Club der nach langjähriger Beziehung Verlassenen

Hallo Mondauge,

ich habe meinen Mann eine ganze Weile (ca. 1/2 Jahr lang) gebeten, nur noch schriftlich zu kommunizieren.
Mündlich nur in den ganz wenigen Fällen, wo es wirklich vital notwendig war.
Das hat für mich ganz viel Ruhe reingebracht, auch auf doofe Mails oder Nachrichten konnte ich mir dann Zeit lassen mit antworten, bis die Emotionen sich gelegt hatten.

Zitat von Tee-Freundin:

Eine Mischung aus Ablenkung, Arbeit, Gesprächen mit anderen und trauern, sowie überlegen, ob das überhaupt DER tatsächliche Traumprinz war oder mit Distanz rückblickend doch nicht, war für mich gut.

In den letzten Wochen nach der Trennung lenkt mich tatsächlich die Arbeit sehr gut ab. Meine Arbeit, als Altenpflegefachkraft erfüllt mich. Meine Kollegen wissen über meine Situation Bescheid und sind sehr einfühlsam. Gespräche mit Freunden fühlen sich für kurze Zeit auch gut an. Die kann man aber mit der Zeit nicht ständig mit der gleichen Geschichte nerven. Und natürlich das Forum hier, tut echt gut und ist hilfreich. Lese mir immer wieder die Antworten durch und mache mir Gedanken dazu. Habe mir das Buch Trennung überwinden von Wieland Stolzenburg zugelegt. Dieser Ratgeber hat tolle Anregungen um sich mit der Trennung auseinander zusetzen. Kennt ihr noch andere Lektüre, die euch geholfen hat?

22 Jahre lebst mit einem Menschen, der dich dann emotional verlässt und ich finde meinen Knopf nicht.... Bitte wo ist der Knopf, dass dir der ganze Müll, den jemand loslässt, einfach egal ist..... dir der Mensch egal ist, wirklich egal ist. Den dann auch nicht mehr attraktiv findest und aufhörst für das Verhalten Rechtfertigungen zu suchen, und endlich kapiert, dass man viele Dinge sich nicht mit sich machen lassen darf.....

Verstanden und akzeptiert habe ich es ja mittlerweile, aber diese Trauer, Wut etc.. geht mir zu langsam vorbei. Zuviel Zeit habe ich schon vergeudet...

Ich musste dass einfach nur loswerden...
Danke

@Engerling
Fühl dich mal gedrückt.

Ich befürchte es hat bei dir auch viel damit zu tun, dass ihr nicht genügend Abstand habt.
Mein Ex hat sich ja nach fast 24 Jahren getrennt und es war für mich auch nicht leicht. Am schlimmsten waren aber die Monate, in denen ich noch dort gelebt habe. Als ich nach gut 4 Monaten und diversen Verletzungen durch sein Verhalten ausgezogen bin, ging es schneller als gedacht, dass es mir besser ging und ich mit ihm abschliessen konnte.

Im Club der nach langjähringen Beziehung Verlassenen einen Gruß da lasse.
Fühle mich nach 9,5 Jahren dem Club irgendwie dazugehörig
Wobei ich auch ergänzend sagen möchte, es gibt sicher keine Regel ab wann es eine langjährige Beziehung ist. Für den einen oder die eine, kann dass schon nach 3 Monaten sein, für den einen oder den anderen nach 3 Jahren... oder nach 30 Jahren. Ist wie vieles im Leben ein persönliche Anischtssache
Dennoch cool, dass es hier so nen Club gibt erbitte die Mitgliedschaft

dankeschön!
ne Runde Kaffee für die Runde ausgibt

So ihr lieben Menschen,
heute ist also der 2.11. Lange habe ich hier nichts mehr geschrieben.

Heute vor einem Jahr hat die Gülle (wie unsere liebe @Wirdschon sie so nennt) ihren Anfang genommen. Was hatte ich mich auf den Tag gefreut. Endlich mal wieder Zeit zu zweit, ein Ausflug zu einem Konzert. Es war schwierig die Monate zuvor, Stress, Alltag. Wir hatten Schwierigkeiten, das spürte ich. Aber nach all den Jahren dachte ich, das kriegen wir wieder hin. Ein wenig Ruhe, die Feiertage in Aussicht, endlich mal wieder mehr Zeit füreinander. Und dann auf der Rückfahrt, der Griff zu seinem Handy, ich wollte nur das Navi einstellen. Wir haben die Telefone nie voreinander verborgen, es gab auch nie einen Grund. Und seine Reaktion. Lass die Finger von dem Handy. Der Schock, als mir in der Sekunde klar wurde, da stimmt gar nichts mehr. Da fiel kein Groschen, da klackerte eine ganze Münzrolle durch. Sagen konnte ich nichts, habe mich bemüht einzuschlafen. Die Ankunft zuhause, sein Geständnis, dass da eine andere Frau wäre und er gehen wird. Meine Panik, was wird mit den Kindern, was wird mit mir. Und immer wieder die Frage nach dem Warum. Die Fassungslosigkeit über den Betrug, den Missbrauch meines Vertrauens. Und an den Tagen danach das ganze Programm, Verzweiflung, Tränen, der Versuch, alles zu retten.

Heute weiß ich, ich hatte nie eine Chance. Er war schon so lange so weit weg, hat aber nie etwas gesagt. Im Dezember habe ich den Weg hierher gefunden. Erst mein eigener Faden und dann, ja dann bin ich hier gelandet. Und ehrlich gesagt, etwas Besseres hätte mir in der Situation nicht passieren können. Neben Menschen, die mich in der Realität aufgefangen haben, habe ich hier so viele wunderbare Menschen kennengelernt und in diesem Jahr auch festgestellt, sie sind in echt genauso toll, wie sie schreiben. Danke für Brunnenparties, Trinkflashmobs, fürs Köpfchen streicheln, für ehrliche Worte und für Verständnis, fürs Auffangen, fürs Fegen der Treppe, für virtuelle und echte Umarmungen und und und ....

Und jetzt? Die Kämpfe, die auszufechten waren, sind ausgetragen. Der Unterhalt für die Kinder ist geregelt, der Umgang auch. Wir wohnen immer noch in unmittelbarer Nachbarschaft und Next geht hier ein und aus. Nicht mehr so oft, selten an seinen Umgangswochenenden, ich hatte nichts anderes erwartet. Einiges habe ich noch einstecken müssen, den Mann den ich zu kennen glaubte, gibt es nicht mehr. Vielleicht gab es ihn auch nie. Ruhig ist es geworden. Kommunikation per Mail und SMS klappt ganz gut. Hin und wieder holpert es noch. Persönlichen Kontakt vermeide ich so gut es geht.

Verloren habe ich einiges. Die Familie ist auseinander gerissen. Aller 14 Tage packe ich einen Koffer für die Kids, Himmel, wie ich das hasse. Mehr Tage wollte er nicht, aber er holt den Kleinen zumindest donnerstags und freitags noch ab und fährt die Große freitags zum Reiten. Die Donnerstage will er nicht mehr. Dazu brauche ich aber erst einmal eine neue Stelle im Unternehmen.

Immer wieder fange ich die Kids auf, halte seine Fahne bei den Beiden hoch. Angekommen bin ich noch nicht. Aber es wird. Ich bin auf dem Weg. Die schlechten Tage werden weniger, deswegen sind die anderen noch nicht immer gut, aber besser. Mittlerweile gibt es auch durchaus gute Tage. In Therapie bin ich auch. Es hilft, eine klarere Sicht auf mich zu bekommen.

Beruflich wird sich hoffentlich bald etwas ändern. Da bin ich dran. Es würde so sehr zur Entspannung beitragen.

Bei allen Verlusten, ich habe auch einiges gewonnen. Ich habe mich selbst wiedergefunden, ich habe für mich erkannt, wie sehr ich ich mich in all diesen Jahren aufgegeben habe. Das möchte ich nie wieder. Ich sehe meine Anteile an unserem Scheitern und sicher werde ich mir die auch irgendwann verzeihen. Nur sehe ich auch ihn, seinen Egoismus, seine mangelhafte Kommunikation, sein ständiges Nehmen auch viel deutlicher. Nein, dahin möchte ich nicht zurück. Sicher ist da noch Liebe irgendwo tief im Herzen, ich habe ihn wirklich so sehr geliebt. Gottseidank funktioniert aber auch der Verstand wieder und der übernimmt immer mehr die Regie. Das alles wird dauern, aber es ist mein Weg und ich gehe ihn in meinem Tempo.

Deswegen kann ich allen nur sagen, wenn ihr erst am Anfang steht: Es wird besser. Es dauert, aber habt Geduld, seid gnädig zu euch selbst und erwartet nicht zu viel. Es wird hin und wieder Tage geben, an denen man glaubt, es geht nicht. Doch, tut es. Es ist nicht schlimm, auch mal schwach zu sein und vielleicht auch noch mal ein paar Schritte rückwärts zu gehen. Dafür geht es am nächsten Tag wieder nach vorn.

Eine dicke Umarmung für euch alle.

LG A.

Zitat von AD46:

LG A

Ganz toll geschrieben, vielen Dank! Ich wünsche Dir, dass Du auch wieder auf einen anderen Menschen zugehen und Dich wieder (ver-)lieben kannst (Es gibt einfach zu viele Fälle, die das nach so einem Schock nicht mehr können).
L.

Hallo!

Ich bin neu hier, in einer ähnlichen Situation und bin auf diesen Thread gestoßen. Viele der Beiträge geben einem wirklich Kraft und dafür möchte ich mich schon mal im Voraus bedanken.

Nach 15 Jahren Beziehung eröffnete mir meine Freundin, dass Sie mich nicht mehr liebt und das uns nur unser gemeinsames Kind so lange zusammen gehalten hat. Das hat mir erstmal den Boden unter den Füßen weggerissen, das habe ich nicht kommen sehen...

Am Anfang war ich nur durch den Wind, konnte kaum schlafen, habe einiges an Gewicht verloren und war auch sonst zu nicht mehr allzu viel zu gebrauchen. Nur die Arbeit hat mich etwas abgelenkt, aber gesagt hatte ich niemandem etwas. Ich habe versucht alles mit mir aus zu machen. Auch konnte ich mit meiner Ex-Freundin anfangs nicht wirklich viel reden, dazu stand ich zu sehr unter Schock. Doch auf Dauer tat mir das nicht gut und es platzte dann doch irgendwann vor einem langjährigen Kollegen aus mir raus. So wurde das Ganze auch immer realer für mich und ich habe auch mit einigen anderen Freunden darüber gesprochen und sogar mit meiner Ex-Freundin kann ich mich nun wieder über das Thema unterhalten.

Wir hatten uns über die Jahre auseinandergelebt und ich habe es nicht gemerkt, es fehlte die körperliche Nähe, die Romantik und der Alltag hatte hauptsächlich mich fest im Griff. Darüber nachgedacht habe ich erst jetzt in der letzten Zeit und ich muss zugeben, dass ich blind war, mich nicht genug gekümmert habe. Meiner Ex kann ich nur zum Vorwurf machen, dass sie nicht mit mir gesprochen hat, als sie sich allein gefühlt hat und die Probleme für sie immer mehr wurden. Sie hat lange vor mir mit uns abgeschlossen und einen neuen Weg eingeschlagen.

Mittlerweile komme ich wieder einigermaßen klar, aber es gibt Tage an denen ich total rastlos bin und nicht weiß wie es weiter gehen soll. Keine Angst, nicht nach dem Motto Ohne dich will ich nicht mehr leben! Ich will für unseren Sohn stark sein und irgendwann das Leben wieder genießen. Es ist immer noch ziemlich schwer mal nicht darüber nachzudenken und mir die Schuld für alles zu geben. Aber ich bin sicher, das irgendwann (hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft) wieder ein mit Liebe erfülltes Leben auf mich wartet.

Bis dahin verfolge ich weiter diesen Thread und hoffe so viel wie möglich für mich mitnehmen zu können.

Ach Süße, das Kompliment gebe ich von ganzem Herzen zurück.