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Das Dilemma der intelligenten Frau

U
Zitat von Lebensfreude:
Zum Thema Ehrenamt: c.

Also komm mir niemand mit, das Leben ist so leer und öde.
Man muß nur seinen Allerwertesten hochkriegen.


Ich sehe das differenzierter. Nicht jeder zieht seinen Sinn aus einem Ehrenamt. Ich persönlich sehe es eher so: Wer es machen möchte und damit glücklich ist, für den ist es richtig. Ich selber sehe es nicht ein, liegt aber auch an meinem persönlichen Lebensweg: Ist es doch oft, besonders auch von Frauen gefordert, es ist das, was Frau noch machen darf, um sich sinnvoll zu betätigen, selbstverständlich uneigennützig und ohne Vergütung. Nein, wir als Frauen sind doch darauf getrimmt stetig zu geben, natürlich ohne Erwartungshaltung. Ich persönlich habe da auch keine Lust mehr zu, denn ich habe selber nicht viel Geld und bin mein Leben lang für andere da gewesen.
Freunden und Bekannten, Familie, helfen ja, Ehrenamt nein. Wenn dann nur gegen eine finanzielle Vergütung.
Es soll Menschen geben die auch ohne sinnbringende Tätigkeit zufrieden sind. Wer weiß denn, ob ein Leben überhaupt einen Sinn hat?
Es gibt Institutionen, die sich auf diesen Ehrenämtern auch gerne finanziell ausruhen. Verdienen Geld daran, dass andere Menschen nichts verdienen. Brauche ich nicht, ausnutzen ist nicht mehr.

19.02.2019 10:26 • x 1 #5806


tesa
Zitat von Lebensfreude:
Zum Thema Ehrenamt: ich hätte mir das vor Jahren auch nicht träumen lassen, dass es mir Spaß macht, mit meinem Hund ins Altenheim zu gehen. Es ist nur eine Stunde pro Woche.
Ich begann damit kurz nach der Trennung. In dieser einen Stunde hatte ich weder Kummer noch Sorgen. Ich war nur im Hier und Jetzt. Ich bin froh, dass ich das machen darf. Ich habe soviel gelernt.
Die Dementen freuen sich, der Hund freut sich und mir geht immer das Herz auf.
Ich bin geduldiger geworden. Und ich glaube, auch ein besserer Mensch.

Auch die Arbeit als ehrenamtliche Trauerbegleiterin ist für mich sehr wichtig. Das Thema betrifft uns ja alle irgendwie und irgendwann.
Schon allein in der Fortbildung wird man erstmal mit den eigenen Verlusten konfrontiert. Und man lernt mit Menschen zusammen, die nicht oberflächlich daher leben.

Es gibt so viel, für das man sich engagieren kann. Tierschutz, Umweltschutz etc.

Also komm mir niemand mit, das Leben ist so leer und öde.
Man muß nur seinen Allerwertesten hochkriegen.


Bin sehr bei dir.

Aber da kommt ein Gedanke dazu, der schwer nachvollziehbar ist.

Ich hätte gern mal, dass sich um mich gekümmert wird. Wenn man das Leben damit verbringt, immer nur für andere da zu sein, wird man müde. Ich möchte nichts mehr abgeben. Ich würde so gern mal bekommen. Mir ist klar, dass es Dich erfüllt, das zu tun. Das hat schon was, ich hab's mir auch schon öfter überlegt. Aber es sträubt sich was in mir. Und das ist eben der Gedanke, es leid zu sein, dass alle von mir absaugen.

Ich mache das beruflich.

19.02.2019 10:30 • #5807


A


Das Dilemma der intelligenten Frau

x 3


tesa
Zitat von Uta:

Ich sehe das differenzierter. Nicht jeder zieht seinen Sinn aus einem Ehrenamt. Ich persönlich sehe es eher so: Wer es machen möchte und damit glücklich ist, für den ist es richtig. Ich selber sehe es nicht ein, liegt aber auch an meinem persönlichen Lebensweg: Ist es doch oft, besonders auch von Frauen gefordert, es ist das, was Frau noch machen darf, um sich sinnvoll zu betätigen, selbstverständlich uneigennützig und ohne Vergütung. Nein, wir als Frauen sind doch darauf getrimmt stetig zu geben, natürlich ohne Erwartungshaltung. Ich persönlich habe da auch keine Lust mehr zu, denn ich habe selber nicht viel Geld und bin mein Leben lang für andere da gewesen.
Freunden und Bekannten, Familie, helfen ja, Ehrenamt nein. Wenn dann nur gegen eine finanzielle Vergütung.
Es soll Menschen geben die auch ohne sinnbringende Tätigkeit zufrieden sind. Wer weiß denn, ob ein Leben überhaupt einen Sinn hat?
Es gibt Institutionen, die sich auf diesen Ehrenämtern auch gerne finanziell ausruhen. Verdienen Geld daran, dass andere Menschen nichts verdienen. Brauche ich nicht, ausnutzen ist nicht mehr.


Trifft genau meine Gedanken!

19.02.2019 10:31 • #5808


hatdazugelernt
Ich kann den Gedankengang *ich will nichts machen nur um irgendwas zu machen * hervorragend nachvollziehen. Das ist ein Indikator für inneres Kreisen das bisschen eng geworden ist, zumindest bei mir. Ich komm dann aus diesen Gedankenschleifen nicht raus. Je intelligenter jemand ist, desto schwerer wird es auch , denjenigen da rauszuüberlisten, weil ja das ständige innere in Frage stellen was man gerade tut, so dominant ist.
Als es mir letztes Jahr so schlecht ging hab ich jedes Mal sofort den Braten gerochen, wenn mich jemand da wieder vom Sofa und aus meinen Grübelkreisen holen wollte.
Ein paar Stunden mit Teenies Bahnunterführung anmalen. Ja, und dann? Ändert ja nichts am Großen Ganzen meines Lebens, das mich ankäst.
Das Ding ist- das tut es doch. Jeder neue Ort, jeder neue Mensch, alles Neue, das ich anfange, in mein Leben zu lassen, verändert es. Und wenn es nur ist dass sich meine inneren Gedankenschleifen bisschen weiten.

19.02.2019 10:50 • x 4 #5809


Lebensfreude
Ich kriege mehr zurück, als ich gebe.

19.02.2019 10:51 • x 2 #5810


hatdazugelernt
In mir wehrt sich auch so einiges gegen die Erwartungshaltung Frauen gegenüber, was Ehrenämter angeht. Und aktuell muss ich mit meiner Zeit auch haushalten.
Aber die paar Stunden im Monat hatte ich frei letztes Jahr und es hat mir verdammt besser getan, die mal einfach herzuschenken als alleine herumzusitzen und dem Leben beleidigt zu sein, weil es anders war als von mir geplant und erwartet.
Und zum Thema Ehrenämter- wir haben als Familie male angefangen, den Hl Abend mit Leuten zu verbringen, die da alleine wären sonst und von niemandem Geschenke und bisschen Zeit bekommen. Fanden unsere Teenies so gut, dass sie das noch immer mit meinem Mann zusammen machen. Das ganze Herrichten und Organisieren und der Abend selbst war immer besser und lustiger als nur wir fünf unterm Tannenbaum.
Wir hatten das Gefühl, wir hätten was bekommen, nicht so arg umgekehrt.
Wir lachen noch immer über die uralte Dame, die schwer angetan von meinem Sohn war und ihm ihre gesamten Dates von Anno Tobak erzählte. Nicht weil sie lächerlich war. Weil es so eine spezielle Erinnerung ist, wie sie da saß und auf einmal wie ein junges Mädchen war und meinem Sohn Ratschläge gab was Mädels angeht.
Neue Menschen, andere Geschichten, neue Impulse.
Ich glaube, das machts aus.
Und man merkt erst hinterher was es mit einem gemacht hat.

19.02.2019 11:26 • x 4 #5811


Lebensfreude
mir geht es gut, habe viel Glück im Leben gehabt. Und gebe jetzt etwas von der Fülle an andere zurück.
Niemand stellt Erwartungen an mich.

Übrigens habe ich auch 20 Jahre lang politisch gearbeitet, aus Idealismus. Sozusagen auch Ehrenamt, weil kommunalpolitisch.
Hat Spaß gemacht, fast immer. Habe soviel gelernt. Und Männer kennen gelernt.

19.02.2019 11:46 • x 3 #5812


hatdazugelernt
Und sorry wenn ich grad so viel schwafle, aber über den Sinn des Lebens denke ich nach, seit ich denken kann. Sehr zum Befremden meiner Umwelt teilweise.
Ich wollte als Achtjährige schon wissen wer festlegt, was wir wofür lernen müssen und ob sich nicht jeder den Sinn seines Lebens selbst suchen darf statt gezwungen zu werden, einfach nur Dinge zu lernen für ein Leben von dem man noch nicht weiß wie es aussehen soll. (Da muss ich das erste Mal von Mathe gefrustet gewesen sein. )
Später hab ich oft in Frage gestellt, was von außen als sinnvoll kommuniziert wurde.
Meine Eltern waren Künstler. Kann der Sinn eines Lebens sein Dinge zu machen die eigentlich nicht notwendig sind. Sondern nur schön? Oder interessant?
Später als ich ein Jahr im Kibbutz gearbeitet habe, hab ich viel darüber nachgedacht wie die Menschen dort es geschafft hatten nach dem Holocaust und dem Verlust von Familie und Hab und Gut ihrem Leben einen neuen Sinn zu geben.
Was ließ sie weitermachen?
Und noch später bin ich oft verzweifelt an dem Gefühl, dass das, woran wir unser Herz hängen so flüchtig ist. Liebe. Beziehung. Glück.
Du kannst es nie festhalten.

Ich war die letzten vier Jahre mit jemandem zusammen, der unfähig war, seinem Leben selbst und aus sich heraus einen Sinn zu geben und der wie ein schwarzes Loch jegliche Kreativität, Leben und Spontanität aus mir gesaugt hat. Im Moment ist der Sinn meines Lebens deswegen wohl, mir das wieder in mir aufzubauen.

19.02.2019 12:02 • x 6 #5813


Y
@tesa
Ich kann das, meine ich, recht gut nachfühlen. Ob es den gleichen Grund hat, keine Ahnung. Ich akzeptiere es mittlerweile irgendwie, dass ich diese gewisse Essenz noch nicht gefunden habe. Vielleicht gehört es zu meiner Persönlichkeit, diese innere Getriebenheit, Unruhe, ja Unzufriedenheit. Ich habe bemerkt, dass diese Stimmung zwar recht nervend ist manchmal, aber auch immer dazu geführt hat, dass ich zu neuen Horizonten aufgebrochen bin, nicht still stehen wollte, immer weiter gegangen bin. Was es auch immer war.

Zum Thema Ehrenämter: Ist wunderbar, habe ich viele Jahre gemacht ... und bin dabei so ganz nebenher ziemlich ausgebrannt. Man wird doch ziemlich oft und dreist ausgenutzt.

19.02.2019 12:12 • x 2 #5814


M
Zitat von tesa:
Ich hätte gern mal, dass sich um mich gekümmert wird

Dann mach mal eine Therapie.

19.02.2019 12:29 • #5815


Y
SuzyW
Zitat:
Womit hat sie sich beschäftigt, worin ging sie auf, was erfreute ihr kleines Herz,wovon träumte sie? Greif das auf, was du dort wieder entdeckst und bau es aus.


tesa
Zitat:
Ich komme aus einer extrem gestörten Familie. Klein Tesa war damit beschäftigt, nicht aufzufallen. Nicht da zu sein. Zu besänftigen, die Mittelsfrau zu sein. Schnell erwachsen zu sein, weil das Umfeld kinderfeindlich war.


das war bei mir genau so. Trotzdem gab es auch Träume, Dinge, die mich bewegt, begeistert, interessiert haben. Ich habe sehr viele Menschen aus schwierigen Verhältnissen kennengelernt, glaube sogar, eine heile schöne Kindheit ist eher selten. All diese Menschen hatten dennoch etwas, das sie interessierte.
Ich nehme an, dass das auch alles in Dir steckt, dass Du aber keinen Zugang dazu hast. Sowas kann echt tief verschüttet werden.
Natürlich muss die Beschäftigung einen interessieren, auch für mich wäre aus ganz ähnlichen Gründen ein ehrenamt nichts. Habe mich auch beruflich ein halbes Leben lang um andere gekümmert und lange nicht verstanden, wie ich mich um mich selbst kümmern kann. Beobachte das übrigens oft bei Menschen, die soziale Berufe ausüben.
Aber worauf ich hinaus will: ob Ehrenamt oder was auch immer, es zählt doch, WIE wir etwas tun. Mit welcher inneren Haltung. Auch das Geben im Ehrenamt kann eher mechanisch nach Kindheitsprägung verlaufen- sich für andere abarbeiten, oder aber mit Gefühl. In letzterem Fall kann einen das selbst sehr viel Energie geben.

19.02.2019 12:33 • x 2 #5816


hatdazugelernt
Ich kann das Bedürfnis, dass sich mal um einen selbst gekümmert wird, so nachvollziehen. Nicht immer der Motor sein zu müssen, sich in andere reinzudenken, Dinge anzustoßen, stark zu sein. Selbst dafür sorgen zu müssen, dass man funktioniert.
Mal sich einfach nur umsorgen lassen.
Nichts ist verständlicher als das.
Suche aber selbst noch danach..
..

19.02.2019 12:45 • x 1 #5817


K
Zitat von hatdazugelernt:
Ich war die letzten vier Jahre mit jemandem zusammen, der unfähig war, seinem Leben selbst und aus sich heraus einen Sinn zu geben und der wie ein schwarzes Loch jegliche Kreativität, Leben und Spontanität aus mir gesaugt hat. Im Moment ist der Sinn meines Lebens deswegen wohl, mir das wieder in mir aufzubauen.


Ich war mit so jemandem verheiratet, so wie Du es beschreibst trifft es genau den Punkt. Und ich leide heute noch so sehr darunter, dass ich bei jeglichen Anzeichen von so was schreiend weglaufe. Leider begegnen mir überwiegend nur solche Menschen, und die klammern dann auch noch sehr an mir, wenn ich mich davon zurückziehe weil ich merke, dass sie einfach nur von mir nehmen wollen, mir aber im Gegenzug nicht wirklich was zu geben haben.

Es scheint wirklich ein Problem der heutigen Zeit zu sein, vielleicht ist es Übersättigung, Langeweile ... weil es uns allen ja zu gut geht. Existentielle Sorgen hat kaum jemand mehr, und dann macht sich bei vielen eine innere Leere breit und ihnen fehlt der Lebenssinn. Und solche Menschen versuchen dann gern, einen anderen Menschen zu ihrem Lebenssinn zu machen und erzeugen damit einen Druck, den ein Mensch, dessen Leben einen tieferen/anderen Sinn hat, kaum ertragen kann. Man fühlt sich instinktiv verantwortlich für das Leben des anderen, und diese Verantwortung möchte man doch höchstens für eigene Kinder haben, aber nicht für einen Partner/eine Partnerin.

Ich denke, tesa, das könnte auch bei Dir ein Grund sein, warum es nicht so recht klappen will mit den Männern? Und führt auch zurück zu Deiner Eingangsfrage - ich glaube nicht, dass Männer eine intellektuell unterlegene Frau möchten. Aber ich glaube, dass Männer eine Frau möchten, die selbstständig ist und nicht abhängig von ihnen, in welcher Hinsicht auch immer. Die selber ein erfülltes Leben hat und über ihre Leidenschaften auch sprechen kann und will. Und da ist es dann letztlich egal, ob diese Frau selber Ärztin ist oder Krankenschwester oder Kassiererin bei Aldi oder sonst was. Und meiner Erfahrung nach tun sich besonders die intelligenten Frauen heutzutage schwer damit, ihren Lebenssinn zu finden, vor allem wenn sie keine Kinder haben/haben möchten, was ja der eigentliche (biologische) Lebenssinn für uns Frauen ist.

19.02.2019 12:46 • x 7 #5818


WW-Bärchen
Zitat von Yonda:
Zum Thema Ehrenämter: Ist wunderbar, habe ich viele Jahre gemacht ... und bin dabei so ganz nebenher ziemlich ausgebrannt. Man wird doch ziemlich oft und dreist ausgenutzt.

Gebe ich dir vollkommen Recht, ist mir auch des öfteren so ergangen.
Zitat von Mira_:
Dann mach mal eine Therapie.

Boh ehy, man kann doch nicht alles immer auf Therapie werfen.

Wie ich in Therapie war wegen meiner Trauer,
hat die Therapeutin auch gemeint ich soll so schnell wie möglich wieder eine Beziehung anfangen.
Da meinte ich, Gibt´s das denn hier auf Rezept ?
Jetzt wollte die Therapeutin oberschlau sein und fragte mich,Wenn ja, was würden sie machen ?
Privatpatient werden. sagte ich.

19.02.2019 12:55 • x 3 #5819


M
Zitat von Kaetzchen:
verheiratet, so wie Du es beschreibst trifft es genau den Punkt. Und ich leide heute noch so sehr darunter, dass ich bei jeglichen Anzeichen von so was schreiend weglaufe. Leider begegnen mir überwiegend nur solche Menschen, und die klammern dann auch noch sehr an mir, wenn ich mich davon zurückziehe weil ich merke, dass sie einfach nur von mir nehmen wollen, mir aber im Gegenzug nicht wirklich was zu geben haben.

Du hast dein Schema durchschaut, setzt es um und trotzdem gelangst Du immernoch an solche Männer. Hast du eine Idee woran das liegen kann?
Das interessiert mich, weil ich mein Schema auch durchaut habe und mich frage, ob das allein reicht.

Zitat von WW-Bärchen:
Boh ehy, man kann doch nicht alles immer auf Therapie werfen.


Dass du nicht die hellste Leuchte bist, ist auch klar.

19.02.2019 12:57 • x 1 #5820


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