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Beziehungsunfähig durch fehlende Empathie?

EricBest
Hallo Hier und jetzt,

also erstmal schmerzt mich dein Beitrag sehr, weil ich nun weiß, was ich oder jemand der in diesem Dilemma steckt anderen Menschen antut. Schade, dass es bei euch zur Trennung geführt hat, aber da führt es leider immer hin. Du kannst ihm nicht helfen, so wie meine Freundin ( eigentlich ja auch Ex, aber wir sind auch so sehr gute Freunde) mir nicht helfen kann.
Da du sehr lange damit gelebt hast, brennt mir eine Frage unter den Nägeln: Wart ihr zusammen im Urlaub, also frei von allem wo euch niemand kennt? Und wenn ja, wie war es da?

Als ich grad deinen Beitrag gelesen habe, ist mir nach dem zweiten Absatz ein Schauer über den Rücken gelaufen. Ich habe wirklich erst gedacht, das ist meine Geschichte. In meiner vorletzten Beziehung bin ich ab und zu Abends, es war so immer gegen acht oder neun Uhr, vom Sofa aufgesprungen, gesagt mir ist speiübel (wars auch) und ich mal raus müsste. Anschließend ging ich immer joggen, obwohl es Winter war. Meine damalige Freundin dachte, ich bin schizophren. Ich war ein komplett anderer Mensch. Als sie das angesprochen hat, habe ich sie angefahren, dass ich joggen wollte und mal raus musste, und das ich tun und lassen kann, was ich will. Das war schon sehr kalt, aber bei ihr waren auch meine Gefühle nicht so, wie sie sein müssten. Das war auch meine abschließende Erklärung für mich nach dem Beziehungsende. Dass das nicht ganz stimmt, weiß ich nun.
Bei ihm war es an Weihnachten....das ist nochmal was besonderes. Da ist alles noch mal x-mal schlimmer. Das sind Familientage, die unerträglich sind. Die Zweisamkeit ist noch stärker, man fühlt sich noch wohler, behüteter und geborgener. Und genau so schlimm schlägt das dann auch um.
Bei mir ist es auch so, dass nichts zusammen passt. Ich habe schon so oft gehört, wenn es Knatsch gab; wenn man jemanden gern hat, macht man doch sowas nicht oder hörst du dir selbst zu? Das ist doch völliger Quatsch, das passt nicht zusammen!
Ich bin ja nur soweit, weil meine Freundin das geblickt hat. Das erkennt man ja so normalerweise nicht. Eher wird man für bescheuert erklärt oder vielleicht auch als dumm. Ich kann das auch verstehen.
Meine Freundin ist mein großes Glück, jedenfalls, wenn ich jetzt agiere. Aber ich stehe schon vor einem riesen Berg und fühle mich sehr hilflos. Trotzdem werde ich es packen. Gibt es Oberbegriffe oder Schlagworte, die ich benutzen kann? Ich weiß nicht, wie ich an einen Therapeuten kommen soll, der mich versteht. Das wird gewiss nicht einfach. Mir hat hier jemand auch eine ganz tolle Nachricht geschrieben, wie ich schnell an einen Platz komme
Das Buch ist schon bestellt Mir ist das von jemand anderem in meinem Bekanntenkreis empfohlen worden, der von meinen Problemen weiß. Ich bin sehr gespannt drauf

09.11.2014 12:02 • #16


P
Wie gesagt, ein bisschen erkenne ich mich hier auch wieder. Deshalb weiß ich auch, wie furchtbar man sich selbst fühlt...
Ich habe mal direkt gegoogelt: Das empfohlene Buch hat schon einen Nachfolger. Das wird jetzt bestellt

09.11.2014 12:13 • #17


A


Beziehungsunfähig durch fehlende Empathie?

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EricBest
@Panda: Wie meinst du das? Hast du ähnliches selbst durch gemacht? Den Nachfolger werde ich mir danach vornehmen

09.11.2014 12:27 • #18


H
Genau, immer der Reihe nach, lies erst Jein. Es hilft dir herauszufinden und zu verstehen, was in dir abläuft und warum. Zudem gibt es Hilfe zum Ausstieg.

Ich bin sehr froh für dich, dass es bei euch nicht so lange ging und dass deine Freundin dir jetzt mit Distanz zur Seite stehen kann! Das ist so wertvoll, das weisst du, und vielleicht habt ihr noch eine Chance! Leider habe ich viel zu spät bemerkt, was in ihm ablief, er hatte ja einige Erfahrung mit sich und konnte seine Problematik geschickt verbergen. Irgendwann hat er wohl selbst gespürt, was wirklich los war, nach hundert Ausflüchten und anderen Manövern, doch offen reden konnte er darüber nicht. Es gab selbst dann nur Andeutungen, neue Rätsel, kombiniert mit neuen Verletzungen und wieder Bekundungen von Bedauern, Vermissen, Liebe, Hoffnungen und immer wieder Rückfall in Resignation seinerseits. Du kriegst von mir weder ein ja noch ein nein, bin vollkommen krank, hab alles mögliche probiert, dann wieder gar nichts getan, hat alles nicht genützt. Das war das Fazit und das Ende einer langen leidvollen Geschichte.

Ich unterstelle ihm inzwischen keine Absicht mehr mit dem Verbergen, was ich eine ganze zeitlang getan habe, denn ich war so verletzt, irritiert, es ist soviel zerstört worden. Du siehst das völlig richtig, wenn du sagst, deine Freundin hätte das (emotional jedenfalls) nicht überlebt, das hält auf Dauer niemand aus. Ich war auch seine beste Freundin im freundschaftlichen Sinn, die einzig wahre, die er je hatte, und das glaube ich ihm. Aber allles ist so verfahren, dass wir jetzt nicht mehr so reden können wie ihr es könnt. Er will seit Monaten eine Gespräch, Thema sagt er nicht, ich hatte den Kontakt im Dezember beendet, aber ich schaffe das zur Zeit nicht, weil ich erst mal Abstand brauche, kein Vertrauen mehr habe und Angst vor neuen Verletzungen. Ich habe losgelassen, und muss mich jetzt erst mal um mich kümmern, wieder auf die Beine kommen. Er ist ohnehin der einzige Mensch, der an seinem Dilemma etwas ändern kann. Helfen könnte ich ihm zur Zeit gar nichts, erhoffen tu ich mir nichts mehr und alles andere hatte ich oft genug und viel zu lange. Schade.

Beim Therapeuten sei er gewesen, rückte er irgendwann heraus, doch auch das habe nicht geholfen. Was auch immer er darunter verstand, ich glaube nicht, dass er längere Zeit regelmäßig hin ist, sondern gerade so wie er sich stark oder schwach fühlte, je nach Leidensdruck. Und introvertiert wie auch er es ist will er alles mit sich ausmachen, keine Hilfe annehmen.
Du bist da viel weiter, mach es anders bzw. geh den weg, den du inzwischen siehst. Der Berg, der sich da auftürmt bzw. zum Vorschein kommt wird kleiner werden. Wie beim Eisberg sieht man ja nur den kleinen Teil, der über Wasser ist. Das große Teil unter dem Wasser gehört aber fest verbunden auch dazu, den musst du jetzt rausholen, zum Vorschein bringen. Versuch, immer ehrlich zu dir zu sein, auch wenn die Vedrängung wieder einsetzt. So wie du es gut beschrieben hast, bevor du den ersten Post hier gestartet hast. Sei stolz auf dich, dass du das erkannt und geschafft hast, es zeigt, dass du die Stärke hast, die du jetzt brauchst. Frag hier alles, was du wissen willst, schreib auf was in dir vorgeht, was passiert, du kannst dich hier mitteilen und bei Menschen, die du nicht kennst, fällt es dir leichter.

Der Oberbegriff ist Bindungsangst, oder Bindungsphobie, emotionale Persönlichkeitsstörung. Deine Frage mit dem Urlaub seh ich gerade, ich schreib dir nachher noch dazu!

09.11.2014 15:55 • #19


H
Auch zu der Frage, wie du dir möglicherweise den passenden Therapeuten suchen kannst, ich finde das sehr wichtig und weiss aus erfahrung dass nicht jeder sich damit auskennt. Vielleicht weiss sonst jemand noch dazu Rat?

09.11.2014 16:04 • #20


EricBest
Also es ist wirklich so, dass wenn sie mich liegen lassen würde, hätte ich keine Chance auf Heilung. So wie du es beschreibst, endet es auch jedesmal bei mir. Auch ohne das Forum hier würde ich mir wahrscheinlich nicht helfen lassen, aber durch das Schreiben werde ich immer wieder daran erinnert, dass ich Heilung benötige.
Meine Freundin war so fertig, dass sie nur noch im Bett gelegen hat, andauernd krank war und nicht mehr lachen konnte. Und sie ist sehr fröhlich, egal wie dunkel die Wolken auch sind. Es hat also nicht viel gefehlt, bis was Schlimmeres passiert wäre. Und wenn du das so lange mit gemacht hast, dann komm erstmal wieder zu Kräften. Ich finde es aber toll von dir, dass du keine Schuldzuweisungen machst, sondern versuchst zu verstehen. Also scheint er ja auch ein lieber Mensch zu sein. Normalerweise

Ich werde mal im folgendem Absatz beschreiben, was dein Freund gemacht hat, als er sich professionelle Hilfe gesucht hat. Das habe ich nämlich auch vor zwei Jahren gemacht und ich denke, dass das gewissermaßen ähnlich abgelaufen sein könnte.
Du hast das ganz genau erkannt, man macht das, weil der Leidensdruck immens ist. Also holt man sich einen Termin, der nicht am nächsten Tag sein wird. Bis zu dem Termin sieht man die ganze Sache schon wieder komplett anders. Dann hat auch der Therapeut null Chance, auf das eigentliche Problem zu kommen. Bei mir kam dann damals raus, das meine Exfreundin ein Problem mit ihrer Mutter hatte, so habe ich das Gespräch manipuliert. Ich war jedenfalls, sagte der Therapeut, völlig gesund und ich habe keine Therapie nötig. Vorallem aufgrund meiner Reflektionsgabe (!), die ja eigentlich überhaupt nicht vorhanden war. Ich habe mir ja nur Dinge zurecht gestrickt. Also war das Ganze nach einer Sitzung ad acta und ich habe so weiter gelebt mit meinen Problemen. Man ist ja froh, das niemand auf das Innere stößt. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass ich gedacht habe, als ich zum Auto ging, dass das ja lächerlich ist, dass ich ein Problem habe und habe mich gefreut, dass doch meine Exfreundin schuld ist und dass das endlich jemand erkannt hat. Also war ich fein raus und hatte wieder meine Ruhe.

Ich bin auch nur minimal weiter als er, weil ich hier schreibe. Solange ich nicht in Behandlung bin, in der ich die Wahrheit sage, wird sich nichts tun. Das Geschriebene hier werde ich dann mitnehmen. Dann habe ich keine Chance mehr, mich aus dem Gespräch heraus zu winden. Ich verstehe es leider sehr gut, Leute in einem Gespäch dahin zu bewegen, mir zu glauben, sie quasi zu manipulieren.

Das Ganze ist leider fürchterlich für die Leute, wie du oder meine Freundin, die mit rein gezogen werden.

09.11.2014 16:52 • #21


P
Ich glaube, so lange der Leidensdruck nicht groß genug ist, wird sich nichts verändern. Du wirst immer wieder nach dem von dir beschriebenen Muster handeln. Denn das kennst du ja und das ist dir vertraut, bei dem fühlst du dich - im Moment des Unbehagens - sicher. Alles andere löst Angst aus. Vor allem die Angst, dass deine Emotionen an die Oberfläche kommen. Und da du das ja gar nicht kennst, ist diese Angst wahrscheinlich sogar immens. Die Angst vor der Auseinandersetzung mit dir selbst und der Angst, was deine Geständnisse bei anderen bewirken.

Deshalb ist aus meiner Sicht der Fremde, also der Therapeut, so wichtig als Ansprechpartner. Ihn siehst du nach der Therapie nie wieder. Was er macht, ist sein Job, er ist täglich mit Problemfällen konfrontiert, bei ihm bist du nicht einen komischer Typ.

Ich halte es für eine sehr gute Idee, deine Texte aus diesem Forum mitzunehmen. Das wird den Anfang ja viel leichter machen und dein Therapeut weiß direkt, woran er ist, und du kommst nicht in die Versuchung, ihm irgendwelche Geschichten aufzutischen, nur um in diesem Moment der Situation entfliehen zu können.

09.11.2014 19:16 • #22


EricBest
Es ist meine einzige Möglichkeit. Ich war heute draussen Rad fahren, das hatte ich zwei Monate nicht mehr gemacht und mir geht es richtig gut. Ich vermisse zwar meine Partnerin, aber meine anderen Probleme sind mir schon wieder völlig egal. Das ist schon echt komisch. Wenn ich jetzt nicht die Trennung hätte, würde ich definitv morgen nicht reagieren und das im Sand verlaufen lassen.
Ich kann nur sagen, dass es nach meinem Empfinden keine größeren Leiden gibt. Trennungsschmerz kommt da nicht annähernd dran, weil das andere Leiden ja in einer Phase erzeugt wird, in der alles in Ordnung ist. Und Trennungsschmerz kennt jeder, das ist nichts Schönes. Dazu kommt die Angst, die macht dann den Rest.
Ich habe ehrlich gesagt, keine Ahnung was ein Therapeut mir überhaupt sagen soll. Aber das werde ich auf mich zukommen lassen.
Die Texte sind auch wichtig. Nur weiß ich jetzt schon, dass ich die Flucht antreten werde. Ich bin gespannt, ob ich es morgen schaffe, mich überhaupt durch ein Therapeutenverzeichnis durch zu telefonieren. Aber daran führt kein Weg vorbei! Das darf und kann mir auch niemand abnehmen, entweder ich pack das oder es geht so weiter wie bisher....

09.11.2014 19:35 • #23


K
Du schaffst das!

09.11.2014 21:29 • x 1 #24


H
Zuerst mal zu der Therapeutensuche: du hast das richtig erkannt, es liegt alleine an dir, morgen damit anzufangen. Tu es oder lass es. Deine Wahl. Wenn du so weiter machen willst, dir dein Leben so vorstellst, so glücklich bist mit dir, dann machst du eben nix. Aber du wirst nicht zum letzten Mal an diesem Punkt sein, das verspreche ich dir, die Verdrängung klappt, wie du ja weisst, immer nur kurzfristig. So kann man sein Leben auch verbringen, ok. Und zudem andere immer wieder mit ins Unglück reissen, die aufrichtige Liebe für dich empfinden. Gutes Gefühl? Nee, nicht wirklich, oder?

Du bist an sich schon viel zu weit gegangen, sicher risikolos, dich hier zu outen, aber bist du zufrieden mit dir, falls du kneifst? Ich sag das so provokativ, weil ich unterschwellig heraushöre, wie es schon wieder so verlockend ist für dich, sich den Mühen nicht auszusetzen. Ist ja alles wieder ruhig in der Höhle. Ich habe es oft genug erlebt bei meinem Ex, dieses innere Hin und Her. Momentaufnahmen waren das, habe ich dann zu ihm gesagt, wenn wieder nicht passiert war bei ihm, wenn der Moment des Bedauerns und des Schmerzes vorüber war. Gerade dann, wenn er ihn wieder mal mir zugefügt hatte, war Leidensdruck da, dann konnte er sich selbst mal spüren, und seine Liebe zu mir, so paradox das klingt. Überhaupt mal Liebe spüren! Nein, Dauerzustand, hat er entgegnet..er hat dir ein paar Jahre voraus, und muss es wissen. Schönes Leben so, mit Dauerqualen und klassischem Selbstboykott. Oder?

Nur weiss ich jetzt schon, dass ich die Flucht antreten werde - sag mal, gehts noch? Und du lässt auf dich zukommen, was dir dein Therapeut sagen wird? Das ist keine Behandlung (den Ausdruck hab ich von meinem Ex gehört in dem Zusammenhang ) wie beim Zahnarzt, wenn man Zahnschmerzen hat. Da musst DU was tun. Es kann dir ja egal sein, was ich davon halte, wir kennen uns nicht. Wie gut für dich. Im übrigen könnte es mir auch egal sein, aber tut es nicht gut, wenn sogar wildfremde Menschen sich für deine Probleme interessieren und Empathie zeigen? DU hast die Wahl. Mach was draus. Einfluss hat niemand darauf, nur DU. Es ist DEIN Leben. Das kannst du dir mal aufschreiben und an die Wand hängen. Dort aber bitte, wo du drauf schauen MUSST jeden Morgen. Soviel erst mal zur Gabe der Manipulation. Nebenbei bemerkt, das Schlimmste ist wohl, sich selbst zu manipulieren.

Falls der Anfall morgen nicht vorüber ist, kannst du ja so vorgehen: Such dir im Telefonbuch oder Internet Therapeuten in erreichbarer (!) Nähe raus, evtl. auch Paartherapeuten und telefonier rum. Im Netz gibts auch Hinweise, was die Therapeuten im Schwerpunkt therapieren. Ruf an, sag worum es geht und ob sie sich mit deiner Problematik Bindungsängste auskennen oder jmd. wissen, der sich auskennt. Schildere eindringlich deine Not (ich hoffe, sie ist morgen noch präsent) und du hast ja schon angedeutet, dass dir jmd. Tips gegeben hat wie du schneller an einen Termin kommst. Ich will gar nicht wissen wie. Du kannst auch mal rumfragen in deinem Bekanntenkreis (wirst du eher nicht, ok), wenn da jmd. mal eine Therapie gemacht hat könnte er dir sagen bei wem und du fragst da mal nach. Und gib nicht gleich auf, du bist ein intelligenter Mann und wirst doch wohl durchhalten bei der Suche.

Die Zeit bis zur ersten Kennenlernstunde kannst du -alles nur, wenn du es dir selber wert bist- damit verbringen, Bücher zu lesen, kannst schon mal mit der Arbeit an dir beginnen, kannst dankbar sein dass du einen liebenden (sonst würde sie das sicher nicht tun) Menschen hast, der offenbar trotz allem zu dir hält (!, schreibs dir auch auf den Zettel) und weiter hier im Forum schreiben und lesen.
Also, jetzt sei mir nicht böse, aber das musste ich mal sagen. Falls du dich zugetextet fühlst dann sag es, es ist lieb und gut von mir gemeint, aber ich lasse es gern, ich habe dann auch andere Beschäftigungen.

09.11.2014 22:22 • x 1 #25


EricBest
Es ist doch wirklich so, dass ich das Schema kenne. Es ist nicht so, dass ich es noch nicht probiert habe. Ich war schon mal bei einem Therapeuten, habe ihm nicht erzählt was eigentlich mit mir los war und wurde als völlig gesund erachtet. Das war meine Flucht. Ich bin in meinem Leben leider oft den Weg des geringsten Widerstandes gegangen. Dass das nicht immer richtig sein kann, weiß ich.
Deswegen werde ich meinen ersten Post mitnehmen, um mich nicht rauswinden zu können. Die Angst vor diesem Termin, auch vor den Anrufen morgen ist riesig. Allerdings denke ich bzw. weiß ich, bin ich weit genug, diese zu überwinden.

Dieser Tipp, schneller an einen Termin zu kommen ist völlig normal. Schneller bedeutet in dem Fall, kürzer als zwei Jahre. Solange kann ich nicht warten. In meiner Gegend ist kaum jemand, ich wohne mitten im Nirgendwo. Und ich brauche nunmal jemanden, der sich damit auskennt und den ich sympatisch finde und dem ich vertrauen kann. Alles andere macht wenig Sinn. Ich habe jemandem in meinem Bekanntenkreis, der in einer ähnliches Situation war bzw. ist. Wir haben dann vorgestern mal Kriegsrat gehalten.
Bei ihm war es nur viel drastischer, da er seinen Körper kaputt gemacht hat. Auf mehr möchte ich hier nicht eingehen. Von ihm habe ich erfahren, dass sein Therapeut eine zweijährige Warteliste hat. Aber auch andere Tipps bekommen. Ebenfalls habe ich gefragt, wie eine Behandlung aussieht. Es ist vielleicht nicht der richtige Begriff und mir ist klar, dass niemand sagen wird, geh zu Tür A, öffene diese und da ist kein Zonk hinter, sondern ein zufriedenes Leben. Mir ist auch bewusst, dass es eine lange Zeit in Anspruch nehmen wird, da ich ein neues Verhalten lernen muss. Oder anders gesagt, meine Gefühle und mein Inneres müssen das lernen.

Es ist leider so, dass ohne Leidensdruck nichts passiert. Jedenfalls war das bisher so. Ich suche keine Ausreden oder sonstiges, sondern beschreibe nur die Vergangenheit. Das ich Zweifel habe, ist wohl in meiner Situation völlig normal. Ich bin dir auch in keinster Weise böse. Ich kann deine Wut verstehen, da du das selbst mitgemacht hast. Ich schreibe hier nicht, um den Hinter gepudert zu bekommen. Ohne Gegenwind ist sowieso keine Besserung in Sicht.
Aber es war leider heute Nachmittag wieder soweit, mir ging es gut und meine Probleme waren wieder ganz weit weg. Wenn ich schreibe, dass sie mir egal sind, findest du das gewiss wieder zu drastisch, aber genauso fühlt es sich an. Allerdings spürte ich kurze Zeit vorher ein totales Hoch und es ging mir gut, weil ich wieder alles für mich durchgegangen bin. Es ist immer ein Hin und Her.
Es ist nicht paradox, ich fühle auch nur Liebe unter Leidensdruck. Und ehrlich gesagt freue ich mich wie ein kleines Kind an Weihnachten, wenn ich das Gefühl mal ganz ohne mitgehende Leiden erfahre.

Ich habe mir zwei Bücher bestellt, die ich lesen werde, in denen es um mein Problem geht. Und das Schreiben hier hilft auch immer wieder erinnert zu werden. Wie schon mal geschrieben, ich verdränge sehr schnell.

Eins noch; ich bin sehr dankbar für diesen Menschen und was dieser tut. Sie opferte sich selbst für mich auf, sonst wär ich jetzt noch nicht so weit. Ich habe mich in den letzten Tagen oft bedankt dafür. Ich hoffe, dass sie es versteht.

09.11.2014 23:08 • #26


H
Weil ich es dir zugesagt habe und mich an Zusagen halte (finde ich, und nicht nur ich im zwischenmenschlichen Bereich ganz wichtig, wie findest du das?), schreib ich auch noch was zu deiner Frage nach den Urlauben. Warum fragst du das?

Also, wir konnten unsere gemeinsame Zeit ausserhalb unserer Wohnungen (wir haben nicht zusammen gelebt) immer, und ausnahmslos immer, überaus harmonisch und intensiv miteinander verbringen. Egal ob Ausgang, wir haben sehr viel gemeinsam unternommen und hatten beide große Freude daran, selbst wenn das Konzert zb nervtötend war und wir früher gegangen sind, oder Wochenende auswärts. Wir sind oft morgens ins Blaue drauflos gefahren und haben schöne Plätze spontan gefunden, uns viel angeschaut, sind spazierengegangen, haben uns gefreut - schienen jedenfalls innig und zusammen glücklich. Heute bin ich mir nicht mehr so sicher, ob er es war, aber ich hätte es geschworen, wir waren es miteinander. Es war faszinierend für mich, es gab nicht ein einziges mal Streit. Wobei ich mich (ich meine er auch nicht) da nicht verbogen habe, es war einfach so. Wir konnten es genießen.

Selbst der einzige gemeinsame Urlaub war trotz Eklat an einem Abend bei seinem Vater, den wir in der Bretagne, wo er lebte, besuchten, ansonsten was uns beide betraf friedvoll und nahezu perfekt. Bei nicht günstigen Bedingungen in diesem Urlaub, wohlgemerkt, hat es zwischen uns einfach gepasst. Wir hatten beide mit Baustellen zu kämpfen, die jeweils im eigenen Bereich lagen. Wir wollten einfach da mal raus und Urlaub machen. In seiner zweiten Heimat, er wollte mir seien heiligen Orte, wie er sagte, zeigen. Ich war seinem Wunsch nachgekommen, nicht im Haus seines Vaters (Alk. und äußerst schwieriges Verhältnis, trotzdem wollte er hin) zu übernachten und wir haben 1o Tage bei ständigem Regen und Windstärke 5-6 im Garten gezeltet. Er wollte es so, warum auch immer, trotzdem war es schön. Er hat sich nachher mehrfach bei mir entschuldigt, ich wusste nicht warum.

Mit Zuhause war es seltsam. Ich weiss nicht genau warum. Und was da ablief. Vielleicht kannst du ja von dir was berichten. Wenn es mal Streit gab, dann spielte der sich in meiner Wohnung ab, in meinem Bereich. Ich war ja auch grds. diejenige, die sich wieder mal nicht richtig verhalten hatte. Meine Fehler, die ich zweifelsohne bisweilen gemacht habe, und meine Defizite, standen immer ganz oben auf der Liste, seine so gut wie nie. Genau genommen hatte er ja keine besonderen. Meinte er. Ich habe es lange geglaubt, ich habe meine ja gesehen. Heute sehe ich das als Manipulation, Ablenkung.

Im ersten Jahr, vor allem in der Verliebtheitsphase, ich nenne das jetzt mal so, war ich oft bei ihm zuhause. Fast jedes Wochenende, über Monate. Es war mir immer etwas seltsam für mich, in dem Haus in Frankreich, in einem kleinen Kuhdorf, nix los und Natur pur. Was mich an sich nicht gestört hat, ich liebe das ja auch. Ich dachte, es sei wegen seiner Exfrau, mit der er dort 8 Jahre gelebt hatte, die gerade erst ausgezogen war. Heute weiss ich, das war es gar nicht, es war etwas anderes. Ich weiss nicht was es war, was ich da oft gespürt habe, etwas Ungutes.

Er beklagte sich oft, dass ihn niemand dort besuchen würde (gern allein ist er ja nicht, was er häufig sagte) stellte aber andererseits meistens die Klingel ab. Ich habe mich gewundert aber er wollte nix erklären. Ok. Waren wir halt alleine in der Regel, war aber ebenfalls harmonisch. Später hatte ich dann geradezu Hausverbot, so kam es mir vor. Ich war der wichtigste Mensch in seinem Leben, seine Traumfrau, aber durfte nicht mehr in seine Höhle. Immer wieder Ausflüchte. Getroffen haben wir uns auswärts, oder ab und zu mal bei mir. Das hat weh getan. Als wir schon lange in dem Hin und Her waren, hab ich ihn mal überraschend besucht. Er hatte mir zuvor vorgeworfen, ich würde nichts für unsere Beziehung tun, stünde ja auch nicht mal einfach so vor seiner Tür. Die angeblich immer offen war für mich, Tag und Nacht (wörtliches Zitat). Als ich dann da stand (Klingel natürlich abgestellt, übers Handy ging er beim 4. mal endlich ran) wurde ich widerwillig reingelassen, er war wieder mal krank, ich stand in der Küche rum, und ein Eisblock hätte Wärme abgestrahlt im Vergleich zu ihm. Geredet haben wir gar nix, er konnte ja nicht, krank wie er war, und nach ein paar Minuten, nicht einmal einen Stuhl bot er mir an, bin ich wortlos gegangen. Wie es mir ging brauch ich dir wohl nicht zu erzählen, ich weiss nicht, wie ich die 35 km zurück überhaupt geschafft habe. Seinen Gesichtsausdruck sehe ich noch vor mir, und es ist jetzt 3 Jahre her. Das war nicht der feinfühlige, liebevolle Mann den ich kannte und liebte. Das war jemand anderes, schlimmer als ein Fremder. Das war mein letzter Besuch in seinem Haus. Im Frühjahr, als er begann, mich unbedingt treffen zu wollen, schrieb er mir egal wo, wenn du willst, auch bei mir. Was soll ich damit anfangen? Es ist in der Schachtel der unerklärlichen Verhaltensweisen und Äußerungen gelandet.

09.11.2014 23:37 • #27


H
Zu deiner Therapieantwort: Doch, es ist paradox, Liebe nur unter Leidensdruck oder dann zu fühlen, wenn ein anderer leidet. Das ist genau das Problem, das kann es doch nicht sein, und das spürst du. Dass du das Schema kennst weiss ich, aber glaub mir, ich bin leider sehr schemaerfahren und weiss, dass das alleine noch nicht viel bringt . Genau deshalb schreib ich dir das alles. Nicht einmal Wut ist das, die kann ich leider nicht so recht empfinden (jeder hat ja so seine Probleme). Ok, ich bin froh über das, was du ansonsten schreibst und halte dir morgen, oder die nächsten Tage die Daumen, dass du durchhältst, dabei bleibst, gegen deine Verdrängungstaktik angehst und erfolgreich bist. Berichte bitte hier. Und denk bitte dran: Nicht Worte zählen, sondern Taten. Das wird auch deine Freundin so sehen. Und es wird dir gut tun. Mach den Anfang, jetzt!

09.11.2014 23:56 • #28


EricBest
Also ich halte mich immer an Zusagen. Ich lass auch in der Regel niemanden hängen und bin für meine Freunde immer da, auch wenn es mir mal gerade nicht passt.

Ich frage deshalb, weil im Urlaub die einzige Zeit war, in der alles in Ordnung war. Ob ich dort Liebe richtig gespürt habe, kann ich schlecht sagen, aber der Urlaub war toll und ich war ein Stück weit frei. Das beziehe ich jetzt rein auf meine Freundin. Mit der streite ich auch nicht oft, weil sie sehr verständnisvoll ist und schon wusste, dass was nicht stimmt. Wenn wir raus gegangen sind, einen Tag irgendwo verbracht haben, war alles wunderbar.
So wie du es auch beschreibst. Das geniesse ich auch, hab das Gefühl, dass sie zu mir gehört. Das fällt mir aber auch gerade erst auf. Es scheint wirklich nur zuhause so schlimm zu sein. Vielleicht, weil man da nicht abgelenkt ist? Obwohl ich das irgendwie nicht glaube.
Ob der Streit bei mir oder bei ihr war, ist egal. Sie hat kleine Tiere und sie nimmt kleine Katzenkinder auf und pflegt sie gesund, deshalb war ich oft bei ihr. Ausserdem wohne ich in einer richtigen Junggesellenbude, dort fühlt sie sich nicht so wohl. was ich aber sagen möchte ist, dass ich bei ihr auch zuhause war und mich dort wohlfühle. Der Streit läuft so ab, wie bei dir. Ich gebe keine Fehler zu und lenke ab. Und das halt sehr konfus zum Teil. Da passt nichts zusammen. Ich rede dann so lange auf sie ein, bis ich mein Recht habe. Ich würde ihr sogar weiß machen, dass die Farbe Blau jetzt Gelb ist und darauf so lange pochen, bis sie ok sagt. Dann warte ich, bis sie angekrochen kommt. Das sind diese schlimmen Machtspielchen. Ich muss aber dabei sagen, dass ich diese sehr selten mache. Darin habe ich mich schon sehr weit gebessert. Aber ganz abstellen konnte ich sie bisher nicht.
Das mit der Klingel finde ich auch interessant. Ich kann meine nicht abstellen, würde ich es können wäre sie nahezu immer aus, weil ich keine Lust auf Gesellschaft habe. Man verkriecht sich halt. Das ist das Beispiel, was ich für mich benutze, mit dem Kinderzimmer. Und wenn man diese Ruhe haben muss, dann tut man alles dafür, sie zu bekommen, auch durch sinnlosen Streit. Ich mache dann noch den Fehler, mich mit Kumpels dann in die Kneipe zu setzen. Alk. ist dann auch der schlechteste Berater, den man haben kann. Aber man hat dort seine Ruhe und vergisst den Alltag. Aber es ist halt falsch, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Ich habe heute morgen die ersten E-Mails zu Therapeuten geschickt und eine Telefonliste gemacht, die heute Nachmittag abtelefoniert wird. Von der Arbeit aus möchte ich das nicht machen. Einen Termin bei der Hausärztin habe ich auch und ich habe meine Freundin um ein Gespräch gebeten, um nochmal ein paar Dinge durchzugehen. Dies findet auch diese Woche statt. Es kann also los gehen.
Es ist nur wirklich erschreckend, wie schwer sich die Therapeutensuche gestaltet. Ich denke da nur an Burnout oder Depressionen, wie sollen diese Leute mit solchen Krankheiten sich Hilfe suchen? Da sollte echt mal nachgebessert werden von den Krankenkassen. Das nur als Anmerkung.

10.11.2014 14:36 • #29


K
Zitat von EricBest:
Ich habe heute morgen die ersten E-Mails zu Therapeuten geschickt und eine Telefonliste gemacht, die heute Nachmittag abtelefoniert wird. Von der Arbeit aus möchte ich das nicht machen. Einen Termin bei der Hausärztin habe ich auch und ich habe meine Freundin um ein Gespräch gebeten, um nochmal ein paar Dinge durchzugehen. Dies findet auch diese Woche statt. Es kann also los gehen.
....


Hört sich gut an!
Und lasse dich nicht abschrecken, falls du erst in ein paar Monaten einen Termin bekommst. Es ist ja ein grundlegendes Problem, dass dich immer wieder einholen wird. Trägst dein Päckchen schon so lange mit dir rum.....da kommt es auf einen Tag/ Woche/ Monat mehr oder weniger nicht an, meine ich.

10.11.2014 21:56 • #30


A


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