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Alleinerziehend und verwitet

Islantilla
Ja, hab schon verstanden, @Gemini26.
Mir wurde vom Bestatter gesagt, dass die gesamte Trauerfeier sowieso auf CD aufgenommen wird (nur Ton, kein Video) und ich die hinterher auch bekomme. Aber ja, nach dem Text als mail könnte ich auch mal fragen.
Der Pfarrer hatte ja seinen Laptop aufm Schoß. Das dürfte also kein Problem sein.

01.08.2023 12:14 • x 3 #31


M
Zitat von Islantilla:
Mir wurde vom Bestatter gesagt, dass die gesamte Trauerfeier sowieso auf CD aufgenommen wird


Das ist auch schön. Ob man sich das dann wirklich anhört, wer weiß, aber man hat zumindest die Möglichkeit.

01.08.2023 12:33 • x 2 #32


A


Alleinerziehend und verwitet

x 3


VictoriaSiempre
In unserer Kultur wird der Tod gerne verdrängt (auch von mir). Nur muß früher oder später nahezu jeder erleben, dass ein geliebter Mensch stirbt.

Für mich persönlich macht es einen Unterschied (nicht in der Trauer, aber in der Akzeptanz), ob ein Verstorbener ein gelebtes Leben hatte - sprich: Alt ist - oder ob ein junger Mensch sein Leben z. B. durch einen Unfall verliert. Schwere Krankheiten und damit verbundene Schmerzen und Leiden machen es mir auch leichter, einen Tod zu akzeptieren.

Meiner Erfahrung nach trauert jeder anders und jede Form ist zu akzeptieren. Ich selber brauche z. B. Friedhofsbesuche überhaupt nicht, anderen ist es ein Trost, regelmäßig ein Grab besuchen zu können. Dafür ist mir eine Trauerfeier als Abschied/Schlußpunkt sehr wichtig (auch, wenn es mich davor graut und ich natürlich nicht gerne hingehe).

Dein Verlust, @Hector ist ja nun bereits einige Jahre her (damit will ich ihn nicht schmälern! ) Es war bestimmt sehr schwierig, plötzlich alleine mit einem Baby dazustehen; Chapeau, dass Du das gemeistert hast.

Zitat von Hector:
Meine ersten Jahre waren mit dem
Großziehen meiner Tochter ausgefüllt aber jetzt ist langsam auch Zeit für Vergangenheitbewältigung da....

Ja, das denke ich auch. Ich glaube, es ist völlig normal, dass die Trauer erst einmal lähmt und Menschen dann nur funktionieren, so gut sie können. Aber eines eint den Verlust durch Tod oder Trennung: Man muss ohne diesen Menschen weiterleben und nach vorne gucken. Die meisten Verstorbenen hätten sicher gewünscht, dass ihre Angehörigen wieder glücklich werden. Das bedeutet ja nicht, dass sie deshalb vergessen werden.

Deine Situation, @Islantilla ist für mich eine etwas andere. Aber natürlich tut mir auch Dein Verlust sehr leid und ich will Trauer ganz gewiss nicht vergleichbar machen! Dein Mann war jedoch sehr krank und deutlich älter als Du - leider entspricht es der Lebensrealität, dass er jetzt gegangen ist.

Wie geht denn Deine 15jährige Tochter mit dem Verlust ihres Vaters um? Wenn Du keinen Bedarf an einer Trauergruppe hast (Deine Argumente kann ich nachvollziehen) - vielleicht braucht Euer Kind diese Unterstützung? Habt Ihr darüber gesprochen?

Teenies neigen oft dazu, alles mit sich selbst abzumachen. Manches muss da vielleicht auf dem Silbertablett serviert werden?

Die Beerdigung ist vermutlich für Euch beide ein schwieriger Termin.

01.08.2023 14:11 • x 5 #33


T
Liebe @Islantilla, ich bin sehr betroffen, hier von deinem Verlust zu lesen Mein aufrichtiges Beileid! Auch für eure Tochter, für die das bestimmt sehr hart ist.
Fühl dich in den Arm genommen, ich wünsche dir unendlich viel Kraft für die kommende Zeit.

01.08.2023 14:15 • x 2 #34


Islantilla
@VictoriaSiempre
Ja, mein Mann war krank, aber hätte man die Krankheit frühzeitig entdeckt, wäre er noch ein paar Jährchen hier geblieben.
Er wollte noch nicht gehen.

Meine Tochter war natürlich sehr geschockt in den ersten Tagen. Sie hatte Fieber und Übelkeit.
Klar, wenn man mitten in der Nacht vom Klinikum angerufen wird (sie war am Telefon, ich habe geschlafen) und es dann heißt, bitte so schnell wie möglich kommen, der Papa liegt im Sterben...und wenn man dann dort ankommt, ist er schon tot. Das bleibt wohl immer in Erinnerung.

Aber jetzt geht es ihr wieder gut und / oder sie lässt sich nichts anmerken, genau wie ich.
Nein, wir haben nicht darüber gesprochen, aber ich denke, jeder weiß vom anderen wie traurig er ist.
Zudem hat sie ja auch eine Familienhelferin vom Jugendamt, mit der sie über alles sprechen kann.
Denke, das hilft ihr auch.

Mir ist ab und zu auch noch schlecht und ich kann nichts essen, habe Kopfschmerzen.
Dann nehme ich eben ein oder zwei Tabletten und gut ist. Irgendwie muss es ja weitergehen.

Ich versuche die Beerdigung ganz locker zu sehen und vor allen Dingen will ich nicht vor so vielen Leuten mit dem Heulen anfangen.... aber ob mir das letztendlich gelingt, weiß ich natürlich nicht.
Es ist schwierig, da irgendwie unbeteiligt zu bleiben, wenn der Pfarrer all die Erinnerungen wieder ausgräbt.
Ich möchte mit einem Lächeln an meinen Mann denken, nicht mit weinen.

01.08.2023 17:33 • x 3 #35


Islantilla
@thegirlnextdoor

Danke dir.
Wird schon gehen...
Ich hab schon so vieles überstanden, dann schaffe ich das auch noch.

01.08.2023 17:36 • x 2 #36


T
@Islantilla ich habe das leider ähnlich erlebt, aber viel älter als deine Tochter, mit Anfang dreißig.
Mir ging es aber nicht nach ein paar Tagen wieder gut, ich habe damals monatelang jeden Abend ein paar Stunden geweint, wenn meine damals 16 Monate alte Tochter im Bett war. Ich war nach ein paar Monaten am Ende, aber der Schmerz war so stark. Auch weil die Kleine ihren Opa so vermisste.

Zitat von Islantilla:
Ja, mein Mann war krank, aber hätte man die Krankheit frühzeitig entdeckt, wäre er noch ein paar Jährchen hier geblieben.
Er wollte noch nicht gehen.

Das ist unglaublich tragisch! In jedem Alter!
Und ich weiß, von außen betrachtet, für Fremde ist natürlich immer sehr viel weniger tragisch wenn ein alter Mensch stirbt.
Für die eigene Familie ist es nicht weniger schmerzhaft - der Mensch ist weg, für immer! Fort... man wird ihn hier, in diesem Leben niemals wieder sehen. Das reißt ein Loch ins Herz. Auch wenn es für andere Menschen nur ein alter Mensch war, der schon ein beneidenswert langes Leben hatte. Es schmerzt die Hinterbliebenen nicht weniger, erstrecht wenn noch junge Kinder involviert sind...

Ihr habt meine volle Anteilnahme, und ich hoffe inständig, dass deine Tochter irgendwie mit dem Verlust ihres Vaters zurecht kommt.

01.08.2023 17:41 • x 2 #37


Hector
Zitat von Islantilla:
.. wenn man mitten in der Nacht vom Klinikum angerufen wird

Es sind Momente, die wird man nie aus dem Gedächtnis auslöschen können. Bei mir hat die Polizeistreife an der Tür geklingelt, weil das Klinikum mich nicht erreichen konnte. Alleine das verursacht einen Brechreiz, weil man ahnt, dass ist gleich heftig wird....

01.08.2023 17:44 • x 5 #38


T
@Hector einfach furchtbar.
Ich wünsche dir von Herzen, dass diese Momente irgendwann trotz Allem ein wenig verblassen und du wieder glücklich sein kannst.

01.08.2023 17:55 • x 3 #39


Hector
@thegirlnextdoor Vielen Dank.
Bald sind es 11 Jahre, aber das Erlebnis wird nie verschwinden. Eingebrannt bis zum Grab.

01.08.2023 18:04 • x 5 #40


T
@Hector nein, verschwinden wird es sicher nicht. Bei meinem Vater sind es jetzt auch fast sieben Jahre. Fühlt sich so an wie gestern... auch die körperliche Übelkeit. Alles. Ein Alptraum.
Ich wünsche dir einfach, dass es schwächer wird. Ein klein wenig schwächer. Meinem Empfinden nach heilt die Zeit nicht die Wunden. Sie macht sie nur ein klein wenig erträglicher. Man lernt irgendwie, damit zu leben. Notgedrungen.

01.08.2023 18:18 • x 4 #41


Islantilla
@thegirlnextdoor
Du sagst es.
So und nicht anders.
Mein Vater ist jetzt fast 15 Jahre tot.
Und ich sehe ihn immer noch vor mir im Sarg liegen.
Ich wollte ihn damals nicht sehen, man hat mich gezwungen mit hin zu gehen.

01.08.2023 19:52 • x 2 #42


T
@Islantilla furchtbar. Fühl dich ganz fest gedrückt.

01.08.2023 20:10 • x 2 #43


VictoriaSiempre
Zitat von thegirlnextdoor:
Für die eigene Familie ist es nicht weniger schmerzhaft - der Mensch ist weg, für immer! Fort... man wird ihn hier, in diesem Leben niemals wieder sehen.

Natürlich ist es immer schmerzhaft, wenn ein lieber Mensch stirbt, völlig unabhängig vom Alter. Deshalb schrieb ich ja, dass - für mich! - die Trauer das eine ist, die Akzeptanz aber eine andere.

Zitat von Hector:
Bei mir hat die Polizeistreife an der Tür geklingelt, weil das Klinikum mich nicht erreichen konnte. Alleine das verursacht einen Brechreiz, weil man ahnt, dass ist gleich heftig wird....

Als jemand, die im nächsten Umfeld einen Angehörigen hat, der auf der anderen Seite der Tür steht: Auch für die Polizisten ist es wahnsinnig schwer, solche Nachrichten zu überbringen. Sie leiden da sehr mit, auch wenn es vielleicht hinter professioneller Nüchternheit versteckt wird. Nicht immer ist ein Seelsorger oder ein erfahrener Kollege zur Stelle…

Es tut mir sehr leid, dass Du das erleben musstest und ja - den Moment wirst Du sicher nie vergessen

Zitat von Islantilla:
Und ich sehe ihn immer noch vor mir im Sarg liegen.
Ich wollte ihn damals nicht sehen, man hat mich gezwungen mit hin zu gehen.

Schlimm! Sowas muss unbedingt im eigenen Ermessen liegen. Ich habe mir - außer meiner vor Jahrzehnten verstorbenen Großmutter, die ich nicht sonderlich mochte - keinen Angehörigen mehr aufgebahrt angesehen. Damals bin ich auch nur meinem Opa zuliebe mitgegangen und es hat mir aufgrund meiner Distanz zur Oma nicht viel ausgemacht.

Als meine Mutter starb, war mein Vater sehr gekränkt, dass ich nicht „Abschied nehmen“ wollte. Doch, wollte (und musste) ich, aber eben auf meine Art. Ich war erwachsen und habe meine eigene Entscheidung getroffen und er hat es dann auch akzeptiert. So habe ich es bei späteren Verlusten (mein Vater, meine beste Freundin, mein Schwager) auch gehalten und bin damit völlig im reinen.

Ich verstehe, wenn es für andere wichtig ist und vielleicht ändert sich meine Einstellung auch irgendwann oder im Einzelfall. Aber niemals würde ich von jemanden erwarten, dass er mit der ureigenen Trauer und dem Abschied genauso umgeht wie ich oder „wie es sich gehört“.

01.08.2023 23:33 • x 4 #44


Islantilla
Zitat von Heffalump:
Mir hat geholfen, egal wer mich durch Tod verließ, einen Gedenkplatz hierfür zu haben, ein Bild, ein Gegenstand, etwas, was direkt von der Person war.

Das ist schön für dich.
Mir würde das überhaupt nicht helfen. Es würde genau das Gegenteil bewirken. Ich würde sofort losheulen. Hab ja jetzt schon das große Problem, dass ich all seine Sachen in die Hand nehmen und entsorgen muss. (und das ist wirklich sehr viel) Klar, teilwese wird auch mal was verschenkt, oder verkauft, aber in die Hand nehmen muss ich ALLES. Da laufen die Tränen bei mir nur so runter wie ein Wasserfall....
Zitat von VictoriaSiempre:
oder „wie es sich gehört“.

Genau auf diese Formulierung bin ich nicht gekommen. Danke @VictoriaSiempre.
Ich finde diese Erwartungshaltung von anderen Leuten einfach nur schlimm, egal um was es geht.

Heute war ich von 9:40 bis 11 Uhr in der Kirche, weil da nochmal die Kerze von der Trauerfeier angezündet wurde.
Zu Hause wartet ja keiner mehr auf mich, da ist es ziemlich egal, wie ich meine Zeit jetzt verbringe.
Immer nur aufräumen und entsorgen ist auch nervig. Aber es muss sein.

Die Beerdigung war sehr enttäuschend. So viele Leute haben meinen Mann gekannt und jeder hat nach ihm gefragt, wenn ich mal irgendwo hinkam. Beim Metzger, in der Autowerkstatt, beim Einkaufen im Supermarkt, sogar die Angestellte vom Zahnarzt kannte ihn..... und an diesem Tag war keiner von denen anwesend. Das ist traurig sowas. Und ja, es ärgert mich auch sehr. DAS ist auch der Grund, warum ich hier im Ort keine Freundschaften aufbauen will. Die meisten Leute sind sehr oberflächlich, machen gerne Blabla, aber sonst ist nix dahinter...rein gar nichts.
Die können mich alle mal kreuzweise - hätte mein Mann jetzt gesagt.

Aber die Rede des Pfarrers war sehr gut. Ich bekomme eine Datei mit dem Text zugeschickt. Das andere mit der CD hatte ich falsch verstanden. Es ist nur eine Foto-CD mit Bildern vom Aufbau der Urne + Blumenschmuck in der Trauerhalle. Schade, aber besser als nichts.

06.08.2023 13:45 • x 3 #45


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