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Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

Carmen
Hallo Joshu,

bisher habe ich bei Dir nur still mitgelesen.

Dabei habe ich die ganze Zeit Deinen Mut und die Kraft bewundert, mit der Du die letzte Zeit bewältigt hast. Ich habe den Eindruck, dass Du es sehr gut beherrschst, Dich selber immer wieder aufzubauen und zu neuen Schritten in die Zukunft zu motivieren.

Daher musste ich mich jetzt mal melden. Für mich ist Dein Umgang mit der Trennung unheimlich hilfreich, da ich jetzt selber reflektiere, was ich vielleicht anders machen müsste.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft und Mut.

10.10.2018 14:24 • x 1 #181


Joshu
Danke Carmen,

hab gerade erst lesen können, was Du geschrieben hast. Das tut mir gerade sehr gut, weil ich heute wieder ein wenig daneben hänge und mir wieder völlig absurd vorkommt, warum sie gegangen ist. Eigentlich hab ich immer noch keine Ahnung.
Immerhin hab neue Grünpflanzen, ein paar Kerzen und anderen Kram gekauft, die Wohnung ist wieder heimelig.
Überdies ist mein Sohn überraschend bis Freitag hier, die Univorlesungen haben noch nicht richtig begonnen.
Mein Hund ist auch bis morgen hier.
Meine Frau möcht ich vorläufig nicht sehen, dann geht's mir bestimmt besser.
Das zum Tag x plus 3!

Carmen, wenn Dir das, was ich geschrieben hab, wirklich ein bisschen geholfen hat, dann freut mich das sehr.

Liebe Grüße und gute Nacht!

10.10.2018 22:36 • x 1 #182


A


Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

x 3


EmmaPee
Zitat von Joshu:
Immer noch weiß ich keinen wirklichen Grund, warum das nicht mehr geklappt hat, warum meine Frau meinte, die Trennung sei der einzige Ausweg.


Mhm, schwierig. Hier fing es an mit 'ich weiß nicht, ob ich das alles noch will', ging über in ein 'ich will nur noch weg von allem', weiter in 'ich denke den ganzen Tag an nichts anderes, wie wir das wieder hinbekommen können' und dann schließlich in 'ich liebe Dich, aber nicht mehr genug'. Am Tag des Auszugs dann: 'Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben', 'ich will Dich nicht verlieren' und dann genau 7 Tage später hatte er die nächste im Bett...
Ich denke, dass die Gefühle irgendwann auf der Strecke geblieben sind, er es aber nicht wahrhaben wollte. Der Druck, der sich bei ihm aufgebaut hatte, muss zu stark geworden sein. Er hat mit sich gekämpft, zumindestens die letzten Monate. Jetzt im Nachhinein sehe ich es. Und ich habe auch in den letzten Monaten schon gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Doch auf meine Nachfragen hörte ich nur, dass die Therapie so unheimlich hart ist und es nichts mit mir zu tun hätte. Und da ich ja an alles, wirklich alles nur nie an eine Trennung gedacht habe, habe ich es so hingenommen

Vielleicht ist es Deiner Frau auch so ergangen? Kann es nicht etwas so fast Einfaches sein? Nämlich, dass die Gefühle einfach nicht mehr so stark waren, dass sie es bis zum Ende ihrer Tage ausgehalten hätte und glaubt, dass da noch mehr, noch Besseres kommen muss/sollte?

Zitat:
Ob es noch mal und wenn ja wie für uns weitergeht?


Würdest Du das denn wollen? Wie würdest Du reagieren, wenn sie in 2 Monaten sagt, dass alles ein Fehler war und sie zurück möchte?

11.10.2018 01:53 • x 1 #183


Joshu
Zitat von EmmaPee:
Ich denke, dass die Gefühle irgendwann auf der Strecke geblieben sind, er es aber nicht wahrhaben wollte. Der Druck, der sich bei ihm aufgebaut hatte, muss zu stark geworden sein. Er hat mit sich gekämpft, zumindestens die letzten Monate


Mit den Gefühlen ist das so eine Sache, Emma - das macht ja gerade das Wesen von Gefühlen aus, dass sie zwar wirkmächtig sind, aber zunächst mal unkontrolliert von unserem Verstand ablaufen. Wir können weder das Vorhandensein noch das Verschwinden von Gefühlen wirklich kontrollieren.
Aber gerade deswegen kann man doch nicht eine lange Ehe oder Freundschaft nur vom Vorhandensein von Gefühlen abhängig machen. In meiner Ehe gab es nach den Schmetterlingen am Anfang auch viele Phasen, in denen unsere Ehe sagen wir mal nüchterner war. Das bringt allein schon der Alltag mit sich - ich denke manchmal, idealtypisch, für unsere Liebe wäre es besser gewesen, wenn wir nie zusammengezogen wären- wie groß war die Freude in den ersten Monaten, als wir noch getrennte Wohnungen hatten, wenn ein Anruf kam, so wie sie mich angesehen hat, wenn wir uns mal ein paar Tage nicht gesehen haben und ich war dannach bei ihr oder sie bei mir. Das war immer wieder ein Fest.

Aber das ist lange vorbei. Es war wunderbar, eine Familie zu gründen und unseren wunderbaren Sohn zu haben, aber die Liebe hat das zumindest verwandelt. Und die Gefühle wandeln sich dann natürlich. Aber dennoch kann man auch etwas dafür tun, dass die ursprünglichen Gefühle wieder aktiviert werden, indem man sich Zeit für einander nimmt, einen Freiraum nur für den anderen und so weiter. Das ist uns viele Jahre auch gut gelungen, es gab vor vielleicht 6 Jahren nochmal eine Zeit, in der ich so richtig verliebt war in meine Frau.
Aber irgendwann hat das nicht mehr funktioniert. Ich jedenfalls habe keinen Weg mehr zu meiner Frau gefunden und bin dann auch irgendwann resigniert, hab es einfach so laufen lassen, war zufrieden, dass wir im Alltag noch gut klar kamen und es irgendwie auch noch oft ganz nett war. Hab mich auf eine Das-wird-schon-wieder-Verdrängungsposition zurückgezogen.
Ich hätte mich vielleicht selbst schon vor einem Jahr trennen sollen, weil ich eigentlich schon gemerkt habe, da geht nichst mehr, das ist alles total verfahren. Aber ich kann das nicht. Ich heirate nur einmal, hat meine Frau vor unserer Ehe gesagt, und für mich zählt das Versprechen. Ich hab immer und noch bis vor einem halben Jahr geglaubt, dass wir bis der Tod uns scheidet zusammenbleiben.

Deswegen glaube ich auch nicht daran, weil meine Frau eigentlich auch so denkt, jedenfalls wie ich sie kenne und vielleicht kenne ich sie ja gar nicht richtig nach 21 Jahren, dass Gefühle, die nicht mehr stark genug sind, der Grund für eine Trennung nach einer so langen Zeit des Zusammenseins sind. Nein, ich glaube nicht, dass es so etwas Einfaches ist.

Übrigens, Deinen Satz dass die Therapie so unheimlich hart ist und es nichts mit mir zu tun hätte glaube ich so auch nicht. Natürlich nicht in dem Sinne ,dass Du es schuld bist oder so etwas - aber klar hat eine Trennung etwas mit Dir zu tun - weil er ja die Beziehung ZU DIR beendet. Das betrifft Dich und ihn und das Verhältnis von Euch beiden fundamental und hat aus seine Position auch etwas mit seiner Sicht zu Dir zu tun - wie kann er dann sagen, dass es nichts mit Dir zu tun hätte? Aber ich glaube, so etwas sagt man, wenn man gerade sehr mit sich selbst beschäftigt ist und für eine wirkliche Auseinandersetzung gerade kein Interesse oder keinen Kopf hat. So leid mir das tut!

Wie ich reagieren würde, wenn sie in zwei Monaten sagt, dass alles ein Fehler war und sie zurück möchte? Dies als Antwort: Ich habe ihr beim Auszug noch gesagt:Eines Tages wirst Du merken, dass ich für Dich genau der Richtige war und immer noch bin. Ich hoffe, dann ist es nicht zu spät!

.

11.10.2018 09:27 • x 2 #184


EmmaPee
Guten Morgen, Joshu!

Zitat von Joshu:
Aber gerade deswegen kann man doch nicht eine lange Ehe oder Freundschaft nur vom Vorhandensein von Gefühlen abhängig machen.


Doch, das kann man, macht man. Wenn dieser innere Druck einfach zu groß geworden ist, macht man das. Wenn man einfach nur noch weg will. Vor meiner Beziehung mit meinem aktuellen Ex hatte ich eine 8jährige Beziehung. Auch dieser Mann hat mich betrogen (habe anscheinend einen inneren Sensor, der mich zu solchen Männer führt ). Nachdem das rauskam, hat er sie trotzdem noch getroffen. Ganz zufällig auf einer Tankstelle... Nur, dass sie 350 km entfernt wohnte und das alles andere als zufällig gewesen sein musste. Als ich mich darüber aufregte, hörte ich: Sei froh, dass ich noch mit Dir zusammen bin.
Heute weiß ich, dass ich genau nach diesem Satz im Inneren mit ihm Schluss gemacht hatte. Und ich brauchte noch zwei Jahre, um die Trennung dann auch wirklich durchzuziehen. Der Anlass war eigentlich eine Lappalie, wieder ein Streit. Doch während er auf mich einredete, war es auf einmal so sonnenklar, dass ich ohne das Geringste Zögern sagte: Das war es jetzt mit uns. Entweder Du ziehst in die neue Wohnung oder ich. Aber zusammen werden wir da nicht einziehen.
Am Ende zog ich in die neue Wohnung, ohne ihn. Und es fiel so ein ungeheurer Druck von mir, als ich endlich allein war. Und ich merkte, dass da von meiner Seite aus keine Gefühle mehr waren. Ich war einfach nur froh, diesen Druck los zu sein. Auch wenn ich damals ebenso nicht wusste, wohin mich der Weg führen würde, so war ich einfach nur erleichtert. Mir war es egal, dass seine Familie auch meine geworden war und umgekehrt, dass wir einen großen gemeinsamen Freundeskreis hatten, eigentlich heiraten wollten. Ich wollte einfach nicht mehr und die Trennung war die einzig mögliche Lösung. Es war einfach schon zu spät für: Aber dennoch kann man auch etwas dafür tun, dass die ursprünglichen Gefühle wieder aktiviert werden, indem man sich Zeit für einander nimmt, einen Freiraum nur für den anderen und so weiter.

Zitat von Joshu:
Übrigens, Deinen Satz dass die Therapie so unheimlich hart ist und es nichts mit mir zu tun hätte glaube ich so auch nicht. Natürlich nicht in dem Sinne ,dass Du es schuld bist oder so etwas - aber klar hat eine Trennung etwas mit Dir zu tun - weil er ja die Beziehung ZU DIR beendet. Das betrifft Dich und ihn und das Verhältnis von Euch beiden fundamental und hat aus seine Position auch etwas mit seiner Sicht zu Dir zu tun - wie kann er dann sagen, dass es nichts mit Dir zu tun hätte? Aber ich glaube, so etwas sagt man, wenn man gerade sehr mit sich selbst beschäftigt ist und für eine wirkliche Auseinandersetzung gerade kein Interesse oder keinen Kopf hat. So leid mir das tut!


Mein Mann wollte sich nicht trennen. Ich habe seinen Kampf gesehen, habe gespürt, dass etwas anders ist. Deswegen fragte ich und er verneinte, dass es was mit mir zu tun hätte. Weil er es selbst nicht wusste, nicht wissen wollte, was da gerade in ihm vorging. Ich las vor einigen Wochen auf irgendeiner Seite mal, dass so ein Trennungsgedanke wie ein Samenkorn ist. Einmal da, einmal gesät, wächst er stetig bis eine unübersehbar große Pflanze daraus geworden ist.
Mein Mann war nicht mehr glücklich. Weil ich mich physisch und psychisch komplett von ihm zurückgezogen habe. Heute weiß ich, dass mein Verhalten normal war, nachdem ich so oft von ihm betrogen wurde. Dass es eine ganz normale Reaktion war. Heute weiß ich auch, dass ich mich schon längst hätte trennen müssen. Aber ich wusste, welche Schmerzen eine Trennung mit sich bringen würde und keinen Schmerz mehr fühlen zu müssen, war das, was ich wollte - nicht umgekehrt. Also habe ich mich - genauso wie Du - auf die Das wird schon wieder-Schiene begeben, den Kopf in den Sand gesteckt. Und das habe ich so endlos lange gemacht, total unbewusst. In diesem 'endlos lange' war er unglücklich. Offenbar so unglücklich, dass der Schmerz einer Trennung ihm nicht schlimmer erschien, als ewig so weitermachen zu müssen

11.10.2018 10:37 • x 1 #185


Joshu
Zitat von EmmaPee:
Ich las vor einigen Wochen auf irgendeiner Seite mal, dass so ein Trennungsgedanke wie ein Samenkorn ist. Einmal da, einmal gesät, wächst er stetig bis eine unübersehbar große Pflanze daraus geworden ist.
Mein Mann war nicht mehr glücklich. Weil ich mich physisch und psychisch komplett von ihm zurückgezogen habe. Heute weiß ich, dass mein Verhalten normal war, nachdem ich so oft von ihm betrogen wurde.


Da sind viele Gedanken, auf die ich gerne eingehen würde, leider bin ich heute sehr in Zeitdruck, Emma.
Irgendwann merkt man auf jeden Fall, dass man sich nicht mehr gut tut, und dann kommt man da wohl nicht mehr raus, und dann ist es zu spät, Gefühle füreinander zu rekaktivieren, das stimmt schon. Und das Bild mit dem Samenkorn ist völlig richtig - ich benutze gerne das Bild von dem Dichter Scott Fitgerald von dem unmerklichen Sprung in der Porzellanschüssel, der völlig unmerklich und unsichtbar einmal da aber sein zerstörerisches Werk immer weiter frisst und irgendwann die Schüssel zum Zerspringen bringen wird. Find ich angemessener als Bild als das mit dem Samenkorn, weil daraus ja was Schönes, Lebendiges entstehen sollte, oder?

Mein Mann war nicht mehr glücklich. Weil ich mich physisch und psychisch komplett von ihm zurückgezogen habe. Das hätte meine Frau sicherlich auch schreiben können. Nur habe ich meine Frau nicht betrogen, daher meine Frage nach dem Warum!
Denn alle mir genannten Gründe waren so fadenscheininig.

Tja, liebe Emma, interessant, da Du ja als Frau einige Sachen in der Beziehung genau so erlebst hast wie ich als Mann, vor allem das Sich-Nicht-Trennen-Können.
Wie lange liegt denn bei Dir die Trennung zurück? (Kann erst morgen wieder antworten)

11.10.2018 12:31 • #186


Mia2
Ich weiß nicht, manchmal denke ich, wir erwarten alle zuviel. Ich denke schon, dass ihr Joshua eine gute Ehe geführt hat, ich habe selten gehört, das jemand nach 12 Jahren noch so verliebt ist. Und dann kommt jemand neues, nach einiger Zeit ist es doch auch wieder Alltag. Wenn die Basis gut war, sollte man kämpfen vor allen nach diesen Jahren. Nach 20 zig Jahren fehlt die andere Hälfte, leider entwickelt eine Krise manchmal eine Dynamik, die man nicht beherrscht. Eine Therapie kann schon gut sein, wenn man hilfreiche Tips bekommt. Vieles wird hier im Forum gut beleuchtet.Mir war bei der Trennung vieles nichts so klar. Heute würde ich auch den Fokus, noch viel mehr auf die Pflege der Beziehung legen. Ich konnte leider auch keine Gedanken lesen, und der Alltag ......Ihr wisst schon. Leider konnte/wollte mein Mann nie reden. Das Forum sollte man zu Beginn der Ehe lesen. Gerade auch die Gedanken der Männer sind manchmal neue Erkenntnisse. Vielleicht landen auch nur die hier, die wirklich leiden. Ich wünsche Dir Joshua, das du dir noch Zeit läst, bevor du Dich in Neues stürzt, damit es vielleicht noch nicht zu spät ist.So oft findet man nicht den, der genauso passt.

11.10.2018 12:35 • x 1 #187


EmmaPee
Zitat von Joshu:
Tja, liebe Emma, interessant, da Du ja als Frau einige Sachen in der Beziehung genau so erlebst hast wie ich als Mann, vor allem das Sich-Nicht-Trennen-Können.
Wie lange liegt denn bei Dir die Trennung zurück? (Kann erst morgen wieder antworten)


Ist auch noch ganz frisch. Am 12.08. hat er 'es' ausgesprochen. Davor waren es eine Woche? oder 10Tage?, in denen er nicht wusste, sagen konnte, ob er 'das alles' noch will. Am 15.09. ist er ausgezogen. Es sind praktisch genau 2 Monate vergangen. Doch es ist so viel passiert, dass es sich viel länger her anfühlt.

11.10.2018 13:06 • #188


Joshu
Zitat von Mia2:
Ich wünsche Dir Joshua, das du dir noch Zeit läst, bevor du Dich in Neues stürzt, damit es vielleicht noch nicht zu spät ist.So oft findet man nicht den, der genauso passt.


Ich habe nicht vor, mich in Neues zu stürzen, dazu hab ich auch viel zu viel um die Ohren zur Zeit, meinen Alltag wieder regeln, meinen Jungen und so weiter. Aber ich hab so lange gekämpft, ich lass meine Frau jetzt erstmal gehen. Würde ich noch eine ernsthafte Chance sehen, dann würde ich kämpfen, glaube mir.
Aber wenn, dann müsste sie jetzt mal anfangen, zu kämpfen.
Ich habe da wenig Hoffnung, ehrlich gesagt. Es bricht mir das Herz. Aber ich möchte auch nicht als wunderlicher alter Mann enden.
Da kann ich übrigens jedem, der gerne schöne traurige Romane liest, Peter Stamms Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt empfehlen. Ein interessant aufgebauter Roman um eine verlorene Liebe. Und schon die ersten Seiten fand ich so herzzerreißend wie lange nichts mehr, was ich gelesen habe, und ich bin lese viel. So möchte ich jedenfalls nicht enden.
Neugierig geworden? Lest mal rein, ist nicht dick und liest sich so weg....

11.10.2018 13:09 • #189


Joshu
Zitat von EmmaPee:
Ist auch noch ganz frisch. Am 12.08. hat er 'es' ausgesprochen. Davor waren es eine Woche? oder 10Tage?, in denen er nicht wusste, sagen konnte, ob er 'das alles' noch will. Am 15.09. ist er ausgezogen. Es sind praktisch genau 2 Monate vergangen. Doch es ist so viel passiert, dass es sich viel länger her anfühlt.


Ja, das verstehe ich. Du bist mir ja nur wenige Wochen voraus. Und dass es sich viel länger anfühlt, ist klar. Es ist ja so viel passiert und Du wirst jetzt - bei allem großen Schmerz - alles sehr intensiv erleben! Ich merke ja schon bei mir, dass sich die Zeit seit dem letzten, dem Trennungswochenende, sehr, sehr lange her anfühlt. Dabei sind es erst vier Tage!

11.10.2018 13:17 • #190


Joshu
X plus 5.
Gestern spät abends in der Wohnung meiner Frau gewesen. Meine Sohn ist dort gewesen und hatte seine Brieftasche dort liegengelassen. Er war dann wieder bei mir und braucht sie, weil er heute früh wieder zum Studienort ist. Ich war mit einem guten Freund zum Essen verabredet und sie schrieb mir, ob ich sie noch abholen könnte auf dem Rückweg.
Tja, bin dann also zu ihr hin. Sehr merkwürdiges Gefühl, sie in der fremden Wohnung zu treffen. Weg von der Familie, die wir so lange gewesen sind in ihrem neuen Zuhause. Ihre Kisten zum Großteil noch nicht ausgepackt, aber schon bewohnbar.
Ihr fantastischer riesiger Balkon hoch oben mit einer grandiosen Aussicht auf die beleuchtete Stadt, schöne Häuserfassaden von oben.
Wir haben es in den gut 5 Minuten vermieden, über irgendwas zwischen uns beiden zu reden. Aber das konnten wir ja schon immer gut. Aber ich hätte es auch nicht ertragen. Dann hab ich mich rasch verabschiedet, und bin gefahren. Hab mich sehr leer gefühlt.
ich weiße nicht, welcher der Beitragenden hier mich gefragt hat, was für ein Bett sie hat. Ich habe als Antwort einen Scherz gemacht. Jetzt konnte ich nicht anders, als mir das anzuschauen. Sie hat es sehr günstig gebraucht bekommen. Es ist ganz bestimmt nicht klein, zwei hätten dort Platz. Was immer das zu bedeuten haben kann. Ich will gar nicht drüber nachdenken.

Keine Ahnung, wie alles weitergeht. Das Wochenende ist erstmal sehr voll mit verschiedenen Dingen, morgen habe ich einen Auftritt mit meiner Sängerin im halbprivaten Rahmen vor ca. 60 bis 70 Leuten. Gleich Generalprobe.

Meine Kollegen freuen sich, dass ich wieder scherze. Das liegt nicht daran, dass ich wirklich gut drauf bin, sondern dass der Schmerz anders geworden ist. Er fühlt sich nicht mehr so drängend an. Chronischer. Leerer, wie ein Vakuum. Aushaltbar. Aber immer da. Im Hintergrund. Will mich nicht daran gewöhnen. Furcht, dass die Leere bleibt.

12.10.2018 11:09 • #191


E
Lieber Joshu, kopf hoch! Ich glaube das Beste in so einer Phase ist, soviel Ablenkung wie nur Möglich zu haben. Am besten soviel das man Abends nur noch kaputt ins Bett fällt und einschläft. Ich hab dieses Ausziehen noch vor mir und wenn ich mir deinen Beitrag so durchlese, dann kann ich das mit Gänsehaut total nachvollziehen. So lange als Famlie unter einem Dach und dann Besucht man seine ExFrau in ihrem neuen Zuhause und all das was mal war ist wie im Winde verflogen, ein Nebel hat sich über dieses Bild Familie gelegt und tut weh. Und nichts kann einem diesen Schmerz nehmen außer Zeit sagt man..aber was die Zeit mit einem anrichtet vergisst man!

12.10.2018 13:39 • x 1 #192


Joshu
Zitat von EineFarce:
Und nichts kann einem diesen Schmerz nehmen außer Zeit sagt man..aber was die Zeit mit einem anrichtet vergisst man!

Was für ein wichtiger Satz. Danke Dir dafür besonders!

Heute ist Freitag. Mein Sohn und mein Hund sind erstmal weg. Das erste Wochenende in der Post-Familie-Phase. Ich arbeite heute bis 18.30 Uhr.
Danach beginnt ein großes Seminar eines Meisters in meiner Kampfkunst, die ich seit Jahren trainiere, das geht heute bis 21.00 Uhr, und morgen und Sonntag insgesamt noch 6 Stunden Training. In diesem Rahmen mit Party mit internationalen Gästen findet dann morgen Abend unser Auftritt statt, mit vielen sympathischen Leuten, sehr international.

Ich denke, das ist Beschäftigung genug. Ab Sonntag Nachmittag wird es dann ruhig, mein Sohn kommt dann zu Besuch, wir werden was essen und dann fahre ich ihn wieder zu seinem Studienort.

Dann beginnt wieder eine neue - ungewisse - Woche.

Warum war diese Trennung nötig. Damit werde ich nie fertig. Irgendwann werde ich diese Frage vielleicht einfach mal ablegen können. Nichts bleibt für immer.

12.10.2018 13:45 • #193


E
Gerne! Das sollte man nicht außer acht lassen! So sehr die Zeit heilen kann, so sehr kann sie sich als virus entpuppen!

12.10.2018 13:47 • x 1 #194


Joshu
Ja, alles ist möglich. Denn ich werde mich - wie jeder andere hier, der so etwas mitmacht - verändern. Und verändern kann man sich ja nur in der Zeit. Ohne Zeit wäre nur Stillstand.
Was Du sagst, bedeutet ja, das alles möglich ist. Denn durch eine solche Trennung wird einer großen fundamentalen Veränderung Tür und Tor geöffnet. Die Sicherheit, der Hafen der Familie ist nach langer Zeit nicht mehr da.
Und damit ist ein Druck zur Veränderung entstanden, wie lange nicht mehr.
Mit der Familie im Rücken ist ein sanfter Stillstand möglich. Mit allen Vor- und Nachteilen. Friedlich zusammen alt werden, noch viele Erlebnisse haben, aber das Fundament bleibt. Gerne wär ich diesen Weg gegangen.

Aber nun kann ich nicht mehr so stehenbleiben. Stillstand würde das Ende bedeuten, es gibt kein solches Fundament mehr für mich. Das wäre bodenlos.
Das heißt, ich bin gezwungen zum Weiterleben, mich mehr zu verändern, als ich das je in meinen nicht mehr ganz jungen Jahren für möglich gehalten hätte.

Und das heißt eben: Alles ist möglich. Das Spiel hat wieder begonnen. Die Karten sind neu gemischt. Ich weiß nicht, ob rote Asse oder schwarze Siebener in meinem Stapel sind.

12.10.2018 13:56 • x 1 #195


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