@Karstenos78
Du schreibst, Du möchtest verstehen, warum Deine Frau handelt, wie sie handelt.
Das ist aus meiner Sicht der zweite Schritt.
Der erste wäre, zu verstehen, warum Du möchtest/brauchst, was Du möchtest/brauchst. Da nur Du hier schreibst und wir Deine Frau nicht erreichen können, erscheint mir diese Beschäftigung erfolgversprechender. Du kannst dann auch die Gesprächskultur zu Deiner Frau so drehen, dass sie wieder produktiv wird. Denn es fällt mir schon auf, wenn Du Dich als kommunikations- und verhandlungsstark bezeichnest und dann eine Person, die Du 20 Jahre kennst, nicht mehr zu einem aufklärenden, fruchtvollen Gespräch auffordern kannst und ihre Antworten als defensiv/schuldzuweisend wahrnimmst.
Du schreibst, Du möchtest von Deiner Frau abgeholt werden, emotional und damit auch S.. Du selbst holst sie ab, indem Du ihr täglich kleine Aufmerksamkeiten zukommen lässt und sie finanziell und S. mit allem, was Du hast, versorgst.
Du hast Dich, als ihr frisch zusammen wärt und auch die 3 Monate, die Deine Frau nach der Affaire im Kampf-, Panik- und Erhaltungsmodus war, abgeholt gefühlt. In der Zeit vor der Affäre und jetzt fühlst Du Dich nicht mehr abgeholt. Vielleicht schaust Du da mal genau hin, was der qualitative Unterschied ist und warum es sich für Dich so anders anfühlt?
In den 3 Monaten nach der Affäre hat sie Dich täglich zu halten und zu verführen versucht (mit Erfolg). Das tut sie auch jetzt noch, wenn sie Dir BJs anbietet. Warum fühlt es sich für Dich anders an? In beiden Fällen ist nicht ihre Lust auf Deinen Körper der Auslöser für ihr S. Interesse an Dir, sondern der Wunsch, mit Dir eine Partnerschaft zu erhalten. Dennoch konntest Du das eine als Liebesbeweis und Wertschätzung annehmen, das andere aber nicht.
Auch in Punkto Zeit sehe ich zwei ähnliche Vorgänge, die von Dir ganz unterschiedlich bewertet werden:
In der Zeit vor der Affaire hast Du Dich in Deine Arbeit vergraben und warst nur wenige Stunden zu Hause. In den wenigen Stunden war Deine Frau nicht wohlwollend-zugewandt, sondern hat Erwartungen an Dich gestellt (nicht zu trinken) und Dich emotional nicht ausreichend versorgt. Diese emotionale Versorgung hast Du bei einer (jüngeren?) Frau verspürt, mit der Du (berufsbedingt) in ihrer Einarbeitungsphase mehrere Stunden am Tag verbracht hast. Und auch bei Deiner Frau in den 3 Monaten nach der Affäre. Deine Affärenfrau (AF) befand sich da vermutlich in der Probezeit, jedenfalls aber in einem Mentor-Mentee Verhältnis, vielleicht sogar in einem Über-/Unterordnungsverhältnis, war also gut beraten, Dich nicht abzuweisen oder in Deine Schranken zu weisen. Als es für Deine Frau so aussah, als würdest/könntest Du die Familie zu Gunsten einer anderen Frau verlassen, hat sich euer partnerschaftliches Aufteilungsverhältnis (Du die bezahlte Arbeit, sie die unbezahlte Familienarbeit) gewandelt. Sie lief Gefahr, ihren Arbeitsanteil mit schulpflichtigen Kindern weiterführen zu müssen, ohne dafür von Deinem Arbeitsanteil noch profitieren zu können oder die Zeit und die Voraussetzungen zu haben, diesen Arbeitsanteil selbst übernehmen zu können. Auch da also ein Abhängigkeitsverhältnis, das sich zu Deinen Gunsten auswirkt, weil es Deine Frau motiviert, die wenige Zeit, die Du zu Hause bist, damit zu verbringen, Dir das Leben zu versüßen.
Jetzt schreibst Du, dass eine (räumlich?) Trennung von Deiner Frau für Dich nicht in Frage kommt. Du bist durch Deinen Beruf, bei dem Du lange Arbeitstage nicht selbst steuern und verkürzen kannst, auf Deine Frau angewiesen, um neben der Arbeit noch ein Heim und eine Familie zu haben, zu der Du jederzeit kommen und Kraft schöpfen kannst und die Dir vermutlich auch Motivation für die Arbeit gibt.
Nimmt man mal den Nudelrestaurantvorfall, scheint es Dir wichtig zu sein, dass dann, wenn Du zu Hause bist, die Sorge um Deine Bedürfnisse für Deine Frau als Prio 2 nach den Kindern Vorrang vor ihren eigenen Bedürfnissen hat. Du möchtest aber (sowohl bei BJ als auch mit ihrer Zeit), dass es ihr selbst ein Bedürfnis ist, Deine Bedürfnisse zu teilen.
Wenn Du ihr sagen musst, dass sie die Freundin allein mit den Kindern losschicken soll, ist die gemeinsame Zeit, die Du mir Deiner Frau allein hättest, für Dich entwertet. Und wenn Deine Frau Dir den BJ anbietet, ohne selbst Lust darauf zu haben, hat das für Dich auch keinen Wert.
Auch Gespräche, bei denen Du die Antworten Deiner Frau als Schuldzuweisung empfindest, haben für Dich keinen Wert und werden von den Foristen als sie spricht nicht mit ihm gewertet. Du forderst Deine Frau 1.000 Mal auf, Dir zu sagen, was sie will/braucht und möchtest selbst aber nicht sagen müssen, wenn Du Paarzeit/Zuwendung brauchst/möchtest, sondern willst, das das aus einem inneren Bedürfnis Deiner Frau von selbst entspringt.
Hierzu mal ein Gedanke, der vielleicht weiterführen kann:
Viele Männer wollen sich gebraucht fühlen, sowohl beruflich (unersetzlich sein, zeitlich nicht reduzieren können) als auch privat (begehrt werden, die Frau, die hungrig über sie herfällt), weil sie sich dann gewertschätzt bzw. geliebt und sich fühlen.
Viele Frauen, vor allem die in Familienverantwortung, die nicht 10-X Stunden am Tag für Erwerbsarbeit investieren können, sehnen sich danach, nicht gebraucht zu werden. Danach, dass die Kinder selbständiger werden. Danach, dass ein Geburtstag ohne ihre (Mit-)Arbeit gefeiert wird und sie nur als Gast kommen können. Gebraucht zu werden, unersetzlich zu sein, ist für viele Frauen selbstverständlich und kein Zeichen von Liebe oder gar Wertschätzung.
Diese Auswirkung der traditionellen Rollenverteilung führt dazu, dass wenige Paare sich auf Augenhöhe begegnen können. Während der Mann die Familie finanziell versorgt, versorgt die Frau in einer mütterlichen Weise die Familie emotional und organisatorisch. Beim Nudelvorfall meinst Du, dass Du Dich eher abgeholt gefühlt hättest, wenn Deine Frau für ein paar Stunden die emotional versorgten Kinder einer anderen Frau überlassen hätte und sich Dir zugewandt hätte. Auch bei dem Whisk.vorfall wolltest Du einfach nur in den Arm genommen und in Deiner Trauer und Erschöpfung unterstützt werden. Auch bei der Umsetzung des Wunsches Deiner Frau nach S. im Auto hast Du ihr nur die Gelegenheit geboten, Dein Bedürfnis nach Gemeinsamkeit zu erfüllen, indem sie die Gelegenheit ergreift, die Du ihr mit der Landstraßenfahrt geboten hast. Du bietest ihr also an, Dich zu bemuttern (emotional zu versorgen), während sie ihre emotionale Versorgung offenbar aus einer anderen Quelle (z.B. Zeit mit anderen Frauen und den Kindern) schöpft oder seit einiger Zeit ganz zurück stellt. Und dadurch entsteht ein Ungleichgewicht, das Dich überlegen lässt, ob Du Deine emotionale Versorgung wieder auslagerst.
Ich denke, dass Du spürst, dass Du für die emotionale Versorgung Deiner Frau nicht (mehr) gebraucht wirst und daher mit Deinen Wünschen nach emotionaler Versorgung nicht auf einer GebenNehmen-Basis auftrittst, sondern als Bittsteller, was Du nicht sein möchtest. Die Affäre gab Dir die Illusion, dass da eine GebenNehmen-Ebene gewesen wäre.
Wenn das tatsächlich der Hintergrund Deiner Unzufriedenheit ist, lässt sich diese Ehe retten. Du kannst wieder zur Quelle der emotionalen Versorgung Deiner Frau werden. Dafür wäre es aber wichtig, bei euren Gesprächen genau hinzuhören, was sie konkret sagt, was Du als Schuldzuweisung empfindest. Darin liegt der Schlüssel zu ihren aktuellen Bedürfnissen.
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