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Bindungsangst und Perspektivlosigkeit

S
Zitat von Vienne:
da hat sich eben keine der Damen in ihn verliebt gehabt.

woher weißt Du das?

24.08.2022 18:10 • x 3 #46


Blanca
@Vienne

Hab Dein Profil angeschaut und gesehen, daß wir derselben Altersgruppe angehören. Gehe ich recht in der Annahme, daß auch Dein Freund light die 50 bereits hinter sich hat? Ich frage nur, um noch etwas zu Beitrag #5 nachzureichen:

Daß er ein handfestes Problem hat (ob Bindungsangst, PTSD oder was auch immer, das soll sein Arzt oder Therapeut feststellen), weiß er doch nicht erst seit gestern. Wie schreibst Du selbst so schön in Deinem Eröffnungsbeitrag:
Zitat von Vienne:
Im Prinzip baut sich immer das Gleiche auf.

Und um das Maß voll zu machen dann noch:
Zitat von Vienne:
Mittlerweile weiß ich, dass er immer das gleiche Muster mit anderen Frauen hat. Seine Beziehungen dauern 3-4 Monate, dann wird es ernster, er flüchtet und sucht sich die Nächste.

Ich unterstelle mal durchschnittlich 2 solcher Kurzbeziehungen per anno. Wenn das schon seit 20 oder 30 Jahren so geht, dann hat er also locker mal so 40-60 davon hinter sich. Und dennoch hat er sich bis heute nicht zu einer Therapie aufgerafft, um das in den Griff zu bekommen? Warum nicht?

Wieviele Frauen wird er wohl mit diesem Verhalten über all diese Jahre bereits ähnlich verletzt haben wie Dich jetzt? Ob da nicht auch die eine oder andere dabei war, die ihren Gefühlen ihm gegenüber dann auch offen Luft gemacht hat? Glaubst Du wirklich, der von ihm angerichtete emotionale Flurschaden sei ihm nicht längst bewußt?

Und das ist es, was mich wirklich stört an diesem Mann: Statt sein Problem anzugehen, macht er einfach munter weiter wie gehabt.Frau gesucht, Frau gefunden, die ersten beiden Wochen ist alles paletti, dann fühlt Monsieur sich wieder zu Tode eingeengt und ab durch die Mitte - nur um das Ganze mit einer anderen 1:1 zu wiederholen. Was das mit den Damen macht, spielt für ihn keine Rolle, sonst hätte er doch längst irgendwo auf der Strecke mal innegehalten und sich helfen lassen mit seinem Problem, oder?

Weißt Du Vienne, bei einem jungen Menschen hätte ich ja noch ein Stück weit Verständnis dafür. Aber wenn ein Mann jahrzehntelang lieber alle paar Monate die Partnerin wechselt, statt einmal eine Therapie zu machen, die ihm dazu verhilft, seinem Beziehungsverhalten eine neue Richtung zu geben, dann hört bei mir persönlich das wohlwollende Verständnis schlicht auf. Das ist ein Ausmaß an Verantwortungslosigkeit gegenüber sich und den betroffenen Freundinnen, das auf mich einfach nur abstoßend wirkt - auch und gerade weil er sich seines Problems offenbar zumindest bewußt ist.

Was Dich betrifft hoffe ich sehr, daß Du Dich nicht an einen Strohhalm klammerst der da lautet: Aber ich bin die Eine, für die er sich jetzt doch noch ändern wird. Ich werde das schaffen, was die anderen nicht geschafft haben: Ich werde ihn dazu bringen, daß er das tut.

Denn ändern müssen hätte er dieses Verhaltensmuster schon vor vielen Jahren, und zwar vor allem um seiner selbst willen. Hat er aber nicht... und je älter er wird, desto schwerer wird es für ihn werden, das überhaupt noch zu tun. Nicht umsonst sind die psychosomatischen Kliniken mehr mit jüngeren als mit Menschen seines Alters gefüllt...

24.08.2022 18:12 • x 9 #47


A


Bindungsangst und Perspektivlosigkeit

x 3


Vienne
@Skorpion
Weil ich mit ihm darüber gesprochen habe. Das war die Quintessenz daraus

24.08.2022 18:15 • #48


S
Ja, ganz klar, seine Sichtweise...

@Blanca hat es soeben auf den Punkt gebracht: alle seine Beziehungs-Erfahrungen, insbesondere auch die mit seiner Ex-Frau haben bislang nicht dazu geführt, dass er sich mit seinem Problem auseinandersetzt?
Und nein, auch Du wirst nicht die eine sein, die das jetzt schafft, sorry.

24.08.2022 18:20 • x 2 #49


Blanca
Zitat von Vienne:
Und ich weiß, dass er sich mir nicht komplett geöffnet hat. Es gibt offenbar ein Problem, das er mit seiner Mutter hat. Da will er mit mir nicht darüber sprechen. Ich habe keine Ahnung, was da dahinter steckt. Muss aber sehr schlimm sein ...

Zitat von Vienne:
Paradox ist, dass seine Ex Frau Psychologin ist ..und offenbar nicht realisiert hat, was er für Probleme hat ...

Vor einigen Jahren bin ich an jemand geraten, der ebenfalls - nennen wir es mal merkwürdige - Eigenschaften an den Tag legte. Irgendwann erfuhr ich von ihm, er sei als Kind von der eigenen Mutter jahrelang missbraucht worden.

Zwar erklärte das so manches. Aber ob das der Wahrheit entsprach oder eine perfide erdachte Geschichte war, um sich noch mehr Narrenfreiheit zu verschaffen - leider gibt es nichts, was es nicht gibt. Nachdem seine Mutter zum Zeitpunkt unserer ersten Begegnung bereits verstorben war und ich angeblich die einzige Person, mit der er je darüber gesprochen habe (Therapie hatte er nie gemacht), konnte ich das nur glauben oder es sein lassen. Ich entschied mich für ersteres - achtete aber hinfort umso mehr darauf, deswegen auf keinen Fall rücksichtsvoller mit ihm umzugehen als zuvor.

Als junger Mensch wäre ich nicht so auf mich selbst bedacht gewesen. Aber mit den Jahren wuchs leider die Erkenntnis, daß man auch und gerade in Beziehungen zu jenen Menschen, die einem eigentlich die Nächsten sein sollten, stets auf sich achten muß.

Hoffen wir mal, daß Dein Freund light weniger traurige Erlebnisse mit seiner Mutter hatte als mein Ex damals.

24.08.2022 18:45 • x 1 #50


Vienne
@Skorpion

Ganz genau. Das sehe ich leider auch so

24.08.2022 18:54 • #51


Vienne
@Blanca
O.M.G. das ist natürlich sehr heftig...

Ich weiß nur, dass er seine Mutter regelrecht verächtlich behandelt. Sie lebt in Buenos Aires und ist über 80, ruft ihn 2x täglich an. Entweder geht er nicht ran oder fertigt sie relativ kurz ab, relativ unfreundlich auf Spanisch so würde ich mit meiner betagten Mutter nicht umgehen Ich weiß, dass sie eigentlich sehr gebildet ist, studiert hat, aber offenbar Zeugin Jehovas ist. Seine Schwester ebenfalls. Er war offenbar unter dem Einfluss der Mutter in jungen Jahren auch ein Jahr Zeuge Jehovas, hat aber zum Glück damit und mit Religion nichts am Hut. Aber es ist ein rotes Tuch zwischen Mutter und Sohn, diese Zeugen Jehovas Angehörigkeit.

Auf Missbrauch seitens der Mutter tippe ich nicht. Der Vater war der Leiter eines großen Amts in Bolivien die Mutter hatte auch beruflich eine sehr gute Position. Der Vater hatte nicht nur eine Mätresse sondern zwei, die er komplett aushielt und soll der Mutter gegenüber handgreiflich gewesen sein. Deshalb hatte sie genau geplant, wie sie sich absetzen konnte. Das Leben mit dem Vater dann allein dürfte nicht sehr angenehm gewesen sein.

Missbrauch schließe ich jedenfalls aus, sonst wäre er mit 20 doch nicht zur Mutter nach Buenos Aires gezogen. Er hat dort studiert, eine heiße Affäre mit einer 10 Jahre älteren Dozentin an der Uni gehabt ein paar Jahre lang, bis er seine Frau kennengelernt hat

Und ja .. weil ich merke, dass es so an meine Substanz geht, Versuche ich aus der Geschichte rauszukommen...es gelingt mir nur nicht

24.08.2022 19:11 • #52


Blanca
Zitat von Vienne:
Ich weiß, dass sie eigentlich sehr gebildet ist, studiert hat, aber offenbar Zeugin Jehovas ist. Seine Schwester ebenfalls.

Erstaunlich, daß Dein Freund light überhaupt noch Kontakt zu den beiden hat. Denn bei Austritt aus dieser Glaubensgemeinschaft werden normalerweise sämtliche Kontakte - auch solche zu Familienangehörigen - rigoros gekappt: https://www.jwinfo.de/ueber-den-gruender/der-austritt/

Zitat von Vienne:
Auf Missbrauch seitens der Mutter tippe ich nicht.

Darauf wollte ich auch nicht hinaus.

Das hier reicht schon um einen Eindruck zu gewinnen, aus was für einem guten Haus er stammt:
Zitat von Vienne:
Der Vater hatte nicht nur eine Mätresse sondern zwei, die er komplett aushielt und soll der Mutter gegenüber handgreiflich gewesen sein. Deshalb hatte sie genau geplant, wie sie sich absetzen konnte. Das Leben mit dem Vater dann allein dürfte nicht sehr angenehm gewesen sein.

Da braucht es nun nicht auch noch sowas obendrauf.

Preisfrage:
Gehe ich recht in der Annahme, daß fast alle Informationen die Du über ihn gewonnen hast bisher, aus seinem Mund stammen? Und habe ich recht verstanden, daß Ihr de facto in einer Fernbeziehung AT/DE seid, so daß Ihr einander wochenlang schon räumlich gar nicht treffen könnt?

24.08.2022 19:20 • x 3 #53


Vienne
@Blanca
Ja, die Informationen habe ich nur aus seinem Mund. Und ich habe natürlich auch noch Einiges (Art und Weise, wie er mit ihnen auch umgeht) mitbekommen, wenn er mit seiner Mutter, Schwester, Töchtern etc. auf Spanisch telefoniert hat.

Worauf möchtest du hinaus, denkst du, dass er mich belügt?
Natürlich ist seine Perspektive sicherlich subjektiv...

Zumindest am Telefon ging es nie um Religion, eher um Belangloses. Kann sein, dass in Argentinien da vielleicht nicht der Kontakt bei den Zeugen Jehovas abbricht....ich habe mir diesbezüglich noch keine Gedanken gemacht. Ist aber eigenartig da hast du recht ..

24.08.2022 19:37 • #54


Vienne
@Blanca
Ach so, habe deine eine Frage überlesen gehabt

Nein, wir haben keine Fernbeziehung. Ich lebe in Deutschland und er lebt in einer anderen Stadt cirka 40 Minuten von mir entfernt.

Dass manchmal 2 Wochen zwischen unseren Treffen liegen, liegt quasi an ihm, wenn er wieder mal blockt, Schluss gemacht hat oder tatsächlich ich verreisen musste und er dann auch.

24.08.2022 19:42 • #55


tesa
Zitat von Vienne:
Selbstverständlich würde ich das aber aus Liebe tun, sofern es etwas bringen sollte.

Was bleibt von Eurer Beziehung, wenn man den S. weglässt?


Zitat von Vienne:
Nein, die Liebe kann höchstens unterstützen, aber nicht therapieren.

Nichts anderes hatte ich auch gesagt. @Skorpion hat mich offenbar missverstanden.

Zitat von Vienne:
Paradox ist, dass seine Ex Frau Psychologin ist

Ich kenne eine, die hat die Borderline Erkrankung ihres Freundes nicht gecheckt, trotz Anzeichen, die jeder Laie erkannt hätte.

Zitat von Vienne:
Ich weiß nur, dass er seine Mutter regelrecht verächtlich behandelt.

Das wird seine Gründe haben.

Zitat von Vienne:
so würde ich mit meiner betagten Mutter nicht umgehen


Ich kann Dir viele Gründe nennen, weshalb Du es auch tätest, wenn Deine Dich (gemäß dieser Gründe) behandelt hätte.
Zitat von Vienne:
Auf Missbrauch seitens der Mutter tippe ich nicht.

Um auf irgendwas zu tippen, müsstest Du seine Kindheit und Jugend miterlebt haben.

Missbrauch gibt es in vielen Formen. Der beschränkt sich nicht auf se*uellen. Den gibt's auch psychisch, und körperlich.

Zitat von Vienne:
Missbrauch schließe ich jedenfalls aus, sonst wäre er mit 20 doch nicht zur Mutter nach Buenos Aires gezogen.

Auch da irrst Du.
Ich wurde immer wieder gefragt, warum ich als Jugendliche nicht einfach gegangen bin.

Dafür kann es auch viele Gründe geben. Finanzielle zB.

Und - man kann sich Familie nicht aussuchen. Man wird in eine hineingeboren. Und in irgendeiner Form lebt man damit. Es sind die einzigen Eltern, die man hat. Auch wenn man sich andere gewunschen hätte.

24.08.2022 19:47 • x 4 #56


Blanca
Noch ein paar weitergehende Infos zur Ächtung von Aussteigern bei den Zeugen Jehovas und wie weit das selbst gegenüber Familienangehörigen normalerweise geht: https://jz.help/problembereiche/soziale...aktverbot/

Wie gesagt: Erstaunlich, daß er mit seiner Mutter, Schwester, Nichten etc. überhaupt noch täglich Kontakt hat - so unterkühlt er auch sein mag...

24.08.2022 19:51 • x 2 #57


Vienne
@tesa
Was bliebe von unserer Beziehung, wenn es keinen S. mehr gäbe?

Da kann ich aber jetzt nur meine Sicht darlegen und nicht seine .

Es würde Liebe, Zuneigung, ein unglaublich warmes Gefühl (hat er auch trotz des Tiefkühlschrankverhaltens), Zärtlichkeit Aufmerksamkeit, Respekt, Nähe (die ist sogar sehr intensiv, wenn wir zusammen sind), Rücksicht, ein unglaublich schönes Glücksgefühl, Stille und angenehme Ruhe bleiben, es ist für mich, als würden Raum und Zeit, einfach alles herum ausgeblendet, die Welt bleibt irgendwie stehen...und ich bin dann total glücklich ...und zufrieden ...und habe den Eindruck, dass es ihm auch so geht, auch er ist sehr glücklich wenn wir zusammen sind.
Wir lachen viel zusammen, kochen gerne zusammen, teilen gemeinsame Interessen, gehen gerne ins Theater, diskutieren miteinander über Politik, Gott und die Welt, haben auch sehr tiefsinnige Gespräche, es ist nie langweilig, wir spielen gerne alles Mögliche, zum Beispiel Billard, machen Ausflüge, hören Musik, tanzen miteinander (habe ihm gerade Wiener Walzer beigebracht und meine Liebe zu Strauss und Lili Boulanger), sind beide sehr neugierig und wissbegierig, gehen gerne wandern, sind aufgeschlossen, neue Dinge auszuprobieren, oft eröffnen wir uns gegenseitig neue Perspektiven durch unterschiedliche Mentalität, erweitern unseren sprachlichen Horizont (er Spanisch, ich auf Französisch und Italienisch, manchmal auf Österreichisch- Deutsch).
Ich liebe seinen Akzent und seine Fehler auf Deutsch...und korrigiere ihn nur sehr ungern.. es macht seinen Charme aus ..vor allem, wenn er versucht, Französisch zu sprechen...lol, er kann sich das fast nie korrekt merken, total witzig...
Ich liebe seinen Duft...und wir berühren uns unheimlich gerne, das hat nichts mit S. zu tun, es ist einfach wunderschön und angenehm.
Ich könnte noch Seiten weiter schreiben....

Unglaublich die Geschichte mit der Psychologin und Borderline.

Was da wirklich abging bei seiner Mutter, da tapoe ich um Dunkeln.

Leider kann man sich die Familie nicht aussuchen, da hast du recht...ich weiß natürlich nicht, was bei dir vorgefallen ist ..was immer es ist, es liegt hoffentlich hinter dir...

Und vielen lieben Dank, du hast mich richtig zum Nachdenken angeregt

24.08.2022 20:25 • x 1 #58


Vienne
@Blanca
Sehr eindrucksvoll, dieser Link...

Ja, das kann ich mir dann auch nicht erklären.
Irgendwann hat er mir gesagt, dass sie ihn als Abtrünnigen sehen...und dass sie das Thema Zeugen Jehovas außen vor lassen.
Merkwürdig auf jeden Fall. Ich werde ihn bei Gelegenheit vorsichtig fragen...über die Zeugen Jehovas und seine Familie will er nicht sprechen...

Es sind aber nur die Mutter und die Schwester , die Zeugen Jehovas sind.

Der Bruder ist es nicht, er ist Politiker. Aber auch über den Bruder äußert er sich verächtlich. Keine Ahnung, warum. Dagegen spricht er über ändere Verwandte sehr nett. Er hat hier einen Cousin in Hamburg, mit dem hat er ein sehr enges Verhältnis.

Zu seinen Töchtern hat er ein sehr inniges Verhältnis. Diese wären seine Familie, nicht mehr seine Mutter und seine Geschwister. Der Vater ist schon lange tot .
Merkwürdige Ansichten...

24.08.2022 20:48 • x 1 #59


L
@Vienne
Ganz abgesehen von deinem eigentlichen Thema, kann ich dir auch nur noch einmal empfehlen, dich mit den Zeugen Jehovas eingehender zu beschäftigen, danke @Blanca für deine Hinweise. Möglicherweise gibt es da noch ganz andere Aufschlüsse über das, was euch zusammen-getrennt bewegt.

Oft stecken genau in diesen Familiengeschichten lange Erfahrungen des psychischen und physischen Missbrauchs, die tatsächlich traumatisch für die Betroffenen enden - und daher auch in einem Bruch mit der Familie und vielleicht einem generellen Misstrauen gegenüber engen Beziehungen.

24.08.2022 21:20 • x 2 #60


A


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