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Beziehungsunfähig durch fehlende Empathie?

EricBest
Guten Morgen liebe Leute

es ist mein erster Post hier und ich hoffe, es gehört zum richtigen Thema. Vielen Dank vorab für das Lesen meiner Zeilen. Es hat schon sehr viel geholfen, dass hier hin geschrieben zu haben

Es ist mal wieder passiert, meine große Liebe, wie ich denke und weiß, liegt in Trümmern.
Meine Freundin bzw. Ex-Freundin ist unfassbar toll. Ich habe ewig nach ihr geschaut, geguckt was sie macht. Immer auf ein Lebenszeichen von ihr gehofft. Irgendwann wurde es dann mehr, dann Freundschaft, dann Liebe. Wir kennen uns schon lange, die vorangegangene Freundschaft ging 2 Jahre. Dann verliebten wir uns
Die Beziehung war toll für mich und hielt schätzungsweise 14 Tage. Dann fingen die Selbstzweifel an. Was will so eine tolle Frau von dir? Das ist nur eine Frage der Zeit, bis Sie weg ist. Die kann nichts Tolles an dir finden. Ihre Ex-Freunde sind alle eine Nummer besser. Sehen besser aus, haben in ihrem Leben was erreicht. Stehen mit beiden Beinen im Leben.
Sie studiert, ich habe mein Studium abbrechen müssen.

Und schon war ich wieder in mir gefangen. Hab schlecht oder gar nicht geschlafen. Der S. mit ihr funktionierte überhaupt nicht. Ich konnte nicht. Ich war von meinen Gefühlen zu ihr und von der Angst, dass Sie bald wieder weg ist übermannt. Das hatte ich vorher noch nie. Ich bin zu dem Zeitpunkt 30 und es ist die 4. ernste Beziehung. Ich habe Erfahrung mit Frauen, jedenfalls oberflächlich.
Nach 14 Tagen wäre der Punkt gewesen, vor allem nach den 2 oder 3 Versuchen mit ihr zu schlafen, ihr zu sagen, was mich bedrückt. Das ich an einer großen Verlustangst leide und ich mich ihr nicht öffnen kann. Da wir vorher gut befreundet waren und über vieles gesprochen haben, lag es nicht daran, dass ich ihr nicht vertraute. Sie ist ein sehr ehrlicher Mensch und ich kann ihr blind vertrauen. Ich konnte es trotzdem einfach nicht. Nach paar Wochen ging es dann ganz normal und es geriet in Vergessenheit. Sowas kann am Anfang ja passieren. Ich wusste, dass das nicht normal ist.

Durch diese emotionale Schieflage bin ich bei ihr nie „angekommen“. Konnte mich nicht öffnen. Keine Nähe zu lassen. Dadurch kam es dann immer öfter dazu, dass sie angefangen hat sich zu distanzieren. Ich gab ihr das Gefühl, es nicht ernst zu meinen. Und nach 2,5 Monaten Selbstzweifel, Angst und Verzweiflung habe ich probiert, die Beziehung zu beenden.
Meine Freundin studierte damals und war kurz vor ihrem Abschluss. Es war immer klar, dass sie anschließend erstmal weggeht um einen Job zu finden und aus ihrer Misere zu kommen, da Sie es in unsere Heimat nicht leicht hatte durch schwere Probleme in ihrer Familie. Das war meine Ausrede um ihr zu sagen, es ist Schluss. Du willst ohne mich gehen? Also beende ich das vorher und flüchte vor dem Verlassen werden! Sie hatte aber nie gesagt, dass sie mich hier alleine lässt.

Das gab einen riesen Knacks und war auch nicht mehr zu reparieren, obwohl wir geredet und es nicht beendet haben. Die Probleme waren weiterhin da. Ich konnte keine Liebe geben, ihr fehlte das und so dümpelte die Beziehung weiter vor sich hin und meiner Freundin ging es immer schlechter. Sie verhungerte innerlich.
Ich kann nicht über meine Probleme reden. Ich flüchte. Vor allem vor Problemen jeglicher Art, die nur zu überwinden sind, in dem man sie bespricht und aus der Welt schafft. Das kann ich nicht. Ich bin da blockiert.

Dass ich nicht über meine Gefühle und Emotionen reden kann verfolgt mich, seit ich denken kann. Ich bin ein Scheidungskind, meine Eltern trennten sich als ich ca. 11 oder 12 war. Vielleicht auch 13. Ich kann mich bis zu meinem 16. Lebensjahr an kaum was erinnern.
Mein Vater war ein Tyrann. Es herrschte unabdingbarer Leistungsdruck. Überall musste ich der Beste sein. Sei es beim Fussball oder in der Schule. War das nicht der Fall, gab es Ärger der sich in Hausarrest (Schule) oder Missachtung aus drückte („Wenn ihr nochmal besser spielt, komm ich auch nochmal ein Spiel gucken“ / Er kam nie). Schlug ich mir das Bein auf, durfte ich nicht weinen. „Indianer kennt keinen Schmerz“ oder „du willst doch ein Mann sein, keine Memme“. Ich kann mich erinnern, dass ich oft Fußballspielen war, als ich klein war. Dies hörte aber schon früh auf. Ich habe in meinem Zimmer gesessen und mich mit mir selbst beschäftigt. Leute die rein gekommen sind, habe ich nicht mehr registriert. Später, als ich älter wurde spielte ich am PC. Stundenlang. Wenn jemand rein kam, interessierte mich das nicht. Niemand kam mehr an mich ran. So bin ich erwachsen geworden. Jedenfalls körperlich. Ich spielte weiterhin im Verein, hatte viele soziale Kontakte in der Schule und war beliebt. Aber die meiste Zeit war ich doch mit mir alleine.
Ich habe oft dran gedacht, dass mir Dinge fehlen. Vor allem Liebe, aber wenn Sie mir jemand geben will, lass ich das nicht zu. Ich habe dadurch auch keine Bindung zu meinem Bruder. Auch nicht zu meiner Mutter, die sehr viel für uns getan hat, aber durch die Scheidung auch in einer Misere steckt. Beide leiden sehr darunter, dass ich nicht mit ihnen rede. Das ist mir immer bewusst gewesen, ändern kann ich es trotzdem nicht.

Insgesamt dauerte die Beziehung 11 Monate. Für sie war es der blanke Horror. Immer wieder ist sie auf mich ein gegangen und an mir zerschellt. Ich habe und konnte nichts einsehen und habe mir Sachen selbst so eingeredet, bis sie mir konform waren und mein schlechtes Gewissen weg war. Über Ängste und Zweifel habe ich nicht gesprochen. Stattdessen wurde ich aggressiv und schob ihr die Schuld zu, denn anschließend habe ich wieder meine Ruhe und sitze in meinem Kinderzimmer in dem die Welt in Ordnung ist. Und Sie leidete Horrorqualen.

11 Monate sind keine lange Zeit, aber es ist nicht meine erste Beziehung und alle Beziehungen laufen bei mir so ab. Diesmal kommt nur dazu, dass es meine große Liebe ist, mit der ich alt werden will. Aber das ist mit mir so nicht möglich. Sie würde das nicht überleben, und das ist nicht übertrieben. Bei mir sieht es nicht besser aus, ich bin verzweifelt, immerzu traurig und absolut unzufrieden mit allem.

Sehr erschwerend kam hinzu, dass meine Mutter schwere seelische Wunde mit sich trägt, die ihr in ihrem Leben widerfahren sind. Sei es durch andere oder durch sie selbst, sie wiegen schwer. Ich bin der einzige Notanker im Moment. Dadurch klammert Sie und ich werde wie ein kleiner Junge verwöhnt, bekomm die Wäsche gemacht und gekocht, obwohl ich lange nicht mehr zuhause wohne. Sie kann mich nicht los lassen.
Meine Freundin war dadurch die Frau, die mich nun beanspruchte und mich ihr weg nahm. Durch diese Angst funkte meine Mutter in die Beziehung, wo sie nur konnte.
Falsche Mutterliebe? Es scheint jedenfalls so und ich bin in einem Teufelskreis gefangen, der mich meiner Mutter gegenüber abhängig macht. Eigentlich stehe ich mit beiden Beinen im Leben, glaubte ich zumindest lange. Ich habe einen zwar sehr stressigen Job, aber ich verdiene auch dadurch ganz gut und es macht mir Spaß, weil ich dort Verantwortung besitze und Leute auf mich hören. Trotzdem fühle ich mich dort nicht anerkannt. Trotzdem werde ich von meiner Mutter behandelt, als ob ich ein kleiner Junge bin, dem man noch das Pausenbrot schmieren muss.

Durch dieses ganze Konstrukt, was sich aus einer kaputten Familie, innerer Zerrissenheit und völlig fehlendem Selbstwertgefühl ergibt, glaube ich, dass ich nicht in der Lage bin eine Beziehung zu führen, die für andere selbstverständlich ist. Ich kann keine Empathie zu meinem Partner herstellen. Ich kann nicht mitfühlen, mich nicht in sie hineinversetzen oder sie einfach bedingungslos lieben. Das beste Beispiel ist, dass ich nicht Arm in Arm mit ihr zusammen einschlafen kann. Konflikte bleiben meinerseits unausgesprochen, weil ich Angst vor dem Ergebnis habe, was daraus im schlimmsten Fall resultieren könnte.
Ebenfalls bleibt zu erwähnen, dass ich sowohl privat unter Freunden, als auch auf der täglichen Arbeit allen schwierigeren Konflikten aus dem Weg gehe.

Selbst finde ich keinen Weg aus meinem Verhaltensmuster und suche nun Hilfe. Ich muss lernen zu reden. Mit meiner Ex-Freundin kann ich das nun. Aber das ist leider nur eine Momentaufnahme, da wir nicht mehr zusammen sind und Sie die Beziehung nicht mehr reparieren kann zu mir. Ich werde nun sofort auch professionelle Hilfe suchen, leider scheinen Wartelisten bei Therapeuten schier endlos zu sein. Deswegen schreibe ich hier.
Es ist wie oben beschrieben nicht meine erste Liebe und wirklich jede Beziehung endete so bei mir. Diesmal ist es so, dass meine Ex-Freundin mir nicht böse ist, weil sie versteht, was mit mir los ist, nur ihr die Kraft fehlt, mich daraus zu holen. Das kann und werde ich auch nicht verlangen von ihr.
Sie geht nun auf Abstand, sagt mir aber, dass ich sie nie verlieren werde, sei es zumindest als Freund. Das gibt mir Kraft die Sache nun durchzustehen und aus diesem Teufleskreis auszubrechen. Nur habe ich keine Ahnung, wie man das anstellt. Oder liegen die Probleme woanders? Ich weiß mir einfach nicht zuhelfen...

Vielleicht weiß jemand Rat oder kennt ähnliches. Vielen Dank im Voraus fürs zuhören bzw. lesen.

Viele liebe Grüße,
Eric

08.11.2014 10:27 • #1


P
Fühlst du dich denn wohler, wenn du allein bist oder in einer Beziehung?

Was genau vermisst du?

08.11.2014 21:49 • #2


A


Beziehungsunfähig durch fehlende Empathie?

x 3


EricBest
Ich denke, dass das bei mir wie bei jedem anderen ist. Ich sehne mich nach Geborgenheit, einem liebenswerten Partner und bin auch sehr gerne verliebt. Wenn es dann dazu kommt, dass ich jemanden gefunden habe, falle ich in das beschriebene Muster.
Ich fühle mich sehr wohl in einer Beziehung. Dies ist nur leider von sehr kurzer Dauer.
Es ist immer ein Auf und Ab. Es läuft gut, der Partner kommt mir nah, ich hau ab. Dies ist gemeint, dass ich nicht körperlich abhaue, sondern mich zurückziehe und den Partner eiskalt liegen lasse. Sagt dir das was bzw. verstehst du, wenn ich sage, dass mein Partner, obwohl er abends neben mir im Bett liegt, der einsamste Mensch auf der Welt ist? So kann man das dann beschreiben.
Anders wiederrum, wenn ich alleine bin (keine Beziehung), fühl ich mich unwohl und ich wäre froh, jemanden zu haben.
Alleine sein fällt mir schwer, wenn ich es denn bin. Bin ich in einer Beziehung reise ich sehr schnell aus und suche das Alleinsein.
Ich würde aber dennoch sagen, das ich erstmal nichts vermisse. Meine Freundin hat mir alles gegeben, aber ich konnte es nicht annehmen. Ich war immer im Glauben, dass sie mir ziemlich bald den Laufpass gibt. Die Gedanken haben mich fertig gemacht. Deshalb zog ich mich zurück und hab sie am langen Arm verhungern lassen.

08.11.2014 22:24 • #3


P
Zitat von EricBest:
Ich war immer im Glauben, dass sie mir ziemlich bald den Laufpass gibt. Die Gedanken haben mich fertig gemacht. Deshalb zog ich mich zurück und hab sie am langen Arm verhungern lassen.

Dein Verhalten ist so ein bisschen Self fulfilling prophecy, so scheint es mir.

08.11.2014 22:31 • #4


K
So wie du schreibst, hört sich es für mich ziemlich selbstreflektiert an. Also du weißt, wo deine Schwierigkeiten mit Nähe durch Menschen, die dir etwas bedeuten, herkommen. Was dir fehlt sind Lösungsmöglichkeiten, wie du Nähe zulassen kannst, ohne das Gefühl zu haben, einen Verlust zu erleiden.
Meine laienhafte Interpretation ist so: Ich kann mir vorstellen, dass es dein Erleben an frühe Ohnmachtsgefühle in der Kindheit gekoppelt ist. Als Kind warst du durch nahestehende Menschen allerhand Machtdemonstrationen v.a. durch deinen Vater ausgeliefert und konntest ihm trotz aller Anstrengung nichts recht machen. Um das nicht noch mal erleben zu müssen, also quasi als Selbstschutz, hast du ein bestimmtes Verhalten erlernt: Andere nicht zu nahe ranlassen, weil sie mich verletzen könnten.

Dieses Verhalten kannst du auch wieder verlernen, in dem du dir klar machst, dass du heute autonom und selbstbestimmt bist, du nicht mehr der von-der unerreichbaren-Liebe-des-Vaters-abhängige- kleine-Junge bist.
Mangelnde Empathie sehe ich da nicht.

Übrigens: Niemand möchte gerne verletzt werden, das ist ein natürliches Gefühl. Die meisten Menschen kennen das. Nur ohne eine gewisse Risikobereitschaft sich trotzdem (also trotz der vergangenen Verletzungen) sich immer wieder aufs neue auf einen anderen Menschen einzulassen, kämen sich zwei Menschen nie nahe. Jeder geht das Risiko ein, dass die Beziehung auch scheitern kann. Ok, das ist dann schmerzhaft, aber soll man deshalb auf schöne Liebeserfahrungen verzichten.
Nutze heute die Möglichkeit, wenn dir ein Mensch begegnet, zu dem du liebende Gefühle hast. Wer weiß schon, was morgen ist....

LG K.

08.11.2014 22:32 • #5


EricBest
@Panda: Das mag schon sein, aber ich kenne es halt aus früheren Beziehungen. Und mal ganz ehrlich, kein normal denkender bzw. fühlender Mensch macht das lange mit.

@Kundalani: Diese Selbstreflektion hab ich erst seit zwei Tagen. Vorher habe ich mir meine Gründe schon gesucht, warum meine Beziehungen scheitern.
Du beschreibst ganz genau meine Zwickmühle. Auch beschreibst du den Weg, oder besser geschrieben, die Lösung. Aber ich kann es nicht.
Ich war vor zwei Monaten an dem gleichen Punkt wie jetzt. Meine Partnerin trennte sich eine Woche vor unserem Urlaub. Ich hatte keine Ahnung warum. Ich verstand einfach nicht, was sie mir mitteilte und vor allem verstand ich ihre Gründe nicht. Die waren für mich lächerlich. Ich konnte mich nicht in ihre Lage versetzen. Wir versuchten, es zu retten, was auch erstmal gelang und flogen zwei Wochen in den Urlaub. Und da war die Welt in Ordnung. Als wir wieder zuhause waren, fiel ich in alte Muster und das Dilemma nahm wieder seinen Lauf. Ich kann noch nicht ganz erklären, wieso ich das mache. Aber ich verlier von heute auf morgen die Lust an der Beziehung und bin ihr gegenüber eiskalt. Das wird mein Schutzmechanismus sein. Da dieser sich aber ohne zu fragen einschaltet, habe ich keine Chance, diesen zu umgehen.
Ich hoffe, es ist verständlich. Diese Reflektion meines Verhaltens fällt mir sehr schwer, weil ich alles vergesse. Meine Verdrängung setzt einen Tag später schon sehr heftig ein und meine Erinerungen an diese Dinge sind sehr verschwommen.

Danke für eure Nachrichten

08.11.2014 22:54 • #6


P
Da du ja seit Jahren dieses Verhaltensmuster perfektioniert hast, ist es natürlich schwer, daraus auszubrechen. Ich denke, dein Weg, dir professionelle Hilfe zu suchen, ist der richtige.

Aber durch deine Reflexionen, auch wenn sie jetzt neu sind, wie du schreibst, bist du doch schon einen entscheidenden Schritt weiter gekommen. Wenn ich das richtig verstanden habe, hast du vorher die Situationen noch nicht mal reflektieren können.

Vielleicht fällt es dir ja leichter, mit Fremden über dich zu reden. Hier gelingt dir das ja auch. Es gibt eben Menschen, die können nur mit ganz vertrauten Personen über ihre wahren Gefühle und Probleme sprechen und dann gibt es Menschen, die können das viel besser mit Fremden oder weitläufigen Bekannten, die nicht zum direkten Freundeskreis gehören (zu letzteren gehöre ich übrigens auch.)

08.11.2014 23:17 • x 1 #7


K
Zitat von EricBest:

... Ich kann noch nicht ganz erklären, wieso ich das mache. Aber ich verlier von heute auf morgen die Lust an der Beziehung und bin ihr gegenüber eiskalt. Das wird mein Schutzmechanismus sein. Da dieser sich aber ohne zu fragen einschaltet, habe ich keine Chance, diesen zu umgehen.


Also für mich wirkt das so, als käme eine Identifikation mit deinem Vater in dem Augenblick hoch....ihm wird ein liebendes Verhalten entgegenbracht und er reagiert mit Macht und Destruktion, weil er es wahrscheinlich nicht ertragen konnte, geliebt zu werden. Auch dieses Imitationsverhalten kann gelernt sein von dir, geschieht völlig unbewusst...
Ich meine sich bestimmter wiederholender unerwünschter Verhaltensweisen bewusst zu werden, ist die halbe Miete. Es ist wie ein Schema, das du ändern kannst

08.11.2014 23:19 • #8


EricBest
Ich bin einen sehr, sehr großen Schritt voran gekommen. Meine Freundin hat mir in einem Gespräch gestern die Augen göffnet. Dies dauerte sechs Stunden. Ich bin normalerweise durch mein Verhaltensmuster sehr introvertiert und spreche mit niemandem über meine Probleme, vor allem nicht über die emotionalen. Deshalb was das schon etwas besonderes. Heute morgen wachte ich auf und alles war weg, komplett verdrängt und vergessen. Deswegen habe ich mich dazu entschlossen alles niederzuschreiben und meine Erinnungen wieder hoch zu holen. Für meinen ersten Post habe ich fast drei Stunden gebraucht. Es war schon anstrengend. Aber ich möchte ja nicht jammern.
Und es tut sehr gut hier zu schreiben und es hilft mir gewiss. Ich konnte das nicht reflektieren. Was ich sehr gut konnte, war mir und anderen glaubhafte, falsche Gründe rüber zu bringen.

Ohne professionelle Hilfe werde ich da nicht rauskommen, da die Gründe wohl tief in mir verborgen liegen und ich nicht mehr an sie ran komme. Jedenfalls nicht alleine. Soweit bin ich schon mal. Daran war ja vorher nicht zu denken. Ich habe nicht gelernt Schwäche zu zeigen, geschweige denn Hilfe anzunehmen. Darüber bin ich jetzt hoffentlich hinaus. Andernfalls werde ich wohl nie in meinem Leben glücklich sein können....

08.11.2014 23:30 • #9


EricBest
Zitat von Kundalini:
Ich meine sich bestimmter wiederholender unerwünschter Verhaltensweisen bewusst zu werden, ist die halbe Miete. Es ist wie ein Schema, das du ändern kannst


Das ist der Knackpunkt. Ich habe das probiert. Oft probiert und scheitere jedesmal bitterlich. In jeder Beziehung sind die Frauen nach dem ersten großen Streit (war fast immer mit Trennung verbunden) zurück gekommen, und meistens oft zurück gekommen. Und sobald das geschieht, setzt mein Verhalten ein. Ich schaffe das einfach nicht abzustellen, obwohl ich weiß, dass das grundverkehrt ist.

08.11.2014 23:35 • #10


K
Hast du es denn mal probiert, ich meine, dass dir bestimmte Schema bewusst sind, ist ja noch nicht so lange. Kannst du beschreiben, was dich davon abhält, bei deiner Freundin zu bleiben. Wie würdest du dich fühlen, wenn du bliebest und nicht gehst oder abweisend wirst. Stell dir das noch mal vor und achte dabei auf deine Gefühle.

09.11.2014 00:26 • #11


EricBest
Das ist ganz einfach zu beantworten, da ich das oft habe. Ich liege abends mit ihr zusammen vor dem Fernseher, ganz einfaches, aber sehr schönes Szenario. Ich habe den ganz großen und dringenden Wunsch ihr zu sagen, dass ich sie liebe. Dies bekomm ich aber nicht aus mir raus, ich spüre eine Blockade die nicht zu überwinden ist. Es ist reine Angst, ich fürchte mich so sehr vor der Reaktion, dass ich nichts sagen kann. Paradoxerweise weiß ich, dass sie mich auch sehr liebt.
Nun weiß ich eigentlich nicht, was in der Zwischenzeit passiert, bis ich dann wieder in das Gegenteil umschlage. Ich denke, dass ich dann mit mir selbst Frust schiebe.
Und nun zu dem Teil, was mich abhält. Ich steh morgens auf und denke, heute siehste sie mal nicht. Am nächsten Tag das Gleiche. Ich verhalt mich abweisend, schreibe SMS wie ein Fremder. Ich bin so dermaßen genervt von der Beziehung (nicht von ihr!), dass ich das am liebsten direkt beenden würde. In mir kommt eine Aggression hoch und ich bin auf Krawall aus. Egal was sie sagt, ich binde ihr daraus einen Strick. Das kann ich leider sehr gut. Wir streiten, ich habe anschließend meine Ruhe. Das fühlt sich dann ganz kurz richtig gut an, ich bin zufrieden, ein Gefühl des Siegens und Macht (vermute ich, ganz schwer zu sagen!) über sie, da sie immer wieder ankommt und die Situation aufklärt. Sei es durch eine Entschuldigung (für nichts, denn sie hat nichts gemacht) oder aber, es vergehen 2-3 Tage und man geht wieder auf einander zu. Aber ich falle direkt in ein Loch, bin zutiefst traurig, dass ich ihr weh tue. Vor allem, weil es unfair ist! Das zerreißt mich innerlich und es sind richtige Seelenschmerzen. Und jetzt kommt das Schlimmste eigentlich; entschuldigen kann ich mich nicht und ich fühle wieder eine unüberwindbare Blockade.

09.11.2014 08:50 • #12


K
Hört sich jetzt vielleicht was merkwürdig an, aber üb doch mal vorm Spiegel, was du ihr sagen willst. Also rede laut mit dir selber. Damit du das, was du sagen willst, schon mal ausgesprochen hast und erfährst, wie sich das für dich anfühlt und anhört.
Und das beste ist, liebende Worte zu sagen ist wie ein Seelenheil, das tut gut. Weil du merkst, wie du deiner Freundin was gutes tust, damit sie sich gut fühlt.
Deine Aggressionen kann ich nachvollziehen, es ist ein großer Frust, etwas anderes zu tun als man will. Ist ja gewissermaßen eine Fremdsteuerung, wer mag schon so eine Dissonanz.

09.11.2014 09:47 • #13


EricBest
So merkwürdig ist das gar nicht. Das werde ich mal machen. Hätte ich schon früher probieren sollen. Allerdings sind wir ja getrennt und ich werde sie nicht belagern, sie hat Abstand nötig, damit es ihr wieder gut geht. Aber wenn es wieder so ist, sollte ich es dann können. Vorausgesetzt, die Chance besteht nochmal.
Ich denke nicht, dass sie mich aufgibt. Aber uns beiden ist klar, dass das im Moment so nichts bringt.
Deine Tipps sind schon toll und ich kann so auch besser reflektieren

09.11.2014 09:59 • #14


H
Hallo Eric, wenn ich lese was du schreibst, überläuft es mich. Ich kenne deine Verhaltensweisen leider nur zu gut - aus der Position des Partners. Oder Expartners, besser gesagt. Und es geht noch schlimmer, er ist einiges älter als du und lebt entsprechend länger in seinem Problem, mit allen Strategien die dazugehören. Die unendlich viel Leid bringen, für ihn und die Partnerin. Die sich für ihn auch in anderen Lebensbereichen gravierend auswirken. Wie bei dir. Die glaubhaften falschen Gründe, die unberechtigte Wut und Aggressivität, die Schuldzuweisungen, das Auf und ab, die Momente der intensivsten Nähe und der Eiseskälte. Der Teufelskreis in der Beziehung, der Horrorqualen -mit meinem Wissensstand von heute meine ich für beide !- bedeutet.

Ich erinnere mich zB an eine Situation, er lag mit mir auf der Couch, es war der zweite Weihnachtstag, alles war scheinbar bestens, da sprang plötzlich auf, fuhr nach Hause, es sei ihm übel. Er wollte abends wiederkommen - kam nicht. Kein Wort der Erklärung, keine liebevolle Geste, einfach nichts, was ich noch hätte fühlen können. Ich verstand die Welt nicht mehr, so geschah es auch bisweilen mitten in der Nacht, wortlos stand er auf und fuhr weg...Ich fühlte mich in diesen Situationen total verlassen, einsam, ungeliebt, er war mir fremd und es machte mir große Angst. Viel später schrieb er mir: Es war unglaublich schön, so mit dir auf der Couch zu liegen, ich war so glücklich. Ich weiss nicht was mich gepackt hat, ich wollte nur noch weg, mir war übel, alles lief in mir durcheinander.

Die Anhäufung solcher und ähnlicher Erlebnisse führten zu unserer ersten Trennung. Die er mir hinschob, mir blieb nichts anderes übrig, weil ich -obwohl es perfekt zu passen schien- entsprechende Zweifel entwickelte, an seiner Liebe, an der Ernsthaftigkeit, an allem. Er machte mir Angst. Zumal er sich dann noch körperlich verweigerte, wenn ich das mal so ausdrücke..Die Worte und sein Verhalten passten insgesamt null zusammen.
Es folgten Jahre, in denen er immer wieder auf mich zuging, zuerst mal setzte er alles daran, mich von seiner Ernsthaftigkeit zu überzeugen. Was ihm gelang, an seinen Gefühlen hatte ich merkwürdigerweise nie ernsthafte Zweifel. Jedesmal, wenn er sich überzeugt hatte, dass ich noch für ihn da war, hat er sich dann plötzlich wieder zurückgezogen und mich auflaufen lassen: ab in die Höhle, Funkstille, üble und missachtende, respektlose Verhaltensweisen... Locken und blocken. Dasselbe Muster, immer wieder von vorne, bis ich einfach nicht mehr konnte, ich hatte mich in jeder Form bis aufs Limit herabgesetzt. Ich habe gehofft und gewartet, hätte alles für ihn getan, als er zumindest mal ansatzweise so weit war wie du jetzt, hätte ich ihn unterstützt und Verständnis gehabt. Was er nicht annehmen konnte. Es ändert sich nichts, und ich kann so nicht weiterleben. Das bedeutete das Ende für uns.

Ich schreibe dir das, damit du siehst, dass ich dich verstehe, und um dir Mut zu machen, dich aus diesen Ängsten vor Bindung, Nähe und Verlust zu befreien. Ich habe mich vor allem in den letzten beiden Jahren intensiv mit der Problematik beschäftigt. Um selbst rauszukommen aus diesem Unglück und um zu erkennen, dass ICH als Partnerin keinen Einfluß habe. DU allein kannst das schaffen, es ist nicht leicht, aber den ersten Schritt zur Selbstreflektion hast du gemacht. Ohne therapeutische Hilfe wird es nicht gehen, bemüh dich um einen Therapieplatz bei einem Psychotherapeuten, der aber Erfahrung haben muss mit dieser Problematik, das ist wichtig. Es wird nicht leicht und es wird dauern. Aber mach alles, was du kannst, damit du ein gutes Leben hast. Die Sache mit deiner Mutter musst du auch angehen.

Es gibt einiges, was du tun kannst, ich empfehle dir jetzt erst mal ein sehr gutes Buch: Jein, von Stephanie Stahl. Sie hat im Internet eine Seite. Lies es bitte! Unbedingt!
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute!

09.11.2014 11:29 • #15


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