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Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

B
Zitat von Jetti:
Das schreibe ich irgendwann mal.
Einerseits weil ich noch bisschen darüber nachdenken muss.

Zum anderen zählt jetzt erstmal, was auf dich zukommt.

Meine Befindlichkeiten können warten.

Ich wollte nicht zu indiskret sein. Du sollst natürlich nicht alle deine Leichen aus dem Keller ans Tageslicht ziehen. Nur wenn du willst.
Das ist lieb von dir, aber meine Befindlichkeiten sind nicht wichtiger als deine.

16.09.2021 11:38 • #1051


B
Zitat von Jetti:
Zu wissen, dass man sich für immer verabschieden muss......Wie schafft man das nur?

Was bleibt einem denn anderes übrig? So ist der näturliche Lauf der zyklischen Existenz. Ob ich das nun akzeptiere oder nicht, ändert nichts an dieser Tatsache. Wenn ich diesen Umstand nicht akzeptiere, werde ich den Rest meines Lebens in Angst und Leid leben müssen. Das will ich nicht. Akzeptanz befreit unheimlich.

Zitat von Jetti:
Natürlich ist man sich der Endlichkeit des Lebens bewusst. Aber kann sich auf diese allerletzte
Phase doch niemals wirklich vorbereiten.

Kann man schon. Und sollte man auch unbedingt. Sich mit seiner eigenen Vergänglichkeit auseinandersetzen. In deiner Vergänglichkeit das Unvergängliche erkennen. Eigentlich sollte man sich des Lebens lang auf seinen Tod vorbereiten, so wie unser Tod uns auf unser Leben vorbereitet. Der Tod ist ein Bestandteil von uns. So wie Leben ein Bestandteil von uns ist.
Der endlose Kreislauf von werden und vergehen.

Zitat von Jetti:
Habe mich dagegen gewehrt. Damals wollte ich mich noch nicht verabschieden,
Heute denke ich, dass es sehr wichtig ist, einen Menschen in Frieden gehen zu lassen.
Für den, der geht, aber auch für den Zurückbleibenden.

So ist es. In Liebe, Stille und Frieden. Mehr können wir nicht tun.

16.09.2021 11:52 • x 2 #1052


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

x 3


Jetti
Zitat von Bumich:
Ich wollte nicht zu indiskret sein

Nein, nein, das warst Du nicht.
Es ist nur so, dass ich auch zu viele Gedanken habe, die ich erstmal einfangen und sortieren muss.
Im Frühsommer gab es mal eine Zeit, in der ich viel aufgeschrieben habe. Um mir selbst auch Fragen zu beantworten, und das dann direkt nochmal in den Blick zu nehmen, oder auch zu ergänzen. Das habe ich leider ein bisschen vernachlässigt.

Zwar schreibe ich hier oft lange Texte, aber die gelingen mir nicht unbedingt in kurzer Zeit. Also das ich mich hinsetze, und meine Finger quasi nur das tippen, was einfach grad an Gedanken da ist.

16.09.2021 12:36 • #1053


Jetti
Zitat von Bumich:
Sich mit seiner eigenen Vergänglichkeit auseinandersetzen.

Tatsächlich meine ich gar nicht so sehr meine eigene Vergänglichkeit. Ich denke ja irgendwie, dass ich gar nicht so sehr am Leben hänge, weiß aber nicht, ob es mir wirklich so egal wäre, wenn mir das Sterben unmittelbar bevorsteht.

Dieses sich nicht vorbereiten können, bezieht sich eher auf den Tod von lieben Menschen im eigenen Umfeld. Denn das kann auch ganz plötzlich mal der Fall sein. Ein Unfall beispielweise, der selbst das Leben eines jungen Menschen von einer Sekunde auf die andere beenden kann.
Mein Vater ist schon lange schwer krank, und ich schrieb ja, es ist wichtig irgendwann in Frieden Abschied zu nehmen. Ihn dann gehen zu lassen. Was das tatsächlich für mich bedeutet und wie ich damit zurechtkomme, kann ich trotzdem noch nicht sagen.

Zitat von Bumich:
aber meine Befindlichkeiten sind nicht wichtiger als deine.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind sie es doch.

16.09.2021 13:02 • #1054


Jetti
@Ampelmännchen
Nun doch nochmal zu Deinem Text von gestern, und ganz besonders zum letzten Abschnitt. Da ist mir dieser eine Satz aufgefallen:
Zitat von Ampelmännchen:
Weil ich in Familie vielleicht den einzigen Sinn sehe.

Ja, hier geht es auch um einen ganz enzscheidendes Thema. Was ist eigentlich der Sinn des Lebens? Was ist der Sinn MEINES Lebens. Und eine der Topantworten darauf ist es wohl, eine Familie/Kinder zu haben.
Zum einen ist das Streben nach Fortpflanzung biologisch in uns angelegt, aber auf einer ganz anderen Ebene auch der Wunsch, Leben weiterzugeben, etwas von sich selbst weiterleben zu lassen. Mit Kindern kann man die Welt nochmal neu entdecken, die Liebe zu ihnen ist bedingungslos und sie machen das Leben einfach viel, viel reicher.

Als ich vor einigen Jahren mit meinem Kinderwunsch abschließen musste, war mir der Sinn des Lebens verloren gegangen. Tatsächlich stellte ich alles in Frage. Es war gnadenlos, weil unabänderlich. Und es dauerte endlos lange, aus dieser Krise wieder herauszukommen. Damals tat ich kaum etwas dafür, um wieder nach oben zu gelangen, erledigte nur das Nötigste und zog mich von allem zurück.
Es gäbe viel davon zu erzählen, wie es mir erging, aber letztlich kann ich heute sagen, dass ich mich von all dem befreien konnte. Von meinen eigenen Erwartungen und denen des Umfeldes, von dem Gedanken, wie ungerecht es ist, dass alle anderen Kinder bekommen nur ich nicht, von dem Gefühl, sinnlos zu leben. Auch von der Überzeugung nur mit eigenen Kindern sei mein Leben etwas wert. Ich weiß nicht einmal genau, ob ich vielleicht auch nur einfach etwas erfüllen wollte, denn im Grunde war es schon recht spät dafür.

Irgendwann in den nächsten Tagen wird meine Schwester bereits zum zweiten Mal Oma. Und ich freue mich sehr darüber. Aus vollem Herzen. Wir alle sind gespannt, denn die jungen Leute haben es sich nicht sagen lassen, ob ein Junge oder ein Mädchen zur Welt kommen wird. Manchmal staune ich über mich selbst, wie unbeschwert ich diesbezüglich jetzt bin. Sicher, manchmal spüre ich noch eine gewisse Traurigkeit, aber das ist ganz selten der Fall. Es ist so wie es ist, und tatsächlich ist es wohl auch gut so. Geholfen haben mir in erster Linie meine Geschwister. Manchmal gar nicht bewusst. Aber sie haben mich immer in ihre Familien mit einbezogen, nicht zugelassen dass ich mich aufgebe. Sie nahmen es mir nicht krumm, wenn ich gemeinsame Unternehmungen absagte, versuchten es dann einfach zu einem anderen Zeitpunkt wieder. Und immer wieder.
Warum ich das jetzt wieder erzähle? In erster Linie, weil ich Dich gut verstehen kann. Du hast erlebt, wie schön es mit Kindern ist. Aber das wurde Dir wieder genommen, denn es waren die Kinder Deiner Ex-Partnerinnen. Vielleicht geht es Dir auch gar nicht so sehr um eigene Kinder. Im Gegensatz zu mir damals. Obwohl Du ja auch schon mal erwähnt hattest, dass Du denkst, hättest Du dies oder das anders gemacht, wären möglicherweise eigene Kinder im Haus.

Hast Du schon mal überlegt, Deinen guten Draht zu Kindern irgendwo anders zu nutzen? In Deinem Sport zum Beispiel eine Trainingsgruppe zu leiten. Bei einem Verein oder einer Organisation einen Kurs anzubieten, Kindern zeigen, welche tollen Dinge aus Holz entstehen können, und mit ihnen gemeinsam daran zu arbeiten. Das muss ja auch nicht gleich eine dauerhafte Verpflichtung werden. Hier bei uns zum Beispiel lese ich immer von den Ferienangeboten im Mehrgenerationenhaus des DRK, wo ein ganz buntes Programm stattfindet. So etwas ist zunächst mal auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt, und danach könnte man immer noch schauen.
Das wäre so eine Idee von mir.

Und ja, sicher hat Bumich recht, dass der Weg für jeden von uns ganz individuell ist, und oft erst auch im Gehen entsteht.
Ich habe mich auch lange dafür verurteilt, nicht zu wissen, was genau ich eigentlich will. Die berühmte Frage: Wo sehe ich mich in 5 Jahren? Keine Ahnung, das werde ich sagen können, wenn ich dort bin.
Ich überlege, beruflich nochmal was anderes zu machen, weil meine Arbeitsinhalte sich ziemlich verändert haben.
Das war Anfang des Jahres sowieso der Hammer. Zuerst am Tag vor dem Jahreswechsel die Gewissheit, dass meine unglückliche Verliebtheit keine Chance hat, da ER mir schrieb, eine andere Frau kennengelernt zu haben. Dann schleppte ich mich auf Arbeit, um gleich in der ersten Arbeitswoche zu erfahren, dass mein Abteilungsleiter die Firma verlässt, um sich selbstständig zu machen. 3 Kollegen nahm er mit, als er im Frühjahr ging. Mich nicht. Unsere ganze Abteilung, eine gute Truppe, schien sich aufzulösen. Inzwischen geht es weiter, anders eben, aber eine richtige Perspektive sehen auch die sonstigen Übriggebliebenen nicht. Ich nahm mir vor, erstmal nichts zu überstürzen, weil ich mich mit meinem Liebeskummer und dem tiefen Schmerz auseinanderzusetzen hatte und das auch noch nicht abgeschlossen ist.

Was die Zukunft bringt wird sich zeigen. Ich muss es heute noch nicht hundertprozentig wissen.

16.09.2021 15:08 • x 2 #1055


Ampelmännchen
Hallo ihr alle,
@Bumich das mit deiner Mutter tut mir wirklich sehr leid und ich wünsche dir alle Kraft da durch zu kommen.
Mein Vater hat heute seinen zweiten Todestag und natürlich durchschreitet er heute den ganzen Tag meinen Kopf. Generell steckt da noch viel Trauer drin und der Bestatter sagte uns damals "rechnen sie mindestens mit einem Jahr Trauerzeit". Nicht durchweg, schon klar aber in Wellen halt.
Ich für mich habe das Gefühl einfach zu viele Menschen in kürzester Zeit habe gehen lassen müssen. ExEx mit zwei Kindern, mein bester Freund der sich von der Clique abwandt, mein Vater und Ex mit drei Kindern.
Dazu kommt, dass nun meine Mutter sich vermehrt Sorgen um ihren besten Freund (der Vater meiner Ex) macht weil der seit zwei Tagen auf der Intensivstation liegt. Ruhe kommt irgendwie schlecht rein.
Und ja, die Arbeit ist wirklich keine Ablenkung und ich bin mir sicher, dass sich vieles vermutlich ins positive ändern würde wenn man einem ausfüllenden Beruf nachgehen könnte. Zu was mein kreatives und handwerkliches Können lang weiß ich eben nicht. Die innere Überzeugung fehlt da halt. Nun arbeite ich in einem Steuerbüro seit fast dreißig Jahren und weiß halt auch, wie schwer es ist, über die Runden kommen zu können. Und natürlich klopft bei mir die Existenzangst an und fragt nach, wie ich Haus und Hof abbezahlen möchte.
Ich beneide da immer meine Schwester. Die macht einfach. Da sind wir sehr unterschiedlich.
@leskine du hast mir Sicherheit recht. Der Job muss weg.

@Bumich ja, ich bin in Behandlung. Zum dritten Mal. Die ersten beiden Male waren reine Gesprächstherapien und die zweite zog sich bis Juni letztes Jahr. Meine Ex fragte mich damals ob mir das Reden gut tun würde? Nein, tat es nicht weil ich mich halt immer mehr kaputt gequatscht habe. Natürlich blieb das Reden über mich bei meiner Ex nicht aus. Sie wollte mich ja kennenlernen und stellte reichlich Fragen deren Antworten nicht besser ausfielen. In der Zeit habe ich mich zusätzlich mit meiner Mutter beschäftigt und mit ihr das Gespräch gesucht weil ich mich im Zusammenhang mit ihr an nichts positives erinnern kann und ihr das und auch die Gründe warum sie damals so gewesen ist auch sagte. Das tat gut. Aber letztlich brachte das so viel nun auch nicht.
Nun bin ich bei einer traumatherapeutin angemeldet. Im Erstgespräch habe ich gar nicht viel erzählen müssen und sie sagte mir auf den Kopf zu was in meinem vor sich ginge und wie ich mich deshalb verhalten würde. Die konnte mich sofort lesen.
Nun warte ich seit einem halben darauf dass es losgeht weil wir in meine Kindheit einsteigen wollen und während ich erzählen werde muss ich mit meinen Augen ihren Fingern folgen weil das Hirn über die Augen verarbeitet. Sie meinte damals dass reden alleine nichts bringt weil es nur aufwühlen würde. Kann ich bestätigen.
@Jetti an Freizeitgestaltung mit Kindern hatte ich auch schon gedacht um einen Ersatz des Kinderlos Seins zu haben denn tatsächlich bedaure ich es sehr keine zu haben und ich in einer langen Beziehung Gedanken über Kinder immer auf die Antwort meiner damaligen Partnerin abgestellt zu haben. Die wollte nie welche und ich war zu dumm zum eigenen Denken.
Umso mehr trafen mich die Worte meiner Ex dass ich mich anpassen und in eine Familie reindrücken würde. Das es fast egal wäre wer sie sei. Hauptsache ich wäre nicht allein. Aber gut.
Ich finde es einfach nur schade, dass ich Anfang 2020 so gut drauf war, nichts gesucht hatte, außer halt mich selbst, positiv mir gegenüber war und wirklich euphorisch gewesen bin und ich mir dass durch mein eigenes Gerede über mich bei ihr und dem Klempner wieder kaputt gemacht habe und mir ein einzelner Mensch letztlich so zusetzen kann.

@leskine für einen Menschen der in keine Achterbahn steigt und sogar einen Fallschirmspringerkurs machen wollte ist das schon sehr mutig. Lebensmüde ist man auch wenn man über die Straße geht

16.09.2021 17:36 • x 1 #1056


Ampelmännchen
Und nun bin ich gerade am Grab. Es ist das fünfte mal und jedesmal wenn ich hier bin, kommen die Erinnerungen hoch was meine Ex nach meinem ersten Besuch meines Trauerverhaltens ihr gegenüber für einen Aufstand gemacht hat und werde traurig deswegen. Das finde ich unfair. Da vermischen sich zu viele Gefühle.
Aber genug der Strangpiraterie

Habt einen schönen Abend

16.09.2021 18:19 • x 1 #1057


Jetti
@Ampelmännchen
Keine einfacher Tag, auch für Dich. Zusätzlich zu den Belastungen, die Dich bereits zu erdrücken scheinen. Und eigentlich reichen ja schon die Traurigkeit über den Verlust Deines Vaters, die Erinnerungen, Schuldgefühle.....
Aber bei Dir kommt noch andere, quälende Gedanken hinzu.
Ich hoffe nur, dass dieses bewusste Auseinandersetzen damit, Dir hilft wieder ein wenig mehr Abstand zu gewinnen. Um es irgendwann hinter Dir lassen zu können.
Trotz allem, auch Dir einen guten Abend. Vielleicht in Dankbarkeit, dass Dein Vater an Deiner Seite war, Dich geprägt hat und in Erinnerung an viele schöne Erlebnisse, die Du mit ihm verbindest.

16.09.2021 18:47 • x 2 #1058


B
Zitat von Jetti:
Im Frühsommer gab es mal eine Zeit, in der ich viel aufgeschrieben habe. Um mir selbst auch Fragen zu beantworten, und das dann direkt nochmal in den Blick zu nehmen, oder auch zu ergänzen. Das habe ich leider ein bisschen vernachlässigt.

Wenn es mal wieder Not tut, kannst ja jeder Zeit Weitermachen. Ich bin auch nicht so der Typ, der immer allen Gedankendurchfall aufschreiben muss. Aber, so manches mal hatte ich schon echt geniale Ideen. In weiten und lichten Augenblicken. Glaube ich zumindest. Leider habe ich sie nicht aufgeschrieben und somit wieder vergessen. Manches davon wäre wohl noch weitere Überlegungen Wert gewesen. Janu.
Wie gewonnen, so zerronnen...

Zitat von Jetti:
Tatsächlich meine ich gar nicht so sehr meine eigene Vergänglichkeit. Ich denke ja irgendwie, dass ich gar nicht so sehr am Leben hänge, weiß aber nicht, ob es mir wirklich so egal wäre, wenn mir das Sterben unmittelbar bevorsteht.

Ich sage dir, im Angesicht des Todes wird das Leben wertvoll. Auf ganz natürliche Weise. Im Angesicht des Todes spürst du das Leben in seiner gesamten Intensität. Nur darum gibt es die ganzen wahnsinnigen Extremsportarten. Im Adrenalinrausch der Todesgefahr spürst du das Leben.

Zitat von Jetti:
Dieses sich nicht vorbereiten können, bezieht sich eher auf den Tod von lieben Menschen im eigenen Umfeld. Denn das kann auch ganz plötzlich mal der Fall sein. Ein Unfall beispielweise, der selbst das Leben eines jungen Menschen von einer Sekunde auf die andere beenden kann.
Mein Vater ist schon lange schwer krank, und ich schrieb ja, es ist wichtig irgendwann in Frieden Abschied zu nehmen. Ihn dann gehen zu lassen. Was das tatsächlich für mich bedeutet und wie ich damit zurechtkomme, kann ich trotzdem noch nicht sagen.

Mein Dad vor fast 7 Jahren. Abends noch mit ihm Telefoniert. Hatte mir gerade ein neues gebrauchtes Auto geholt und wolle mit ihm im neuen Cabrio ne Runde drehen. Wir haben immer gerne zusammen an Autos geschraubt. Und am nächsten Morgen lag er tot im Bad. Live is a Hexe! Aber so blöde sich das auch anhört, die Planeten drehen sich weiter. Alles geht einfach weiter, als wäre er nie gewesen. Es geht einfach immer und immer weiter. In jungen Jahren ist einem nichts weiter entfernt als der Tod. Und je älter du wirst, je näher siehst du ihn kommen. Omma sachte imma, Altwerde is nix für Feichlinge...

Zitat von Jetti:
Zum jetzigen Zeitpunkt sind sie es doch.

Ja, na gut.

16.09.2021 20:43 • x 1 #1059


B
Zitat von Jetti:
Zwar schreibe ich hier oft lange Texte, aber die gelingen mir nicht unbedingt in kurzer Zeit. Also das ich mich hinsetze, und meine Finger quasi nur das tippen, was einfach grad an Gedanken da ist.

Ich finde, du gibst dir immer Mühe, investierst Zeit und überlegst dir 2x was und wie du schreibst. Da kennen wir ja ganz andere Vertreter hier.
Zitat von Jetti:
Was ist eigentlich der Sinn des Lebens?

Das wird wohl niemals jemand beantworten können. das ist und bleibt wohl unergründlich. Ein Yogin sagte mal; Wer den Sinn des Lebens sucht, wird immer den Wahnsinn finden. Was auch immer das genau bedeuten soll.

Zitat von Jetti:
Mit Kindern kann man die Welt nochmal neu entdecken, die Liebe zu ihnen ist bedingungslos und sie machen das Leben einfach viel, viel reicher.


Zitat von Jetti:

Als ich vor einigen Jahren mit meinem Kinderwunsch abschließen musste, war mir der Sinn des Lebens verloren gegangen.


Ich wollte eigentlich nie Kinder. Und in dieser Zeit schon mal gar nicht. Die haben die Ar. und müssen unserere Verfehlungen ausbaden. Der Planet wird in naher Zukunft nicht mehr so schön und gut zu uns sein. Verseucht wird er sein. Durch und durch verseucht. ich wollte nie Kinder. Aber nun hab ich einen Sohn und das ist auch gut so. Er ist n guter und anständiger Junge. Bin auch etwas Stolz auf ihn. Er ist ein Schlaukopf. Aber für mein Seelenheil wären Kinder nicht von Nöten gewesen.

Zitat von Jetti:
Ich habe mich auch lange dafür verurteilt, nicht zu wissen, was genau ich eigentlich will. Die berühmte Frage: Wo sehe ich mich in 5 Jahren? Keine Ahnung, das werde ich sagen können, wenn ich dort bin.


Ich hasse diese Frage und wusste auch noch nie eine Antwort darauf. Komm einfach in 5 Jahren wieder, dann weiss ich..
In der Zeit kann alles passieren. So weit im vorraus zu Planen liegt mir ja Null. Bin ich viel zu spontan und ambivalent für.
Ich brauche das Chaos und Abwechslung. Und ehrlich, ich weiss bis Heute nicht was ich will. Das geht seit einigen Jahren schon so. Aber verurteilt habe ich mich dafür nie.
Erinnert mich an Alice im Wunderland.
Alice kommt ins Wunderland und fragt Grinsekatze: Du Grinsekatze, kannst du mir den richtigen Weg sagen?
Grinsekatze zu Alice: Wo willst du denn hin? Was ist dein Ziel?
Alice: Och, das weiss ich gar nicht so genau.
Grinsekatze: Ja, dann ist es auch egal welchen Weg du nimmst.

Frage mich bitte nicht, warum mir das gerade eingefallen ist.

16.09.2021 21:23 • x 3 #1060


B
Zitat von Ampelmännchen:

das mit deiner Mutter tut mir wirklich sehr leid und ich wünsche dir alle Kraft da durch zu kommen.

Hallo Ampelmännchen, auch dir vielen Dank für deine Anteilnahme.

Du scheinst ja auch etwas älter schon zu sein, da wird das Umfeld langsam immer und immer dünner. Ich musste auch schon einige in meinem Bekanntenkreis zu Grabe tragen. Eine Zeitlang sind sie gestorben wie die Fliegen. Echt scjhlimm. Aber, so blöde wie das klingt, irgendwie gewöhnt man sich daran. irgendwie lernt man damit umzugehen. Finde ich persönlich.

Ich denke auch, deine Traumatante hat Recht, nur durch Reden ist noch nie etwas besser geworden. Hoffentlich gehts bald los bei dir. Habe neulich gehört, wegen Corona ist der Bedarf an Jugendpsychologen explodiert. Die Warteliste reicht von hier bis Venus. Wo das alles noch enden soll

16.09.2021 21:41 • x 1 #1061


B
Vielleicht hilft mir das auch, dass ich unsere Existenz als zyklisch ansehe. Nach Leben kommt Tod. Nach Tod kommt Leben. Ein immerwährender Kreislauf, ohne Anfang und ohne Ende. Mögen die Körper und Formen auch vergänglich sein, die Essenz ist ewig. Diese formlose Energie, die deine und alles anderen manifestierten Formen durchdringt, ist unveränderlich. Tod bedeutet für mich, die Form, den Körper zu wechseln. Der Körper, der meiner Meinung nach, nicht uns gehort, wird wieder zu dem woraus er entstanden ist. Zu allem. Er ist aus allem enstanden und wird wieder zu allem.
Für mich der Tod nicht nur das Ende. Der Tod ist zugleich auch der Anfang. Vor der Geburt sind wir gestorben. Und nach dem Sterben werden wir geboren. Mein Dad ist nicht weg. Er ist nur nicht da oder hier. Er ist überall und nirgends. Aufgelöst in leere und lichtem Glanz. Eine Spierale ohne Anfang und ohne Ende. So sehe ich das für mich. Dann verliert der Tod seinen Schrecken.

16.09.2021 22:15 • #1062


Jetti
Zitat von Bumich:
Vielleicht hilft mir das auch, dass ich unsere Existenz als zyklisch ansehe.

Ja, dieser Gedanke hat etwas tröstliches.

Mein christicher Glaube hat mir auch geholfen, als liebe Menschen gestorben sind. Zu wissen, der Tod ist nicht das Ende, sondern sie sind in Gottes Hand geborgen. Obwohl diese Vorstellung auch schwer greifbar ist.

Letztlich ist es bei mir vielleicht gar nicht so sehr die Angst vor dem, was danach kommt, sondern die unumkehrbare Trennung von den Menschen, die mir nahe sind.
Gut möglich, dass es über den Tod hinaus eine Verbindung gibt, die sogar gespürt werden kann.
Aber man kann einander nicht mehr in den Arm nehmen, nicht miteinander sprechen, lachen, sich einfach nie mehr sehen.

Auch dazu gibt es Zeilen von Mascha Kaleko, die mir im Moment aber nicht vollständig einfallen wollen. Nur der Anfang.

Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang.
Nur vor dem Tode derer die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind.......

Irgendwann war das hier im Thread ja auch schon mal Thema. Dass man einerseits um den Menschen trauert, der gehen musste. Obwohl er gern noch gelebt hätte. Und andererseits weint man um sich selbst, um den ganz persönlichen Verlust.
Und auch da bleibt nichts anderes übrig, als mitten durch die Trauer hindurchzugehen.

16.09.2021 22:54 • x 1 #1063


Jetti
Zitat von Bumich:
die Planeten drehen sich weiter.

Mich hat der Tod meines Großvaters, der vor 26 Jahren an Krebs starb, sehr geprägt. Das war das erste Mal, dass ein sehr naher Familienangehöriger aus meinem Leben ging. Und er hatte zudem ziemlich zu leiden.
Ich dachte, die Welt müsse doch aufhören sich zu drehen. Warum tat sie das nicht? Es war aber nur meine Welt, die stehen blieb und fortan eine andere wurde. Ich weiß auch noch ganz genau, dass ich mir nicht vorstellen konnte, jemals wieder zu lachen.

Mein Großvater war Bauer und liebte sein Heimatdorf sehr. Eben dieses kleine Stückchen Welt, auf das ihn das Schicksal gestellt hatte. Die letzten Wochen verbrachte er zu Hause, weil alle Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft waren, und weitere Krankenhauszeit sinnlos.
Er wurde immer schwächer, und wünschte sich, noch einmal den Weg gehen zu können, der zwischen Wiesen und Bäumen hinaus zu den Feldern führt. Er konnte es nicht mehr.

Ich gehe dort auch immer schon sehr gern entlang, oft voller dunkler Gedanken oder gefangen in meinem Schmerz. Dann mache ich mir bewusst, welches Geschenk es eigenlich ist, dass meine Füße mich dort hinsus tragen. Mein Großvater hätte sich das nur noch ein einziges Mal gewünscht. Und ich nehme gar nicht wahr, wie schön es eigenlich ist, das überhaupt zu können.

Nun habe ich wieder viel von mir geschrieben.

Traue mich auch nicht, direkt zu fragen, wie es Dir nach dem Gespräch heute geht. Weil ich Dir auch nicht zu nahe treten möchte.
Andererseits vertraue ich darauf, dass Du genau das hier schreibst, was Du uns erzählen möchtest. Und es deshalb nichts ausmacht, nicht immer wieder zu fragen.

Ziemlich komplizierte Sätze zum Ende des Tages, merke ich grade....

16.09.2021 23:26 • x 2 #1064


leskine
Vor 3 Wochen war ich wieder spät schwimmen. Ist normalerweise leer um 22 Uhr. Nicht diesmal. Ein Typ aus meiner Nachbarschaft war auch da, ich nickte im respektvoll zu, wohl wissend, dass er Tags zuvor mit einer Schwimmlehrerin und einer Schwimmnudel zu Gange war. Er kann nicht schwimmen, dürfte um die 50 sein.
An dem Abend beobachtete ich ihn, wie er kämpfte, alleine, für sich, 2 Brustzüge und dann absaufen, Panik, wieder hoch und nochmal. Immer und immer wieder. Meinen Respekt hat er.

Am nächsten morgen war ich wieder schwimmen. Ziel, mein Unterbewusstsein. Nach ca. 30 min schwimmen, wie in iner art Trance, komme ich dahin. Es geht um einen Abend, an dem mich mein Vater bewusstlos schlug, durch Schläge auf den Po. Ich hatte ihm beim Tischtennis besiegt, er schloss die Tür, und legte mich übers Knie - da war ich 10.
Beim schwimmen bin ich in diese Situation mehrfach hinein. Einmal, half ich mir, den Jungen und beschütze ihn vor meinem Vater. Das andere mal tröstete ich den Jungen. Usw.

Ich rede mit mir beim Schwimmen, teilweise schreie ich ins Wasser - hört eh keiner. Und da musste ich an diesen Typen denken. Der nicht schwimmen kann. Und für mich ist es ein Kinderspiel. Ich Kraule ohne zu denken und kann voll abschalten.
Dann dachte ich, wie gut ich es habe, schwimmen zu können, denn ohne das Schwimmen, könnte ich dies Trauma- ausgelöst durch meinen Vater- nicht bewältigen. Dankbarkeit war spürbar. Doch wem gegenüber?
Wieso konnte ich eigentlich so gut schwimmen?
Es war mein Vater der es mir beibrachte. Ich erinnerte mich an seine Hand an meinem Bauch, da muss ich 4 gewesen sein, wie er mich über Wasser hielt und mit einer Eselsgeduld mehrmals die Woche mit mir im Schwimmbad war.

Er war es, der obwohl ihm sein Leben genommen wurde, und er mir viel Leid zuteil hat kommen lassen, er war es der mir Mittel an die Hand gab, die mir aus der schwersten Zeit meines Lebens half.

In jedem Schicksal, liegt eine Schönheit inne. Mann muss sie nur sehen können, und wollen. Sie verbirgt sich, hinter dem Schmerz. Durch den muss man zuvor durch und die Stärke dazu, steckt in jedem!

16.09.2021 23:54 • x 3 #1065


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