Beziehungen haben keine Zukunft, nur ein JETZT

Zitat von VictoriaSiempre:

dass alles und jedes mittlerweile pathologisiert wird. Mit Borderline, Narzissmus, Bindungsängsten, Depressionen wird hier so schnell rumgeschmissen - ich finde das echt erschreckend.

Das sehe ich auch so, aber darum ging es doch hier gar nicht..?

@Heffalump ich persönlich bin weit weg davon zu behaupten, dass früher alles besser war.
Dennoch ist der Mensch heute maximal egoistisch... Gerade in meiner Generation sehe ich das so krass, ist aber kein Wunder... wir wurden ja auch von wohlmeinenden Eltern, die uns alle zu kleinen Prinzen und Prinzesschen machten, dazu erzogen.

Es gibt heute viele Forscher und Institutionen, die sich mit dieser Problematik befassen... es ist nicht nur meine Meinung. Natürlich gibt es da auch jede Menge Studien etc... bei Interesse alles zu finden.

Zusammen/miteinander wachsen ist halt derzeit einfach out. Als höchstes Ziel gilt es, sich alleine zu entwickeln - weil man das laut der aktuellen psychologischen Meinung nur alleine kann. Oder laut etlichen Selbsthilfe Gurus oder was auch immer.
Ganz so tickt der Mensch als soziales Wesen aber nicht.

Führt hier aber auch alles zu weit.

Es darf doch bitte jeder seine persönliche Meinung zu dem Thema haben.

@VictoriaSiempre ich meinte mit Ketzer/Jammerlappen nicht dich sondern den TE.
Man muss Themen doch auch mal ansprechen dürfen ohne dass sofort drauf gehauen wird liegt alles nur an dir selbst.
Das ist doch auch Unsinn. Es liegt ja nicht an einem selbst, wie ganze Generationen von Menschen erzogen oder geprägt werden - höchstens, was die eigenen Kinder betrifft.
Und man muss doch auch mal ansprechen dürfen, wenn man das persönlich nicht so gut findet.

Als Individuum kann man nur sich selbst verändern, richtig.
Nur - auf gesellschaftlicher Ebene tut sich da noch gar nichts.
Deswegen haben Menschen, die den Eindruck hatten, es läuft etwas schief, das auch zu jeder Zeit an- und ausgesprochen.
Ist heute aber alles nicht so einfach, ich behalte meine Meinung inzwischen meistens auch lieber für mich. Man wird heute ja extrem schnell gecancelled, wenn ein anderer anderer Meinung ist.

@Heffalump hm, ich weiß nicht genau inwiefern Egoismus mit unserer Ethnie zusammenhängt (?) Egoismus gibt es überall auf der Welt... unter allen Völkern und Menschen, in jeder Kultur....

Etwas speziell ist vielleicht der extreme Hedonismus seit den 70er und 80er Jahren. Den gibt es in dieser Form sicher nicht überall, schon weil in anderen Teilen der Welt das (über)Leben deutlich härter ist.

@Heffalump dort sicherlich in höherem Maße, allein mit Geld hängt das aber nicht zusammen, sondern mit der Erziehung... Wenn nur reiche Menschen Egoisten wären, hätten wir hier einige Probleme weniger.

Zitat von Heffalump:

Das Eine hat aber mit dem Anderen zutun

Hast du noch nie Menschen kennengelernt die, obwohl sie nicht reich waren, egoistisch waren..?

Zitat von Heffalump:

Zudem gesunder Egoismus - ja mittlerweile ein Schlagwort ist.

Genau das meinte ich...

Zitat von Heffalump:

Die Krux ist - wann ist er ungesund

Tja... das weiß der Rest Menschheit offenbar auch nicht so genau, ein Blick in die Nachrichten genügt leider, um diese These zumindest in den Raum zu stellen....

Frage - ist Egoismus überhaupt gesund..?
Oder meinen viele derjenigen, die diese Wendung so inflationär verwenden eigentlich nur gesunden Selbstschutz oder auch Selbstfürsorge..? (In unterschiedlichem Kontext)

Es ist ja kein Egoismus, eine Beziehung zu beenden, wenn oder sogar bevor es einem damit wirklich schlecht geht.
Das würde ich durchaus als Selbstschutz bezeichnen und nicht als Egoismus, gesund oder ungesund.

Sie zu beenden, nur weil einem ein neues Spielzeug gerade besser gefällt aber evtl. schon.
(So wie es im Fall von Freunden war- er behauptete 15 Jahre lang mit seiner Seelenverwandten glücklich zu sein - seine Worte, nicht meine! - und dann wurde sie plötzlich von einem Tag auf den anderen durch ein schlankeres, knackigeres Modell ersetzt... dass die Kinder 1 und 4 auf der Strecke blieben... egal. Was zählte war das neue Betthasi... würde ich das als Egoismus bezeichnen..? Schon eher... denn bis zum neuen Spielzeug wurde immer behauptet dass die Beziehung super sei... von ihm selbst... da waren kein Selbstschutz und keine Not der Grund für Betrug und Trennung... etwas anderes war halt neuer und spannender als etwas, das bis dahin angeblich auch gut war...)

Zitat von Smashed:

der Partner wird heute anders bewertet und eine Trennung leichtfertiger ausgesprochen.

Sprichst du da auch von dir oder nur von sen anderen angesichts deiner aktuellen Situation?

Schau, wenn du dich nicht leichtsinnig trennen würdest, Alduin nicht, ich nicht usw. dann kann man das so nicht verallgemeinern. Es gibt wie immer solche und solche.

Was die Situation des älteren Semesters angeht, wie mich zum Beispiel, die das eigentliche Familienleben mit Partner hinter sich hat, so ist es doch irgendwie einleuchtend, dass die nachfolgenden Partnerschaften sehr viel fragiler sind, da einen außer Gefühl und Paarzeit kaum etwas verbindet. Kein Trauschein, kein Kind, keine Immobilie, kein nichts. Außer man wagt es noch einmal. Und wenn in so einer Beziehung die Gefühle flöten gehen oder der Partner schwer erkrankt, dann ist das natürlich weniger verwunderlich, dass schnell Schluss gemacht wird. Ich selbst kann zum Beispiel nicht sagen, ob ich einen Partner, mit dem ich ein Jahr zusammen war und der plötzlich für immer ans Bett gefesselt wird und komplett versorgt werden muss, bis ans Ende meiner Tage pflegen würde, den Job aufgeben, eigene Kinder vernachlässigen, mein Leben nur eingeschränkt leben können. Ich weiß es wirklich nicht. Nach zig Jahren Partnerschaft, wenn mein NM zum Beispiel noch da wäre, würde ich mir die Frage vermutlich nicht mal stellen.

Deshalb wie gesagt, ich denke das Problem betrifft größtenteils Menschen, deren langjährige Partnerschaften zerbrochen sind und die danach versuchen in eine Beziehung zu kommen und davon ausgehen, es würde so laufen wie früher. Sicherer Hafen usw. Nein, das klappt oft nicht.

Zitat von thegirlnextdoor:

Als höchstes Ziel gilt es, sich alleine zu entwickeln - weil man das laut der aktuellen psychologischen Meinung nur alleine kann. Oder laut etlichen Selbsthilfe Gurus oder was auch immer.
Ganz so tickt der Mensch als soziales Wesen aber nicht.

Na ja, was willst du denn auch machen, wenn du mit etwa 40 plötzlich verlassen wirst und mit den Kleinen allein da stehst. Ich kann aus meiner leidvollen Erfahrung sagen, dass es eigentlich besser wäre, erst in diesem Leben klarzukommen und zwar allein. Stattdessen habe ich einen neuen Partner gefunden und dachte wir werden eine Familie, eine Patchwork Familie. War ein Fehler. Natürlich kann es auch funktionieren, aber nicht auf biegen und brechen. Ich lebte noch völlig im Modus Familie und dachte das mach ich mal schön weiter, nur mit einem anderen Mann.

So wie es jetzt ist, ist für mich aktuell passender, ich denke auch für die Kinder. Ich bin einfach unabhängig und eine Trennung würde mich nicht mehr so umhauen wie früher, denn mit den Existenzängsten muss ich dann zumindest nicht mehr kämpfen, nicht wieder umziehen, die Kinder werden wenig betroffen sein usw. Wie gesagt kein Leben, was ich mir vorgestellt habe, aber ein Leben, das nach dem großen Disaster viel besser passt und mich in keine Abhängigkeit mehr bringt. Die harte Realität leider.