Anlaufende Affäre mit Chef und 20 Jahre Altersunterschied

Ich lese hier eigentlich nur mit, habe mich jetzt aber extra deinetwegen doch angemeldet. Und wie alle anderen hier, möchte ich dich dringend davor warnen, dich mit deinem Chef einzulassen. Ich habe das vor vielen Jahren mal gemacht, und es hat meine komplette Karriere zerstört.

Ich war damals 21 und hatte meinen ersten echten Job nach der Ausbildung angenommen. Er war 39, verheiratet mit zwei Kindern, und mein direkter Vorgesetzter. Es begann bei uns so ähnlich wie bei dir - mit Flirtereien auf der Arbeit, privaten Telefonaten und gelegentlich mal einem halb-privaten Treffen, um berufliche Dinge zu besprechen. Ich war schrecklich in ihn verliebt und habe den Fehler gemacht, auf seine Avancen einzugehen. Mein zweiter Fehler war, eine Arbeitskollegin, die ich für eine Freundin hielt, ins Vertrauen zu ziehen. Ich war einfach naiv.

Die Kollegin hat natürlich getratscht. Mein Verhältnis mit dem Vorgesetzten wurde zum Hauptgesprächsthema in der Firma (wovon ich nur leider nichts mitbekommen habe) und kam irgendwann auch dem Geschäftsführer zu Ohren. Der fand das so gar nicht lustig und bat meinen Vorgesetzten und mich zum Gespräch. Dort zeigte dieser dann sein wahres Gesicht. Er stritt alles ab und behauptete, sich mir gegenüber immer professionell verhalten zu haben. Die Gerüchte seien ganz offensichtlich falsch. Der GF forschte nach, woher die Gerüchte stammten, und leistete dabei ganze Arbeit. Meine Kollegin wurde als Verursacherin entlarvt und legte aus Angst vor einer Anzeige wegen übler Nachrede, mit der ihr mein Vorgesetzter drohte, SMS und Emails von mir offen, in denen ich mich bei ihr über meinen Liebeskummer wegen der Affäre ausgeheult hatte.

Long story short: Mein Vorgesetzter blieb dabei, dass zwischen uns nie etwas gewesen sei. Er stellte mich als psychisch kranke Person dar, die sich in eine unerfüllte Liebe zu ihm so hineingesteigert habe, dass sie letztendlich Traum und Realität nicht mehr voneinander unterscheiden konnte. Da er immer peinlich genau darauf geachtet hatte, dass es keine Beweise für unsere Affäre gab, konnte ich nichts tun, um mich zu wehren. Letztendlich wurde ich fristlos gekündigt und entging einer Anzeige durch meinen Vorgesetzte nur dadurch, dass ich eine Rundmail an die ganze Abteilung verfasste, in der ich zugab, mir die Affäre aus Geltungsbedürfnis ausgedacht zu haben, und ihn von aller Schuld freisprach (ja, dazu habe ich mich tatsächlich zwingen lassen!). Ich bin gegangen als die Verrückte mit den Wahnvorstellungen, während er von allen bemitleidet wurde.

Ich habe in der Branche in einem Umkreis von 100 km übrigens keinen Fuß mehr auf den Boden gebracht.

Ich wünsche niemandem eine solche Erfahrung und auch, wenn mein Erlebnis sicher nicht die Regel darstellt, rate ich dir ganz dringend dazu, die Finger von deinem Chef zu lassen. Schluck deine Gefühle für ihn hinunter, bleibe höflich-distanziert und sitze dir restliche Zeit noch ab - und an deiner neuen Stelle lass dich am besten gleich gar nicht auf Vertraulichkeiten ein. Alles Gute!