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Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

B
[url=/post2556219.html#p2556219]Zitat von Isnogud[/url]
Na, so kann ich das jetzt nicht auf mir sitzen lassen.
Er hat viel gegeben, von sich aus. Ich habe nie gefordert, war damit anfangs sogar eher überfordert.
Gesaugt hab ich noch nie... Fordern fällt mir im Gegenteil extrem schwer. Ich musste in dieser Beziehung sogar eher lernen, erst Mal zu Nehmen.
Alles gut. Dann habe ich deine Worte wohl etwas falsch gedeutet. Sorry. Ich wollte dich nicht angreifen.

Zitat von Isnogud:
Innerer Mangel hab ich wohl, ja. Aber nie wirklich erwartet dass ein anderer ihn stillt... Es äußert sich eher in einer latenten Unzufriedenheit mit mir selbst.

Ja. Und was tut man dagegen? Latente Unzufriedenheit kenn ich wohl auch. Ob das bei mir aus Mangel oder aus Überdrüssigkeit oder aus Frustration oder Desinteresse oder Sinn- oder Perspektiv- oder Bedeutungslosigkeit heraus, keine Ahnung. Mannigfaltige Faktoren.
Was echt verblüffend ist, gibt man 100 Menschen die gleichen Zutaten für eine gleiche Suppe, so schmeckt doch jede der 100 Suppen unterschiedlich. Obwohl es das selbe Rezept ist und die gleichen Zutaten, ist doch jede Suppe anders.

19.06.2021 14:38 • #526


B
[url=/post2556240.html#p2556240]Zitat von Jetti[/url]
Warum hat dieser Schmerz so eine gewaltige Macht? Weil ich das zulasse? Wird es wirklich irgendwann besser?

Wird dir nicht gefallen aber ja genau. Weil du es zulässt. Nur darum. Und sobald du die verantwortung für dich, deine Gedanken, Emotionen und Gefühle übernimmst, wird es auch besser. Aber erst dann. Liegt also allein an dir, wie lange du deine Hölle weiter aufrechterhalten willst.

Zitat von Jetti:
Und auch hier weiß ich zwar wieder, dass die Liebe ja in mir trotzdem noch da ist. Und ich sie mir selbst geben sollte. Das scheint mir aber so, so viel weniger, als eine tiefe Liebe zu verschenken.

Das selbe Problem habe ich auch iwie. Keinen Adressaten. Sich selbst so zu lieben, wie man jemand anderen lieben kann, geht doch nicht. Sich in sich selbst zu verschwenden ist schon nicht so einfach.

19.06.2021 14:53 • x 3 #527


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

x 3


Maus_0904
Irgendwann kommt der Punkt und dann will man diesen Schmerz, die Trauer nicht mehr spüren. Ich hab auch wochenlang getrauert Tag für Tag hab ich nur an ihn gedacht und mich abends in den Schlaf geweint.

Irgendwann hab ich mich gefragt, wie lange ich denn noch so traurig und fertig sein will? Ich hatte es einfach so satt. Seit dem geht es wirklich vorwärts. Klar denke ich noch an ihn, ich finde es immer noch traurig dass es nicht funktioniert hat. Aber - ich lebe wieder und es geht mir wieder gut. Und wisst ihr was... ich finde es toll, dass ich so tiefe Gefühle für ihn hatte. Und ich kann diese Gefühle ja auch weiter haben. Für mich, für meinen Freunde, Familie und irgendwann für einen Partner.

19.06.2021 16:34 • x 5 #528


Isnogud
Zitat von Bumich:
Ich glaube, du hast was ganz anderes nötig..


DAS leider auch

19.06.2021 17:29 • #529


B
Zitat von Isnogud:

DAS leider auch

Ja, nicht was du jetzt denkst... Aber Danke für dein Outing

19.06.2021 18:34 • #530


Isnogud
Zitat von Bumich:
Ja, nicht was du jetzt denkst... Aber Danke für dein Outing


War ja klar...
Zum Glück ist heute wieder ein besserer Tag!

Aber körperliche Nähe ist tatsächlich ein nicht unbedeutender Punkt. Und wohl ein Faktor für mich auch nicht lange bewusst allein bleiben zu wollen.
Schon verrückt, jetzt habe ich in meinen zwanzigern sogar mit Partnern so darauf verzichtet. Als hätte ich erst jetzt entdeckt, wie schön und wertvoll das ist...

19.06.2021 18:46 • #531


B
Zitat von Isnogud:
War ja klar...

Natürlich.
Zitat von Isnogud:
Aber körperliche Nähe ist tatsächlich ein nicht unbedeutender Punkt. Und wohl ein Faktor für mich auch nicht lange bewusst allein bleiben zu wollen.

Ja, ein nicht zu verachten Punkt. Wenns gut läuft, ein Traum. Wenns schlecht läuft, ein Albtraum. Definiere mal lange.
Zwingen kann man keinen. Was willste denn machen wenn kein passender in Sicht ist? Also, Single zu sein und ne Zeit lang no 6, ist jetzt nichts was einem die Laune und den Spaß vermiesen müsste. Wenn man sich die Hörner schon vorher abgestoßen hat....

19.06.2021 19:45 • x 1 #532


Jetti
Zitat von Bumich:
Und sobald du die verantwortung für dich, deine Gedanken, Emotionen und Gefühle übernimmst, wird es auch besser.

Ich weiß, dass ich die Verantwortung trage, für all das, was ich heute bin. Nicht die Umstände, nicht meine Erziehung, nicht das Leben, kein anderer Mensch. Mögen sie auch teilweise miserabel gewesen sein, ich war ihnen nicht unentrinnbar ausgeliefert. Für eine gewisse Zeit vielleicht, aber wie ich später damit umgegangen bin, das lag an mir. Ich selbst habe kostbare Lebenszeit weggeworfen, mit dieser unsinnigen Schuld-Thematik. Das habe ich begriffen, und sich das einzugestehen, war und ist immer noch ziemlich heftig.
Aber die Verantwortung für Emotione, Gefühle, Gedanken? Sie sind doch nicht steuerbar, und mal eben schnell wegzuwischen. Gefühle sollen wahrgenommen werden, Gedanken nicht denken zu wollen, funktioniert nicht.
Ja, ich weiß, man hat immer eine Wahl. Aber tatsächlich sage ich mir oft genug: Ich WILL daran nicht kaputtgehen, nicht den Sinn meines Lebens daran messen, dass meine Liebe von IHM erwidert wird. Vielleicht zu halbherzig? Denn dann führen Gedanken und Gefühle, wieder genau dahin.
Halte ich also doch selbst am Schmerz fest? Aber warum nur? Weil ich vielleicht noch nicht bereit bin, IHN mit allen Konsequenzen aus meinem Leben zu streichen, mich an irgendeine allerallerletzte Hoffnung klammere? Fragen über Fragen, auf die ich von Euch keine Antwort erwarte. Sie zeigen nur, wir ratlos ich mal wieder bin.

Da ich ein Freund von Zitaten und Sprüchen bin, hierzu was ganz Passendes:

Der wichtigste Trick, um glücklich zu werden, ist zu erkennen, dass dein persönliches Glück eine Wahl ist, die du triffst, und eine Fähigkeit, die du entwickelst. Du triffst die Entscheidung glücklich zu sein, und dann arbeitest du daran. (Naval Ravikant)
-------------
Du kannst dir inneren Frieden und Glückseligkeit nicht herstellen. Sie sind deine wahre Natur. Sie bleiben übrig, wenn du alles aufgibst, was dich leiden lässt. (Buddha)

19.06.2021 19:47 • x 4 #533


B
Zitat von Jetti:
, aber wie ich später damit umgegangen bin, das lag an mir.

Das meine ich.

Zitat von Jetti:
Ich weiß, dass ich die Verantwortung trage, für all das, was ich heute bin. Nicht die Umstände, nicht meine Erziehung, nicht das Leben, kein anderer Mensch.


Die Umwelt formt den Menschen. Man hat nicht die Verantwortung für das was um dich herum passiert. Vieles passiert einfach. Vieles können wir nicht beeinflussen. Die Verantwortung die wir habe ist, wie wir auf die Umstände und Gegebenheiten reagieren. Deine familie kannst du dir nicht aussuchen. In welchem Land du geboren wurdest entzieht sich deiner Kontrolle. Das Außen entzieht sich immer unserer Kontrolle. Nur über das Innere kann Kontrolle erlangt werden. Darauf, wie man die Gegebenheiten des Lebens betrachtet und darauf reagiert. Das meinte ich mit Verantwortung.

19.06.2021 20:42 • x 1 #534


B
Zitat von Jetti:
Da ich ein Freund von Zitaten und Sprüchen bin, hierzu was ganz Passendes:

Der wichtigste Trick, um glücklich zu werden, ist zu erkennen, dass dein persönliches Glück eine Wahl ist, die du triffst, und eine Fähigkeit, die du entwickelst. Du triffst die Entscheidung glücklich zu sein, und dann arbeitest du daran. (Naval Ravikant)


Das war ein sehr weiser Mann.

Zitat von Jetti:
Aber die Verantwortung für Emotione, Gefühle, Gedanken? Sie sind doch nicht steuerbar,

Doch. In gewisser Weise schon. Nur gewusst wie.

Zitat von Jetti:
und mal eben schnell wegzuwischen.


Nö. das nicht. Mal ebend schnell, hat auch niemand behauptet.

Zitat von Jetti:
Gefühle sollen wahrgenommen werden

Ja, da hast du recht. Auch da hat niemand etwas anderes behauptet.
Zitat von Jetti:
Gedanken nicht denken zu wollen, funktioniert nicht.

Wer behauptet dass das funktioniert? Natürlich nicht. Wäre ja auch total irre. Total. Darum gehts nicht. Der Verstand ist zum Denken da. Wer würde auf die Idee kommen, seine Milz soll damit aufhören für was sie gemacht ist? Oder die Nieren? Totaler irrsinn. Das Problem sind nicht die Gedanken. Wie können Gedanken ein Problem sein? Wie kann deine Niere ein Problem sein? Nur wenn mit ihr etwas nicht stimmt. Dann identifizierst du dich plötzlich damit. Dann wird sie zum Problem.
Die Gedanken sind also nicht das Problem. Dafür hat die Existenz unendlich viel Zeit benötigt. Das du jetzt hier sitzen kannst und Trübsal *beep*. Gedanken sind also nicht das Problem. Deine Identifikation mit deinen Gedanken. Das allein ist das Problem. Weil es ganz einfach nicht stimmt. Du bist nicht deine Gedanken oder Gefühle. Du kannst sie besitzten. Aber nicht sein. Sie können dir gehören. Aber du kannst sie nicht sein. Der Körper kann dir momentan gehören. Ihn benutzen. Aber du kannst er nicht sein.
Darum kann man ganz einfach seine Gedanken ziehen lassen, wie Wolken am Himmel. Gedanken kommen. Schau sie dir an. Gedanken gehen. Betrachten. Loslassen und nicht an die wirren Gedanken klammern. Sie ziehen lassen wie Wolken am Himmel. Das geht aber nur wenn die falsche Identifikation, die du dir zugelegt hast, durchbrochen wird. Ein gewisser Abstand zu den Gefühlen und Gedanken muss entstehen. Mehr nicht. Man kann so weiter machen wie bisher, solange dieser Abstand da ist. Es ist nur eine Erfahrung. Mehr nicht. Nur Abstand, nur eine gewisse subtile Distanz zu sich selbst ist von Nöten. Dann sind Gedanken und Gefühle kein Theman mehr. Sie kommen und gehen wie die Jahreszeiten.

19.06.2021 21:13 • x 2 #535


Jetti
@Bumich
Zitat von Bumich:
Das war ein sehr weiser Mann.

Das bist Du auch!
Danke für den wunderbaren Text zu Gedanken und Gefühlen. Und ebenso für Deine Geduld in all den Beiträgen. Nicht aufzugeben, und immer wieder neu zu erklären, sogar wenn Du Dich wiederholen musst.

19.06.2021 22:18 • x 1 #536


Isnogud
Zitat von Jetti:
Ich weiß, dass ich die Verantwortung trage, für all das, was ich heute bin. Nicht die Umstände, nicht meine Erziehung, nicht das Leben, kein anderer Mensch. Mögen sie auch teilweise miserabel gewesen sein, ich war ihnen nicht unentrinnbar ausgeliefert. Für eine gewisse Zeit vielleicht, aber wie ich später damit umgegangen bin, das lag an mir. Ich selbst habe kostbare Lebenszeit weggeworfen, mit dieser unsinnigen Schuld-Thematik. Das habe ich begriffen, und sich das einzugestehen, war und ist immer noch ziemlich heftig.


Liebe Jetti, das sehe ich nicht ganz so, aber wahrscheinlich meinen wir trotzdem das Gleiche.
Natürlich tragen auch die Umstände und Fehler anderer Menschen dazu bei, wer wir heute sind. Gerade in der Kindheit, sind durchaus andere für uns verantwortlich und prägen uns unentwegt. Und ja, andere Menschen können sich an uns schuldig machen.

Das muss man erst einmal durchschauen und für sich anerkennen - ggf. den anderen Menschen vergeben. Aber erst nach diesem Schritt - der Anerkennung wer wir sind und weshalb - können wir wirklich damit anfangen uns selbst zu hinterfragen und dann in Eigenverantwortung unser Leben von diesem Punkt an selbst zu gestalten. Dann können wir es Ablegen, die Schuld auf die anderen zu übertragen. Das heißt aber nicht, dass wir deswegen selbst die Schuld auf uns nehmen müssen.
Schuld ist generell wirklich ein blödes, fieses Wort...
Du bist jetzt an diesem Punkt angelangt, durch die Krise, die du jetzt durchlebst. Viele Menschen kommen nie an diesen Punkt.
Daher, sei nicht zu hart zu dir! Ärgere dich nicht über dich, dass du erst jetzt damit anfängst, im Prozess der neu gewonnenen Wahrnehmung deiner Eigenverantwortung dein Leben neu zu gestalten.

Manchmal denke ich, dieser neue Bewusstseinszustand ist ein Geschenk und ein Fluch zugleich. Es ist so harte Arbeit und man kann sich nicht sicher sein, was dabei herauskommt. Es tut weh. Wahrscheinlich tut es mehr weh, als einfach stumpf ein vorgegebenes Leben ohne diese Reflexion zu leben.
Aber wenn man einmal mit dem Nachdenken angefangen hat, kann man es wohl auch nicht mehr abstellen. Und das ist sicher gut.

Ich lese gerade Der unendliche Augenblick von Nathalie Knapp - warum Zeiten der Unsicherheit so wertvoll sind. Es geht eigentlich gar nicht um Liebeskummer, eher vom Umgang mit Lebens-Übergängen, Katastrophen und anderen Scheidewegen, an denen Menschen wachsen und sich weiterentwickeln.
Sie schreibt:
Die meisten Menschen, die einen posttraumatischen Wachstumsprozess erlebt haben, berichten davon, dass sie tiefere und sinnerfülltere Beziehungen führen. Ihre Fähigkeit zu lieben hat sich erweitert, und das eigene Glück ist nicht mehr das Zentrum ihres Strebens.
Der von einem Trauma geheilte Mensch ist kein Stehaufmännchen, sondern wie ein Baum, der im Sturm beschädigt wurde und der seine Wunde geheilt hat, indem er in eine neue Richtung weitergewachsen ist. Doch der Baum wird nie wieder derselbe sein.

Das hat mich sehr berührt. Die Jahre davor sind nicht verloren oder weggeworfen gewesen. Sie waren notwendig, damit wir jetzt an dem Punkt stehen können, an dem wir stehen. Alles davon ist unser Leben und Teil unseres eigenen Prozesses der Menschwerdung.
Du hast ja vorher nicht falsch gefühlt, gelebt, geliebt; sondern eben so, wie es dir den Umständen entsprechend möglich war. Und währenddessen hast du Entwicklungen gemacht und Potentiale gesammelt, die dich jetzt entscheidend weiterbringen können.

Mir kommt dabei so ein Bild, als würde man vor einer Tür stehen und nach dem passenden Schlüssel suchen. Jeder trägt den Schlüssel mit sich. Manche suchen nach ihm in ihren Taschen, manche ärgern sich nur über die verschlossene Tür und kommen gar nicht auf die Idee, dass sie den Schlüssel selbst bei sich tragen. Und andere wissen nicht mal, dass die Tür existiert...
Also ist es doch, bei allem Schmerz, auch ganz großartig, dass wir zumindest wissen, dass der Schlüssel existiert und wir nur noch in die richtige Tasche greifen müssen

19.06.2021 23:44 • x 4 #537


Jetti
Liebe Isnogud!
Wahnsinn! Solche Worte zu finden!
Ich hatte das gestern kurz vor Mitternacht noch gelesen, und wollte lieber in Ruhe darauf antworten.

Aber jetzt sitze ich hier, an diesem friedlichen Sommermorgen. Sehe die Blumen, die blühen, obwohl ich mich kaum um sie gekümmert habe, höre das Vogelzwitzschern, schaue auf den Wald, den Himmel.......und habe Tränen in den Augen.
Dass, was Du schreibst berührt mich unglaublich. Und mir fehlen auch in diesem Augenblick die richtigen Worte, obwohl ich jetzt die Ruhe dazu hätte. Aber das ist vielleicht auch gar nicht notwendig.
Wichtig ist im Moment, Dir dafür Danke zu sagen. Es ist ein sehr wertvolles Geschenk, so einen Zuspruch zu bekommen. Ich danke Dir von Herzen.

20.06.2021 08:29 • x 1 #538


B
Zitat von Jetti:
Das bist Du auch!
Danke für den wunderbaren Text zu Gedanken und Gefühlen. Und ebenso für Deine Geduld in all den Beiträgen. Nicht aufzugeben, und immer wieder neu zu erklären, sogar wenn Du Dich wiederholen musst.

Danke. Aber jetzt bringst du mich in Verlegenheit

20.06.2021 08:30 • #539


B
@Isnogud Fantastisch. Jetzt hast du aber einen raus gehauen....

20.06.2021 08:44 • #540


A


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