72

Affäre nach Jahren wieder ansprechen?

paulaner
Zitat von Isely:
Ich glaube wir haben in 15 Jahren nicht so viel miteinander gesprochen wie in den ersten 4 - 5 Monate nach seiner Affäre. Nennt man aufarbeiten. Arbeiten,,, ich war oft erschöpft davon, aber mich trieb es trotzdem auch an.

Genau das ist doch der richtige Weg (außer sofortige Trennung).
Wenn einer dem anderen etwas angetan hat, dann muss das in gemeinsamer Verarbeitung und Verantwortung sozusagen vollständig weggeräumt werden. Geklärt werden. Augenhöhe und Vertrauen wieder aufgebaut werden, egal wie man es nun nennt (und eben nicht unter den Teppich gekehrt werden, wie @Hitachi immer vermutet).
Wenn das nicht gelingt (warum auch immer), dann stimme ich Hitachi ja sogar zu. Dann wird das immer wieder stinkend unter dem Teppich hervorkommen, und irgendwann scheitert dann die Beziehung doch noch daran.

Und ja...es gibt natürlich schlimmere Dinge als Affären und Betrug. Aber wenn man von seinem Partner extremst verletzt wird, dann denkt man natürlich nicht in solch eine Richtung (Och, es gibt ja noch viel schlimmere Sachen). Da steht das logischerweise im Vordergrund.

11.09.2019 10:07 • x 1 #46


K
@paulaner

wir wissen ALLE, dass es noch schlimmere Dinge im Leben gibt, als Betrug am EP, Lüge am EP, Vertrauensmissbrauch am EP....alles, was mit Fremdgehen und Affären zu tun haben kann.

Nur....das NOCH Schlimmere wird einem in den Momenten gar nicht bewusst - das ist auch gut so! Oder doch nicht? Erst in der Nachbetrachtung kommt das zum Tragen....und erst dann relativiert sich vieles. Und nein.... das Leid durch Fremdgehen, Betrug, Lüge möchte ich damit nicht kleinreden.

Überlegen wir doch mal - was haben Menschen im Laufe ihres Lebens an Verlusten auszuhalten?!
Verlust von Gesundheit? Verlust von Arbeit? Verlust von geliebten/beliebten Menschen? Verlust von sozialen Kontakten? Verluste - sorry - ohne Ende gibt es, die aber so gut wie NIE auf der Agenda stehen, sondern erst dann darauf kommen, wenn der Status Quo eines Verlustes stattfindet.

Daher - mehr auf sich selbst zu achten, ist sehr wichtig. Eine Werteordnung zu haben, ist wichtig.
Nein sagen zu lernen, ist wichtig. (Ja sagen kann jede/r!) Egoistischer zu werden, ist wichtig - und hat mit Egoismus NICHTS zu tun! Etwas mehr wir...und weniger ich!

Und was kann dafür alles gestrichen werden, was nur zusätzlich belastet? Der Selbstverwirklichungswahn z. B.! Der treibt so viele Menschen um, weil dabei sein (müssen/ wollen) , dazu gehören (wollen/müssen) so viel wichtiger sind? Klar gehört das zum Leben dazu - wenn das Maß berücksichtigt wird. Es wird aber auf jeder Katzen-Kirmes mitgemacht, mitgetanzt - um dabei zu sein, um sich zugehörig zu wähnen? Mitmachen - um (wirklich) jeden Preis?

Augenmaß?.... Je mehr er hat, je mehr er will! Das Augenmaß ist längst abhanden gekommen, weil die materielle Wucht es verbietet?

Menschliche Werte....zwischenmenschliches - es menschelt kaum noch!

11.09.2019 12:04 • #47


A


Affäre nach Jahren wieder ansprechen?

x 3


D
Oh, jetzt wird es ja tatsächlich richtig philosophisch.

Zitat von Isely:
Uns hat nach ca. 7 Monaten ein gewaltigen Schicksalsschlag innerhalb unserer Familien erneut getroffen, hammerhart, dass auch noch. Ich möchte darauf nicht weiter eingehen.
Die Affäre rückte dadurch das erstemal in den Hintergrund.
Und wenn ich ehrlich bin, war die ein laues Lüftchen gegen das, was wir erleben mussten, denn das war 100 mal tragischer.
Könnte , müsste ich mich fragen, hat dieser Schicksalschlag auch wiederum dafür gesorgt, zu sortieren , was ist schlimm ?
Was ist noch schlimmer?

Habe ich tatsächlich. Und ich muss jetzt , 2 Monate nach dieser gewaltigen Sache sagen, ja es gibt schlimmeres.


Ja, ich verstehe gut, was Du meinst. Auch uns hat ein gutes Jahr nach dem Auffliegen der Affäre ein sehr harter Schicksalsschlag getroffen. Auch ich will das jetzt nicht weiter ausführen... gehen wir mal davon aus, dass wir beide einfach wissen, wovon wir reden.

Als uns dieser Schicksalsschlag traf, hatte die Affäre meiner Frau auch keine Bedeutung mehr, denn sie war eigentlich nichts im Vergleich zu dem, was uns als Familie dann wiederfahren ist. Man vergleicht das dann sehr schnell und sagt sich: Ach Gott, meine Frau hat mich betrogen. Ist jetzt schon lang her, stirbt keiner dran. Das was ich hier gerade aushalten muss ist doch 1000 mal schlimmer als das. Also Schwamm drüber.

Für mich hat das auch eine Zeit lang ganz gut funktioniert. Aber als das Drama dann vorbei war, da kam nach einiger Zeit der Alltag wieder. Und mit dem Alltag kam so ganz langsam dieses Gefühl hoch, dass da doch noch etwas von vor dem Drama unabgeschlossen im Raum steht. Und mit der Zeit stolperten wir immer öfter wieder darüber. Und irgendwann mussten wir dann den Faden wieder dort aufnehmen, wo wir ihn irgendwann haben fallen lassen müssen. Einfach um es abzuschließen.

Ich kann also nicht behaupten, dass ein Schmerz aus der Welt ist, bloß weil einen zwischendurch noch mal ein größerer Schmerz trifft. Wir haben die Aufarbeitung dann halt nur verschoben - erledigt war sie deshalb noch nicht. Aber - und dass ist dann tatsächlich der Gewinn an solchen Situationen - man verliert dadurch ein Stück weit die Angst davor, die Leichen noch mal anzupacken. Weil man eben schon erlebt hat, wie man als Paar unter Extrembedinungen zusammenarbeiten konnte. An einem Strang ziehen. Auch wenn es weh tat. Auch wenn es grausam war. Da sagt man sich dann das, was Angele Merkel 2015 gesagt hat: Wir haben so vieles schon geschafft - wir schaffen das.

Das ist meiner Meinung nach der wirklich Gewinn aus noch härteren Schicksalsschlägen.

11.09.2019 20:45 • #48


I
Kann ich nachvollziehen.
Aber bei uns war das weitgehend abgeschlossen. Die Aufarbeitung. Ich glaube dafür war sie einfach viel zu intensiv.
Meine Ausführung bezog sich eher auf das schlimme, an einer Affäre, und doch gibt es noch schlimmeres . Ohne relativieren zu wollen.
Und oft schweisst ein Schicksalsschlag dann noch mehr zusammen.
Ich kann und werde keine Prognose abgeben, ob es noch mal durchdrückt, aber ich würde es nicht unterdrücken sondern klar ansprechen , und der Adressat ist klar und ich denke auch er hat damit kein Problem.

11.09.2019 21:20 • x 1 #49




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag