Danke für Eure lieben Worte. Ich glauben die beiden Minimiezen gehören zu irgendeiner der streunenden Katzen hier. Die kleine Schwarze sitzt immer noch auf der Mauer. Den Teller mit dem Futter haben sie auf die andere Seite der Hausmauer befördert, komme nicht mehr dran.
Was für ein Tag. Wir haben heute einen alternativen Citywalk mitgemacht. Unglaublich spannend, was unser Guide, eine junge Frau mit libanesischen und philippinischen Wurzeln über Beirut erzählt hat. Da fühlte ich mich der Stadt verbundener. Sie haben hier keine Mittelschicht. Es gibt eine low lower class, eine lower class, middle upper class und die ganz Reichen. Viele arbeiten im Zentrum und kommen aus den Suburbs. Wohnen und Leben ist außerhalb der Stadt viel günstiger. Sie erzählte, dass das von der Regierung so gewollt ist, dass jeden Tag mehrere tausend Autos innerhalb von 24 Stunden rein- und rausfahren. Mieten sind sauteuer und das bei einem Verdienst von 400 bis 500 Euro im Monat für Servicekräfte, 900 bis 1200 Euro für Bankangestellte und 3000 bis 6000 Euro für einen Bankmanager.
Überall in Beirut wird gebaut, Häuser, die selten fertig gestellt werden oder die am Ende nicht bewohnt sind. Downtown, dass bei uns die Innenstadt ist, wird Ghost Town genannt, weil es sich niemand leisten kann dort zu wohnen. Ist wie ausgestorben da.
Iraner investieren ihr Geld in Immobilien, aber nicht um Rendite zu erhalten, sondern um ihre Knete waschen zu können. Woher das Geld stammt, kann man sich zusammenreimen.
Das und ein paar korrupte Politiker treiben die Gentrifizierung der Stadt voran. So wie es in allen Hauptstädten früher oder später geschieht. Globalisierung Gentrifizierung sozusagen. Jemand sollte sich darauf die Rechte sichern und ein Franchise daraus machen, lohnt sich bestimmt. *Ironie off*
Die Graffitis in der Stadt werden von der Regierung nicht entfernt, sie sind überall und wirklich beeindruckend.
Die Hälfte der Tour verbrachten wir hinter der Greenline. Das ist eine natürliche gewachsene Grenze zwischen den schicken Ecken und den heruntergekommenen Viertel der Stadt. Unser Guide sagte, dass wir uns während der Tour durch unterschiedliche Stadträume bewegen. Im Englischen heißt das transition, was Übergang bedeutet.
Sie betonte, dass die Regierung historisch einen Übergang der ärmeren Bevölkerung in die Stadtteile der reicheren Schichten verhindern wollte. Sei es durch Bau von Brücken oder durch Erhöhung der Mieten.
Die einzelnen Districts sind dementsprechend divers, was Architektur und Lebendigkeit, so wie Preise angeht. Wir haben im ärmeren Teil ein armenischen Snack für 3 Euro gegessen und im wohlhabenden Teil zwei Kaffee und zwei Kuchen für 20 Euro.
Sie gab uns auch spannende Einblicke in die politische Geschichte des Libanons. Kann ich leider nicht so wiedergeben, irgendwann war ich müde von der Hitze und dem Laufen.
Gestern haben wir die Jeita Grotten, ein Weltkulturerbe, außerhalb von Beirut angesehen. Das sind riesige Tropfsteinhöhlen mit den größten Stalagmiten-Vorkommen der Welt.
Abends waren wir auf dem deutschen Filmfestival des Goethe Instituts und schauten den großartigen Film Styx. Kann ich Euch nur empfehlen.
Bin jetzt ziemlich kaputt und werde etwas chillen, bevor wir uns ins Nachtleben stürzen
Am Wochenende ist tagsüber weniger los in Beirut als unter der Woche, weil die meisten wegfahren oder eben außerhalb wohnen. Mal sehen, was hier abends so abgeht.
Liebst Eure Milano