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Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

Joshu
Erstmal danke allen wieder für die Beiträge.

Ich habe die Gedanken, die sicherlich sehr finster klangen, schonungslos unbeschönigt hingeschrieben, um eben die momentane Stimmung zu beschreiben.

Zitat von e2b:
Die Reflektion mit der eigenen Vergangenheit/ der beendeten Beziehung bietet aber (da bin ich mir ganz sicher) einen sehr wertvollen Mehrwert für das eigene Wohl!


Das ist das, was die Psychologen gemeinhin Trauerarbeit nennen. Und natürlich ist die - schonungslose - Aufarbeitung dessen, was gewesen ist, um ein tieferes Verständnis für das Scheitern zu erfahren wichtig für das eigenen Weiterleben. Nur neigen die Psychologen allzu leicht dazu, von eine Weiter- im Sinne von einer Höherentwicklung zu sprechen. Also - etwas überspitzt - das man nach einer langen Phase der Bewältigung so etwas wie ein vollkommenerer, zufriedenerer, besserer, gelassenener, weiserer Mensch sei. Der aus den Fehlern gelernt hat und umso mehr in der Lage ist, eine neue, reife Beziehung zu gestalten.
Das würde ich wiederum nicht unterschreiben. Das ist ein naiver Optimismus, wo der Wunsch der Vater des Gedankens ist. Es entspricht auch nicht meinem Erfahrungshorizont, vor allem nicht bei Menschen, die sich getrennt haben nach langer Zeit, und die nicht mehr ganz so jung waren.

Eher scheint es mir wie ein einstmals schönes, stolzes, starkes Schiff, das auf schwerer See einen heftigen Schaden erlitten hat, kurz vor dem Sinken schien und - nachdem die Stürme abgeklungen sind und nach einer langen Zeit der mühevollen Reparatur mit Bordmitteln, weil kein Hafen in der Nähe ist - notdürftig wieder flott gemacht ist und nun seine Fahrt wenn auch halbwegs sicher mehr dümpelnd als mit großer Fahrt fortsetzen kann.

Zitat von Mctea:
nach drei Monaten
ich such die immer noch, nach einem Jahr


Ja, das tut mir leid ,mctea, aber Schaffenskraft ist auch nicht das, was mir automatisch zufällt sondern ich mir jeden Tag unter oft sehr großen Mühen erarbeiten muss. Was mich derzeit am Weiterleben hält.

Und nochmal zum Thema Zeit, das immer wieder auftaucht und sicherlich einem gewissen empirschen Erfahrungswert entspricht. Aber das reine Vertrauen auf die Zeit an sich, ohne konkrete Ziele, Hoffnungen oder Vostellungen bringt mir überhaupt nichts. Das mag in vielen Fällen so sein, in manchen nicht, dass die Zeit Wunden heilt. Und da ich all diese konkreten Verbindungen derzeit nicht habe, denke ich eben nicht weiter als sechs Wochen. Will sagen, diese Zeit von der Ihr sprecht, existiert für mich gar nicht.
Und daher ist es gut gemeint, aber der Hinweis auf die Zeit ist für mich leider eine völlig leere Aussage.


Zitat von NatSa:
Das gemeine ist,dass einem das Herz jetzt vorgaukelt,dass man eine soo tolle Beziehung hatt und der verlorene Mensch ja so ein guter Mensch war.


Das tut mir alles sehr leid NatSa, was Dir passiert ist. Aber für mich kann ich auch nur sagen, dass ich mir da gar nichts vorgaukle. Mein Herz verschaukelt mich eh zur Zeit, daher hör ich besser auf meinen Verstand und kann schon ziemlich schonungslos sehen, was in unserer Beziehung gut, schön, sehr schön, schlecht und furchtbar war. Sowohl bei mir als auch bei meiner Frau und in unserem Zusammenwirken.
Und da gibt es für mich auch nichts zu Verklären. Ich sehe die sehr schönen Seiten und die schlimmen Seiten unserer Ehe und der Zeit davor. Wobei natürlich die schlimmen Zeiten in den letzten zwei Jahren dominant waren.

Sie war einfach nur meine Frau, unsere Ehe war menschlich, mit allen Stärken und Schwächen. Aber sie war die Frau, die ich heiraten wollte, die einzige, und ich hätte das jederzeit wieder getan.

29.01.2019 10:59 • #601


M
Zitat von Joshu:
existiert für mich gar nicht.
Und daher ist es gut gemeint, aber der Hinweis auf die Zeit ist für mich leider eine völlig leere Aussage.

nichts dergleichen, hatte ich erwähnt. Natürlich soll man für sich Ziele haben - doch auch das Treiben lassen, erfüllt eine Funktion, innerhalb einer Trennung.

29.01.2019 11:05 • x 2 #602


A


Frau zieht nach 18 Jahre aus - keine Hoffnung mehr

x 3


Joshu
Zitat von Mctea:
nichts dergleichen, hatte ich erwähnt. Natürlich soll man für sich Ziele haben - doch auch das Treiben lassen, erfüllt eine Funktion, innerhalb einer Trennung.


Nein, das hast Du nicht. Und ich hatte Dich auch gar nicht damit gemeint.

29.01.2019 11:07 • x 2 #603


Mayla
Lieber Joshu,
wenn dich vor 5 Jahren jemand gefragt hätte, wer du so bist, dann hättest du wahrscheinlich in den ersten Sätzen erzählt, dass du verheiratet bist, einen Sohn hast und auch einen Hund. Dann hättest du etwas über deine Hobbys erzählt und von deiner Arbeit.
Bis vor 3 Monaten war das deine Identität (oder zumindest ein sehr großer Teil davon): Ehemann und Vater.
Ich kann dir erzählen, dass meine Mutter, eine sehr liebevolle und fürsorgliche Frau, ein Jahr lang in Schwermut verfiel, als mein jüngster Bruder zu Hause auszog. Sie war die meiste Zeit ihres Lebens Hausfrau und Mutter gewesen. Sie war mit dem Mutterdasein vollkommen identifiziert. Sie zog ihren Selbstwert daraus, morgens früh aufzustehen, uns Kinder in den Tag zu begleiten, und da zu sein. Sie hatte sich selbst darüber vergessen. Ich meine damit nicht, dass sie anstatt Mutter zu sein, hätte auswandern oder uns verlassen sollen, um sich zu finden, wie das heute so schön heißt. Man kann sich überall finden, dazu braucht es keines speziellen Ortes. Aber diese Frage war schlicht nie in ihrem Horizont: Wer bin ich? Wie möchte ich mich in meinem Leben ausdrücken? Welche Erfahrungen möchte ich machen? All das spielte in ihrer Welt keine Rolle, die Fragen gingen immer nach Außen: Was brauchen meine Kinder? Wenn sie unsere Bedürfnisse erfüllt hatte, waren auch ihre erfüllt. Das fiel ihr vor die Füße, als wir nicht mehr da waren, und ihr nichts blieb, außer dem Gefühl der Nutzlosigkeit und Leere. Für mich war das auch sehr schwer, denn helfen, konnte ich ihr nicht. Das ist inzwischen 5 Jahre her, sie ist in ihrem neuen Leben angekommen und sie strahlt jetzt auch mehr von Innen, wie ich finde.

Joshu, du hast von jetzt auf gleich nicht nur deine Identität als Vater (bist du natürlich immer noch!), sondern auch als Ehemann verloren, als Partner, und als Hundebesitzer auch. Deine ganze Welt, wie du sie kanntest, an der du 20 Jahre engagiert gebaut hast, ist kurz mal zusammengebrochen. Dass man da nach 3 Monaten noch tief trauert und schwer verunsichert ist, ist mehr als verständlich. Da ist ja auch noch viel Widerstand, Tage, an denen alles in einem schreit: Ich will das so nicht! Tage, an denen man sich nichts mehr wünscht, als das unbeschwerte Lachen vergangener Tage...
....und das kommt dann noch erschwerend dazu: Die Erinnerung ist nicht wie eine Bibliothek, in der objektive Informationen abgelegt sind, man erinnert sich an das, was einem hilft, sich zu stabilisieren. Interessanterweise kann das heute dies und morgen das sein. Das hängt auch stark von unseren Emotionen ab. Die einen erinnern sich nur an das Schlechte, weil ihnen das im Loslösungsprozess hilft, die anderen werden plötzlich sehr gnädig und idealisieren das Vergangene. Diese Sehnsucht nach dem Ideal, das man hatte und nun verloren hat, hält einen dann gefangen. Vielleicht sollte man genau dort auch ansetzen und sich fragen: Was ist die Essenz dieses Sehnens? Möchte man sich vielleicht wieder vollständig, sich ganz fühlen, wie damals?

Diesen Satz: Ich fühle mich nur mit dir vollkommen, du bist mein fehlendes Puzzleteil., das höre und lese ich oft. Woher kommt das? Uns wird das zwar nicht direkt gesagt, wenn wir Kinder sind, aber doch wachsen wir in dem Bewusstsein auf, dass wir nicht vollkommen sind. Sondern, dass es eine andere Person braucht, einen Freund, einen Seelenverwandten, einen Partner, eigene Kinder usw..., damit wir uns wirklich ganz fühlen können. Ich denke inzwischen, dass das ein folgenschwerer Irrtum ist. Jeder von uns ist für sich vollkommen und ganz. Es braucht kein anderes Puzzleteil. Wir sind ein komplettes Puzzle. Wenn wir das verstehen und fühlen, dann ist das für mich wahre Unabhängigkeit und Freiheit. Wir sind nicht frei, wenn wir denken, dass wir ohne einen Partner nicht leben können, oder wenn wir denken, dass wir ohne dies oder das niemals dauerhaft Glück und Freude empfinden können. Ist das nicht geliehenes Glück, wenn wir andere Personen und Dinge an unser Glück knüpfen?

Wir sind ein ganzes Puzzle.
Aber wer empfindet schon so? Ich schließe mich selbst mit ein. Wer lebt wirklich aus seiner eigenen Mitte? Wer fühlt sich geerdet und im Gleichgewicht, ist freundlich und friedlich, unabhängig von äußeren Umständen und von anderen Personen? Die allerwenigsten, sonst wäre die Welt wohl nicht in dem Zustand, in dem sie ist. Uns wurde dieser Weg nach innen nicht gezeigt, deshalb arbeiten wir uns am Außen ab, ein ganzes Leben lang, vergeblich. Die Suche und die Reise muss nach Innen gehen und erst von diesem Ort aus, kann man andere Menschen in das eigene Leben einladen. Wir machen das umgekehrt. Wir verpartnern uns aus der Bedürftigkeit heraus, nicht aus der Fülle. Wenn dieser Weg dann zu Ende ist, schlagen wir eigentlich mehr oder weniger genau dort wieder auf. Und nehmen uns dann - auch mehr oder weniger - diesem Wachstumsangebot des Lebens an. Ich wünsche dir ganz fest das Mehr!
Das ist, was ich beobachte, mehr kann ich dazu nicht sagen, ich bin ja selbst auf dem Weg...

Liebe Grüße

29.01.2019 11:24 • x 9 #604


T
@mayla:
Wie Recht du hast wenn du sagst, dass Menschen sich häufig aus der Befürftigkeit heraus in Partnerschaften begeben. Wir werden mit dem Bild groß wir bräuchten jemanden um glücklich zu sein etc. Egal ob in der Literatur oder in Love Songs. Ohne dieses Puzzlestück eines Partners fühlen wir uns selbst nur noch wie ein einsames Puzzlestück.
Erinnert man sich an Jugendzeit zurück so war man ja auch mal ohne Partner vollkommen.
Ich bin vollkommen deiner Meinung dass man tatsächlich erst vollkommen ist wenn man versteht und fühlt dass man niemanden wirklich braucht. Nach dem Reifen dieser Erkenntnis wird man sicherlich anders an Beziehungen herangehen.

29.01.2019 11:48 • x 2 #605


Joshu
Zitat von Toretto:
Erinnert man sich an Jugendzeit zurück so war man ja auch mal ohne Partner vollkommen.


Interessant. Ich habe noch nie einen vollkommenen Jugendlichen getroffen. Ich kenne nur Jugendliche, die meisten voller Feuer, weil sie im Aufbruch sind, ihre Möglichkeiten entdecken und darangehen wollen, sie zu realisieren. Wären alle menschlichen Möglichkeiten realisiert (was ohnehin nie möglich sein kann, da sie a priori unendlich sind), wäre man vollkommen. Das ist aber gerade nicht das Zeitalter der Jugend. Es ist ein tastendes Probieren. Übrigens haben die meisten jungen Männer, die ich kenne, nichts als Mädchen im Kopf. Weiß nicht, ob die jungen Frauen da anders sind. Aber nach meiner Erfahrung mit den Töchtern von Freunden, die zum Beispiel über ihre Klassenkameraden sprechen, eher auch nicht.


Zitat von Toretto:
Ich bin vollkommen deiner Meinung dass man tatsächlich erst vollkommen ist wenn man versteht und fühlt dass man niemanden wirklich braucht.


Und ich bin vollkommen anderer Meinung. Wen wir nicht glauben, den anderen zu benötigen für unsre seelische Entwicklung, dann würden wir uns ja schließlich nicht verpaaren. Oder höchstens eine Hipster-Beziehung light, so´auf Wolke 4 ohne viel Emotion, ganz nett, ohne großes Risiko, wenn es vorbei ist, ist es eben vorbei. Oder sonst noch um Kinder zu bekommen, denn ansonsten stürben wir ja aus, es sei denn erzeugen Kinder nur noch via in-vitro-Fertilisation. Soweit stimme ich einer Grundthese aus David Schnarch´s Psychologie der S. Leidenschaft zu.

Ich war mit meiner Frau zusammen, weil sie mir so viel gegeben hat und ich ihr hoffentlich auch. Denn wenn ich für meine Entwicklung niemanden bräuchte, dann brauche ich ja auch keine Beziehung einzugehen.
Was aber stimmt, ist - und dass macht es so kompliziert, dass der Mensch ein komplexes Wesen mit vielen Hinsichten ist, voller Möglichkeiten und unendlichen Perspektiven und wenn in der vom Eros geprägten Beziehung zwei Menschen zusammenkommen, um als Mann und Frau gemeinsam sich dialektisch gegenseitig und damit sich selbst helfen, ihre Möglichkeiten zu verwirklichen, es desto mehr zu komplizierten Hemmnissen und Verstrickungen der menschlichen Natur sui generis geschuldet kommt. Und dann ist es erforderlich, die dann unheilvolle Verstrickung im allzu unbedingen Verschmelzungsprozess mit dem anderen zu erkennen, sich auf sich selbst zurückzubesinnen und sich zu lösen, zeitweilig. Ein Teil des Weges vielleicht allein oder zumindest in größerer Distanz zum anderen zu gehen. Sonst und nur dann ist es wirklich so, dass wir unsere Identität aufgeben zugunsten eines vermeintlichen Ideals, das nicht mehr unserem Wesen entspricht, das was man landläufig als Anklammern und damit sich Abscheiden von der Welt bezeichnet. Dann ist das in der Tat so, dass man sich zum Puzzleteil degradiert, liebe Mayla.

Das aber ist nicht das Ziel einer Liebesbeziehung. Wie - in dem vielleicht schönsten existierenden klassischen Text über die Liebe, dem Symposion (das Gastmahl) von Platon, in dem in unterschiedlichen Reden die vielen Facetten des Eros beschrieben werden, an ganz zentraler Stelle Diotima zu Sokrates sagt: Der ero. Drang ist nicht Liebe zum Schönen, sondern ein Drang zum Zeugen und Hervorbringen im Schönen Also innerhalb der Liebe der Welt zu geöffnet sein ,mit Kraft etwas Schönes und Wertvolles schaffen zu können. Kreativ sein und Gutes tun, einfach weil der Himmel blau und das Meer klar ist. Das ist Liebe.

Und für den, der sich zu Erfüllung einer Liebesbeziehung bekennt, ist auch der ebenfalls im Symposion überlieferte Kugelmenschen-Mythos sinnvoll, den der Komödiendichter Aristophanes erzählt. Dass die Menschen ursprünglich sehr mächtige Wesen waren, mit vier Armen und Beinen, zwei Köpfen und so mächtig, dass sie selbst den Göttern gefährlich wurden so dass Zeus beschloss, sie zu teilen. So dass ab dann jeder in der Welt auf der Suche sei nach seiner verlorenen Hälfte.

Nein, man kann sicherlich den Eros den Trieb, der nicht von ungefähr bei Platon ein Zwischending ist zwischen Göttlichem und Menchlichem oder an beidem Anteil hat, anders verwirklichen, in der Liebe zur Kunst, in einer Gemeinschaft außerhalb der Liebesbeziehung, etwa in einer mönchischen Gemeinschaft.
Und man muss sicherlich eine in sich ruhende Person entwickeln um fähig für eine reife Form der Liebesbeziehung zu werden.
Aber wenn man sich auf das Abenteuer, das Wagnis, vielleicht aber auch das schönste existentielle Erlebnis, das möglich ist, einzulassen, dann muss man schon akzeptieren, dass man seine eigenen Person ein Stück weit in dieser Beziehung aufhebt, in dreifachen Wortsinn der Bedeutung (hochhebt, auflöst und gleichzeitig erhält, nach Hegel) und und damit auch erkennen, dass es ein existentielles Bedürfnis ist - und eben auch ein existentieller Verlust, wenn es eben aus dem Ruder läuft.

Und konkret: Ich bin in meinem realen Leben erstaunlicherweise nur mit Menschen befreundet, die in mehr oder weniger glücklichen Beziehungen stecken. Und all diese sagen mir, wie wichtig es sei, allein klarzukommen, wie gut und wichtig es sei, eine längere Phase allein zu sein und wie gut es Ihnen selbst täte, mal die Stille zu genießen.
All denen kann ich nur sagen, dass sie das so wenig innerlich nachvollziehen können wie eine tödliche Erkrankung oder einen schweren tödlichen Verlust. Man weiß nicht wirklich wie das ist, wenn man es nicht selbst erlebt. Ich selbst habe immer wieder die Stille gesucht und war regelrecht glücklich, mal ein paar Tage für mich allein zu haben oder auch mal eine Woche. Und ich sage, jeder Abend allein in der Wohnung fühlt sich sowas von anders an, am Anfang regelrecht bedrohlich. Mittlerweile weiß ich damit umzugehen und komme klar. Aber diese Empfindung von Leere, die wird bleiben. Und vor allem: Ich will das auch gar nicht genießen und damit zu frieden sein. Das entspricht mir nicht.

Und nachdem, was ich geschrieben habe, bekenne ich mich zum persönlichen Kataklysmus meiner gescheiterten Ehe. Ich beschönige da gar nichts vor mir und halte auch die Schiffsmetaphorik für absolut treffend.

29.01.2019 12:43 • x 1 #606


Joshu
Meine Güte - Das Wort ero. wird hier im Forum zensiert. Was ist hier eigentlich los, dass man im Trennungsforum das Adjektiv von Eros nicht ausschreiben darf.

29.01.2019 12:54 • #607


T
@joshu:
Ich meine mit vollkommen nicht die Perfektion der Persönlichkeit, sondern die Tatsache, dass -so behaupte ich es für mich und meinen damaligen Umkreis- wir uns damals nicht monate- oder gar jahrelang dem Liebeskummer hingegeben haben. Na klar hatten wir Jungs Mädels im Kopf und umgekehrt. Aber damals ist die Welt nach einer Trennung nur mal kurz zusammengebrochen. Ich verurteile niemanden wenn er trauert. Ich möchte nur alle motivieren darüber nachzudenken und es als eine Option zu sehen dass man auch ohne Partner ein vollkommener Mensch ist.
Damit was Liebe ist hat meine Aussage zumindest für mich nichts zu tun.

Ich will Dir nicht vorschreiben dass du das ebenso sehen musst.

29.01.2019 13:00 • x 1 #608


Joshu
Zitat von Toretto:
Ich meine mit vollkommen nicht die Perfektion der Persönlichkeit, sondern die Tatsache, dass -so behaupte ich es für mich und meinen damaligen Umkreis- wir uns damals nicht monate- oder gar jahrelang dem Liebeskummer hingegeben haben


Ja. natürlich, habe ich auch nicht gemacht. Aber ich sehe nicht, was das Scheitern einer Liebelei in der Jugend mit dem Ende einer Ehe und damit einer Familie nach insgesamt 21 Jahren zu tun hat. Insofern hilft mir das Nachdenken darüber dann hier auch nicht weiter.

29.01.2019 13:07 • #609


P
Je mehr ich darüber nachdenke, je mehr komme ich zu dem Schluss dass viele von uns (mich eingeschlossen) jetzt nach dieser traumatischen Erfahrung nach diesem Allein klarkommen Status suchen, nicht weil wir wirklich daran glauben, dass dies der richtige Weg ist, sondern weil wir einfach einen Weg suchen der uns hilft zu überleben! Ich will dass der Schmerz aufhört, die Angst allein zu sein, ich will mir selbst sagen können dass alles gut wird, und ich es irgendwie packen werde. Deswegen such ich nach Leuten die das anscheinend geschafft haben, in sich selbst zu ruhen und niemanden zu benötigen, um von ihnen zu lernen wie das geht. Aber dies mag in der Tat ein Trugschluss sein. Vielleicht ist das auch wieder nur weglaufen, und sich nicht der eigentlichen Aufgabe stellen.

Was ist die eigentliche Aufgabe?

Leiden. Ohne wenn und aber und ohne zeitliche Begrenzung, ohne Garantie dass es jemals besser werden wird.

Wer möchte sich dem stellen? Jetzt kann man natürlich relativieren wieder, und beschönigen usw. aber im Endeffekt ist es doch das was wir tun müssen jetzt um uns mit uns selbst zu konfrontieren oder?

29.01.2019 13:10 • #610


Joshu
Zitat von Paradigma:
Leiden. Ohne wenn und aber und ohne zeitliche Begrenzung, ohne Garantie dass es jemals besser werden wird.

Wer möchte sich dem stellen? Jetzt kann man natürlich relativieren wieder, und beschönigen usw. aber im Endeffekt ist es doch das was wir tun müssen jetzt um uns mit uns selbst zu konfrontieren oder?


Ja!

29.01.2019 13:17 • #611


T
Zitat von Joshu:

Ja!


You either get bitter or you get better. It's that simple. You either take what has been dealt to you and allow it to make you a better person, or you allow it to tear you down. The choice does not belong to fate, it belongs to you.

Was hat man denn davon sich bewusst für das eigene Leid(en) zu entscheiden? Es hat aus meiner Sicht nichts mit Bequemlichkeit zu tun wenn man seine Single Phase möglichst angenehm gestaltet.

Das Paradoxe ist ja: wenn man eine Trennung verarbeitet hat, sein Leben weiterlebt, mit Freunden unterwegs ist und Spaß am Leben hat, für seine Kinder falls vorhanden- da ist, dann hat man meist auch irgendwann wieder die Chance auf eine neue Partnerschaft.
Wer permanent den leidenden gibt wirkt selten attraktiv auf andere Menschen. Und möglicherweise könnte genau diese Einstellung ein Grund fürs scheitern der letzten Beziehung sein.

29.01.2019 14:46 • #612


Joshu
Zitat von Toretto:
Wer permanent den leidenden gibt wirkt selten attraktiv auf andere Menschen. Und möglicherweise könnte genau diese Einstellung ein Grund fürs scheitern der letzten Beziehung sein.


Nun, ich schreibe hier ziemlich offen über das, was mich innerlich bewegt. Du kannst versichert sein, wäre ich hier auf der Suche nach so etwas wie einer Beziehung, ich mich anders geben würde. Und ich kann Dir auch versichern, dass ich bei meinen Freunden und Bekannten, die mit mir zu tun haben, durchaus enspannt und tatkräftig rüberkomme.
Wenn Du das was ich geschrieben habe, als Selbstmitleid siehst, dann habe ich mich unklar ausgedruckt oder Du hast mich nicht ganz verstanden.

Zitat von Toretto:
Was hat man denn davon sich bewusst für das eigene Leid(en) zu entscheiden? Es hat aus meiner Sicht nichts mit Bequemlichkeit zu tun wenn man seine Single Phase möglichst angenehm gestaltet.


Ich entscheide mich nicht bewusst für das Leiden. Ich nehme es nur an, da ich ihm sowieso nicht ausweichen kann und es nicht wegdrücken möchte um mir was einzureden, vorzugaukeln, was mir ohnehin nicht entspricht, Toretto.
Und glaub mir, ich tue alles, um mir mein Single-Dasein so angenehm wie möglich zu gestalten. Da könnte ich Dir aber jetzt eine Menge aufzählen.

Zitat von Toretto:
Das Paradoxe ist ja: wenn man eine Trennung verarbeitet hat, sein Leben weiterlebt, mit Freunden unterwegs ist und Spaß am Leben hat, für seine Kinder falls vorhanden- da ist, dann hat man meist auch irgendwann wieder die Chance auf eine neue Partnerschaft.


Mag ja sein. Da ich aber noch lange - und ich weiß nicht wie lange, ich will nicht schon wieder auf meinen Zeithorizont verweisen - im Trennungsprozess stecke - für mich - völlig bedeutungslos.

Zitat von Toretto:
You either get bitter or you get better. It's that simple. You either take what has been dealt to you and allow it to make you a better person, or you allow it to tear you down. The choice does not belong to fate, it belongs to you.


Okay, nimm´s mir nicht übel. Das klingt für mich nach Unternehmensberatungs-coaching oder Illustrierten-Weisheit. So einfach ist das nicht.

29.01.2019 15:00 • #613


T
Lieber Joshu, ich nehme dir gar nichts übel. Der von mir zitierte englische Spruch trifft zu - aber niemand sagt dass es deshalb leicht ist darum für selbst etwas vorzugaukeln geht es auch gar nicht. Bei mir kam es sehr schwarzmalerisch an. Wenn dem nicht do ist umso besser. Jede Trennung braucht Zeit um verarbeitet zu werden. Das war auch nicht mein Kritikpunkt.

Es ist schön wenn du viel für dich tust und ganz bestimmt der richtige Weg. In den letzten Posts kam es anders rüber.

29.01.2019 15:25 • #614


Joshu
Ich danke Dir für Deine Beiträge, Toretto.
Das ist alles bereichernd und hilft mir zur Klärung meiner Gedanken. Auch wenn ich größtenteils widerspreche. Aber Du siehst ja, dass ich mich mit jedem Argument und jeder Behauptung von Dir auseinandersetze.

Nun ja, dieser Spruch ist erstmal nur eine Behauptung. deshalb mein Vergleich mit Illustriertenweisheiten. Dies bedürfte zumindest einer wesentlichen argumentativen Unterfütterung, um überzeugend zu sein. Und leider wird sie auch nicht schon dadurch wahr, dass Du schreibst, der Spruch träfe zu.
Nach dieser Behauptung gibt es nur Schwarz oder Weiß, hopp oder topp, Friss-Vogel-oder-Stirb. It´s that simple. Nö. Ist es nicht. Viele Menschen scheitern mit den besten Wünschen, Idealen oder Absichten oder bleiben auf halben Weg stecken, werden mit immer neuen Schicksalsschlägen aus der Bahn geworfen, müssen sich ihr Leben lang neu erfinden und schaffen doch immer wieder mal in kreativen Phasen unglaubliche Dinge, andere scheinen einfach nur Glück im Leben zu haben.
Ich bin lange genug auf dieser Welt, um alles schon erfahren zu haben. Es gibt also nicht nur 1 oder 0.
Und wieso ist derjenige, der von Schicksalsschlägen niedergedrückt wird, überhaupt eine weniger gute Person als derjenige, der sie verarbeiten kann? Das wird der Differenziertheit des menschlichen Lebens nicht gerecht.

Und ich bin weder Optimist noch Pessimist (Schwarzseher) sondern Realist. Das heißt, ich versuche, die Dingen reflektiv-analytisch so zu sehen wie sie sind (Da ich Staatsexamen in Philosophie habe, nenne ich das den phänomenologischen Standpunkt). Ein Pessimist oder Schwarzseher, wäre demnach jemand, der grundsätzlich behauptet, dass alle Dinge schief gehen, ohne Abgleich mit der Realität. Das glaube ich nicht. Zu meinem Weltbild gehört es lediglich, dass ich mir keine Illusionen mache. Mehr nicht.


So long, heute habe ich meinen Hund zu Besuch und heute Abend ist Probe mit meinem Duo angesagt. Eines meiner zwei Musikprojekte - zu den Dingen gehörend, mir mein Alleinlebungsmerkmal angenehm zu machen.

29.01.2019 16:47 • #615


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