Zitat von Sohnemann:Es gibt aber nun mal viele Fälle wo der Mann dominanter ist und einen höheren Anteil der Entscheidungen für sich verbucht, wie umgekehrt.
Ich denke mal das ist die Realität.
Sagt der Mann, der ansonsten so beständig darauf pocht, daß wir in Threads immer spekulieren und wenig wissen.
Zitat von Sohnemann:Nun, überall hört man die Männer jammern, dass sie in der Partnerschaft wenig oder nichts zu melden haben.
Ist das so?
Also hier mal my two cents:
Dieses ganze Herumgeschwurbel von Macht, Augenhöhe, ewiger Liebe, Anziehungskraft, Beziehungsarbeit, Kampf, Freiwilligkeit und was nicht noch, ist ja alles ganz nett, aber zumeist geht es nur um zwei Dinge:
ad1) der Traum von der ewigen Liebe, die ein Leben lang hält... und immer schön ist, jedenfalls meistens.
ad2) ein ständiges Herumgeschiebe von Verantwortlichkeiten, was unter dem Deckmäntelchen, des aber ich liebe ihn/sie doch daherkommt.
Fangen wir mal bei ad2) an unter Bezugnahme des zweitens Quotes. So, so, da jammern also angeblich Männer, so die These, darüber sie hätten in Partnerschaften nichts zu melden. Greifen wir also ganz tief in die Klischeekiste und ziehen gleichzeitig noch die Mädels heran, die jammern, dass die Männer keine Beziehungsarbeit leisten. Und wer hat jetzt gewonnen?
Wenn man sich das dann mal genauer anschaut, dann sind wir ganz schnell bei der Frage, wieso man/frau an einer Erwartungshaltung festhält, die offensichtlich nicht erfüllt wird?
Strammen Schrittes, kommen in diesem Moment die drei großen apokalyptischen Reiter um die Ecke und grinsen Dich an. Darf ch bekannt machen: fehlende Selbstreflexion, Angst und Borniertheit.
Borniertheit ist mein Liebling: Diese Vorstellung auf beiden Seiten, wie Liebe auszusehen hat, ist manchmal schon echt komisch.
Da sind die Mädels, die einfach nicht checken, daß ein Typ, der nach ner 60h Wochen, am Samstagvormittag auf die Leiter steigt, um die Regenrinne sauber zu machen, mit jeder Faser seines Körpers BeziehungsARBEIT betreibt. Dass der dann hinterher, vielleicht nicht auch noch bei Kerzenschein stundenlange Tiraden über Tante Ernas neue Sofagarnitur hören möchte, tja ne, der interessiert sich halt einfach nicht dafür, was uns Mädels so bewegt.
Und die werten Herren sind auch nicht besser, sorry Jungs, aber diese ganze Schweigenummer, nö ich sag jetzt mal nix, weil das Problem schon von allein weggeht und reden es eh auch nicht besser macht und eigentlich und naja, sie müßte doch eh wissen und wann hat sie eigentlich das letzte Mal ein schönes Kleid angehabt.
Dann ein halbherziger Versuch drüber zu reden und hinterher inner Kneipe mit den anderen Burschis groß jammern, mann hätte eh nix zu sagen. Beziehungen und Ehen sind keine Projekte, bei denen man irgendwann mal genug getan hat und sich dann am schönen Resultat erfreuen kann und kleiner Hinweis am Rande, die meisten Mädels, die ich kenne, werden ihr Lebtag das Konzept Schweigen, nicht verstehen. Egal für wie schön ihr das haltet.
Damit aber nicht genug, mit diesen zwei völlig verschiedenen, etwas arg selbstgerechten Vorstellungen, wie so eine Liebe auszusehen hat, wird also in die Beziehung gegangen. So und weil aber an der eigenen Erwartungshaltung nichts falsch sein kann, wird aufgrund dieser dann lustig aneinander vorbeigeredet und getan, weil man/frau nun wirklich alles tut, um sich nicht mal mit sich selbst auseinanderzusetzen. Wir könnten ja auf wirklich unangenehme Gefühle treffen.
Damit sind wir bei Angst und fehlender Selbstreflexion.
Wenn wir uns hinstellen und ich sage, nun ja ein Mensch mit Mitte 20, ist schon ein anderer als einer der gerade 50 wird. Die haben unterschiedliche Vorstellungen vom Leben, andere Prioritäten etc. So und jetzt sagt ein jeder, ja eh.
Komisch, aber so bald da so ne Beziehung ist, wird nicht nur verlangt, daß sich beide gleich schnell, in die gleiche Richtung und gleichermaßen entwickeln, nö wir gehen auch noch hin und nehmen den Partner als Projektionsfläche und Maßstab. Du hast Dich nicht/total in eine andere Richtung entwickelt. Deinetwegen kaufe ich/kaufe ich nicht nen Sportwagen oder die neue Küche. Wenn Du nicht...
Blah, blah, blah.
Ist doch schön, wenn immer der andere Schuld ist.
Und dann sitzte inner Kneipe und jammerst, daß Du nix zu melden hast. Darf gibt es nur eine einzige Gegenfrage: Aha ok, warum lässt Du Dir das denn gefallen?
Schwurbel, Schwurbel, weil ich sie ja eigentlich liebe.
Die wunderbare Liebe, das vermutlich hübscheste Totschlagargument auf Gottes Erdboden.
Weil man den anderen so sehr liebt, darf man ja gar nicht hingehen und sich mal ein paar Gedanken dazu machen, was man denn selbst so will.
Nee is klar, das ist Liebe. Die hat auch so gar nichts mit Angst zu tun. Man stelle sich nur mal vor, daß man sich schmerzhaft damit auseinandersetzen muß, was man eigentlich selbst möchte und hinterher kommt man auf ein paar richtig unbequeme Wahrheiten, die einem dann auch noch lächelnd ins Gesicht sagen, daß man halt entweder mal Konsequenzen ziehen muß oder wenn nicht, dann eben damit leben sollte. Eigenverantwortung und so.
Nein, nein, nein, unser schönes Selbstbild lassen wir uns doch nicht von so einem dämlichen Konzept kaputt machen.
Dann lieber weiter inner Kneipe, Jammern gibt guten Anlass sich noch die fünfte Hopfenkaltschale/wahlweise Prosecco zu bestellen und man muß auch keine Konsequenzen ziehen.
Weil der Thread ja die Augenhöhe thematisiert, Augenhöhe ist, wenn sich beide Mühe geben, einigermaßen mit sich selbst klar zu kommen und in Folge, dann jeweils noch liebevoll mit dem anderen.
Augenhöhe is, sich darüber zu verständigen, daß eine Beziehung ein Leben lang halten kann, aber nicht um jeden Preis muß.
Und Augenhöhe is auch, mal den Hintern inner Hose zu haben und zu sagen, daß will ich und das will ich nicht und nicht ständig hinzugehen und zu sagen, ich will, daß Du willst, was ich will und das bitteschön auch ohne mit Dir darüber zu reden. Bitte nimm mir die Verantwortung dafür ab, herauszufinden, was ich möchte, denn das einzige, was ich wirklich will, ist mich hinterher hinzustellen und zu sagen, daß mir das aber nun gar nicht gefällt.
Aber, was weiß ich schon. Ich kenn auch nicht wirklich Männer, die sich darüber beschweren, daß sie inner Partnerschaft nix zu sagen haben. Allerdings kenn ich auch nicht so viele Partnerschaften, wo der Mann mehr Entscheidungen für sich verbuchen kann und deshalb es zudem angebracht wäre, den als den dominanten einzustufen.