Zitat von Still_Sad:@Küstenkind Hast du ein paar Tipps für mich? Wie hast du das mit den Scheuklappen ablegen gemacht? Wie schafft man es diese blöde Idealisierung ...
@Still_Sad na da bist du doch schon auf einem richtig guten Weg - 90% gute Tage sind schon super viel wert und dein Leben magst du auch.
Nach der Trennung hatte ich ständig Kopfkino und Gedankenkreisen (war schon richtig zwanghaft, mit Alpträumen und allem Drum und Dran), zunächst habe ich deshalb eine Therapie begonnen und währenddessen mein Leben dann erstmal komplett umgekrempelt und mich so gut es ging abgelenkt - neue Freunde und Bekannte kennengelernt, neue Hobbys ausprobiert, einen neuen Job neben meinem Hauptberuf angenommen, Wohnung renoviert etc.
Als ich damit fertig war und mein Leben auch wieder mochte, ging es mir danach schonmal viel besser, aber die Durchhänger und das Kopfkino kamen von Zeit zu Zeit trotzdem immer wieder durch. Was mir wirklich geholfen hat, war mit Außenstehenden reden. Die haben alles nüchtern betrachtet und mir neue Denkansätze gegeben. Manchmal waren die Worte sehr direkt und es tat erstmal weh, aber im Endeffekt hatten sie Recht. Ich habe darüber nachgedacht, wo meine eigenen Anteile liegen (in Bezug darauf, warum die Beziehung kaputt ging und auch darauf, warum ich überhaupt mit diesem Menschen zusammen war).
Im Endeffekt ist mir bewusst geworden, dass ich in der Beziehung total viel Druck auf ihn ausgeübt habe - natürlich nicht mit Absicht, aber der Druck war für ihn trotzdem vorhanden. Ich habe mich mehr wie seine Mutter oder sein Therapeut benommen und nicht wie eine liebende Frau auf Augenhöhe. Ich habe versucht ihn zu ändern und als er mich verlassen hat war ich gekränkt, weil ich soviel "für ihn getan habe" und das Gefühl hatte, er würde mir was schulden. Das alles war mir leider jahrelang überhaupt nicht bewusst und nun - mit genügend Abstand betrachtet - war es von meiner Seite her überhaupt nicht gesund gewesen und hatte rein gar nichts mit einer lebendigen Beziehung auf Augenhöhe zu tun. Ich würde selbst auch nicht (mehr) in so einer Beziehung sein wollen. Anschließend habe ich die Gründe für mein damaliges Verhalten gesucht und aufgearbeitet. Seitdem mir das alles bewusst geworden ist und ich es verinnerlicht habe, idealisiere ich ihn auch nicht mehr - an einem Ideal hätte ich ja auch nicht ständig was ändern wollen
Aber dieser Prozess hat mich wirklich viel Zeit gekostet und kam nicht von heute auf morgen.