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Das Thema Treue

Y
Zitat von Lacrimosa84:


....Ich kann für mich nur sagen, dass ich Treue für absolut wichtig halte. Meine Ehe war schon länger am Ende, ich habe mich in jemanden verguckt und innerhalb von 2 Wochen dann die Konsequenz gezogen (Trennung von meinem Mann). Ich hätte es niemals durchgehalten, heimlich fremd zu gehen und meinen Mann zu belügen. Und das, obwohl wir schon mehrere Jahre keinen S. mehr hatten.

Und ich möchte es auch in Zukunft so halten. Wenn eine Beziehung am Ende ist, nichts mehr zu verbessern oder zu verändern ist, dann gehe ich lieber.

Ich fürchte mich trotzdem, wenn ich mich umsehe und beobachte, dass für viele fremdgehen nicht einmal mehr ein Kavaliersdelikt ist....


Hallo Lacimosa,

ich kann das ziemlich gut nachvollziehen, was du schreibst, habe es selber ähnlich erlebt ....auch ich würde niemals untreu werden, und wurde es selbst meinem mittlerweile Exgatten nicht, auch dann nicht, als wir im Begriff waren unsere Beziehung aufzulösen. Ich gehe lieber einen Schritt nach dem anderen, bringe eine Beziehung zu Ende, so dass keine unnötigen Verletzungen ablaufen, denn das gewährleistet mir auch eine seelische Ordnung. Eine seelische Ordnung braucht man, um sich auf eine neue Partnerschaft einzulassen.

Für viele Leute mag dies eine exotische Haltung sein, spießbürgerlich und konservativ, für mich aber ist es eigene Psychohygiene. Ich habe auch den Eindruck, dass viele zwar die Vorteile einer Partnerschaft sich wünschen, insgeheim ihr Singleleben aber nicht aufgeben möchten, so erkläre ich mir jedenfalls die laxe Haltung zu Treue. Auch mir macht das Angst, ich verstehe dich gut.

Selbstliebe

18.10.2015 21:08 • #61


L
@Selbstliebe

Ja, eine seelische Ordnung zu haben ist in jedem Fall gut. Dennoch frage ich mich, ob nicht diejenigen Männer, die ich konkret kenne und die in einer Beziehung sind und nebenbei eine Affäre führen und vielleicht nicht einen Schritt nach dem anderen gehen, möglicherweise glücklicher und unbeschwerter leben als wir? Sie bekommen beides, Freundin und Geliebte und wenn's mit der Geliebten nicht weitergeht aus welchen Gründen auch immer, gibt es nicht viel zu trauern und schon gar nichts zu verlieren. Denn sie haben ja immer noch ihre Hauptbeziehung, die sie ja eben nicht für uns aufgegeben haben.

Ja, es kann gut sein, dass viele ihr Single-Leben auch innerhalb einer Beziehung nicht aufgeben wollen. Ich stelle mir dennoch folgende Frage: Wenn ich in einer Beziehung bin und meinen Partner wirklich liebe. Und selbst wenn ich Lust auf jemand anderen hätte und möglicherweise auch noch die passende Gelegenheit, ich hätte große Angst, dass mein Partner herausfinden könnte, dass ich ihn betrüge und damit meine Beziehung ein schnelles Ende finden könnte. Vor allem dann, wenn es sich nicht um einen Kurschatten handelt, sondern um eine längere Affäre.

Ich hoffe inständig, dass ich mich nie wieder in einen liierten Mann verliebe. Und wenn doch, dass ich nie wieder den Fehler begehe, mich auf so was einzulassen. Ich leide heute noch darunter und manchmal denke ich, dass es nie aufhören wird. Ich wünschte mir, diese Erfahrung nicht gemacht zu haben.

Ich war immer eine Verfechterin davon, nicht untreu zu werden. Und auch jetzt, nachdem ich die Seite der Geliebten kennen gelernt habe, stehe ich dazu. Ich denke, dass in den allermeisten Fällen (aufgedeckte) Untreue zu einem so großen Vertrauensverlust führt, welcher kaum noch zu beheben ist. Zudem ergeben sich daraus noch weitere massive Konsequenzen, wie beispielsweise die nachfolgenden seelischen Qualen für den Betrogenen und die Affäre. Ich weiß nicht mehr, wer das hier geschrieben hatte, aber es stimmt ja, dass viele dies nur mithilfe Therapie etc. verarbeiten können. Das zeigt ja, wie extrem die Verletzungen im Regelfall sind. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass (dauerhafte) Untreue zu einer Verbesserung der Beziehung führt. Damit meine ich nicht, dass der untreue Partner einen Ausgleich hat und von daher in der Beziehung entspannter sein kann. Ich meine tatsächlich eine echte Verbesserung der Beziehung, die aus sich selbst heraus entsteht oder erarbeitet wird.

Mich beruhigt es, dass ich nicht die einzige bin, die Angst davor hat, niemanden zu finden, der zu mir passt und darüber hinaus auch noch treu ist (oder sein möchte)...

PS: @Selbstliebe: Ich glaube auch, dass ich u.a. deshalb ein gutes Verhältnis zum meinem Ex-Mann habe, weil ich mich sauber getrennt habe und ihm den Betrug erspart habe ... er war selbstverständlich nicht froh über die Trennung, aber da ich ihn nicht belogen oder betrogen hatte, konnte er vielleicht besser damit umgehen.. hoffe ich zumindest.

19.10.2015 13:44 • #62


Blanca
Zitat von Lacrimosa84:
Ja, eine seelische Ordnung zu haben ist in jedem Fall gut. Dennoch frage ich mich, ob nicht diejenigen Männer, die ich konkret kenne und die in einer Beziehung sind und nebenbei eine Affäre führen und vielleicht nicht einen Schritt nach dem anderen gehen, möglicherweise glücklicher und unbeschwerter leben als wir? Sie bekommen beides, Freundin und Geliebte und wenn's mit der Geliebten nicht weitergeht aus welchen Gründen auch immer, gibt es nicht viel zu trauern und schon gar nichts zu verlieren. Denn sie haben ja immer noch ihre Hauptbeziehung, die sie ja eben nicht für uns aufgegeben haben.

Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied. Der eine braucht Stetigkeit und Zuverlässigkeit, auch in Beziehungen. Und der andere braucht eben die Abwechslung und das Abenteuer - warum und wofür auch immer.

Eines steht fest: Wer sich aus Gründen der Konformität selbst verleugnet, wird auf jeden Fall unglücklich. Denn ein gesundes Selbstwertgefühl hat nur der, der zu sich und seinem Wesen steht, wie es nun mal ist. So wie Du Dein Bedürfnis nach seelischer Ordnung nicht mal eben so abstreifen kannst, so wird ein promisk oder gar polyamor veranlagter Mensch nicht plötzlich nur noch Augen für seine Hauptbeziehung haben.

Der eine wird vielleicht erst nach 30 Jahren Ehe merken, daß eben doch jeder Mensch ein Abgrund ist und er die ganze Zeit betrogen wurde. Damit dürfte seine seelische Ordnung erst mal gründlich durcheinander sein; allem voran die Grundvorstellung, daß diese Welt in all ihrem äußerlich wahrnehmbaren Chaos im Grunde eben doch eine gute ist.

Der andere wird vielleicht erst nach 30 Jahren Fremdgehen erwischt und steht dann vor den Trümmern seiner Ehefassade, nur um sich von der Geliebten anhören zu dürfen, daß auch sie nicht bereit ist, ihn bei sich aufzunehmen: Schließlich komme er ja nur deshalb bei ihr angekrochen, weil seine Frau ihn rausgeworfen habe und das sei ihr dann doch zu dünn. Außerdem habe sie sich nur eine Affaire gewünscht und keine Lust, ihm nun auch noch die Socken zu waschen. Dafür sei schließlich seine Frau da gewesen; sie hingegen habe all die Jahre schon gewußt, warum sie die andere war und bleiben wollte.

Tja. auch kein schönes Ende. Allerdings sagt die Intuition mir, daß der aufgeflogene Betrüger deutlich eher an den Punkt gerät, wo er einfach nur noch über alles lacht, als der völlig ernüchterte Betrogene, der wohl eher Gefahr läuft, vom gebrannten Kind zum Zyniker zu mutieren.

Menschen, die sich und andere ernst nehmen, sind halt verletzlicher als oberflächliche Spaßvögel, die eben das nicht tun wollen und können. Im Gegenzug sind ernste Menschen zu tiefer Liebe fähig und haben es so in der Hand, ein Spektrum an Emotionen zu erleben, daß oberflächlichen *beep* ebenso verborgen bleiben wird wie den Psychopathen, von denen es unter Fremdgängern so manchen gibt. Diese Fähigkeit ist Stärke und Schwäche zugleich, aber ich denke, sie ist es, die den liederlichen Menschen vom edlen unterscheidet.

20.10.2015 09:33 • x 1 #63




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