Guten Morgen im Schlafsaal der Anstalt!
Zitat von arjuni:Da fällt mir die hawaiianische Göttin Pele ein. Die finde ich toll!
Ja, die gefällt mir auch!
Vielleicht sollte man diese feurige, überfließende und dabei kluge Göttin auch nach Mitteleuropa verpflanzen. Vielleicht würden dann die Sparflämmchen endlich einmal so richtig ins Lodern kommen.
Zitat von Karina14:@whynot, zu der Eifersucht, in welchem Zusammenhang ist sie denn entstanden?
Man kann sagen, in so gut wie jedem Zusammenhang. Eifersüchtig wegen meiner (platonischen) Freundinnen, die ich teilweise schon seit der Kindheit habe, oder beruflich mit einer Frau geredet, eifersüchtig wegen der Vergangenheit, eifersüchtig wegen einer Bemerkung - alles, was man sich so denken kann.
Komischerweise bin ich selber ja so gut wie gar nicht eifersüchtig (ich neige auch überhaupt nicht zum Fremdgehen), und ich halte Eifersucht auch in der vermeintlich gesunden Form für etwas reichlich Seltsames und Abgedrehtes - aber diese Eifersuchtsgeplagtheit der Frauen hat mich praktisch das ganze Leben lang verfolgt.
Eine weitgehend eifersuchtsfreie Frau habe ich unmittelbar noch gar nie erlebt, und ich frage mich, ob es so etwas überhaupt gibt.
Zitat von Karina14:Deine Beschreibung vom revolutionären unerkannten Untergrundkünstler, der als gescheiterte Existenz endet, dieses Scheitern das gibt es doch in jedem sogenannten Traumberuf.
Ja, das stimmt natürlich. Aber erstens muß Künstler für den Künstler durchaus nicht DER Traumberuf sein, sondern das liegt vielmehr in seiner Natur und die Kunst geschieht ihm sozusagen, oft gerade aus Not und Seelenpein. Zweitens kommt es beim Scheitern in anderen Traumberufen wohl nur eher selten vor, daß hinterher das große Aufblühen und Befeiern des gescheiterten Traumes folgt, was in der Kunst ja beinahe die Regel ist. Ich erinnere an das klassische Beispiel van Gogh. Oder an Georg Trakl. Oder Hölderlin. Und diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Allerdings fragt es sich natürlich, was etwa aus einem van Gogh überhaupt geworden wäre, wäre er nach einigen Bildern zum Star aufgestiegen. Ich befürchte das Schlimmste. Not und Elend tun der Kunst gut, aber nicht dem Künstler als Menschen.
Zitat von Karina14:Liebessehnsucht was ist das?
Also ich glaube, das ist in erster Linie die Sehnsucht nach Zweisamkeit, nach Teilen und Mitteilen, nach Angenommensein ohne Wenn und Aber, nach dem Einbetten in ein wohliges Herzensbettchen, nach inniger Zugehörigkeit.
Manchmal, wenn ich so durch die Wälder wandere, dämmert irgendwo ein ferner Schimmer, es könnte schön sein, hier zu zweit zu gehen. Aber ich weiß es nicht mehr.
Zitat von Helli:Super neues Wort!
Ja, nur leider falsch geschrieben, wie ich sehe!
Beinahe wäre dabei noch das Hermanndrama herausgekommen. Dann würde sich die Frage stellen: Was war zuerst da - das Hormondrama oder das Hermanndrama.
Zitat von Helli:Eins der großen ungelösten Rätsel für mich: Wieso gibt es bei einem Großteil (?) der Menschen diesen Drang, sich unbedingt zu simplifizieren? Angst vor Verantwortung? Angst vor Chaos?
Das ist tatsächlich eine interessante Frage. Was mag einen plagen und antreiben, sich mit nahezu inbrünstiger Verbissenheit selber zu einem etwas auffrisierten Grashalm machen zu wollen?
Ich vermute, es ist - zumindest in der Tiefe - dieser mächtige Wunsch nach der Rache an Gott, der dem Menschen Jahrtausende völlig verschweint hat. Zudem hält die aufgeblähte reine Vernunft natürlich jede Art des Glaubens für etwas Kindisches und Lächerliches. Ich vermute, daß im individuellen Fall auch die Enttäuschung darüber, daß es das Christkind in Wirklichkeit nicht gibt, den entscheidenden Ausschlag gegeben hat.
Zitat von Helli:Ja. Bisher sieht es nach noch nicht ganz so drastischen Maßnahmen durch die Wissenschaft aus, um diese Macht auch durchzusetzen, wie es unter der Flagge der Religion war und ist. Die Wissenschaft macht das allerdings recht subtil, auch nicht besser.
Richtig. Heutzutage ist man schon dahintergekommen, daß es auch subtiler geht und daß das sogar weitaus effektiver ist. Nötigen funktioniert ja nie so ganz, überzeugen ist da schon viel besser. Denn damit bringt man eigene Gedanken und Vorstellungen auch in andere Köpfe, während sich bei einer Nötigung ja unweigerlich Gegenkräfte aufbauen.
Bestes Beispiel dafür: die Politik. Wozu eine Diktatur, bei der sich letztlich alles gegen die Diktatoren bündeln kann, wenn es mit den einfachsten Manipulationen auch demokratisch geht? Überzeugungsarbeit und ein bißchen Show reichen ja für die Thronbesteigung, und das Volk hat den Eindruck, es habe ja alles selber so gewollt, wie es gekommen ist, und kann sich höchstens selber in den Podex beißen. Das Einzige, worauf man sich immer verlassen kann, ist die Dummheit, und wer darauf zu segeln versteht, kommt am besten voran.
Zitat von Helli:Was meinst Du, Atlantis?
Nein, das meinte ich nicht. Sondern vereinzelte Inseln im Südpazifik, wie Vanuatu. Obwohl das alles ja auch nicht mehr ist, was es einmal war. Als der unselige Cook Tahiti entdeckt hat, hat er ja voller Schaudern und aufrechtem christlichem Entsetzen gemeint, er sei im Paradies gelandet. Und das mußte man natürlich austreiben. Wo käme man denn da hin - ein irdisches Paradies!
Zitat von Helli:Oft, wenn nicht meistens, ist das alles sogar in ein und derselben Person bzw. Frau; mir fällt dabei gerade auf, daß es derlei viele Beschreibungen nur für Frauen gibt, wieso? Für Männer gibt es da gar nicht so ein großes Repertoire, oder weiß ich davon nur nichts?
Doch, klar gibt es das auch bei Männern. Macho, Weichei, Muttersöhnchen, Casanova, Selbstsauger, Alpha, Wannenschwimmer, Versager, King .;. bis zum Überdruß könnte man diese Aufzählung fortführen.
Ja, Nietzsche war ein Durchschauer, wie es wohl keinen zweiten gegeben hat. (Obwohl auch der zu Lebzeiten ja nicht gerade eine Berühmtheit war und seinen Ruhm, wie es scheint, vor allem seiner Schwester zu verdanken hat, die seinen Nachlaß gewaltigt gepusht hat. Beinahe ein Jesus-Schicksal, könnte man sagen, der sich ja auch erst durch Paulus über die Welt ergossen hat. Offenbar in Vorausahnung dieser Ähnlichkeit der Wege hat Nietzsche seine Briefe zuletzt ja schon mit Der Gekreuzigte unterschrieben.)
Zum Thema Kunst habe ich ja bereits gegenüber Karina etwas geschrieben.
Dein Erlebnis mit der Frage zu dem Bild im Wohnzimmer erscheint mir ganz typisch. Die Kunst muß zur Inneneinrichtung passen. Gerade Verstörung will man eben nicht. Möglichst auch keine Auseinandersetzung mit unliebsamen Themen.
Wobei es bisweilen aber auch zu einem Zwiespalt kommen kann. Der sogenannte Blutkünstler Hermann Nitsch ist hier in Österreich ja geradezu ein Staatsfeind und wird sogar von einem Großteil seiner Familie verachtet wegen seiner Entartung (ich kannte einmal eine Cousine von ihm), während er in anderen, vor allem südlichen Ländern hoch geachtet ist.
Thomas Bernhard ist es nicht anders ergangen.
Wobei ich aber, wie gesagt, durchaus meine, daß Elend und Anfeindungen den Künstler erst recht beflügeln und anheizen können, auch wenn der Mensch noch so darunter leiden mag.