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Zwischen Hoffnung und Aufgabe

H
Meine Frau hat mich und unsere Tochter vor über einem Monat nach über 15 Jahren Beziehung und 10 Jahren Ehe verlassen. Mit der Aussage, sie bräuchte ein paar Tage für sich, um den Kopf frei zu bekommen. Ich war am Boden zerstört und habe natürlich erstmal alles falsch gemacht, was man nur falsch machen konnte: ich habe extrem genervt. Dann ging alles recht schnell: war anfangs noch von einer Auszeit die Rede, konnte es ihr plötzlich mit der Trennung nicht mehr schnell genug gehen. Ich habe natürlich weiter den Fehler gemacht, sie ständig mit Fragen zu nerven. Ich konnte nichts verstehen, war verzweifelt und suchte ständig nach Antworten. Ihre Flucht war jedenfalls nicht gänzlich spontan und ungeplant: unsere Tochter war auf Klassenfahrt, dann Ferien. Ihr musste sie also nicht in die Augen schauen als sie ging.

Die zwischendurch besprochene Funkstille funktionierte nicht gut. Einerseits ist da schließlich unsere Tochter, andererseits kommt hier erst einmal noch Post für sie an. Schlimmer noch: die Gesprächsthemen normalisierten sich. In der letzten Zeit hatten wir einige Gespräche. Sie ist sich sicher, keine Gefühle mehr zu haben. Ich bin mir leider mittlerweile sicher, dass ich sie immernoch liebe und dies weder Abhängigkeit noch Gewohnheit ist. Die letzten Jahre haben wir uns sehr auseinander gelebt, auch wenn ich nicht so recht weiß, wann es wirklich anfing. Während ich durch die Arbeit einen halbwegs geregelten Tagesablauf hatte, saß sie die meiste Zeit zuhause und hat nur darauf gewartet, dass der Tag endlich wieder endet. Gemeinsame Hobbies gab es nicht. Erst dieses Jahr haben wir eins gefunden, aber da war es wohl schon zu spät.

Jetzt hat sie ein neues Leben. Schafft sich langsam einen geregelten Tagesablauf und fühlt sich frei. Es sind im Prinzip alles Dinge, die auch lange vorher in unserer Ehe möglich gewesen wären. Da haben wir jedoch aus falscher Rücksichtnahme oder Ängsten nie offen darüber gesprochen. Stattdessen zuviel geschwiegen und es vor die Wand fahren lassen. Ihr jetziges Leben bedeutet Freiheit, die Ehe nur ein Gefängnis. Sie fühlte sich immer klein, schlecht und eingeengt, obwohl immer alle Möglichkeiten offen standen und ich auch oft genug über Probleme reden wollte, sie aber nicht. Unser Zuhause soll nicht mehr ihr Zuhause sein. Unsere Tochter und ich bauen uns nun natürlich auch unsere eigenen Strukturen auf und kommen im Alltag prima zu zweit klar.

Es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass Gefühle so schnell verschwinden können. Die Alternative wäre, dass ab irgendeinem Zeitpunkt Worte und Zärtlichkeiten nur noch (vielleicht auch unbewusste) Heuchelei oder pure Gewohnheit waren. Dieser Gedanke schmerzt. Sie sieht nur das schlechte der vergangenen Jahre und geht wie selbstverständlich davon aus, dass es auch nur schlecht mit uns weitergehen könnte. Ich kann natürlich auch nicht in die Zukunft sehen, allerdings bin ich davon überzeugt, dass definitiv die Möglichkeit besteht, dass alles anders werden kann. Während ich derzeit bereit wäre, alles zu geben (habe selbst ein Paartherapie vorgeschlagen, obwohl ich eigentlich nicht der Mensch für sowas bin), will sie einfach nicht. Wenn ich versuche, Gründe zu erfragen, sagt sie einfach nur, dass sie nicht will. Sie hätte aktuell überhaupt nichts zu verlieren, ich verliere derzeit fast alles.

Wenn sie mir wenigstens sagen würde, dass alles noch Zeit braucht und wir später vielleicht schauen können, wäre es für mich in Ordnung. Diese ständige Blockadehaltung und teils auch Aussagen, die für mich widersprüchlich klingen, machen mich einfach nur fertig. Ich weiß nicht, ob sie überhaupt in Betracht zieht, dass die Gefühle vielleicht nicht vollends weg sind und vielleicht auch wiederkommen könnten. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich weiß nicht, ob ich noch irgendetwas tun kann außer Warten. Ich weiß jedoch, dass es für sie Probleme gibt, die sie erst einmal allein in einer Therapie bewältigen möchte. Diese sind mir bekannt und eigentlich spielte sich auch alles in unserer gemeinsamen Zeit ab. Aber sie will dabei einfach trennen.

Eine gewisse Resthoffnung ist jedenfalls noch vorhanden, dass Gefühle gemeinsam wiederentdeckt werden könnten, wenn sich unser Verhältnis etwas normalisiert und nicht wie jetzt von Verletzungen und Nervereien geprägt ist. Unsere Tochter ist mittlerweile selber recht frustriert, dass seitens ihrer Mutter überhaupt nichts kommt, was zumindest die Möglichkeit bieten könnte, unsere Ehe und Familie noch zu retten.

Ich frage mich ständig, ob es irgendeine Möglichkeit gibt zu zeigen, dass all das schlechte der Vergangenheit nicht bedeutet, dass die Zukunft auch so enden muss. Irgendwie den Blick auf die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft zulassen. Für meine Frau waren wir schlecht und sie ist allein nun besser dran. Bisher hat sich jedoch kein Lebensziel gezeigt, dass nicht auch mit unserer Ehe und unserer Beziehung vereinbar gewesen wäre. Im Gegenteil: dabei hat sich meiner Meinung nach viel eher gezeigt, wie wir unser gemeinsames Leben schon viel früher hätten führen müssen. Die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern, der Zukunft steht im Moment hauptsächlich ein will nicht im Weg. Was ich nicht recht verstehe ist, warum sie sich überhaupt Gedanken um eine negative Zukunft macht, wenn diese allein aufgrund ihrer verlorenen Gefühle nicht möglich sein soll.

Ich weiß einfach nicht, ob ich noch etwas tun kann oder ob ich lieber aufgeben sollte. Derzeit wünsche ich mir eigentlich nur, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen können, damit sich unser Verhältnis zueinander wieder etwas normalisiert und der Druck auf beiden Seiten abnehmen kann. Denn solange wir bisher nicht über unsere Beziehung sprachen, waren die Gespräche eigentlich immer sehr angenehm und entspannt - fast wie früher. Aber ich weiß nicht, ob aus der Ruhe heraus irgendetwas entstehen könnte, doch dieser Gedanke wird einfach in meinem Hinterkopf bleiben.

27.11.2019 08:51 • x 3 #1


S
Hallo.
Schön das du hier bist, wenn auch leider mit deiner traurigen Situation.

Ich kenne deine Frau nicht, ich kann dir nur sagen wie es bei mir war:
Ich habe nach 14 Jahren Beziehung (und 4 Jahren Ehe) mich damals auch von meinem Mann getrennt.
Es war so ähnlich wie bei deiner Frau: ich wollte aus der Ehe raus, mein Gefühl sagte mir ich muss das tun, ich konnte das gar nicht genau erklären aber meine Seele wollte da raus.

Lange dachte ich dann es war der richtige Schritt und war erstmals glücklich frei zu sein.
Aber später dann habe ich auch verstanden das ich zu wenig gekämpft habe. Und das hat mir dann 2 Jahre lang leid getan...

Aber wenn man in der Situation ist sich raus wurschteln zu müssen, dann muss man dem Drang nachgehen.
Also vorerst wirst du sie gehen lassen müssen.

Kurz danach war mir der Kontakt auch nicht wichtig denn ich habe mich ja schlecht gefühlt als ich meinen Exmann sah.
Aber später, als alles gereift ist, tat es mir im Herzen weh. Ich hätte mir oft gewunschen Die Zeit zurück zu drehen.

Was ich damit sagen will: Ihre Einstellung zu dir kann sich natürlich ändern..aber das kann sie jetzt noch nicht wissen wohin sich das ändert. Jetzt muss sie mal ihren Weg gehen.

Ich würde dir raten den Kontakt wenig zu halten, nicht nur der Verständnisvolle trauernde Ehemann zu sein, sondern wenn ihr Kontakt habt dann erzähl ich auch positives aus deinem Leben. Ihr müsst euch auf Augenhöhe begegnen, als trauriger Ehemann wird sie dich nicht wirklich als Mann sehen.

Aber es ist möglich das sich Gefühle und Vorstellungen ändern. In alle Richtungen halt...

Wünsche dir alle Liebe.

27.11.2019 10:39 • x 5 #2


A


Zwischen Hoffnung und Aufgabe

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H
Vielen Dank für Deine Worte.

Zitat von SabineWien:
[...] nicht nur der Verständnisvolle trauernde Ehemann zu sein [...]


Mich gibt es momentan irgendwie in drei verschiedenen Rollen: Mensch, Vater und Ehemann. Der Ehemann darf sich jetzt mal ganz bequem hinten anstellen und die anderen machen lassen - so hoffe ich zumindest.

Fast schon witzig finde ich, dass wir derzeit unabhängig voneinander versuchen, Strukturen im Alttag zu schaffen, auf die wir in unserer Ehe irgendwie immer verzichtet haben. Meine Angst dabei ist, dass wir am Ende beide sagen, dass für den anderen kein Platz mehr frei ist. Fürs erste sind jedoch alle Fragen gestellt und wohl auch alle Worte zu uns geredet. Da ich nicht möchte, dass das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter noch schlechter wird, lässt sich der Kontakt nicht vermeiden. Diesen würde ich nun gerne nutzen, um zu schauen, ob wir uns als Menschen überhaupt noch gut genug verstehen. Solange heißt es wohl, dass jeder erstmal sein eigenes Leben leben muss.

27.11.2019 12:34 • x 3 #3


Löwin45
Zitat von HerrArgh:
Während ich durch die Arbeit einen halbwegs geregelten Tagesablauf hatte, saß sie die meiste Zeit zuhause und hat nur darauf gewartet, dass der Tag endlich wieder endet. Gemeinsame Hobbies gab es nicht. Erst dieses Jahr haben wir eins gefunden, aber da war es wohl schon zu spät.

Hallo @HerrArgh
Wie muss man sich das denn vorstellen?
Du warst den Tag über berufstätig und standst somit früh am Morgen auf. Bleib sie liegen?
Wer hat sich den bisher um eure Tochter gekümmert?
Geht das zukünftig überhaupt so ganz problemlos?

Um für dich zu wissen, wie es möglicherweise bei euch weitergeht, solltest du zuerst einmal die Gründe für ihr jetziges Verhalten verstehen - es wenigstens versuchen zu verstehen.

Da wir alle deine Frau nicht kennen,sind ihre Ambitionen nur schwer zu analysieren.
Momentan klingt es nach Egoismus von deiner Frau. Aber, vermutlich hat sie weitere Gründe...

27.11.2019 17:36 • x 3 #4


H
Wir standen morgens gemeinsam auf. Ich machte mich fertig und fuhr zur Arbeit. Sie hat derweil unsere Tochter geweckt und alles für die Schule fertig gemacht. Anschließend hat sie, bis unsere Tochter aus der Schule kam, irgendwie die Zeit totgeschlagen: Fernsehen, stricken... Dann halt kochen und wie ich bisher dachte, sich um Tochter gekümmert. Je nach Situation auf der Arbeit kam ich mal früher, mal später nach Hause, also relativ unregelmäßig. Und wie ich leider auch jetzt erst zu spät erkannt habe, habe ich sowohl meine Frau als auch meine Tochter viel zu sehr vernachlässigt.

Aktuell verläuft das meiste relativ problemlos. Ich bin noch dabei, mich in die neue Rolle einzufinden. Aber zum Glück ist das mit der Arbeit kein Problem, da ich vermehrt von zuhause aus arbeiten kann.

Zitat von Löwin45:
[...] solltest du zuerst einmal die Gründe für ihr jetziges Verhalten verstehen - es wenigstens versuchen zu verstehen.

Das würde ich sehr gerne. Jedoch weiß ich momentan einfach nicht mehr. Ich bin mir auch nicht sicher, ob meine Frau einfach nur von der Fragerei genervt war und keine weiteren Antworten geben wollte, oder ob sie selbst nicht mehr weiß. Ich kann zumindest verstehen, dass es genügend Gründe gab, so nicht mehr weiterleben zu wollen. Manches wusste ich tatsächlich nicht, vieles wurde mir leider selbst erst viel zu spät klar. Fest steht für mich jedenfalls, dass ich selber auch nicht mehr glücklich war.

Zitat von Löwin45:
Momentan klingt es nach Egoismus von deiner Frau.

Da sind auch durchaus noch Geschehnisse aus der Vergangenheit im Spiel, die zwar während unserer Ehe stattfanden, aber nicht direkt damit zu tun hatten. Diese hat sie nie richtig verarbeitet. Alle Nachfragen und Hilfe hat sie jedoch damals abgelehnt und immer gemeint, es wäre alles gut. Hinterher ist man halt immer schlauer. Leider möchte ich ungerne öffentlich auf Details eingehen, aber zumindest diesbezüglich hat sie bereits eine Therapie begonnen.

Ich glaube zumindest verstehen zu können, warum sie gegangen ist. Ich glaube auch nicht, dass es ihr einfach gefallen ist, unsere Tochter zurückzulassen, aber die Kleine wäre auch nicht mitgegangen. Somit war es halt einfacher, selbst zu gehen, als mit mir zu reden und mich gehen zu lassen. Dazu wäre ich tatsächlich bereit gewesen. Der Schritt, auf Abstand zu gehen, war jedenfalls für sie unausweichlich und ich kann es zu weiten Teilen auch nachvollziehen.

Ich kann aber leider nicht nachvollziehen, warum auch jetzt, wo alles bekannt ist, ihr Weg absolut alternativlos ist. Es gab keinen Streit, keine Vorwürfe. Wir beide sind derzeit im Umgang miteinander aus meiner Sicht völlig verunsichert. Immer herrscht irgendwo die Angst, verletzt zu werden und das ist auch momentan mit Kleinigkeiten schnell möglich. Sie abweisend und nach meinem Empfinden auf Selbstschutz aus, ich vermehrt emotional. Bevor wir uns nicht beide auf ein gewissen Maß eingependelt haben (was auch immer das sein soll), werde ich zumindest von ihr keine weiteren Antworten mehr erhalten. Momentan möchte ich aber auch einfach nicht mehr nachfragen. Das erhöht ansonsten nur wieder den Druck. Daher muss ich mich vorerst damit begnügen, meine Erinnerungen zu durchforsten, was alles schief gelaufen sein könnte. Dabei stoße ich jedoch nicht nur auf Negatives.

27.11.2019 21:53 • x 2 #5


P
Erst will man rein in den goldenen Käfig siehe Sicherheit, dann aus Langeweile will man wieder frei flattern.

Denke warst ein Durchlauferhitzer und sie ist auf einem Egotripp gerade und plötzlich bekommt sie den Hintern hoch weil es nur sie betrifft.

Der Gammel drumrum da nur stört.

Ja keine Ahnung, denke musst jetzt auf Dich selbst achten, nicht nachlaufen und nichts. Auch nicht die Kinder abnehmen oder es ihr sonstwie noch schön und bequem machen.

Vielleicht so ja was merkt aber ansonsten tut es mir leid für Dich, ja manchmal hat man solch Pech da.

27.11.2019 22:42 • x 3 #6


L
Wir alt ist deine Tochter ? Lese ich hier raus , dass sie die Tochter bei dir gelassen hat ? Bei aller liebe ... du bist sicher ein toller Vater aber wie kann man einfach sein Kind aus Egoismus zurück lassen ? Sowas kapiere ich nicht

27.11.2019 23:29 • x 3 #7


Löwin45
Zitat von HerrArgh:
Sie hat derweil unsere Tochter geweckt und alles für die Schule fertig gemacht. Anschließend hat sie, bis unsere Tochter aus der Schule kam, irgendwie die Zeit totgeschlagen: Fernsehen, stricken... Dann halt kochen und wie ich bisher dachte, sich um Tochter gekümmert.

Naja
Ich war zwar immer berufstätig, aber weiß dennoch, dass man keine Langeweile hat, wenn man diesen Job Vollzeit und gut macht.
Einkaufen, putzen, waschen, Hausaufgaben sichten, Termine (Arztbesuch, Sportvereine, Musik)
für die Tochter organisieren...
Hat sie sich tatsächlich gelangweilt?

Aber ganz egal. Es erscheint, dass deine Wahrnehmung genauso abwertend ist, wir du es beschreibst und sie dies - ganz sicher - gespürt hat.
Es war ein Stück weit Verachtung deinerseits - stimmt's?
Damit wird oft das Ende der Liebe eingeläutet.
Warum ist sie so gar nicht gegenüber Geprächen aufgeschlossen?
Vermutlich fühlte sie sich lange Zeit nicht respektiert - und damit meine ich, nicht nur von dir. Sie wird auch ihre eigene Position für sich selbst in Frage gestellt haben und fühlte sich
dann einfach unterlegen.

Zitat von HerrArgh:
Ich glaube auch nicht, dass es ihr einfach gefallen ist, unsere Tochter zurückzulassen, aber die Kleine wäre auch nicht mitgegangen.

Seltsam.
Welche Verhältnis haben die beiden denn?
Wie alt ist deine Tochter?

27.11.2019 23:46 • x 2 #8


T
Die Situation derzeitiger Ratlosigkeit ist fast unerträglich, das kann ich gut verstehen. Man hat plötzlich keine gemeinsame Zukunft mehr und Dir sind die Hände gebunden.

Wenn es nun daran gelegen hat, dass sie sich in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter nicht genug wertgeschätzt gefühlt hat, sich sozusagen zudem noch gelangweilt hat, stelle ich mir die Frage, warum ging sie nicht arbeiten?
Sie sagt jetzt zu allem, sie will nicht mehr, aber wie bestreitet sie denn ihren Lebensunterhalt? Und zahlt sie Unterhalt für die Tochter, die ja bei Dir lebt?
Sie weiß was sie nicht will, aber sie wird leben wollen, Miete zahlen müssen und wie will sie das bezahlen?
Ich hoffe nur, dass sie das Geld dafür dann auch nicht von Dir haben will.

28.11.2019 00:44 • x 2 #9


H
Zitat von Lea321:
Bei aller liebe ... du bist sicher ein toller Vater aber wie kann man einfach sein Kind aus Egoismus zurück lassen ?

Zitat von Löwin45:
Welche Verhältnis haben die beiden denn?
Wie alt ist deine Tochter?


Unsere Tochter ist 14 und da kann man nicht einfach einpacken und mitnehmen. Sie ist hier zuhause, hat hier alles was sie braucht. Das Verhältnis von beiden war eigentlich immer gut und ist es auch weiterhin. Die Kleine war aber größtenteils tatsächlich eher Papakind, wobei sie ein sehr introvertierter Typ ist.

Zitat von Löwin45:
Hat sie sich tatsächlich gelangweilt? [...] Es war ein Stück weit Verachtung deinerseits - stimmt's?

In Sachen Haushalt waren wir beide äußerst faul. Es wurde also nur das nötigste gemacht, manchmal nichtmal das. Unzufrieden war ich jedenfalls. Vor allem dann, wenn wir doch mal etwas aufgeräumt haben und wenige Tage später wieder alles so aussah wie zuvor. Ob es Verachtung war oder zumindest so rüberkam, das kann ich tatsächlich spontan nicht sagen.

Zitat von Löwin45:
Vermutlich fühlte sie sich lange Zeit nicht respektiert - und damit meine ich, nicht nur von dir. Sie wird auch ihre eigene Position für sich selbst in Frage gestellt haben und fühlte sich dann einfach unterlegen.


Ja, ich habe es nur leider nie so richtig wahrgenommen. Sie fühlte sich immer klein und schlecht geredet. Sie konnte noch nie so richtig diskutieren, wohingegen ich je nach Thema auch bis ins letzte Detail diskutieren kann. Sie schien auch durchaus überrascht als wir über dieses Thema sprachen. Ihr war nicht bewusst, wieviel mir unsere Gespräche über viele Themen bedeutet haben und dass ich ihre Meinung nie ignoriert habe. Ganz im Gegenteil: meine Meinung und viele Entscheidungen haben sich dadurch teils massiv verändert.

Zitat von tina1955:
[...] warum ging sie nicht arbeiten?

Tatsächlich hat sie häufig Arbeit gesucht und gefunden, dann aber aufgrund von Verletzungen wieder aufgeben müssen. Ohne Ausbildung ist es schwer, bequeme Arbeit zu finden. Sie hatte schon häufiger Probleme mit Knie oder Fuß und musste das dann erst einmal über längere Zeit wieder auskurieren. Dann ging alles von vorne los. So ist es momentan leider auch: Aussicht auf eine Arbeit gehabt, einmal nicht aufgepasst und schon ist wieder irgendein Band gerissen. Das war vermutlich schon immer belastender als ich es wahrgenommen habe und vielleicht auch als sie es sich selber eingestehen wollte.
Dementsprechend zahlt sie natürlich auch keinen Unterhalt und momentan kann sie glücklicherweise auch wohnen, ohne Miete zahlen zu müssen. Das Finanzielle möchte ich erst einmal noch im Guten regeln.

28.11.2019 07:56 • x 1 #10


T
.... ohne Ausbildung ist es wirklich nicht soo einfach, eine ansprechende Arbeit zu finden, jedoch gibt es Umschulungen, die sogar das Arbeitsamt finanziert. Wenn man aufgrund gesundheitlicher Beeinträchtigungen eine Umschulung oder neue Ausbildung braucht, wird auch diese finanziert.
Ich finde, Du nimmst Deine Frau da sehr in Schutz und entschuldigst vieles.
Für mich ist es selbstverständlich, den Haushalt zu organisieren, wenn ich zu Hause bin und das Privileg habe, nicht unbedingt aus finanziellen Gründen arbeiten gehen zu müssen. Aber das ist allein die Entscheidung von den Familien selbst.
Deine Frau macht es sich recht einfach, SIE WILL NICHT MEHR, wie ein trotziges bockiges Kind, dem man den Teddy geklaut hat.
Wenn sie sich nicht gerade in einer Depression befindet oder eine Suchterkrankung hat, würde ich schnellstmöglich ein Gespräch fordern, sie sollte sich erklären, wie sie sich die Zukunft vorstellt.
Und sollte eine Erkrankung vorliegen, braucht sie Hilfe.
Normal ist es eigentlich nicht, dass man einfach ohne Angabe von Gründen sagt, man will nicht mehr und die Familie verlässt.
Entweder hat sie tiefliegende Zweifel oder wurde von Freunden/Internet usw., von der Sinnlosigkeit des derzeitigen Zustandes in der Ehe überzeugt, was sie in diese Krise gestürzt hat.

28.11.2019 09:05 • x 1 #11


H
Zitat von tina1955:
Ich finde, Du nimmst Deine Frau da sehr in Schutz und entschuldigst vieles.

Das sehe ich derzeit für mich als notwendig an. Ich möchte einfach bewusst nicht alles negativ sehen, denn dann steigere ich mich wahrscheinlich nur in Vorwürfe hinein und zerschlage auch noch das letzte bischen, was zwischen uns vielleicht noch heile sein könnte. Und ich weiß einfach nicht was passiert, wenn beide Seiten nur noch destruktiv handeln. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie einfach nur auf darauf wartet, dass ich irgendwas unüberlegtes unternehme. Sie schien auch sehr überrascht, dass mich alles so sehr mitnimmt und ich nicht einfach den Kopf in den Sand gesteckt habe. Ich bin tatsächlich ein Mensch, der schnell für andere Menschen die Türen schließt und nie wieder öffnet. Allerdings war davon noch nie ein Mensch betroffen, den ich liebe.

Zitat von tina1955:
Wenn sie sich nicht gerade in einer Depression befindet oder eine Suchterkrankung hat [...]

Bei Depression bin ich mir nicht sicher. Die Befürchtung hatte ich definitiv häufiger, aber sie hat jedesmal erfolgreich abstreiten können. Ich habe auch nicht die Ausbildung, um über sowas urteilen zu können. Eine Suchterkrankung war definitiv vorhanden und ich bin noch immer geschockt, dass ich davon so wenig mitbekommen habe. Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand war diese Sucht (Medikamente) auch primär psychischer Natur. Aufgrund eines Unfalls hat sie das jedoch alles plötzlich eingestellt und ich nehme an, dass ab da die Entscheidung zur Trennung begann. Sie hat halt eine Therapie begonnen, ich muss das auch noch irgendwie verarbeiten.

28.11.2019 09:33 • x 1 #12


T
Danke Herr Argh für Deine Offenheit, so wird vieles etwas verständlicher.
Leider kenne ich mich auch nicht so mit Depressionen aus, wir hatten zwar viele Patienten, bei denen diese von den Ärzten diagnostiziert wurde, aber ich habe nie in dieser Fachrichtung gearbeitet.
Eines ist jedoch klar bei vielen Patienten deutlich geworden.
Therapeuten suchen die Ursache für die Erkrankung bei ihren Patienten überwiegend in der Kindheit und im Familienalltag. Da wird der Patient schnell äußern, wie unzufrieden man in der Ehe ist. Eine Patientin berichtete uns mal, sie äußerte nur fehlende Wertschätzung, hatte das Gefühl mit der Verantwortung zu Hause allein gelassen zu sein. Sofort wurde ihr nahegelegt, sich aus dem sie unzufrieden und krank machenden Umfeld zu befreien.
Sie berichtete, die Therapeutin war permanent daran interessiert, dass sie sich trennt und suggerierte ihr sogar eine Verschlechterung ihres Zustandes. Der Ehemann wusste von alledem nichts und erst die Anwältin half den beiden, es wurde offen über Probleme, Wünsche und Ziele, Erwartungen gesprochen und die Ehe ist glücklich.

28.11.2019 10:02 • x 1 #13


Löwin45
Zitat von HerrArgh:
Für meine Frau waren wir schlecht und sie ist allein nun besser dran. Bisher hat sich jedoch kein Lebensziel gezeigt, dass nicht auch mit unserer Ehe und unserer Beziehung vereinbar gewesen wäre

Wie stellt sich deine Frau denn ihr zukünftiges Leben vor?
Alleine leben und frei?
Super, aber auch dann muss man Miete zahlen und benötigt Geld für Kleidung, Essen...
Wer bezahlt das denn?
Du? die Allgemeinheit?

Immer wieder irgendeine Verletzung, die die Versuche der ernsthaften Beschäftigung zunichte machten, klingt irgendwie nach geringer Motivation, oder sie ist tatsächlich ernsthaft gehandicapt. Aber, auch dann könnte sie sich um eine angepasste Beschäftigung bemühen.

Irgendwie erscheint sie auch mir unreif und schon fast trotzig, wie ein Kind, das auf den Boden stampft und ich will aber brüllt.

Wenn man sich in einer Partnerschaft mit der Verteilung der Pflichten beschäftigt, dann sollte das optimalerweise so verteilt sein, dass beide zeitlich ähnlich beschäftigt sind.
Auch die Wertschätzung untereinander sollte gegeben sein.
Wenn du sagst, dass deine Frau zwar zu Hause, sich aber ihrer Verantwortung nicht bewusst war geschweige denn nachkam, dann hätte es doch schon viel früher Gespräche geben müssen.
Vielleicht hätte es ja andere Lösungen gegeben?
Allerdings, wenn ich deine Beschreibung richtig verstehe, mochte sie ja gar nichts von alledem.

Zitat von HerrArgh:
In Sachen Haushalt waren wir beide äußerst faul. Es wurde also nur das nötigste gemacht, manchmal nichtmal das.

Wie muss man sich das vorstellen?
Hatte sie denn offiziell den Part der Hausarbeit übernommen?

Es ist schwer, dir etwas zu raten.
Wenn deine Frau total dichtmacht, gibt es bestimmt Gründe. Dies kannst du aber nur herauszufinden, wenn ihr entsprechende Gespräche führt.
Ja, lasst euch professionell helfen.
Eine Paartherapie kann ja auch zur Folge haben, dass es eine vernünftig geplante Trennung gibt.
Vielleicht erklärst du es ihr auch so. Das nimmt vielleicht den Druck etwas raus.

28.11.2019 13:34 • x 2 #14


H
Zitat von tina1955:
[...] wurde offen über Probleme, Wünsche und Ziele, Erwartungen gesprochen [...]

Therapie hat sie wirklich erst nach der Trennung begonnen. Das ist zumindest schonmal kein Auslöser, aber Du bestätigst gerade Befürchtungen

An den Punkt, offen über alles reden zu können, würde ich gerne kommen. Mein Gefühl sagt mir, dass bei meiner Frau gerade der Kopf regiert und bei mir die Emotionen. So werden wir noch nicht zusammenkommen können.

Zitat von Löwin45:
Wie stellt sich deine Frau denn ihr zukünftiges Leben vor?

Momentan steckt meines Wissens noch keine größere Lebensplanung als irgendwie muss ich ja auch mein eigenes Geld verdienen dahinter. Das Finanzielle regeln wir momentan noch im Guten ohne Regelung oder schriftliche Vereinbarung. Noch läuft auch das Kindergeld auf ihrem Konto ein. Um ganz ehrlich zu sein, bin ich bisher einfach nur bemüht gewesen, alles zu vermeiden was für mich einen endgültigen Charakter hat. Vielleicht weil ich noch an eine gemeinsame Zukunft glaube, vielleicht auch nur weil ich feige bin.

Zitat von Löwin45:
Wenn du sagst, dass deine Frau zwar zu hause, sich aber ihrer Verantwortung nicht bewusst war geschweige denn nachkam, dann hätte es doch schon viel früher Gespräche geben müssen.
Vielleicht hätte es ja andere Lösungen gegeben?

Da kann ich leider im Moment noch nicht wirklich drauf antworten. Gespräche gab es, am Ende verlief aber alles immer wieder im Sand. Ich muss aber ehrlich gesagt erst einmal darüber nachdenken, warum sich nie etwas bewegte und warum ich irgendwann den Kopf in den Sand gesteckt habe.

Zitat von Löwin45:
Wie muss man sich das vorstellen?
Hatte sie denn offiziell den Part der Hausarbeit übernommen?

Klar geregelt hatten wir das nie. Ich war halt den Großteil des Tages wegen Arbeit weg und so ergab sich diese klassische Verteilung. Da muss ich mich aber auch noch einmal sehr ernsthaft hinterfragen.

Zitat von Löwin45:
Eine Paartherapie kann ja auch zur Folge haben, dass es eine vernünftig geplante Trennung gibt.

Sollte es irgendwie zu schaffen sein, dass wir am Ende beide friedlich sagen können, dass eine Trennung das beste ist, wäre es mir tatsächlich auch recht. Vielleicht kommt die Zeit.

28.11.2019 13:53 • x 1 #15


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