt, dann sei alles ok. Lediglich bei einer größeren Zahl von Menschen fühle sie sich nicht wohl. Auch wenn es sich dabei nicht um völlig fremde Menschen handelt. Das konnte ich auch tatsächlich schon miterleben. Da wurde sie plötzlich stil, unruhig und wollte nur noch weg. So kannte ich sie bisher noch nicht.

Ansonsten macht sie auf mich jedenfalls keinen völlig gefühllosen Eindruck. Sowohl mit mir als auch mit unserer Tochter gab es in den letzten Wochen immer Momente, in denen wir auch einfach mal gemeinsam lachen konnten. Ich weiß aber definitiv nicht, wie es wirklich in ihr ausschaut. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass da definitiv irgendetwas nicht stimmt. Sie blockt jedoch alles sofort ab und meint, da sei nichts weiter. Ich will auch nicht ihr Hobby-Therapeut werden, aber ich habe den Eindruck, dass sie sich nicht tiefer mit sich selbst beschäftigen möchte als unbedingt notwendig, sondern nur auf Fortschritte in der Therapie wartet.

18.12.2019 09:16 • #50


T
.... und jetzt erwartet sie, dass Therapeuten versuchen herauszufinden, warum sie so ist?

Ich glaube eher, ihr ging es all die Jahre zu gut.
Du hast sie nie kritisiert, nicht hinterfragt, warum sie als Hausfrau den Haushalt nicht erledigt hat.
Das widerum hat bei ihr vielleicht den Eindruck gewonnen, Dich interessiert diese Hausarbeit nicht und somit fühlte sie sich nicht wertgeschätzt?
Ich arbeite ja in 3 Schichten, mein Mann ist von Montag früh bis Donnerstag Abend ausser Haus.
Ich habe mein Zuhause noch nie unaufgeräumt verlassen. Da habe ich eine gewisse Struktur entwickelt, verbunden mit einer Routine.
Aber sowohl mein Ex, als auch mein jetziger Mann wären sehr verwundert gewesen, ein unaufgeräumtes Haus vorzufinden und hätten definitiv nachgefragt, was passiert ist.
Ich bin nicht der Meinung, Hausarbeit ist Sache der Frau, wenn beide berufstätig sind, jedoch warte ich nicht auf das Wochenende um gemeinsam zu putzen oder aufzuräumen, da ist gemeinsame Freizeit angesagt.
Also warum solltest Du darüber nachdenken, eine Haushaltshilfe zu beschäftigen?
Es muss bereits damals einen Auslöser gegeben haben, als sie mit der Vernachlässigung des Haushaltes begonnen hat.
Ich denke Du hast genug geredet, ihr oft genug gesagt, dass Du sie nicht aufgeben willst. Weitere Gespräche in dieser Hinsicht würden sie eventuell noch mehr von Euch entfernen.
Sie weiß dass sie gerne wieder nach Hause kommen kann und jetzt liegt es an ihr zu handeln.
Du solltest jetzt auf Dich und Deine Gesundheit achten und Deine Tochter muss erste Priorität haben, damit sie ihre schulischen Ziele erreicht und gern nach Hause kommt.
Was kannst Du jetzt noch tun, als abwarten? Wenn Du ihre Therapeutin kennst, würde ich an Deiner Stelle dort allein einen Termin ausmachen, um ihr Deine Sicht, Dein Wohlwollen und Dein Empfinden über den Zustand der Frau zu vermitteln. Du weißt ja garnicht, was Deine Frau der Therapeutin erzählt, wirst Du aus Gründen der ärztlichen Schweigepflicht auch nicht erfahren, jedoch kann Dein Empfinden unter Umständen dazu beitragen, dass ein Therapieziel anders angegangen wird. Sehr oft bitten ja Therapeuten auch um Gespräche mit den Angehörigen. Da würde ich also nicht zu lange warten.
Ansonsten kannst Du nur abwarten...
Liebe Grüße tina

18.12.2019 10:42 • x 2 #51


DieSeherin
Zitat von tina1955:
Ich glaube eher, ihr ging es all die Jahre zu gut.
Du hast sie nie kritisiert, nicht hinterfragt, warum sie als Hausfrau den Haushalt nicht erledigt hat.


du hast aber schon gelesen, dass sie eine lebensverändernde krankheit hinter sich hat?

18.12.2019 11:56 • #52


T
Zitat von DieSeherin:

du hast aber schon gelesen, dass sie eine lebensverändernde krankheit hinter sich hat?


Ja, aber trotzdem kann man seinen Haushalt bewältigen.
Würde jeder, der an einer lebensverändernden Krankheit leidet sich aufgeben, hätten wir das reinste Chaos.

18.12.2019 12:17 • x 2 #53


H
Zitat von tina1955:
.... und jetzt erwartet sie, dass Therapeuten versuchen herauszufinden, warum sie so ist?

Das ist zumindest mein Empfinden. Aber ich bin auch nicht objektiv. Nachdem ich nun viel hier im Forum gelesen habe, empfinden ja viele Verlassene so, dass der andere sich nur unzureichend mit Problemen beschäftigt. Mit mir möchte sie jedenfalls nicht darüber reden.

Zitat von tina1955:
Du hast sie nie kritisiert, nicht hinterfragt, warum sie als Hausfrau den Haushalt nicht erledigt hat.
Das widerum hat bei ihr vielleicht den Eindruck gewonnen, Dich interessiert diese Hausarbeit nicht und somit fühlte sie sich nicht wertgeschätzt?

Kritik und Gespräche gab es. Wir sind da nur sehr unterschiedlich: während ich der Typ bin, der Konflikte gerne so schnell wie möglich angeht und auflöst, geht sie lieber jedem Konflikt aus dem Weg. Sie hat auch nie gelernt zu streiten. Deswegen ging sie immer jedem Streit aus dem Weg. Das habe ich häufig falsch interpretiert und viel zu spät gemerkt, dass das natürlich auch immer wieder an ihrem Selbstwertgefühl gekratzt hat. Darüber haben wir auch schon gesprochen und es war ihr völlig neu, dass mir ihre Meinung immer wichtig war und sie sehr häufig bei Vorhaben oder Entscheidungen verändert hat. Sie dachte immer, ich würde einfach nur mein Ding durchziehen. Wir hatten also schon immer ein schönes Kommunikationsproblem.

Nach ihrem Herzinfarkt habe ich verstärkt versucht, das alles zu vermeiden, um ihr die notwendige Ruhe zu geben. Während meiner Chemo kam noch hinzu, dass ich zuweilen etwas gereizt war. Nachdem das alles vorüber war, habe ich mich auch bereitwillig wieder schnell in den Stress der Arbeit gestürzt. In dieser Zeit hat sich viel Falsches eingeschlichen. Die letzten Jahre habe ich dann immer weniger versucht. Stand durch die Arbeit viel zu häufig unter Stress und die Gefahr, irgendetwas Verletzendes von mir zu geben, war mir immer viel zu hoch.

Zitat von tina1955:
Sehr oft bitten ja Therapeuten auch um Gespräche mit den Angehörigen. Da würde ich also nicht zu lange warten.

Ich kenne zwar den Namen der Therapeutin, möchte aber in dieser Hinsicht ungerne etwas ohne das Einverständnis meiner Frau unternehmen. Auch glaube ich, ich müsste erst einmal selbst zur Ruhe kommen, damit ich nicht nur wie der verzweifelte Ehemann wirke. Diesbezüglich steht mir nun selbst noch der Gang zu einer Therapeutin bevor.

18.12.2019 12:25 • x 1 #54


DieSeherin
Zitat von HerrArgh:
Ich kenne zwar den Namen der Therapeutin, möchte aber in dieser Hinsicht ungerne etwas ohne das Einverständnis meiner Frau unternehmen.


das asolltest du auch tunlichst lassen - das würde deiner frau das sicherheitsgefühl gegenüber der therapeutin ankratzen! wenn die dich brauchen, werden sie auf dich zukommen. du kannst höchstens deiner frau gegenüber offenheit signalisieren.

18.12.2019 12:27 • x 1 #55


T
Zitat von DieSeherin:

das asolltest du auch tunlichst lassen - das würde deiner frau das sicherheitsgefühl gegenüber der therapeutin ankratzen! wenn die dich brauchen, werden sie auf dich zukommen. du kannst höchstens deiner frau gegenüber offenheit signalisieren.



Zu uns kamen sehr oft Angehörige oder Ehepartner von Patienten und berichteten von den Problemen im Zusammenhang mit der Erkrankung.
Mitunter Chemo, Herzinfarkt, Schlaganfall uvm. Dies wurde selbstverständlich vertraulich behandelt, half jedoch bei der Genesung enorm, wenn man z. B. erfahren hat, dass sich Pat. zusätzlich noch Medis aus dem Internet bestellten oder die verordneten überhaupt nicht eingenommen haben. Angeratene Psychotherapie wurde zwar bejaht, aber nicht begonnen... Oder über Ängste im Zusammenhang mit der Grunderkrankung wurde nicht mit dem behandelnden Arzt gesprochen, weil die Patienten diese verdrängt haben, bzw sich damit nicht richtig auseinandersetzen konnten.
Sehr viele Patienten trauen sich auch heute nicht nachzufragen und man kann nur erklären, aufklären, beruhigen, wenn man gefragt wird. Immer und immer wieder Fragen stellen, bis man selbst überzeugt ist, trauen sich eben viele Patienten nicht

Mitunter können solche Angaben von Angehörigen sehr hilfreich sein.

18.12.2019 12:45 • x 1 #56


DieSeherin
tina... das ist aber etwas anderes, als eine von der frau angefangene therapie! die hat zwar dieses krankheitstrauma zum inhalt, ist aber nicht als nachbehandlung angedacht.

18.12.2019 12:57 • x 2 #57


T
Stimmt, da hast Du recht.

18.12.2019 13:06 • x 1 #58


E
Zitat von HerrArgh:
Ich weiß leider tatsächlich nicht, worauf Du hinaus möchtest.

OK - macht nichts, alles gut.

Zitat von HerrArgh:
Irgendwann habe ich aufgegeben.


Wenn Dir das derart bewusst ist, verstehe ich nicht, daß Du quasi aus allen Wolken fällst nun...?

Zitat von HerrArgh:
Hier sagt mir der Verstand auch leider, dass ich alleine besser dran bin.


Ja, das sagt mir auch mein Verstand!

Zitat von HerrArgh:
Das Mutter-Tochter-Verhältnis sahen wir (also in der Familie) eigentlich immer als recht gut an und das hat auch nie jemand hinterfragt.

Zitat von HerrArgh:
wie ich bisher dachte, sich um Tochter gekümmert.

Zitat von HerrArgh:
aber die Kleine wäre auch nicht mitgegangen.

Zitat von HerrArgh:
Das Verhältnis von beiden war eigentlich immer gut und ist es auch weiterhin. Die Kleine war aber größtenteils tatsächlich eher Papakind,


Es tut mir Leid, aber so sehr Du Dich auch bemühst, elegant weg zu schauen, das ist nicht normal und das glaube ich, weißt Du auch.

Zitat von HerrArgh:
Ich möchte einfach bewusst nicht alles negativ sehen


Nein, das nicht - aber wie wäre es denn mit bewusst realistisch ?

Zitat von HerrArgh:
Ich ging wie selbstverständlich davon aus, dass die beiden miteinander reden würden, wenn es Probleme geben sollte. Da habe ich mich also brav in die passive Rolle begeben.

Zitat von HerrArgh:
Dass meine Frau mehr und mehr mit sich selbst beschäftigt war habe ich entweder nicht gesehen oder nicht sehen wollen.


Jetzt mal ganz im Ernst: Ein Mutter, die pausenlos mit sich selbst beschäftigt ist, nicht einmal den Haushalt gemacht bekommt - Du möchtest mir allen Ernstes sagen, sie wäre in der Lage, eine tragfähige und zuverlässige emotionale Bindung aufzubauen zu einem Kind? Das glaube ich nicht eine Minute.

Wie es in Deiner Wohnung aussieht, so sieht es in Deiner Seele aus.

Jemandem, dem alles derart gleichgültig ist, der kann dazu nicht in der Lage sein, denn das zeugt ja schon von wenig Verantwortungsbewusstsein und zudem war sie offensichtlich nicht in der Lage, ihre Probleme hinter die Bedürfnisse des Kindes zu stellen, wenn sie nicht aufräumt und nicht putzt, das sind doch desolate Zustände für ein Kind! Da musst Du Dir doch nichts vormachen.

Zitat von HerrArgh:
Sie sagt lediglich, sie habe keine Gefühle mehr für mich. Wie sie sich anderen Menschen gegenüber verhält weiß ich nicht. Sie selbst sagt, dann sei alles ok. Lediglich bei einer größeren Zahl von Menschen fühle sie sich nicht wohl.


Diese Antwort verstehe ich nicht.

Zitat von HerrArgh:
Ansonsten macht sie auf mich jedenfalls keinen völlig gefühllosen Eindruck.


Ich sagte nicht, Deine Frau sei ein völlig gefühlloser Mensch. Du musst schon richtig lesen.

Zitat von HerrArgh:
gab es in den letzten Wochen immer Momente, in denen wir auch einfach mal gemeinsam lachen konnten.


Da ist Dein Tellerrand aber jetzt sehr eng zur Mitte gereist, gelle?

Weiß Du, solange Du bewusst die Realität verkennst und das tust Du ganz gewaltig in meinen Augen, kannst Du keine Veränderung erwarten und es wird sehr schwer, Dir irgendwie zu raten, so Leid mir das tut. Vielleicht solltest Du nochmals in Ruhe in Dich gehen und Dir klar werden, was Du willst. Aber dieses gelebte Chaos der Selbsttäuschung und Ausreden - Du siehst wohin es Dich (Euch alle) gebracht hat. Veränderung wirst Du nur erreichen können, wenn Du endlich klar Schiff machst und aufhörst, Dir die Welt um Euch herum passend zurecht zu schnitzen.

Liebe Grüße
Simply

18.12.2019 21:59 • x 2 #59


E
Zitat von DieSeherin:
du hast aber schon gelesen, dass sie eine lebensverändernde krankheit hinter sich hat?


Nun ja, das ist wirklich keine Ausrede, entschuldige. Ich bin auch schwer erkrankt letztes Jahr, habe zudem mehr Kinder, als die meisten anderen und zwei davon sind schwerbehindert. Mein Haushalt umfasst 250 qm und ich bekomme das auch ordentlich hin.

Damit meine ich nicht, dass das ich der Maßstab sein muss, natürlich konnte ich direkt nach meiner OP auch nicht so, wie ich wollte. Ich habe mich dann beraten lassen, was machbar ist und habe von der Krankenkasse eine Haushaltshilfe bekommen, solange ich nicht alles selber machen konnte.

Aber das ist, was ich meine. Wenn ich überfordert oder krank bin, dann hole ich mir Hilfe und drehe nicht Däumchen bei Fernsehen und Stricken, während um mich herum alles verlottert, soviel kann man von einem erwachsenen Menschen und vor Allem von Eltern erwarten, denke ich. zumal dies ja kein Zustand von kurzer Dauer war, sondern Alltag, wie der TE hier schrieb.

18.12.2019 23:22 • x 3 #60


A


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