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Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

Jetti
Zitat von Bumich:
Bedeutet? Körperlich oder geistig?

Bedeutet, Sorgenkind der Familie gewesen zu sein. Zuerst aufgrund einer Krankheit (organisch) unmittelbar nach der Geburt.
Später aufgrund einer psychischen Erkrankung im Teenageralter.
Zitat von Bumich:
Das dir deine Familie/ Eltern dieses nicht vergeben kann und dich wie nen aussetzigen Lebrakranken behandelt.

Das tun sie nicht. Wir haben nie mehr darüber gesprochen. Das war ein Fehler. Momentan sträube ich mich noch, den einen ganz konkreten Grund hier öffentlich zu machen. Ich weiß nicht , wie weit das vorallem meine Mutter für sich verarbeitet hat.
ICH habe MIR das nie verzeihen können.

Zitat von Bumich:
Und nicht Type Xy.

Doch ER ist Thema. Denn im Zusammenhang mit ihm erkannte ich vollends, was ich mit mir angerichtet habe.
Ich hatte das Gefühl, dass egal was ich sagte, es nie falsch oder lächerlich war. Nie würde ich mich verletztlich machen. Jedes Fühlen hatte seine Berechtigung. Natürlich habe ich nicht meine Geschichte vor ihm
ausgebreitet, nein eigentlich gar nichts darüber erzählt. ER erkannte mich, bestärkte mich, meinen Wert zu sehen und durch ihn war mir das plötzlich möglich.
Die Themen gehen ineinander über keine Frage. Und es ist eben diese Traurigkeit, durch meine eigenen Versäumnisse mich selbst ins Abseits gestellt und damit die Chance auf eine Beziehung verspielt zu haben.

Allerdings gebe ich dir recht. Der Dreh- und Angelpunkt für die gegenwärtige Mutlosigkeit ist das Verzeihen und Akzeptieren, dessen was nicht mehr änderbar ist. Denn erst darauf kann ich etwas aufbauen. Das ist das Fundament.

Zitat von Bumich:
Wenn ich micht recht entsinne bist du auch so Ende 40?

Genau. Jahrgang 1973.
Mit den Wechseljahren hat das alles nichts zu tun. Weil es mich eben nicht erst seit gestern beschäftigt. Durch diese unglückliche Verliebtheit wurde nur alles aufgewühlt und ich habe endlich mal genauer auf die ganze Thematik geschaut.

Fluch und Segen zugleich, so schrieb Isnogud mal, ist diese Auseinandersetzung mit sich selbst. Dem ist nichts hinzuzufügen.

23.09.2021 22:49 • #1096


leskine
Zitat von Jetti:
Selbstakzeptanz heißt ja auch, sich als die Summe all dessen zu begreifen, was man getan oder nicht getan hat, wie man den Fragen des Lebens begegnet ist. Kritisch sein, ist in gewissem Maße auch okay, aber nicht zu verstehen, wie man war bzw. gehandelt hat, führt nicht dazu, gütig mit sich zu sein. Unlösbar für mich.

Du unterliegst hier einem Denkfehler. Das kenne ich. Deswegen drehte auch ich mich im Kreis.
Selbstakzeptanz musste ich auch erst googlen und viel darüber lesen, bevor ich begriff was es wirklich bedeutet.

Die Bewertung deiner Vergangenheit hat nichts mit Selbstakzeptanz zu tun sondern ist ein Abgleich mit deinem Umfeld, deiner Realität. Sich selbst zu akzeptieren bedeutet für mich, zu akzeptieren was man ist, nicht was war.

Ein Mensch der ein bewegtes Leben hinter sich hat, mit viel Leid, der reflektiert und offen darüber erzählt und Veränderungen bewirkt hat, hin zu innerer Zufriedenheit und Selbstliebe. Das macht einen Menschen attraktiv für mich, das Aussehen ist da nicht so wichtig, und sowieso vergänglich.

Ich bin sicher, das ein Mann in dein Leben tritt, und deinen wahren Wert erkennt, nachdem du diesen auch erkannt und angenommen hast.

23.09.2021 23:09 • x 2 #1097


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

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Jetti
Zitat von Bumich:
Oder spürst du noch etwas anderes außer Leid? Leid ist deine einzige Verbindung zu dir. Kann man das so sagen?

Schwierig. Ich spüre viel Traurigkeit, Wehmut, Sehnsucht, Hoffnungslosigkeit, fehlenden Sinn, Resignation, Enttäuschung, Vorwürfe.
In der Summe ist das Leid. Und dieses Leid bin ich. So kann man das, denke ich sagen.

Zitat von Bumich:
Loslassen bedeutet nicht etwas oder jemanden zu verlieren oder zu verbann

Ich verliere IHN aber, wenn ich keinen Kontakt mehr habe. Verliere den Menschen, der mir vorbehaltlos zugehört hat. Soviele Ideen und Überzeugungen mit mir geteilt hat. Der sich mit mir gefreut, und diese Lebendigkeit in mir ausgelöst hat.

Vielleicht begreife ich tatsächlich nicht den Sinn des Wortes Loslassen. Und je öfter ich darüber nachdenke, desto mehr zerdenke ich es, bis mir völlig der Durchblick fehlt.

23.09.2021 23:17 • #1098


Jetti
Zitat von leskine:
und deinen wahren Wert erkennt, nachdem du diesen auch erkannt und angenommen hast.

Die Überlegung ist an dieser Stelle für mich folgende.
Das was ich im letzten Jahr erlebte, war ein nie gekannter, unbegreiflicher Zauber. Ich wurde gesehen, und sah mich selbst dadurch. Plötzlich war ich mir etwas wert.

Doch prinzipiell sollte es genau anderes herum sein. Zuerst sollte ich mich sehen und akzeptieren. Und dadurch wird es leichter mit anderen Menschen in Verbindung zu kommen. Und die Gefahr einer Abhängigkeit ist so um ein Vielfaches geringer.

23.09.2021 23:30 • x 1 #1099


leskine
Zitat von Jetti:
Die Überlegung ist an dieser Stelle für mich folgende. Das was ich im letzten Jahr erlebte, war ein nie gekannter, unbegreiflicher Zauber. Ich wurde gesehen, und sah mich selbst dadurch. Plötzlich war ich mir etwas wert. Doch prinzipiell sollte es genau anderes herum sein. Zuerst sollte ich mich sehen und ...

Nichts anderes drückt mein Satz aus.

Mal eine Frage an dich, wann kannst du deine Gedanken abstellen? Gibt es etwas? Sport, Musik, Kultur, etc...?
Ich saß 1 1/2 Jahre bei mir auf der Bude und habe alles zerdacht anstatt einfach zu tun. Und mein Eindruck ist, dir geht es ähnlich.
Analyse ist gut, reflektieren auch. Nur irgendwann muss mal Schluß sein damit, andernfalls ist das Selbstsabotage.

23.09.2021 23:38 • x 2 #1100


leskine
Der Threadtitel lautet, lernen durch Schmerz.

Überall dort wo du den Schmerz spürst, bist du richtig. Also auch bei e) ich lasse ihn los.

23.09.2021 23:39 • x 1 #1101


Jetti
Zitat von leskine:
Du unterliegst hier einem Denkfehler.


Zitat von Bumich:
Da hast du etwas grundlegendes missverstanden.

Vorallem wird es jetzt kurz vor Mitternacht zunehmend schwerer mit dem Denken. Ich meine, so einiges verstanden zu haben, aber werde mich nochmal mit wachem Geist damit beschäftigen.

Ich bin nicht mehr so extrem angespannt, das liegt aber vorallem daran, dass ich jetzt gleich schlafen kann. Froh bin ich, dass ER nur äußerst selten durch meine Träume geistert.

Tausend Dank für Eurer Schreiben heute. Und damit für Eure Hilfe.
Ich lasse wieder von mir hören.

Gute Nacht.

23.09.2021 23:45 • x 2 #1102


Jetti
Zitat von leskine:
Mal eine Frage an dich, wann kannst du deine Gedanken abstellen? Gibt es etwas? Sport, Musik, Kultur, etc...?

Eine Antwort sollte noch drin sein.
Im Moment kann ich die Gedanken überhaupt nicht abstellen. ER ist einfach ständig präsent in meinem Kopf.
Am ehesten gelingt es mir dort, wo vollste Konzentration gefragt ist. Dann bemerke ich im Nachhinein manchmal, dass die Gedanken tatsächlich nur diesen Fokus hatten.
Sobald ich alleine bin, aber selbst bei Unternehmungen mit Freunden, bei einem gemeinsamen Essen, beim Sport.... ER geistert durch meinen Kopf, mal lauter, mal leiser, aber eben beständig. Das lässt mich nie zur Ruhe kommen.

23.09.2021 23:57 • x 2 #1103


leskine
Zitat von Jetti:
beim Sport

Wie machst du denn Sport? Also wenn ich am Anschlag bin, denk ich nur noch...sch. ich will sterben Da is kein Platz mehr für meine Ex in den Gedanken, denn die sind mit mir und meinem Körper beschäftigt. Nur mal so

Ich bin sicher es gibt bei dir auch etwas, wo du abschalten MUSST.

Zwiebelhacken fürs Kochen, da denk ich auch nicht an EX. Also esse ich gerade sehr viel Zwiebelgerichte. Nur eine Idee...

24.09.2021 00:07 • x 2 #1104


B
Zitat von Jetti:
Ich verliere IHN aber, wenn ich keinen Kontakt mehr habe. Verliere den Menschen, der mir vorbehaltlos zugehört hat. Soviele Ideen und Überzeugungen mit mir geteilt hat. Der sich mit mir gefreut, und diese Lebendigkeit in mir ausgelöst hat.


Den Kontakt hast du doch so oder so nicht mehr. Ob du nun loslässt oder weiter dran festhälst.
Ich verstehe schon was du sagen willst, aber um etwas zu verlieren muss man es erst einmal gehabt haben.

24.09.2021 01:16 • x 4 #1105


B
Zitat von Jetti:
Doch prinzipiell sollte es genau anderes herum sein. Zuerst sollte ich mich sehen und akzeptieren. Und dadurch wird es leichter mit anderen Menschen in Verbindung zu kommen.


Na ich weiss nicht. Wie willst du dich selbst erkennen, ohne die anderen? Unmöglich.Wie will man sich ohne Spiegel erkennen? Ohne Spiegel bist du nichts. Das funktioniert in meinen Augen so nicht.

24.09.2021 01:23 • x 1 #1106


B
Zitat von Jetti:
Und es ist eben diese Traurigkeit, durch meine eigenen Versäumnisse mich selbst ins Abseits gestellt und damit die Chance auf eine Beziehung verspielt zu haben.


Da bin ich dir was voraus. Ich habe schon 2 solcher magischen Beziehungen versemmelt. Die Existenz ist nicht so schlecht wie die Menschen. Bei ihr bekommen wir noch eine 2te Chance. Oder eine 3te oder 4te oder eine 5te Gelegenheit. So viele Chancen wie wir benötigen. Den Druck kann ich dir nehmen. Wenn ich eines in dem Leid gelernt habe, dann das. Wir bekommen es solange auf Brot geschmiert, bis wir es schnallen. Und wenns Millionen Jahre dauert.

Zitat von Jetti:
Genau. Jahrgang 1973.

Ein vorzüglicher und fantastischer Jahrgang. Und das sage ich nur weil es auch mein Jahrgang ist. Ich im April. Und du?

24.09.2021 01:38 • x 2 #1107


leskine
Zitat von Bumich:
Da bin ich dir was voraus

Ne bist du nicht. Du bist ganz weit hinten an und versuchst es mit deinem möchte gern Wissen zu kaschieren.

Zitat von Bumich:
Wie willst du dich selbst erkennen, ohne die anderen?

Der Spiegel ist man selbst. Man benötigt niemand anderen. Das wirst du auch noch lernen müssen.

24.09.2021 01:47 • #1108


leskine
Zitat von Bumich:
Ich verstehe schon was du sagen willst, aber um etwas zu verlieren muss man es erst einmal gehabt haben.

Ne, du verstehst gar nichts. Es geht um Verbundenheit. Haben, als Besitzanspruch, gibt es nicht. Es geht um Erfüllung, Verständnis, Leere. Das Gefühl von Verlust ist nichts weiter als ein Gefühl, und steht nicht im Zusammenhang mit Besitz. Es ist ein Gefühl, produziert durch Gedanken. Gedanken der Minderwertigkeit, die als solche den Schmerz versuchen zu umgehen. Ein Defizit, dass nur gefüllt werden kann, aus sich heraus. Nicht durch Spiegelung.

24.09.2021 02:02 • #1109


leskine
Zitat von Bumich:
Ein vorzüglicher und fantastischer Jahrgang. Und das sage ich nur weil es auch mein Jahrgang ist.


Diese Narzissen. Beängstigend.

24.09.2021 02:06 • #1110


A


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