Zitat von Ema:Ich weiß nur, dass ich seitdem nicht mehr an das Böse glaube.
Ich weiß auch nicht, ob ich deshalb noch an Psychopathen glauben soll.
Ja, ich tue mir mit solchen Begriffen ja auch sehr schwer, weil sie den Tatsachen ohnehin nicht und niemals gerecht werden. Nur bleibt manchmal nichts anderes, als sich des üblichen Sprachgebrauchs und -verständnisses zu bedienen.
Vielleicht sollte man einfach von Andersartigkeit oder Unallgemeinheit reden, ich weiß es nicht. Jedenfalls sind alle Übergänge fließend und alles ist so vermischt, daß man wohl schwerliche irgendwelche einteilenden Linien ziehen kann.
Jedenfalls: meine persönliche Grenze ist dort erreicht, wo ich eine absichtliche Bösartigkeit (als grundsätzliche Persönlichkeitsanlage, nicht als Einzelfall) und Destruktivität vermute. Man mag selbst dann noch Mitleid haben, aber mich mißhandeln und zerstören zu lassen zum Vergnügen eines anderen, das würde mir nicht einfallen.
Anders ist es allerdings, wenn dieses Dämonische nicht an sich zerstörerisch ist, sondern lediglich mich vielleicht plagt oder iritiert oder auf irgendeine Art stört. Dann finde ich das, im Gegenteil, sogar interessant.
Ich stelle mir Menschen gerne als Landschaft vor, und Landschaften können sehr verschiedenartig sein. Und worauf es ankommt, ist, ob man diesen und jenen Landschaften auch gewachsen ist, ob man die richtigen Instinkte dafür hat. Für manche ist etwa die Wüste etwas ganz Wunderbares, für andere ist sie abstoßend und furchtbar und endet, geraten sie doch hinein, innerhalb kurzer Zeit tödlich für sie. Ebenso wird man etwa für Sümpfe auch den richtigen Sumpf-Instinkt haben müssen, um darin nicht umzukommen. Das hängt halt sehr von einem selber ab.
Wollte man nun eine Philosophie des Dämonischen auf halbwegs tragende Beine stellen, so wird man jedenfalls zunächst einmal definieren müssen, was unter dämonisch überhaupt zu verstehen ist. Denn das wiederum hängt ja nicht allein von den Eigenschaften eines speziellen Menschen ab, sondern weit wesentlicher von den eigenen Eigenschaften, aus denen heraus man auf jene fremden Eigenschaften blickt.
Dann ist auch etwas anderes noch zu beachten: Die Liebe hat es ja an sich, alles, Gutes, Erfreuliches wie Schlechtes, Unbehagliches, Unerwünschtes, zum Teil bis ins Unermeßliche und Übermenschliche zu vergrößern, bis es schon geradezu groteske Formen und Ausmaße annimmt. Der/die Liebende rückt der/dem Geliebten sozusagen mit einem verzerrenden riesigen Vergrößerungsglas zu Leibe und und noch mehr zu Seele und Wesen. Und das mag dann Bilder und Bdeutungen ergeben, die mit der Realität überhaupt nichts mehr zu tun haben.
Was mir ratsam erscheint: Wenn man an jemand Geliebtem etwas wahrnimmt, also meinetwegen etwas Dämonisches, dann sollte man sich, wenn möglich, einmal fragen, ob einem dieses Dämonische (oder auch Großartige, Wunderbare usw.) ebenso dämonisch und entsetzlich (großartig, wunderbar usw.) erschiene, wenn das nur ein Bekannter wäre. Das vermag die Dinge doch bisweilen in ein anderes, realistischeres Licht zu rücken.
Ich habe nämlich den Verdacht, daß gerade die liebe Liebe die schlimmsten Streiche spielen kann und die Wahrnehmung dermaßen verzerrt und verbläht, daß man gar nicht mehr von einer Wahrnehmung sprechen kann, sondern nur noch von einer Falschnehmung.