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Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

Jetti
@Isnogud
Natürlich wirst Du, liebe Isno, hier in unserem Stuhlkreis ebenso gefeiert.

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag !

Auch in dieser Runde geht es heute ganz gemütlich zu. Bei Kerzenschein, Plätzchen
Glühwein, Tannenzweigenduft und Räucherkerzen lassen wir Dich hochleben.

Hab einen schönen Tag und damit einen wunderbaren Start ins neue Lebensjahr

15.12.2021 10:43 • #1471


Isnogud
Zitat von Jetti:
@Isnogud Natürlich wirst Du, liebe Isno, hier in unserem Stuhlkreis ebenso gefeiert. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag ! Auch in dieser Runde geht es heute ganz gemütlich zu. Bei Kerzenschein, Plätzchen Glühwein, Tannenzweigenduft und ...


Vielen Dank liebe Jetti! Auch für deine private Nachricht!
Der Tag ist irgendwie mit sehr viel Vorbereitung und noch mehr Essen einfach so vorbei gegangen... Aber es war schön und ich liege zufrieden auf der Couch.

Gestern Nacht hatte ich ein kleines Tief und hab viel an meinen letzten Geburtstag mit ihm gedacht. Aber heute ging es dann so rund, dass ich gar nicht groß Zeit zum Langweilen, Nachdenken oder Sentimental-werden hatte. Alles gut.

15.12.2021 17:58 • x 1 #1472


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

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B
@Isnogud Auch von mir alles Liebe zum Geburtstag. Lebe lang und glücklich

15.12.2021 19:49 • x 1 #1473


Jetti
In letzter Zeit ist es hier etwas ruhig geworden, und so möchte ich gern mal wieder einen Beitrag einstellen.
Geplant war er eigentlich für das 21. Türchen des Adventskalender, aber da lief etwas schief.
Gestern wollte ich nur noch mal schnell in mein gefülltes Türchen schauen, doch war es plötzlich gar nicht mehr meins.
Wahrscheinlich hatte ich es in meiner Schusseligkeit nach der Fertigstellung wieder freigegeben.

So ist es nun eine Geschichte für Euch, und gleichzeitig wünsche ich damit Euch allen ein entspanntes Weihnachtsfest.
Auch wenn solche Jahreshöhepunkte nicht immer einfach auszuhalten sind, weil der Kummer oft wieder größer wird.
Genießt die freien Tage, und vielleicht lesen wir zwischen den Jahren nochmal voneinander, bevor dieses 2021 zu Ende geht! Das wäre schön.

21.12.2021 15:19 • x 1 #1474


Jetti
FRÜHER WAR MEHR LAMETTA!

Diesem allzu bekannten Satz aus dem Loriot-Weihnachtssketch kann ich nur immer wieder schmunzelnd zustimmen. Als kleines Mädchen faszinierte mich das silberne Glitzern im Schein des warmen, natürlichen Kerzenlichtes. Etwas älter geworden, übernahmen meine Zwillingsschwester und ich mit Hingabe das sorgfältige Schmücken des Baumes, und freuten uns über die staunenden Augen unseres 8 Jahre jüngeren Bruders. Lametta musste unbedingt sein und gehörte zum Heiligabend einfach dazu. Genauso wie die Aufregung beim Krippenspiel, wie Kartoffelsalat mit Wiener Würstchen, das Beisammensein der großen Familie, erwartungsfrohe Spannung und natürlich die Geschenke.
(Nebenbei gesagt verbinde ich auch stets ein wunderweißes Dorf damit, aber da spielt mir mein Kopf wohl einen Streich. Lässt das sicher mehrmals Erlebte zum generellen Empfinden werden, weil es mit Schnee einfach perfekt war.)


Wie auch immer, soweit alles nicht ungewöhnlich. Möglicherweise ähnliche oder andere, ganz persönliche Erinnerungen haben wir ja alle.

Nur war das Lametta an meinem Kindheitsweihnachtsbaum doch etwas sehr Besonderes, denn es kam von drüben. Angeliefert per Westpaket, das uns eine völlig andere Welt für einen kurzen Augenblick nahe brachte, die aber gleichzeitig so unerreichbar fern blieb. Im südöstlichen Zipfel, dem Tal der Ahnungslosen, gab es ja noch nicht einmal Fernsehempfang aus dem anderen Deutschland. Nun, die Schwester meiner Oma schickte uns feinstes glänzendes Lametta, gemeinsam mit Schokolade, Kaffee, Kaugummi und noch so einigem mehr. Dafür ging im Gegenzug einen Dresdner Christstollen auf die Reise zu ihr. Das Lametta jedenfalls wurde wie ein Schatz behandelt. Nach der Weihnachtszeit Faden für Faden vorsichtig vom nadelnden Bäumchen entfernt, mit Schleifen gebündelt und für den Einsatz im nächsten Jahr aufbewahrt. Klar gab es irgendwann mal Nachschub, aber nie wurden die Silberstreifen komplett getauscht. Sie waren und blieben, wie schon gesagt, eben etwas Besonderes.

Heute kommt mein Christbaum ohne Lametta daher. Und trotzdem, oder genau deswegen denke ich so gern an das Glitzern von damals. Denn Erinnerungen an längst vergangene Zeiten bleiben sehr oft gerade in Kleinigkeiten lebendig.
Dann spüre ich auch die tiefe Dankbarkeit, dass ich genau in jene Zeit hineingeboren wurde,
in der sich hüben und drüben endlich erübrigte.

Was immer Menschen voneinander trennt, kann und sollte überwunden werden. Es bedrückt mich sehr, dass im aktuellen Geschehen eine neue, völlig anders verlaufende Mauer entstanden ist, unsichtbar und eigenhändig gebaut. Zwischen Kollegen, guten Bekannten, ja selbst im Freundes- und Familienkreis. Auch bei mir. Diesmal trennt sie meine Schwester und mich.
Nicht nur uns, aber bei ihr tut es am meisten weh, weil wir einander doch gleichzeitig so nahe sind.

Dazu gibt es noch ein ganz und gar historisches Bild:
https://cdn.trennungsschmerzen.de/galle...e_id=23650



Nun habe ich einen recht großen Bogen gespannt, und hoffe es war okay,
nicht ausschließlich in fröhlichen Erinnerungen geblieben zu sein.

Zum Abschluss deshalb noch etwas Lustiges. Ich fand ein hübsches Gedicht, das zwar mit meinem Text so rein gar nichts zu tun hat, aber eben zum Thema Lametta super passt. Hoffentlich ist es noch weitgehend unbekannt.


Die Geschichte vom Lametta
(Verfasser unbekannt)

Weihnachten naht, das Fest der Feste -
das Fest der Kinder - Fest der Gäste .
Da geht es vorher hektisch zu...
von früh bis abends keine Ruh.
Vor Hetzen, Kaufen, Proben, Messen
hat man auch leicht mal was vergessen!

So ging’s mir, keine Ahnung habend -
vor ein paar Jahren - Heiligabend!
Der zudem noch ein Sonntag war,
ich saß noch bei der Kinderschar,
da sprach die Frau:
Tu Dich nicht drücken,
du hast heut noch
den Baum zu schmücken!

Da Einspruch meistens da nicht nützt,
hab‘ kurz darauf ich schon geschwitzt.
Den Baum gestutzt - gebohrt - gesägt -
und in den Ständer eingelegt.
Dann kamen Kugeln, Kerzen, Sterne,
und hübsche Engel mit Laterne.
Zum Schluss..., ja Himmeldonnerwetter...,
nirgends fand ich das Lametta!

Da ward es meiner Frau ganz heiß
und stotternd sprach sie: Ja, ich weiß,
im letzten Jahr war’s arg zerschlissen,
darum haben wir es weggeschmissen.
Und in dem Trubel dieser Tage
bei meiner Arbeit, Müh und Plage
vergaß ich Neues zu besorgen -
ich werd‘ was von
den Nachbarn borgen!

Die Nachbarn links, rechts,
drunter, drüber,
die hatten kein Lametta über!
Da schauten wir uns an verdrossen,
die Läden sind ja auch geschlossen.
So sprach ich dann zu meinen Knaben:
Hört zu, wir werden heuer haben
`nen Weihnachtsbaum –
altdeutscher Stil,
weil .... mir Lametta nicht gefiel.

Da gab es Heulen, Schluchzen, Tränen
und ich gab nach den Schmerzfontänen.
Hört endlich auf mit dem Gezeter...
ihr kriegt ‘nen Baum
mit viel Lametta!
Zwar konnt’ ich noch
nicht ganz begreifen,
woher ich nehm’ die Silberstreifen.

Doch als ich suchte dann mein Messer -
da las ich: Hengstenberg Mildessa
Es war die Sauerkrautkonserve,
ich kombinier' mit Messerschärfe.
Hier liegt die Lösung eingebettet,
das Weihnachtsfest, es ist gerettet!

Schnell ward der Deckel aufgedreht,
das Kraut gepresst, so gut es geht!
Zum Trocknen einzeln aufgehängt
und dann geföhnt,
doch nicht versengt.
Die trocknen Streifen, stark geblichen
mit Silberbronze angestrichen,
auf beiden Seiten Silberkleid,
oh freue Dich Du Christenheit!

Der Christbaum ward einmalig schön,
wie selten man ihn hat gesehen.
Zwar roch’s süßsauer zur Bescherung,
geruchlich gab’s `ne Überquerung,
weil mit Benzin ich wusch die Hände,
mit Nitro reinigte die Wände.

Dazu noch Räucherkerz' und Myrrhe,
der Duft die Menge leicht verwirrte.
Und jedermann sprach,
still verwundert:
So ist’s im technischen Jahrhundert!

Die Woche drauf... ich saß gemütlich
im Sessel, las die Zeitung friedlich,
den Bauch voll Feiertagerester,
‘s war wieder Sonntag und Silvester.

Da sprach die Frau:
Du weißt Bescheid,
es kommen heut zur Abendzeit,
Schulzes, Lehmanns und Herr Meier
zu unserer Silvesterfeier.
Wir werden leben wie die Fürsten,
‘s gibt Sauerkraut
mit Wiener Würsten.

Ein Schrei ertönt! Entsetzt sie schaut:
Am Christbaum hängt
mein Sauerkraut!
Vergessen, Neues zu besorgen,
ich werd was von
den Nachbarn borgen!
Die Nachbarn links, rechts,
drunter, drüber
die hatten leider keines über!

Da schauten wir uns an verdrossen,
die Läden waren auch geschlossen.
Und so ward wieder ich zum Retter,
nahm ab vom Baume ich das Lametta.
Mit Terpentin und viel Bedacht
hab ich das Silber abgemacht.

Das Kraut dann gründlich durchgewässert,
mit reichlich Essig noch verbessert.
Hinzu noch Nelken, Pfeffer, Salz
und Curry, Ingwer, Gänseschmalz.
Dann als das Ganze sich erhitzte -
das Kraut, das funkelte und blitzte
da konnt ich nur nach oben flehn:
Lass diesen Kelch vorübergehen!

Als später dann das Kraut serviert
ist auch noch folgendes passiert:

Da eine Dame musste niesen,
sah man aus ihrer Nase sprießen
tausend kleine Silbersterne.
Mach’s gleich nochmal,
wir sehn das gerne!
so rief man ringsum hocherfreut,
die Dame wusste nicht Bescheid.

Franziska Lehmann sprach zu Franz
Dein Goldzahn hat heut Silberglanz
und einer, der da musste mal,
sah ganz verdutzt
'nen Silberstrahl!
So gab’s nach dieser Krautmethode
noch manche nette Episode!

Beim Heimgang sprach
ein Gast zu mir:
Es hat mir gut gefallen hier,
doch wär die Wohnung
noch viel netter,
hing an dem Weihnachtsbaum Lametta.

Ich konnte da gequält nur lächeln
und mir noch frische Luft zufächeln.
Ich sprach und klopfte
ihm aufs Jäckchen:
Im nächsten Jahr da kauf’ ich
100 Päckchen!


21.12.2021 15:23 • x 13 #1475


VictoriaSiempre
Das Foto - wie süß

Meine Großeltern lebten in Sachsen (allerdings nicht im Tal der Ahnungslosen); das mit den Paketen kenne ich auch. Wir bekamen dann zu Weihnachten mindestens einen Stollen (den ich leider immer noch überhaupt nicht mag) und oft - soweit es sowas gab - Schnitzereien aus dem Erzgebirge. Ein uraltes Paar "Engel und Bergmann" kommt bei mir heute noch zum Einsatz.

Als Kind war ich in den Sommerferien immer "drüben", ich hab in der DDR schwimmen gelernt

21.12.2021 15:44 • x 2 #1476


Isnogud
Liebe @Jetti
Vielen Dank dass du das hier gepostet hast
Wirklich schade mit dem Türchen, ich hoffe du ärgerst dich nicht allzusehr und hast hier auch einige Herzen erreicht!

21.12.2021 15:53 • x 1 #1477


Jetti
Zitat von VictoriaSiempre:
bekamen dann zu Weihnachten mindestens einen Stollen

Danke für Deine Erinnerungen.
So ein großer Stollenfan bin ich ehrlich gesagt auch nicht. Jedenfalls was den traditionellen Stollen mit Rosinen betrifft. Esse zwar mal hier und da ein Stück, aber kaufe selbst nie einen.
Letztens gab es bei Bekannten Nougatstollen, der war echt lecker.

21.12.2021 15:54 • #1478


VictoriaSiempre
Bei mir liegt es auch an den Rosinen (und dem Zitronat). Nougatstollen wäre da eher meins!

21.12.2021 15:58 • x 1 #1479


Jetti
Zitat von Isnogud:
ich hoffe du ärgerst dich nicht allzusehr

Über mich selbst schon ein wenig. Ich bin wirklich oft sehr unkonzentriert, das merke ich in vielen Bereichen. Einfach nicht präsent, da wo ich gerade bin.

Zitat von Isnogud:
Vielen Dank dass du das hier gepostet hast

Da bin ich wirklich erleichtert. Gerade eben waren mir Skrupel gekommen, weil es ja Dein Thread ist.
Typisch für mich. Ich mache was, zwar nicht unüberlegt, aber dann scheint es mir im Nachhinein doch nicht richtig.
Keine Ahnung, wie das mal enden wird mit dieser ewigen Unsicherheit. Aber das soll heute nicht das Thema sein.

21.12.2021 16:01 • x 1 #1480


Isnogud
Zitat von Jetti:
Über mich selbst schon ein wenig. Ich bin wirklich oft sehr unkonzentriert, das merke ich in vielen Bereichen. Einfach nicht präsent, da wo ich gerade bin.

Das hätte mir genauso passieren können! Freigeben kann man ja auch leicht mit für die Öffentlichkeit freigeben interpretieren.


mi casa es tu casa

21.12.2021 16:07 • x 3 #1481


Jane_1
@Jetti ohne irgendwem auf die Füße treten zu wollen: Das ist (für mich) der bisher schönste Beitrag. Vielen Dank dafür!

21.12.2021 18:09 • x 4 #1482


Anlachen
Zuckersüß, liebe @Jetti,

auch wenn es hier ein kleines bischen nach, ähm, Essig riecht ?

Sehr süßes Kinderfoto!

Und eine herzige Geschichte. Lametta haben wir auch lange aufgedröselt, aufgehoben und wieder hervorgeholt. Ich vermisse die ollen Fäden. Auch im Westen waren nicht alle mit Silberlöffel im Mund geboren

Dankeschön!

21.12.2021 20:34 • x 2 #1483


Jetti
@VictoriaSiempre @Isnogud @Jane_1 @Anlachen

Danke für Euer herzliches Feedback.
Ich verrate Euch mal noch, dass auf dem Foto links meine Schwester und rechts ich sitze.

Zitat:
Lametta haben wir auch lange aufgedröselt, aufgehoben und wieder hervorgeholt. Ich vermisse die ollen Fäden.

Einfach schöne Kindheitserinnerungen. Dagegen käme ein mit Lametta geschmückter Christbaum heute gar nicht an. Selbst wenn er genauso aussehen würde wie damals. Glaube ich zumindest.

Euch allen eine gute Zeit! Macht es Euch gemütlich im Schein der Kerzen und dem wärmenden Glanz des Weihnachtsbaumes!

21.12.2021 21:30 • x 3 #1484


Taleja
Zitat von Jetti:
FRÜHER WAR MEHR LAMETTA! Diesem allzu bekannten Satz aus dem Loriot-Weihnachtssketch kann ich nur immer wieder ...

Vielen Dank für diesen schönen Beitrag, der echt Erinnerungen weckt.

Ich komme zwar aus Norddeutschland, aber auch bei uns wurde Lametta immer sorgfältig behandelt. Meine Mama war immer sehr sparsam. Es wurden erst
immer 3 Fäden nebeneinander auf Sessel und Sofalehnen gelegt und dann am Baum verteilt. Beim Abschmücken wurde es dann sorgfältig wieder verpackt und für das nächste Jahr weggelegt.
Ich habe die Tradition irgendwann wieder aufleben lassen, nachdem ich eine Weile komplett andere Weihnachtsbäume hatte.

Ich weiß noch wie enttäuscht ich war, als es dann irgendwann das gute alte ( Blei-) Lametta nicht mehr gab und es stattdessen so schlabbrige Fädchen waren, die nie so schön hingen wie ich es gewohnt war.

22.12.2021 07:44 • x 3 #1485


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