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28 Jahre Partnerschaft, 19 Jahre Ehe, ist alles aus?

K
Guten Morgen,

gestern haben mein Mann und ich gemeinsam auf unsere Patenkinder aufgepasst. Er sah sehr müde aus. War auch nicht immer geistig anwesend. Ich mache mir Sorgen um ihn. Ich denke, ihm geht es wir mir, ich bin auch müde, nicht immer geistig anwesend und so ziemlich saft- und kraftlos.

Wie ich befürchtet habe, ist er noch nicht aktiv geworden. Er hat weder für sich, noch für uns Gesprächstermine vereinbart. Ich glaube auch, dass er das nicht machen wird. Er ist noch nie der Mensch gewesen, der aktiv wurde. Ich glaube, dass ist auch ein Problem von ihm, mit dem er nicht klar kommt. Das habe immer ich gemacht. Und nun ...... Ich werde zumindest was unsere Gesprächstermine angeht, nicht wochenlang warten. Auch ich bin am Ende und möchte, dass nun endlich etwas in Bewegung kommt.

Ich möchte ihm auch gerne noch einmal einen Brief schreiben, den ich ihm dann irgendwann, wenn es sich für mich richtig anfühlt, geben werde. Ich möchte ihm so gerne sagen, dass er nach Hause kommen soll, dass wir endlich anfangen neue Wege zu gehen. Wenn es soweit ist, werde ich euch den Brief wieder zu lesen geben.

Nächste Woche ist der 1.10. und eigentlich müssten wir die finanziellen Dinge klären, wenn das mit dem Unterhalt laufen soll. Ich werde jedoch nicht mehr aktiv. Noch läuft alles, wie immer. Wenn mein Mann es will, dass soll er aktiv werden. Er will ja ab November in eine eigene Wohnung ziehen. Da könnte er das gesparte Geld gut gebrauchen. Ich fang jedenfalls nicht davon an. Wie sagte ein Freund, Du sorgst noch dafür, dass ihr euch scheiden lasst. Da er nicht aktiv wird, lass es laufen.

Ich mache mir Sorgen, dass er in eine depressive Phase fällt. Er wohnt immer noch in seinem Kinderzimmer und meinte am Sonntag zu mir, dass ihm nur die Arbeit Struktur verleiht. Sonst geht er zum Sport und trifft sich hier und da mal mit seinem Freund. Ich versuche dagegen, auf die Füße zu kommen. Mache Termine und bin aktiv. Aber ehrlich, ich freue mich zwar auf die Termine, aber richtig bei der Sache bin ich auch nicht. Nur der Chor gibt mir z. Z. Energie. Ich bin so ratlos. Ich lebe z. Z. nach der Devise: weitermachen. Ich glaube, mein Mann lebt z. Z. genauso. Nur, dass er nicht immer bei seinen Eltern wohnen will. Ob ich ihn fragen darf, ob er zurückkommen möchte.

Ich glaube z. Z. nicht. Er hat zu viel Angst, in alte Muster zurückzufallen. Und wer weiß, vielleicht ist die Liebe ja wirklich weg. Auch wenn er sagt, DU bedeutest mir ganz ganz viel, während er mich ganz fest umarmt. Ich bin so müde und so traurig ...........................

26.09.2014 10:42 • #61


M
Liebe Kim,

bitte höre auf, sich seinen Kopf zu zerbrechen. Kümmere du dich um dich und nicht um ihn. Wenn er zurück kommen möchte, dann kann er dich fragen, ob er es darf und ob du das möchtest.

Du bist immer der aktive Part gewesen, willst du in dieser Rolle bleiben, ihm aus seinem Tief heraus helfen und dann selber wieder in ein tiefes Loch fallen, wenn er sich wieder gefunden hat und dir sagt, dass es mit euch doch nichts mehr wird?

Weißt du, er muss wollen und er muss auch können und wenn er nicht will und nicht kann, dann will er nicht wirklich. Du nimmst ihn ungeheuer in Schutz...

Ich finde es toll wie du versuchst, um eure Liebe und eure Beziehung zu kämpfen. Aber es gehören zwei dazu und er macht da nicht wirklich mit.

Er ist ein erwachsener Mann und wenn du und eure Beziehung so wichtig sind wie dir, dann muss er seinen Hintern hoch bekommen, selbst aktiv werden und anfangen zu kämpfen.

Ich habe Angst, dass du auf der Strecke bleibst...

Sorry, für die offenen Worte. Ich meine es nicht böse...

Viele Grüße!

26.09.2014 21:03 • #62


A


28 Jahre Partnerschaft, 19 Jahre Ehe, ist alles aus?

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K
Ja Mai68, Du hast Recht. Ich bin viel zu viel in seinem Kopf. Ich bin immer die Aktive gewesen, jetzt müsste er endlich einmal kommen. Ich reiche ihm die Hand, aber er muß sie nehmen. Wir haben viel zu wenig über uns und unsere Vorstellungen und Wünsche gesprochen. Eigentlich nie. Jeder hat nur gemacht, was er dachte, was der andere wollte. Und nun.

Wir reden, wenn ich beginne. Wir treffen uns, wenn ich es wünsche. Doch dann ist es jedesmal schön. Vielleicht bin ich dumm. Oft denke ich, nun muß erkommen. Doch weiß er wirklich, was ich mir wünsche?. Wir reden ja nicht drüber. Also ich sage immer noch nichts. Und er. Er weiß gar nichts mehr.

Ich möchte ihm nun wenigstens mitteilen, was ich mir wünsche. Wie es mir geht, das weiß er nun. Nun kommt nur noch der eine Brief, was ich mir wünsche. Ich kann ihm nur die Hand reichen. Wie sagte letztens eine Kollegin, ich kann ihm nur goldene Brücken bauen, begehen muß er sie selber.

Deswegen ihr Lieben, hier der Brief meiner Wünsche:
-----------------------------------------------------------
Ist es richtig oder falsch?
A., ich weiß es nicht!

Du sagtest am Freitag, …..
……… Du weißt nicht mehr, was Dich berührt, Du bist nur noch verwirrt. Hast keine Ahnung mehr, was Du fühlst, nur, dass ich Dir ganz ganz viel bedeute.
……… Dass es Dinge gibt, die Du nur mit mir besprichst. Hast mich festgehalten, ganz fest. Hast gesagt, der Weg war falsch, war eine Sackgasse.
Nun suchst Du einen neuen Weg: alleine / gemeinsam …….

Weißt Du, was wir in den vergangenen Wochen alles gemacht haben ….

… wir gingen am See spazieren, saßen auf einer Bank, schauten in den Sonnenuntergang
… an der Ems hörten wir Musik, lachten und tranken
… wir machten Picknick im Regen mit Käse und Wein
… wir erkannten, wir haben die gleichen Wünsche und Sehnsüchte
… wir gingen durch den Wald, lachten über uns und unseren Hund

A., ich weiß nicht: Ist es richtig oder falsch?

Bitte höre die Lieder von Revolverheld „die Welt steht still“ und „halt dich an mir fest“, höre von Pink „just give me a reason“, alles Lieder, die besser sagen, was ich Dir sagen möchte und doch nicht ganz den Punkt treffen.

Am liebsten würde ich Dir sagen, „A., komm Heim, lass uns neue Wege gehen ……….“, doch ich traue mich nicht.

Ich sehe Deine Angst, wieder in die alten ungeliebten Bahnen zurückzufallen. Ich würde sie Dir gerne nehmen, doch das kann ich nicht.

Dennoch A., ich glaube, dass nach diesem Tsunami, die alten Bahnen gebrochen sind. Verschwunden? Nein, bestimmt nicht. Aber zerbrochen. Sie sind nicht einfach wieder befahrbar! Wir haben eine Chance bekommen, neue Wege zu suchen.
Mir ist in den letzten Monaten vieles bewusst geworden. Ich würde gerne mit Dir darüber reden, mit Dir die vielen kleine Dinge, die uns in diese Situation geführt haben, verändern.
Das braucht seine Zeit, vielleicht viel Zeit, jeder braucht seinen Raum, vielleicht viel Raum.
Ich habe in den letzten Jahren, Deinen Wunsch nach Deiner Zeit und Deinen Raum nicht wahrgenommen. Mir ist nun sehr bewusst geworden, wie wichtig der individuelle Raum und die individuelle Zeit für ein ICH + ICH = WIR sind.

A., beides haben wir. Beides gebe ich Dir von Herzen.

Wir können reden, wir können schweigen, können uns aus dem Weg gehen, können gemeinsam aktiv sein. Jeder in seinem Tempo, jeder zu seiner Zeit, jeder mit seinem Raum. Wir haben Zeit, viel Zeit. Wir haben Raum, viel Raum.

Ich habe Angst, Dir diese Worte zu sagen, aber schreiben kann ich sie Dir:

„A., komm Heim, lass uns neue Wege gehen!“
--------------------------------------------------------------
Bitte schreibt mal, was ihr über diesen Brief denkt. Ich werde ihn meinem Mann geben. Wann, das weiß ich noch nicht, es muß sich für mich richtig anfühlen.

So bin ich mit meinen Wünschen ganz bei mir. Und habe getan, was ICH für notwendig hielt.

Dann muß tatsächlich er in Bewegung kommen. Mehr kann ich nicht für uns machen.

LG Elke

27.09.2014 08:58 • #63


S
Liebe Kim,

das hast du wunderbar geschrieben. Ganz ohne Druck, wie ich finde. Aber mit sehr viel Sehnsucht.

Doch vielleicht ist das auch gerade eines eurer Probleme: das ihr zur Zeit zumindest die Sehnsucht danach, wieder miteinander zu leben, nicht gleich stark empfindet.

Schau, er hat inzwischen etwas anderes kennengelernt. Hat eine Frau kennengelernt, für die er recht viel empfunden hat. Mit der er vielleicht sogar noch zusammen wäre, wenn sie das nicht beendet hätte... Nur er weiß, ob diese Gefühle, die er für sie hatte, jetzt ganz weg sind. Auf alle Fälle aber hat diese Beziehung mit ihr ihn bewegt. Und das ist etwas, was auf dich nicht zutrifft. Du bist einzig und alleine auf ihn konzentriert. Bei dir ist es nur er, dem deine Sehnsucht gilt.

Ich finde gut, dass du noch etwas warten willst bis du ihm den Brief gibst. Denn ich könnte mir vorstellen, dass er zur Zeit nicht ganz so stark für dich empfindet wie du für ihn. Das tut weh, es so zu sehen, ich weiß. Aber er muss ja erstmal schauen, was diese Beziehung zu der anderen Frau mit ihm gemacht hat...und auch, dass SIE das beendet hat und nicht er, ist sicher nicht ohne Bedeutung für ihn.
Er ist vielleicht noch gar nicht wirklich offen und bereit für deine Gefühle und Gedanken...

Es ist schwer auszuhalten, dieses Gefühl, keinen Halt mehr zu haben. Du hast durch die Trennung gespürt, wie sehr er bisher dein Halt im Leben war. Es ist ein Gefühl, Kim, ein schlimmes starkes Gefühl. Aber tatsächlich ist es so, dass es noch vieles anderes gibt, woran du dich festhalten kannst, um die Kraft zum Leben zu haben, die man manchmal einfach dringend braucht. Auch, wenn diese gefühlte Haltlosigkeit noch viel zu oft alles andere überlagert. Aber das andere ist da, ganz bestimmt. Nach und nach wirst du es sehen...

Der Loslassprozess ist unglaublich schwierig. Und ja - da ist die Angst vor dem Nichts, wenn man die Stütze loslässt, die man bisher im Leben hatte. Doch sie hat ja irgendwann schon angefangen zu wanken, gefährlich zu wanken. Es liegt nicht an dir, ob sie wieder ein fester Halt für dich wird.

Ich wünsche dir ganz viel gute Gedanken an deine Zukunft. Und dass die Angst nicht das stärkste ist, was dich leitet.

Schau immer mal wieder in den Spiegel. Sieh dir in die Augen. DAS bist du, die du da siehst. Du bist nicht Nichts ohne ihn. Und du bist stärker als du denkst. Stärker als du dich im Moment fühlst.

Und du wirst spüren, wenn er bereit ist für deinen Brief.

LG seamless

27.09.2014 10:22 • x 1 #64


W
Hallo Kim,
was er schreibt klingt ein wenig nach ... Burnout !
Das ist etwas anderes als Depression, aucch wenn es ähnliche Symptome gibt.

Zum Burnout gehören auch bestimmte Persönlichkeitsstrukturen, die den Boden dafür ebnen. Z.B. der Powermensch, dem nichts zu schwer oder zuviel ist, der sich alle Arbeit immer aufladen läßt und auflädt, der Perfektionist, der immer alles nur bis zum Optimum treiben möchte oder der Alles allen Rechtmacher oder auch die Ganze Palette der Helfersyndrom Menschen.

Außerdem gibt es bestimmte Lebensweisen, die dem Burnout Vorschub leisten helfen. Dazu zählen insbesondere langjähriger Schlafmangel entweder durch zuviel Programm im Tag, Fernsehen bis zum Sendeschluß oder auch Schlafstörungen, viele Burnoutler haben lange Strecken nur mit ca 3 Stunden Schlaf absolviert.
Ängste, z.B. existentielle Sorgen, Jobprobleme, Mobbing, sind Belastungen, die einen Burnout vorantreiben, dazu können kräftezehrende Erkrankungen in Betracht kommen und natürlich Ernährungsprobleme, hier vor allem Mangelernährung.

Ob bei Deinem Mann darunter Ursachen vorhanden sind, kann ich nicht beurteilen.

Liebe Grüße vom Wolf

27.09.2014 15:31 • #65


K
Guten Morgen,

Hallo seamless, danke für Deine lieben Worte. Ich bin froh, dass Du sagst, Du liest keinen Druck in meinem Brief. Genau den wollte ich ihm auch nicht vermitteln. Ich wollte mich ihm endlich nur einmal zeigen. Meine Gefühle und Wünsche kennt er jetzt. A. war gestern da, wir haben viel geredet und ich habe ihm einfach meinen Brief gegeben. Jetzt kann ich nichts mehr tun.

Ja Wolf, auch Dir vielen Dank für die Worte. Es kann auch ein Burnout sein. Ich weiß es nicht. Müde und total erschöpft von diesem Tsunami sind wir beide. Das haben wir schon festgestellt.

Gestern erzählte er mir dann, dass er noch keinen Gesprächstermin für sich oder für uns gemacht hat, läge daran, dass er erst gerne den Gesprächstermin bei unserem bekannten Seelsorger machen möchte. Da er dieses als eine Art Auftacktveranstaltung sieht, also eine Art Startschuss für was auch immer, ist er noch nicht aktiv geworden. Hat eben Angst vor dem ersten Schritt und macht statt dessen lieber nichts. Tja, schwer zuzusehen. Es sind eben auch bekannte Strukturen, die er hier lebt. Bis dato bin ich allerdings dann irgendwann aktiv geworden und habe ihm den ersten Schritt abgenommen. Ja, war ein Fehler. Ich dachte immer, es sei gut, wenn ihn jemand an die Hand nimmt. Häufig hörte ich danach auch ein Danke. Aber eben nicht immer. Vllt. hat er sich in den letzten Jahren zu bevormundet gefühlt. Und ich habe sein nein nicht richtig wahrgenommen / wahrnehmen wollen.

Als ich ihm von meiner Sehnsucht erzählte, mit ihm ein erfülltes Leben führen zu wollen, meinte A., dass seine Sehnsucht sich z. Z. darauf beschränken würde zu leben. Er wolle leben. Und ob es nur noch Freundschaft oder doch verschüttete Gefühle für mich wären, wüßte er noch nicht. Auf alle Fälle, wolle er nur noch Verantwortung für sich übernehmen.

Ich habe nicht nachgefragt, für was er denn vorher Verantwortung gespürt hatte, ich fand nämlich, dass Entscheidungen und Verantwortung auf meinen Schultern lagen. Aber wenn er sie gespürt hat, war sie auch da. Ob es an meinem späten Studium lag, dass ihn drückte. Auch wenn wir es miteinander besprochen hatten. Ich weiß es nicht. Vllt. werden wir in einer Paarberatung näher hinsehen können.

Ich habe dann doch etwas Druck gemacht (und mich tierisch geärgert, aber ich will auch für mich weiter kommen und planen können) und habe ihn gefragt, ob er mir sagen könnte, wann er über gemeinsame Gespräche nachdenken wolle. Da meinte er er hättte gerne noch 14 Tage. In den letzten 7 Tagen hätte er Urlaub und er sei in seinem Elternhaus alleine, sodass er sich die Muße nähme, darüber nachzudenken.

Ok! Ich habe nun alles gesagt! Ich werde ihn jetzt so ohne weiteres nicht mehr darauf ansprechen. Wir werden sehen, ob er irgendwann danach bereit sein wird oder nicht. Ich kann langsam nämlich nicht mehr. Ich bin ziemlich platt. Ich werde versuchen, (genau wie er) nur noch zu tun, was ich für mich für richtig halte.

Eigentlich müßten wir die Finanzen regeln. Er wartet darauf, dass ich das mache, wie immer. Aber mir ist es ziemlich egal, ob es z. Z. so weiterläuft wie bisher oder eben nicht. ICH werde nicht mehr aktiv. Ich bin einfach zu müde. Außerdem will ich die Trennung ja gar nicht. Soll er etwas dafür machen. Von mir aus, kann es erst einmal so bleiben.

Er will nicht nur keine Verantwortung mehr, er hat Angst einen ersten Schritt zu machen, denn es könnte ja wieder ein falscher Weg sein (O-Ton A.). Alles um ihn herum wird ja aber auch von seinen Lieben gemacht. Sein Essen, seine Wäsche, den Haushalt etc. machen seine Eltern. Das Haus, den Hund, den Garten, die Finanzen, sogar den Rechtsanwalt erledige ich. Er fährt nur zur Arbeit und danach hat er frei. So gibt ihm z. Z. die Arbeit Struktur (O-Ton A.) und sonst .....

Ich mach auf jeden Fall ab jetzt nicht mehr mit. Wenn er etwas will, soll er dafür sorgen. Will ich etwas, muss ich dafür sorgen. Ich bin platt, ich kann nicht mehr. Ich liebe ihn, doch er beißt gerade wehement um sich. Gut, nehme ich Abstand. Ach ja, auf meine Frage hin, ob wir zu unseren (mir zu ernsten) Gesprächen uns vllt. auch mal zu leichteren Aktivitäten treffen wollen, stimmte er zu. Nun treffen wir uns in seinem Urlaub mit unseren Patenkindern. Kinder bringen immer Leichtigkeit.

Mal sehen. Ich werde ihn auf jeden Fall erst einmal in Ruhe lassen. Ich habe alles gesagt und nun ist er an der Reihe. Ich kann nicht mehr .............

LG Kim

28.09.2014 10:23 • #66


W
hi kim,
hört sich für mich immer wieder sehr nach burnout an.

und es hört sich, was kein vorwurf ist, sondern mehr ein hinweis, sehr danach an, als wenn du ihn darin nicht verstehst. das tun leider die wenigsten und es ist auch wahnsinnig schwer.

die meisten denken burnout = müde und erschöpft. das würde dann ja nur bedeuten, sich 2 oder 3 mal richtig ausschlafen und alles ist gut. aber burnout ist viel viel mehr. und leider auch viel viel schlimmer. ich weiß wovon ich rede. mich hat mein burnout fast 20 jahre meines lebens gekostet. und in weiten strecken dieser zeit war meine sehnsucht zu leben, das einzige, was mich noch einigermaßen am leben gehalten hat. es ging vielmehr um überleben und belastungen ... selbst kleinste belastungen haben für mich eine bedrohung dargestellt und ich war nur noch im notabwehrprogramm. alles abwehren, gegen alles abschotten, gefühle hatten darin keinen platz mehr, waren oft gar nicht mehr bewußt fühlbar und wenn man mir etwas abgenommen hat, um damit einen anfang zu machen, dann war dies belastend, weil der anfang bedeutete, dass nun folgeaktionen kommen, zu denen ich wieder in irgendeiner weise etwas tun muß.

das schlimmste für mich waren die steuererklärungen. ich hatte damals noch ein kleines gewerbe und finanzamt hat unglaublich druck gemacht. fristen gesetzt, schätzungen angedroht und einmal auch gemacht) und das obwohl ich immer erhebliche Rückerstattungsbeträge hatte. aber bei der schätzung wurde so geschätzt, dass ich erheblich nachzahlen sollte ...

das war für mich damals so furchtbar, dass ich alleine aus diesem grund das gewerbe aufgegeben und abgemeldet habe. danach haben sie mich plötzlich in ruhe gelassen, bis sie kürzlich merkten, dass ich seit 8 jahren keine steuererklärung eingereicht habe. jetzt fangen die wieder an, aber ich bin nicht mehr so im burnout wie damals.

ich beschreibe das um zu verdeutlichen, das im burnout selbst scheinbar winzige belastungen sich anfühlen, als wenn man einen berg tragen muß. zudem ist es sehr subjektiv, was belastung ist und was nicht. das bedeutet eben nicht, das eine belastung klein ist, nur weil jemand anderes sie lächerlich findet.

und alles was du über deinen mann schreibst, lässt bei mir meine erinnerungen wach werden.

bei einem burnout kannst du ihm nicht helfen, zumal du es, wie gesagt kein vorwurf, ja gar nicht verstehst. burnout ist wie ertrinken ohne wasser. da wirst du nur allzuleicht zum elefanten im porzellan und das hilft eurer beziehung sicher nicht, schadet unter umständen eher. da sollte er sich wirklich mal um eine fundierte kur bemühen in einer darauf spezialisierten einrichtung.

liebe grüße vom wolf

28.09.2014 11:59 • x 1 #67


K
Danke Wolf,

leider weiß ich nur zu gut, was ein burnout ist. Ich hatte selber ein burnout und bin dann 2006 in eine 6wöchige Rehe gefahren. Danach folgte eine 1,5 jährige Therapie. Häufig ist ein burnout mit einer Depression verbunden. Und deswegen bin ich mit bei meinem Mann nicht ganz sicher, was es ist, da ich ihn mit diesen Problemen vor 28 Jahren schon kennengelernt habe. Er war zu diesem Zeitpunkt schon 4 Jahre aktiver Spieler (spielsüchtig), hat dann aber mit meiner Struktur und mit Hilfe einer Spielergruppe aufgehört zu spielen.

Schon damals hat der begleitende Pädagoge ihm geraten eine Therapie zu machen, doch das hat er damals abgelehnt. Da ich meinem Mann in den letzten Jahren kaum Struktur geben konnte, wie gesagt, ich hatte selber ein burnout und habe danach mein Leben noch einmal verändert, Studium, Hausbau, ...... ist alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen.

Ich glaube auch, dass für ihn eine Reha und eine Therapie wichtig wären, um sich zu fühlen, um wieder leben zu können, doch ich kann für ihn nicht losgehen. Vllt. kann ich ihm den Vorschlag machen, doch glaube ich, dass er es nicht machen wird. Er strampelt um nicht zu ersaufen, davon sprach er vergangene Woche auch. Doch was soll ich machen?

Ich bin einfach nur ratlos und vom ständigen Kampf gegen Windmühlen, mittlerweile ziemlich am Ende. Ja, den Vorschlag einer Reha werde ich machen, doch dann sind mir die Hände gebunden und ich kann nur noch zusehen. Zumindest sehe ich derzeit keine weitere Möglichkeit für mich ...............

Die Freunde und Familie ist zumindest davon überzeugt, dass er nun auf einem guten Weg ist (ich habe meine Befürchtungen schon mal geäußert). Nur weil er jetzt sagt, dass er Zeit und Ruhe braucht, um wieder fühlen zu können. Um dann irgendwann Entscheidungen zu treffen. Ich weiß, dass etwas Schlaf (er geht nebenbei immer noch sehr spät ins Bett) und Urlaub nicht ausreicht. Aber was soll ich tun .....................

Ich werde nun erst einmal die 2 Wochen abwarten und schauen, ob er dann den Seelsorger angerufen hat. Vllt. werde ich ihm den Vorschlag mit der Reha dann machen.

Danke Wolf, Du hast so Recht, doch ich weiß nur nicht weiter ...........................
Ich liebe ihn und sehe ihn leiden und kann nicht helfen. Bin nur immer mal wieder für ihn da, wenn er es zuläßt .......................

28.09.2014 13:54 • #68


W
Damit tust du so etwa auch das, was du tun kannst. mehr geht leider niccht. Du kannst ihm natürlich das eine oder andere zum lesen in die hand drücken, aber das sollte dann auch kein großer Roman sein, weil das dann sofort wieder überforderung wäre (es sei denn, es packt ihn gleich auf der ersten Seite und zieht ihn in den bann)

Eines der Probleme beim Burnout ist, dass nicht nur die anderen es nicht verstehen, sondern die betroffenen selbst verstehen es genausowenig. ich habe mich selbst nicht richtig ernst nehmen können. habe gedacht ich bleibe ja nur liegen, weil ich keine lust habe etc. und habe mich dementsprechend mit selbstvorwürfen und schuldgefühlen gequält und ... belastet. auch meine a.D. schreibung (so eine Art berufsunfähigkeitsattestierung)... klar war das auf eine art eine befreiung, auf der anderen seite dachte ich, dass ich mich ja nur kaput schreiben lassen habe, um dem mobbing zu entgehen und nicht mehr arbeiten zu müssen. Erst als ich dann nicht mehr mußte aber arbeiten wollte und gemerkt habe, dass alles zusammenbricht, sobald ich mehr als ca 50 % arbeite, da habe ich langsam angefangen zu verstehen. Dann kam der Tod meines Vaters und in diesem Zusammenhang habe ich einige familiäre Strukturen erkannt, die ich fatalerweise verinnerlicht und fortgeführt hatte.

seitdem wird es besser. inzwischen traue ich mir sogar schon 60-70 % Job zu, mache das aber nicht, weil ich es nicht bis zum limit ausreizen will.

liebe grüße vom Wolf

28.09.2014 14:37 • #69


J
Hallo liebe Kim, es ist ja wirklich eine sehr traurige Geschichte die Dir da passiert ist.

Aber manchmal geht es einfach nicht anders. Man muss einfach loslassen. Ich weiß, das hört sich jetzt sehr, sehr schwer an. Aber letztendlich ist es wirklich so.

Man sagt: ..wo eine Tür zu geht, geht auch immer wieder eine neue auf..., soll heißen, Du musst jetzt einfach mal zur Ruhe kommen. Das braucht Zeit, Zeit und nochmals Zeit.

Aber danach ... kann auch wieder eine neue Liebe entflammen. Ganz langsam und zart, aber sollte es der Richtige sein, dann kannst Du Dein Leben wieder glücklich und in vollen Zügen genießen.
Ich weiß das von meiner Freundin. Der erging es leider ebenso, wie Dir.
Renate hat auch jahrelang um die Liebe Ihres Lebens gekämpft, und eigentlich dadurch sehr viel glückliche Lebenszeit verloren! Weißt Du was Ihr geholfen hat? Sie hat von einer Arbeitskollegin ein Buch bekommen. Ich weiß jetzt gar nicht wie das heißt. Moment, ich schau mal nach. Finde ich leider nicht. Kannst Dich ja mal melden bei mir dagmar-becker2(at)web.de. Vielleicht findest Du Dich dann auch wieder aus dieser traurigen Geschichte heraus, wie Renate. Ich würde mich freuen von Dir zu hören und wünsche Dir vorerst viel Kraft, Durchhaltungsvermögen und Gelassenheit, um die ersten, schwersten Stunden in Einsamkeit zu überstehen. Hast Du denn viele Freundinnen mit denen Du quatschen und mal was unternehmen kannst?

Alles Liebe
Dagi

28.09.2014 19:54 • #70


W
Jacky, die Beziehung von Kim ist noch längst nicht geklärt! Und es ist noch längst nicht geklärt, ob die Beziehung endet oder eine Chance erarbeitet werden kann.

Und ganz sicher denkt Kim noch gar nicht daran, eine neue Liebe zu finden.

Man sollte Beziehungen nicht vorschnell totreden. Und dann, wenn was gescheitert ist, sollte man erstmal den Abschied verarbeiten und die Trauerarbeit bewältigen. Das ist aber derzeit noch gar nicht Thema, weil derzeit immer noch zwei Menschen voreinander stehen, die sich eigentlich beide irgendwie miteinander verbunden fühlen, aber nicht genau wissen, ob und wie sie einen Weg aus dem Beziehungstal finden (was natürlich am Ende aucch eine Trennung sein könnte, aber wie gesagt nicht muß). Das ist, wo die beiden gerade stehen und da sollte man sie auch stehen lassen und eher versuchen, ihnen Mut und Kraft zuzusprechen und vielleicht hier und da ein wenig Trost spenden. Voreiliges totreden ist da ganz sicher wenig konstruktiv...

29.09.2014 01:15 • #71


K
Hallo ihr Lieben,

ja, mich gibt es noch. In den letzten Wochen ist sehr viel passiert.

Mein Mann und ich haben wieder zueinander gefunden. In drei Wochen werden wir wieder zusammenziehen.

Wir reden sehr viel miteinander, warten nun auf unser erstes Paarberatungsgespräch (11.11.) und sehen ganz zuversichtlich in die Zukunft. Wir glauben, wenn wir weiter ehrlich sind, jeder bei sich bleibt und wir sagen, was wir uns wünschen, welche Vorstellungen wir haben, wie wir leben wollen, können wir wieder ein lebendiges Leben führen.

Ja, wir werden in der Beratung über das WARUM und WIESO reden. Die Verletzungen und Ängste ansprechen und um Handwerkszeug bitten, damit wir lernen, das Vergangene zu verstehen, die Zukunft neu zu gestalten, lebendig zu leben.

Auch jetzt reden wir schon viel über das was war. Aber häppchenweise. Vorsichtig und wertschätzend. Es ist eine spannende Zeit. Aber irgendwie glauben wir, dass wir es hinbekommen werden.

Wir lieben uns, tja, er auch mich. Er weiß nicht, was das gewesen ist, will aber unbedingt hinsehen, um zu verstehen. Ich auch.

Ich habe Ängste und bin, wenn ich alleine bin, unruhig. Ich habe in den letzten Monaten gelernt, bitter lernen müssen, dass ich über NICHTS die Kontrolle habe. Dass ich nur an mir arbeiten kann, mich verändern kann und dann sehen muss, was daraus meine Umwelt macht. Und das als Mensch, die die letzte Seite eines Buches immer zuerst liest, da sie die Spannung beim Lesen sonst nicht aushält.

Nun versuche ich im Hier und Jetzt zu sein. Die Zukunft kommen zu lassen und die Vergangenheit vorsichtig und häppchenweise zu betrachten, Lehren zu ziehen und dann schauen, was kommt.

Frei nach dem Spruch:

Verstehen kann man das Leben nur rückwärts - leben muss man es vorwärts.

Wir haben noch einen langen Weg vor uns, aber wir haben einen. Außerdem bin ich mittlerweile der Meinung, der Weg ist das Ziel.

Liebe Grüße

Eure Kim

04.11.2014 13:51 • #72


K
Liebe Kim,

Ich habe grade den ganzen langen und dramatischen Thread gelesen und mir drängte sich immer wieder eine Frage auf, die ich dir unbedingt stellen musste. Ich bin nur Gast hier und lese sonst nur still mit aber ich hatte das ganz dringende Bedürfnis dich auf was stoßen zu müssen.

Sag mal, liebe Kim, hast du niemals sowas wie Wut empfunden?
Dein Mann hat dich übelst hintergangen, sogar in deinem eigenen Haus. Er lässt dich seit Monaten in der Luft hängen und benutzt dich arme, betrogene und verletzte Ehefrau auch noch als Kummerkasten und Notnagel, immer wenn er grad wieder fallen gelassen wurde...
Den ganzen langen Thread ging es fast auschließlich darum, wie schlecht es IHM geht, was DU hättest besser machen können, welche Fehler du wohl jahrelang gemacht hast, was DU tun kannst um ihn zurück zu gewinnen, was du ändern müsstest...
Du machst gerne Listen? Ich würde dir ganz dringend empfehlen, mal eine Liste zu machen in der du festhälst, was dich schon jahrelang an ihm gestört hat. Er ist kein Gott! Du musst unbedingt dein Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl stärken. Du musst deinen Wert erkennen, deinen Stolz rauskramen und IHN mal kämpfen lassen! Das wird dich aufbauen und dich gleichzeitig attraktiver machen. Seit Monaten läufst du ihm hinterher, ergreifst die Initiative... ER hat betrogen, ER hat gelogen. Mach dir das mal bewusst! Klar gehören immer zwei dazu aber du hast ihn schon genug bemitleidet und dich nieder gemacht.

Du sagst immer wieder das du der starke, dominante Part warst. Warst du das wirklich? Oder hast du nur einem bequemen, trägen Faulpelz alles abgenommen? Ihm alles hinterher getragen damit er sich so wenig wie möglich anstrengen muss? Ihm alles recht gemacht, damit er dich liebt? Und jetzt nach all den Jahren, wo er was neues gefunden hat und dich belogen und betrogen hat, fällt ihm auf einmal auf wie schlecht das alles war und das er dich eh schon nicht mehr geliebt hat.

Wo bleibt sein Einsatz? Seine Entschuldigung?

Du musst nicht alles annehmen, meine Kritik war hart. Eigentlich wollte ich nur sagen, verkauf dich nicht unter Wert, liebe, einfühlsame und sensible Kim!

Liebe grüße und trotz meiner anderen Meinung wünsche ich dir, alles Gute für deine Ehe und das alles so kommt, wie es am Besten für dich ist!

Kaline

04.11.2014 16:57 • x 2 #73


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