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Borderline in Beziehungen / bei Trennung - Erfahrungen

Z
@Arnika
Das tut schon beim Lesen weh.
Brutal!

03.04.2024 20:56 • x 3 #31


A
@LeiderEinRetter Absolut. Und das von einem Gesicht wie ein Engel.. Die zitternde Unterlippe, dazu die großen veilchenblauen Augen, die beherrschte sie perfekt.

Da läuft es einem eiskalt den Rücken runter.

Also vielleicht versteht der erlauchte Kreis jetzt besser, warum ich heute notiert habe, dass sich mein Mitleid mit den armen Hascherln durchaus in Grenzen hält. Sie wusste ganz genau, was sie tat. Wie die Katz mit den Mäuserichen. Nennen wir es Spieltrieb.. Das Spiel bereitete ihr halt einfach auch viel Vergnügen.. Nicht nur, aber auch.

03.04.2024 21:07 • x 3 #32


A


Borderline in Beziehungen / bei Trennung - Erfahrungen

x 3


E-Claire
Hm, war ganz spannend den letzten Beitrag da noch mal zu lesen, weil ich einiges davon noch immer denke und gleichzeitig auch sagen kann, Therapie hilft. Manches hat sich nach weiteren 5 Jahren Therapie doch sehr verändert.

2017 war ich schon 5 Jahre in Therapie und ich gehe nach wie vor unregelmäßig regelmäßig zu meiner Therapeutin, weil BPS by proxy, wie ich es ganz gerne nenne, schon deutlich Spuren hinterlassen hat und es mir hilft nachzuholen, was in meiner Kindheit eher schwierig war, ein eigenes Selbst auszubilden.

Das hat halt schon echte Wahrnehmungsstörungen hinterlassen und auch im Rahmen von Konflikten war das eher sehr ver-rückt.
2017 war die Beschäftigung mit BPS für mich noch sehr aktuell, ich wollte verstehen. also eigentlich natürlich nicht BPS sondern wieso meine Mutter so war, wie sie war. diese völlig übertriebene Überhöhung einerseits und die unfassbare Entwertung andererseits, manchmal 6 mal am Tag. Wenn man ein Kind ist, dann weiß man einfach nicht, daß das nicht normal ist. Natürlich je älter man wird, desto mehr checkt man, daß das nicht normal sein kann, aber wie sehr nicht normal das Ganze war, tja.
Die Ehe meiner Eltern hat über 25 Jahre gehalten, das lag aber vor allem daran, daß mein Vater eine passende Störung hatte und den Rest der Zeit mit hinterrücks Entwertung agiert hat. Die beiden haben sich gefallen und anfänglich sicher auch gut getan, Kinder hätten sie wohl besser keine haben sollen.

Letztlich hat das unbehandelte BPS in Kombination mit der Ehe zu dem sehr frühen Tod meiner Mutter geführt. Mein Vater hat ein paar Monate danach eine neue (alte, die mit der er vor meiner Mutter zusammen war) Frau aufgestellt und mein Verhältnis zu ihm ist bis heute massiv schwierig. an dem Tag, an dem meine Mutter starb, starb eben auch die Kleinfamilie, so wie ich sie kannte. Nicht so wahnsinnig verwunderlich, wenn man sich mit den Mechaniken von BPS auseinandersetzt, aber ein weiteres Mal schmerzhaft.

Einiges lässt sich reparieren und mit Blick auf den 2017er Beitrag doch einiges mehr, als ich dachte, aber manches nicht. Und mit reparieren meine ich, beständige Arbeit. Mal ein halbes Jahr in Therapie oder sich nen Retter suchen, sind meinem Dafürhalten nach eher nicht die richtigen Wege, aber hey, die Welt ist bunt.

Als Kind einer solchen Mutter aufzuwachsen, ist und bleibt speziell. Mutter oder Vater eines solchen Kindes zu sein, aber auch.
Es ist halt Teil von mir, yeah Integration, es gibt Dinge, die mir leichter fallen als viele. Mein Horizont lässt sich nicht zuhäkeln und wenn ich muss, kann ich in Lebensdingen (also nicht im Alltag, da streite ich mich massiv ungern) unfassbar streitbar sein. Ist in der heutigen Zeit echt nicht die schlechteste Eigenschaft. Ich habe einen inneren Kompass, der mich trägt.
Aber ich habe natürlich Impulskontrollstörungen, hallo in Deutschland seit neuestem legal und mag meinen Wein und Whiskey. Hin und wieder versuche ich Gefühle zu ertränken oder zu verrauchen, wird deutlich besser aber ist ein mühsamer und zacher (Austro-Deutsch für anstrengend) Weg. Ich bin ständig überfordert und gleichzeitig aufs Blut unabhängig, das ist auch eine wenig sinnvolle Kombination. Und Bindung ist so eine Sache. Arbeite ich gerade dran und sehe wirklich langsam Erfolge.
Das Schwierigste ist und das habe ich dann schon mit Ex-Partnern gemein, es gibt da so ein gesehen werden. Und wenn Du als Kind diese Erfahrung machst, dann hinterlässt das eben eine Lücke. Ich überlege gerade, wie sich das formulieren lässt, aber für mich am Schwierigsten ist, daß ich, wie jedes Kind mit neurountypischen, parentifizierenden Eltern nicht gesehen wurde, aber das BPS trotzdem eine solche Lücke hinterlässt und ohne Grundlage aus der Kindheit lässt sich diese nicht schließen.

Will sagen, es gibt eine Form von Einsamkeit, die so tief sitzt und so speziell ist, daß ich nicht glaube, daß ich an der etwas ändern kann. Aber hey, da ist er wieder der BPS Pathos und 2017 habe ich auch Sachen gedacht, die heute gar nicht mehr so stimmen.

Einen Bordi als Partner ins Auge zu fassen, hat immer etwas mit der eigenen Kindheit zu tun, nach einer Kindheit mit einem Bordi, wen wählt man dann?
Aber wie gesagt, das sind halt so Dinge.

Auch wenn ich nicht mit vielem, was Arnika in einem anderen Thread geschrieben hat, übereinstimme, es ist blöderweise schon so, daß viele Kinder von Bordis eine deutlich kürzere Lebenserwartung haben. Da gibt es Substanzabhängigkeit OD und Suizid zum einen und eben auch allgemeines erwachsenes Leben zum anderen. Da reden wir nicht von Karrieren, sondern von stetiger steuerpflichtiger Tätigkeit, nen Haushalt führen oder zu Vorsorgeuntersuchungen gehen.

Ich habe jetzt wirklich einen Moment überlegt, ob ich das jetzt so schreiben will, aber ja, weil es so viele wie mich gibt, nämlich Kinder mit mental erkrankten Eltern:
Ich hab ne Karriere, bemühe mich um Bindungen mit stetig steigendem Erfolg, erhalte seit Jahren eine ursprünglich sehr kranke Katze nicht nur am Leben, sondern der geht es auch besser und ne Putzfee habe ich auch. Außerdem mag ich mein Leben und mit wachsendem Alter mich selbst.

Mir ist allerdings nach wie vor völlig unklar, wieso sich irgendjemand der Illusion hingeben könnte, daß es nur ein bissl Liebe bräuchte und dann wäre ein Bordi ein super Beziehungspartner.

03.04.2024 21:08 • x 11 #33


Z
Zitat von Arnika:
Und das von einem Gesicht wie ein Engel.. Die zitternde Unterlippe, dazu die großen veilchenblauen Augen, die beherrschte sie perfekt.

Das glaube ich Dir sofort.

Meine hatte ähnliche Momente.

Einmal meinte sie, sie habe das Gefühl, sie kenne mich schon ewig, das war gruselig.

Zu vielen Dingen sagte sie, ich sei ja der erste der so gut, so toll sei...

Dann war sie einmal völlig grundlos total in Tränen aufgelöst und sagte, ich solle ihr versprechen, es zu beenden, wenn ich merke, dass sie daran kaputt geht.

Und als ich es damals beendete, nachdem sie sagte, Silvester zum Ex zu fahren, weinte sie daraufhin den ganzen Tag, bis ich sie ans Auto brachte.

Ich hab rein gar nichts mehr verstanden. Das war alles so völlig 0 Sinn ergebend.

03.04.2024 21:15 • #34


E-Claire
Zitat von LeiderEinRetter:
Ich hab rein gar nichts mehr verstanden. Das war alles so völlig 0 Sinn ergebend.

und trotzdem leidest Du.

Wo sind denn Deine Anteile?

03.04.2024 21:18 • #35


A
@LeiderEinRetter Tuts eh nicht. Wie auch. Wenn man das nachvollziehen könnte, hätte man ja selber eine schwere Persönlichkeitsstörung. Aber unterschätz auch nicht, dass sehr viel der Tränen, Anlehnungsbedürfnis etc auch reine Manipulation sind, um dich dann doch wieder weichzuklopfen. Wie kann man ihr denn dann bös sein, so arm wie sie ist. Hab doch Mitleid und nimm sie in deine starken rettenden Arme.. Ein Freifahrtsschein. Und funktioniert ja überraschend oft.

03.04.2024 21:19 • x 2 #36


Z
Zitat von E-Claire:
Wo sind denn Deine Anteile?

Durch mein in der Kindheit entwickeltes Helfer Syndrom gerate ich in Co Abhängigkeit.

Weiter ist es so, dass ich all meine Werte, Grenzen, Standarts und Deal-Breaker über Board geworfen habe, mich dadurch quasi verloren hatte.

Wieso weshalb warum, das wird mitunter Teil meiner Therapie sein.

03.04.2024 21:21 • x 2 #37


A
@LeiderEinRetter Der Vorteil ist, eine BL zeigt dir wie kaum eine andere auf, wo deine Schattenthemen sind. Da gehst durchs Fegefeuer

03.04.2024 21:30 • x 2 #38


Charla
@Survivor_
Borderline ist oft eine Verlegenheitsdiagnose, die benutzt werden kann um mit der Konsultation und Behandlung abrechnen zu können, auch weil es u. U. Unklarheiten darüber gibt.
Allgemein wird BL einer frühkindlichen Entwicklungsstörung zugeordnet, oft aufgrund von 6ueller und/oder emotionaler Gewalterfahrungen, Vernachlässigungen u.m, die nicht verarbeitet werden konnten und zu bestimmten Veränderungen im Gehirn führen, so die Neurobiochemie verändern, genetische Ursachen können auch eine Rolle dabei spielen.

Borderline ist nicht gleich Borderline jeder hat auf seine Art und Weise versucht zu überleben und entsprechende Verhaltensweisen entwickelt, die unbewusst, manchmal auch bewusst, z.B. um jemanden zu verletzen und um so mehr Distanz zu schaffen, ablaufen.

Es gibt ein schwarz-weiss Denken welches dafür sorgt, dass die Stimmung und Reaktion von einer Sekunde auf die andere total kippen kann wie auch bei anderen Persönlichkeitsstörungen auch.

Im ehemaligen Klinikalltag sind mir viele BL begegnet, habe sie meist als sehr sensible Menschen mit viel Einfühlungsvermögen, Gerechtigkeitsinn, charmant, lebendig, kreativ u.v.m. an positiven Eigenschaften erlebt.

03.04.2024 21:33 • x 10 #39


Scheol
Zitat von Charla:
@Survivor_ Borderline ist oft eine Verlegenheitsdiagnose, die benutzt werden kann um mit der Konsultation und Behandlung abrechnen zu können, auch weil es u. U. Unklarheiten darüber gibt. Allgemein wird BL einer frühkindlichen Entwicklungsstörung zugeordnet, oft aufgrund von 6ueller und/oder emotionaler ...

Danke für diesem Beitrag.

03.04.2024 21:42 • x 2 #40


G
was ich persönlich eben so krass finde, an all diesen Cluster B Persönlichkeitsstörungen (es sind, für mich, letztlich Spielarten ein- und derselben Sch.), ist, dass du, als supply/Partner, letztlich nichts weiter bist als ein Objekt; im Lebenszirkus eines maskierten Hyper-Egozentrikers. dass du darin keinerlei Wert besitzt, als eben eine Blutkonserve zu sein.

wenn dir das dann mal umfänglich klar geworden ist (nach Jahren, od. Dekaden, od. hoffentlich früher), tut sich da ein Abgrund auf, der alles übersteigt was mind. ich trennungstechnisch je erlebt habe. da hast du eine regelrechte Reise zu dir selbst vor dir; ausgehend davon was von dir zu dem Zeitpunkt noch übrig ist. und dann musst du dir ja auch selbst eine ganze Menge Vorwürfe machen, denn du hast ja dazu sehr aktiv beigetragen, dass das Spiel überhaupt funktioniert. du bist ja mitnichten bloß ein armes Opfer, sondern du bist ja ein facilitator; in Ermangelung einer guten deutschen Bezeichnung.

und was ich auch schlimm finde, ist, dass diese Prädatoren ja hervorragende Schauspieler sind, und eben nicht nur dir, sondern, *und v.a.*, ihrer gesamten Umwelt gegenüber.
die Person hinter der Maske siehst ja am allerehesten du als (sollte man annehmen)emotional Nahestehenster, d.h. als Partner. vorgenannte Umwelt sieht ja zumeist garnicht erst hinter die Maske, mit entspr. weitreichenden Implikationen.

Mitleid habe ich keins mehr; frühkindlich was auch immer. unterm Strich werden dabei Menschenleben schwerst torpediert, schlimmstenfalls bis hin zur Zerstörung, und dafür gibt es (von mir) kein Mitleid.

inwiefern das jetzt produktiv zur Diskussion beiträgt sei dahingestellt. ich wollte es gerne ausgedrückt haben.

03.04.2024 21:49 • x 4 #41


S
Zitat von E-Claire:
Hm, war ganz spannend den letzten Beitrag da noch mal zu lesen, weil ich einiges davon noch immer denke und gleichzeitig auch sagen kann, Therapie hilft. Manches hat sich nach weiteren 5 Jahren Therapie doch sehr verändert. 2017 war ich schon 5 Jahre in Therapie und ich gehe nach wie vor unregelmäßig regelmäßig ...

Guten Morgen E-Claire,

danke Dir für deine offenen Worte, es ist wirklich stark von Dir wie Du darüber schreiben kannst. Danke.

Das habe ich mich immer gefragt in der Kombination mit meiner Ex und Ihren Kindern , ich hatte damals gemerkt wie schnell sich diese Kinder auf mich fokussiert hatten , sehr genau beobachtet hatten wie ich mit meinen eigenen Kindern agiere und wie das Verhältnis ist - das war völlig unterschiedlich und etwas was Sie nicht kannten - auch hier gab es öfter stress schon alleine weil diese Kinder wirklich teilweise nicht wussten was Sache ist - entweder Sie wurden übertrieben mit Liebe überschüttet oder aber es ging so richtig die Post ab (negativ) , als ich mir erlaubt hatte hier etwas zu sagen oder einzugreifen wenn es zu krass gegenüber den Kindern wurde ging es natürlich erst recht ab.

Ich wusste manchmal echt nicht was das Beste für alle ist und konnte mit den Situationen nicht mehr wirklich umgehen - ganz krass war auch die Art und Weise wie Kleinkinder mit Ihrer Mutter umgehen in Wort und Taten und natürlich auch anders rum - das kannte ich so nicht , weder aus meiner Kindheit noch aus dem Verhältnis mit meinen Kindern.

04.04.2024 09:21 • x 1 #42


A
@E-Claire Ich schrieb ja relativ knackig, die Kinder bekommen meist einen Schaden fürs Leben. Wobei, ganz so ist es nicht. Zumindest nicht nur. Die Mutter einer sehr guten Freundin von mir hat einen echten Schaden. Deutliche Züge von BL, aber nicht nur. Auch Anteile von passivem Narzissmus und Münchhausen by Proxy sind dabei. Und mehr. Wir sind uns nicht sicher, wo wir das alles zuordnen sollen, ist auch egal unterm Strich, wir nennen es für uns das Hadschi-Bradschi-Luftballon-Syndrom

Meine Freundin meidet deshalb Beziehungen wie der Teufel das Weihwasser. Und ist glücklich mit sich. Auch wenn sie eine Partnerschaft nicht kategorisch für immer ausschließen möchte, aber eher. Sie ist sehr cool drauf und führt ein ausgefülltes Leben. Mehr als viele in Beziehungen

Und ihr werden beruflich immer die „Spezial-KollegInnen“ zugeschanzt. Weil sie wie kaum ein andere versteht, die Irren dieser Welt zu händeln. Da bekommen andere schon Nervenzusammenbrüche, steht sie immer noch gelassen drüber. Manchmal ein Fluch und ein Segen, aber auch nicht die schlechteste Fähigkeit auf der Welt. Vor allem, weil sie es privat versteht, da einen sehr großen Bogen drum zu machen. Weil sie die Anzeichen für einen gewaltigen Guckguck innerhalb von 5 Sekunden erkennt. Auch nicht die schlechteste Fähigkeit auf der Welt

04.04.2024 09:35 • x 1 #43


E-Claire
Zitat von Arnika:
Und ihr werden beruflich immer die „Spezial-KollegInnen“ zugeschanzt. Weil sie wie kaum ein andere versteht, die Irren dieser Welt zu händeln. Da bekommen andere schon Nervenzusammenbrüche, steht sie immer noch gelassen drüber. Manchmal ein Fluch und ein Segen, aber auch nicht die schlechteste Fähigkeit auf der Welt. Vor allem, weil sie es privat versteht, da einen sehr großen Bogen drum zu machen. Weil sie die Anzeichen für einen gewaltigen Guckguck innerhalb von 5 Sekunden erkennt. Auch nicht die schlechteste Fähigkeit auf der Welt


Lustig, jetzt hab ich mich tatsächlich etwas derwischt gefühlt. Bei mir sind es nicht unbedingt SpezialkollegInnen, aber High-flyer. alle völlig irre und ich meine das auf die liebevollste Art und Weise. Ich mag die alle ganz gern, aber jeder von denen ist irgendwie crazy.
Und ja auch die Nervenzusammenbruch-Nummer ist Part of my Job . Ich kann das nicht mehr täglich, aber ich nutze das und merke inzwischen, wie ich drei, vier mal im Jahr punktuell für eine Woche wieder alle Fähigkeiten einer BPS Tochter in mir versammle und fünf Überraschungen vorm Frühstück manage.

Privat ist das so eine Sache, ich hab nen echt heterogenen Freundeskreis und ich kann mit crazy, wenn es authentisch ist. es ist aber schon auch so, daß ich hin und wieder instinktiv Menschen ablehne und bei so gut wie allen, stellt sich früher oder später heraus, daß ich gute Gründe hatte das zu tun. Es gibt ne Form von verdecktem Narzissmus, bei dem mir Leute immer wieder erzählen er/sie ist doch eh ganz nett und ich immer nur nein, geht gar nicht.

Beziehungen ist natürlich ein Thema. Gefolgt von einem großem ABER. In Freundschaften bin ich, glaub ich, ist ja immer etwas schwierig so etwas über sich selbst zu sagen, ziemlich gut. Ich habe sehr gute, belastbare und enge Freundschaften und nicht nur Kollegen oder Bekanntschaften. diese Freundschaften sind mir sehr wichtig und in die investiere ich. Die sind auch nicht konfliktfrei, aber auch wenn es unangenehm ist, da bin ich konfliktfähig.
Familie war über ganz lange Zeit echt schwierig. Aber auch da kann ich sagen, proud member of one. Ich bin Tante (eigentlich Großcousine, ich bin Einzelkind) und inzwischen Patentante und gebe mir große Mühe gesunde Bindungen aufzubauen und zu unterhalten. Manchmal ist das mühsam und manchmal noch immer sehr mit Überraschungen verbunden, weil es dann doch immer mal wieder Erkenntnisse oder Lernerfahrungen gibt, mit denen ich so nicht gerechnet habe.
Romantische Partnerschaften sind ja bekanntlich dann die Krone. Sagen wir mal so, mein normaler Aggregatzustand ist sicher Single. Das hat aber auch etwas damit zu tun, daß mir die Gefahren von Beziehungen besonders bewusst sind, ich mich schlicht nur recht selten verliebe (verknallen kann ich mich 5 mal am Tag, aber das ist etwas deutlich anderes) und mir ganz viele heteronormative Beziehungen nicht des Habenswert erscheinen. Nichtsdestotrotz bin ich hin und wieder in einer Beziehung. Dann sehr committed und vor allem loyal. Gerade bin ich nicht Single, aber noch nicht in einer Beziehung .

Kinder. Ehrliche Antwort: Das ist ein massiv komplexes Thema. Ich komme aus einer Generation von Frauen, wo eine junge Schwangerschaft einem als der Tod des eigenen Lebens verkauft wurde. Also bevor man nicht das Studium oder die Ausbildung abgeschlossen hat, kommt das nicht in Frage, es wurde aber gleichzeitig auch nicht in Frage gestellt, daß man natürlich irgendwann welche hat.
Die Zeit, in der man natürlich irgendwann welche hat, habe ich das Land gewechselt und einfach von vorn angefangen, dann hatte ich nen schweren Unfall und direkt danach ist meine Mutter gestorben. Damit war ich dann in meinen Dreißigern echt ein bissl beschäftigt. Dann wurde ich 40/41 und ein Mal Blinzeln und eine Pandemie später bin ich 45 geworden und das Thema ist durch.
Was gut ist, ich war/bin ja in Therapie und das schon recht lange, daher war das natürlich auch immer mal wieder Thema. Ich habe mir auch dem Online-Dating Schmafu gegeben und damit das Gefühl, hey, ich habe mein Bestes getan.

Es gibt dazu aber auch eine etwas dunklere Seite. Zwei Dinge. Parentifizierung: so sehr ich es super schön finde, wenn meine Nichte mir inzwischen strahlend in die Arme fällt, sich an mich kuschelt beim Vorlesen und wir langsam mal in das Alter kommen, eine Übernachtung zu planen, ich kann mir nicht vorstellen, nachdem ich so hart und so lange daran gearbeitet habe, herauszufinden, wer ich bin, das wieder aufzugeben. Wie bei ganz vielen Kindern mit neurountypischen Eltern habe ich zudem eine viel natürlichere Bindung zu Tieren. Hinzu kommt, ich würde, bei aller Liebe zu meiner Mutter und meinen Großeltern, keinem Kind meine, diese Kindheit wünschen und das Risiko, daß ich es besser machen würde, bin ich nicht bereit einzugehen.
Physische/Psychische Komponente: Massiv schwieriges Thema, was sich jetzt hier so auch nicht einfach runterschreiben lässt. Da hast du zunächst die Genetik. Es ist nach wie vor völlig unklar, was von den it's a feature not a bug - Spezialitäten auf welche Art und Weise eben auch genetische Disposition ist. Schwierig. Noch schwieriger für mich, wer sich auch nur mal ein bißchen mit Hormonen und allgemein Schwangerschaft, und was die so in einem Frauenkörper auslösen kann, beschäftigt hat, es gibt Frauen, die verlieren durch Schwangerschaft ihre Zähne, der weiß, was jetzt kommt. Ich leben ein nach Außen ziemlich erfolgreiches, echt hübsches Leben, in einer, wie Du weißt, der schönsten Städte der Welt. Nichtsdestotrotz ist meine mentale Gesundheit fragil und etwas an dem ich konstant arbeiten muß und auch regelmäßig scheitere (im Austro-Wortsinn). Deswegen werde ich je älter ich werde, auch immer offener im Austausch mit anderen, weil wir noch immer nicht genug drüber reden und weil es sicher jeden Tag eine andere Frau gibt, die mich seiht und denkt, wow die hat es leicht.
Ich möchte nicht nur einem Kind nicht antun, was mir passiert ist, sondern ich bin nicht bereit, daß, was ich geschaffen habe, mir erarbeitet habe, für einen Traum, von dem ich nicht mal weiß, ob es echt meiner ist, zu riskieren.

Also Kinder gehören damit eben zu den Dingen, bei denen ich für mich sage, das kann ich nicht reparieren. Romantische Partnerschaften sind nicht ganz einfach, Familie ist machbar und in Freundschaften bin ich super .
Bei narzisstischer Opfermentalität und bei Aggression ist zudem bei mir ganz schnell der Ofen aus.

Zitat von Survivor_:
ch hatte damals gemerkt wie schnell sich diese Kinder auf mich fokussiert hatten , sehr genau beobachtet hatten wie ich mit meinen eigenen Kindern agiere und wie das Verhältnis ist - das war völlig unterschiedlich und etwas was Sie nicht kannten - auch hier gab es öfter stress schon alleine weil diese Kinder wirklich teilweise nicht wussten was Sache ist - entweder Sie wurden übertrieben mit Liebe überschüttet oder aber es ging so richtig die Post ab (negativ) , als ich mir erlaubt hatte hier etwas zu sagen oder einzugreifen wenn es zu krass gegenüber den Kindern wurde ging es natürlich erst recht ab


Du beschreibst das gut. Der ständige Wechsel (das Beste, was ihr jemals passiert ist zu nichtsnutzige dumme Trulla) war super hart. Du versuchst halt von klein auf Deinen Elternteil zu managen. Daraus entsteht dann die sog Hyper-Vigilanz https://en.wikipedia.org/wiki/Hypervigilance
Das macht es bis heute manchmal schwer mit Menschen im allgemeinen Umzugehen. Ich nehme so gut wie jede Veränderung einer Laune, einer Stimmung war und es hat mich Jahre gekostet, das nicht mehr auf mich zu beziehen. Gleichzeitig können mich soziale Situationen auch extrem verwirren und die Abwesenheit von Drama finde ich hin und wieder, wie ein Echo, noch echt beängstigend.
ABER: Vielen Kindern passieren (leider) die wildesten Dinge. Manche scheitern an diesen im erwachsenen Leben, andere so wie ich, und ich bin nicht allein von meiner Sorte gibt es viele und durch den Zugang zu Therapie und den öffentlichen Diskurs über Therapie, werden es täglich mehr, leben ein erfülltes Leben. Nicht nur das, wir bringen auch eine sehr eigene Perspektive mit, das mag nicht immer alle freuen, aber es trägt zum Diskurs bei

04.04.2024 11:53 • x 6 #44


A
@E-Claire Witzig, hätte zu 2/3 von meiner Freundin sein können und 1/3 (das mit den Kindern und es nach außen „leicht haben“) von mir.

Ich hatte eine unberechenbare Kindheit, wenn auch keine Psycho-Eltern,, mein Bruder war zudem damals sehr krank, ich bin so alt wie du - aber wirklich auf mich nehmen wollte ich die ganzen Risiken, die ich damit auf mich zukommen sah, anscheinend nie. Und mich wollten einige als Mutter ihrer Kinder. Und andere auch Was meine Freundin wieder amüsiert und begeistert, wenn ich ihr von meinen Männergeschichten erzähle

Wir harmonieren also sehr gut, weil wir teils ähnliche, teils konträre Erfahrungen gemacht haben und die Sichtweise des anderen schätzen. Was mir bei ihr auffällt, und sie weiß es selber, dass sie etwas paranoid sein kann (kein Wunder bei der Mutter) und vorsichtiger ist. Viel mehr aushalten will, während ich mehr der Typ, sch… da nix und hupf in Gadsch bin, dafür aber realistisch-empathischer.

Aber ein (anständiger) Choleriker als Vater wie bei mir und eine Hadschi-Bradschi-Luftballon-Syndrom-Mutter wie bei ihr sind halt doch ganz andere paar Schuhe. Aber manches dürfte zumindest ähnliche Erkenntnisse und Fähigkeiten auslösen. Wir analysieren das und anderes oft stundenlang mit viel Vergnügen - und kommen dann (fast) immer zum selben Ergebnis, obwohl oberflächliche Betrachter uns wohl als sehr konträr einschätzen würden. Witzig und spannend eigentlich.

04.04.2024 12:18 • x 1 #45


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