Duc, es tut mir leid für Dich, dass das so eskaliert ist.
Vielleicht war es nicht klug, das Thema direkt während des stressigen Wochenendes anzusprechen und dann bei emotionaler Überforderung aller Beteiligten wegzufahren. Da kann man sicher an der Kommunikationsstrategie arbeiten. Auch wenn Du durch diese Überrumpelung deinerseits und dem Unterdrucksetzen Deiner Freundin erreicht hast, was Du wolltest - einen freien Tag.
Zitat von Duc_996R: usw. ..., hab das Handy ausgemacht. Als ich daheim war, war meine Freundin wieder völlig normal, da der kleine mit dabei war kam nochmal ein langes richtiges Gespräch nicht zu Stande,
Da war sie nicht wieder normal. Da hat sie sich komplett zurückgenommen, um das Kind nicht mit eurem Streit zu belasten. ADS/ADHS-Kids haben eine Dopaminverarbeitungsschwävhe, d.h. das normale ruhige Leben löst bei Ihnen schon einen Stresslevel wie auf dem Rummelplatz aus. Wenn dann echter Stress (Lärm, Streit, unregulierte Erwachsene etc.) dazu kommt, fügt man den Kids richtigen Schaden zu. Deine Freundin war nicht wieder normal, sondern hat sich selbst reguliert, um das Kind zu schützen. Die Gefühle, die sie Dir gezeigt hat, als Du mit ihr das Streitgespräch angefangen hast, sind alle noch da und kochen.
Zitat von Duc_996R: habe nicht gedacht das sie offenbar einen Ersatzpapi sucht,
Wieso ist das für Dich offenbar? Zahlst Du 50% des Schulessens des Jungen? Bringst Du ihn genauso oft ins Bett wie sie? Gehst Du mir ihm zum Arzt? Liest Du Dich zum Thema ADS/ADHS ein, um ihm eine erwachsene Stütze zu sein?
Das wäre die Erwartung an einen Papi. Also auch an einen Ersatzpapi.
Zitat von Duc_996R: ich bin schon oft eingesprungen wenn der Kindsvater kurzfristig abgesagt hat
Ihr lebt seit 3,5 Jahren zusammen. Das sind rund 90 Papawochenenden. Wieviele davon hat der Kindesvater denn platzen lassen und bei wie vielen musstest Du einspringen? Wieviele haben die Großeltern übernommen?
Zitat von Duc_996R: In diesem Fall habe ich meine Bedürfnisse vor 2 Wochen klar kommuniziert, das sie ihrer Mutter bitte Fragen soll und ich dieses Wochenende mal nicht einspringen kann und auch nicht will
Ich glaube schon, dass Du sie gefragt hast, ob sie ihre Mutter anrufen kann bzw. ob sie sie schon angerufen hat. Ich glaube auch, dass Du gesagt hast, dass Du mal Zeit für Dich brauchst. Bist Du sicher, dass Du ihr gesagt hast, dass Du am vergangenen WE die Betreuung nicht übernehmen kannst / möchtest? Oder hätte ihr das klar sein müssen, weil Du nach der Oma gefragt und gesagt hast, dass Du Zeit für Dich brauchst?
Mich würde sehr wundern, wenn Deine Freundin auf die Ansage, Ich kann an dem WE wirklich nicht. Wir müssen eine andere Betreuung für XY finden. keine Antwort gegeben und Dich komplett ignoriert hätte. Denn ihr 2-Seiten Brief zeigt ja, dass ihr noch was an der Beziehung zu Dir liegt.
Zitat von Duc_996R: Dieser war seit Freitag gefühlt 50% vor dem TV, 30 % vor dem Tablet
Das ist natürlich kompletter Mist. Wäre es für jedes Kind. Für ein ADS/ADHS-Kind ist es doppelt und dreifach Gift. Die sind dann zwar ruhig gestellt und bekommen Dopaminzufuhr, müssen es aber die nächsten Tage wie ein BT-Mittel-Abhängiger büßen. Der Kleine wird nach so einem WE diese Woche komplett aus dem Leim gehen.
Aktuell wird also keiner der 6 Erwachsenen dem Kind gerecht. Das muss sich dringend ändern. Du Dich, darfst nicht kränker werden. Aber das Kind eben auch nicht. Und an diesem WE habt ihr eure Probleme als Erwachsene auf das Kind abgewälzt und er hat euren Mangel auf seinem 7jährigen Rücken getragen.
Zitat von AjnosXX: Die Mutter könnte auch Familien Hilfe beantragen. Damit sie und der Te etwas entlastet sind.
Kann sie. Die betreuen aber das Kind nicht, können allenfalls helfen, Betreuung zu finden. Da wäre die Mutter aber ohne den TE besser dran. Denn aktuell wird er als Partner in einem gemeinsamen Haushalt als vollständige Person zu dem Kind hinzu gezählt. Auch die gesellschaftliche/staatliche Erwartung ist, dass erwachsene Personen (Partner, erwachsene Kinder, Großeltern) die unter einem Dach mit dem Elternteil leben, finanziell und organisatorisch mitziehen. Das Elternteil gilt dann nicht mehr als alleinerziehend und bekommt weniger Unterstützung, zahlt mehr Steuern, etc.
Zitat von Duc_996R: ich gehe jedenfalls jeden Tag 1h mit dem Hund raus und betrachte das als meinen Einsatz
Ich glaube, dass Deine Freundin wesentlich mehr von Dir erwartet und Dir auch wesentlich mehr zutraut. Da musst Du wohl ehrlich zu ihr sein und ihr klipp und klar sagen, dass Du nicht mehr leisten kannst und/oder willst.
Ich glaube nicht, dass ihr das so klar ist. Frauen idealisieren Männer gerne und trauen ihnen mehr zu, als manche beitragen können. Da muss man dann ehrlich zu einander sein und darf keine Traumschlösser bauen.
Zitat von Duc_996R: ich bin immer für dich da, du denkst nur noch an dich
Zitat von Duc_996R: im groben schreibt sie das sie hier alles am Laufen halte würde mit Haushalt und Co und ich mich ja nur ab und an um ihr Kind und Hund kümmere
Das weist auch darauf hin, dass sie Dich für leistungsfähiger und leistungswilliger hält, als Du (aktuell) bist.
Es ist ja nicht so sehr erstaunlich, dass sie, wenn sie in den 3,5 Jahren über 1000 Mal für Dich Abendessen gemacht hat, dann kein Opfer darin sieht, wenn Du über 1000 Mal mit dem Hund rausgegangen bist. Wenn Du das nicht mehr machen möchtest, müsstest Du das ansprechen und mit ihr gemeinsam(!) überlegen, ob das jemand anderes (z.B. auch aus dem gemeinsamen Budget) machen kann oder ihr den Hund abgeben müsst. Ich nehme an, dass das Tier aber auch besonders beruhigend und ausgleichend auf das Kind wirkt. Inwiefern ihr da Schaden anrichten würdet, muss also auch bedacht werden.
Und auch über 1000 Mal den Haushalt machen gegenüber maximal 90 Mal auf das Kind aufpassen oder 15 Mal Reifen wechseln, ist ein Argument, das aus ihrer Sicht valide ist.
Ich nehme an, dass sie aus Deiner Sicht ja auch in ihrer früheren Wohnung den Haushalt gemacht und für sich und das Kind gekocht hat und diese Arbeiten daher für einen Erwachsenen mehr keine große zusätzliche Past sind. Während Du eben jetzt wirklich zusätzlich einen Hund und ein Kind und ein zweites Auto zu versorgen hast.
An diesem Mangel, sich in den anderen hineinversetzen zu können, sind schon sehr viele Ehen und Beziehungen gescheitert. Denn ein Partner kostet in einem Haushalt einer (ansonsten) alleinerziehenden Mutter sehr viel Zeit und Kraft zusätzlich. Klar hilfst Du ihr aktuell auch bei einzelnen Themen. Aber netto bringen die wenigsten Partner in einer solchen Konstellation echte Entlastung. Das wäre anders, wenn Du Dich wirklich als Familienvater einbringen würdest. Ich nehme an, dass in diese Richtung der Vorschlag zum zweiten Kind zielte. Aber Du möchtest vermutlich gar kein echter Familienvater mit allen Rechten und Pflichten sein. Und wenn das so ist, musst Du ihr das dringend sagen. Denn aktuell weist Dein Verhalten (seit Jahren mit Frau und Kind lebend, ihr den Haushalt überlassend) eher darauf hin, dass Du in Familie leben möchtest. Diesen Widerspruch musst Du aktiv auflösen, sonst werdet ihr immer wieder die gleiche Schleife laufen: Sie wird Dich immer wieder auffordern, der Rolle eines Familienmitglieds gerecht zu werden. Und Du wirst sie immer wieder auffordern, Dich als Mitbewohner und Nur-Freund nicht zu überlasten. Und an diesem Konflikt zugrunde geht aktuell nur das Kind und vielleicht auch Du mit einer Zunahme von Autoimmunreaktionen.
Natürlich kannst Du jetzt Deine Freundin verteufeln und ihr alle möglichen Vorwürfe machen. Oder Du kannst auch Deine Anteile an eurem Missverständnis erkennen und ihr sagen, dass Du zwar in der Vergangenheit geglaubt hast, dass Du der männlichen Rolle im Patchwork gerecht werden könntest und auch in Familie leben könntest, dass Du jetzt aber erkannt hast, dass Dich das auslaugt und gar nicht Deinen Lebenswünschen entspricht und Du nicht mehr mit Kind und Hund leben möchtest und ihr euch daher trennen müsst und sie ausziehen muss. So ehrlich solltest Du meiner Meinung nach sein.
Alles Gute!