Zitat von Isnogud: Das denke ich auch... Jeder noch so tolle Mensch hat A.loch-Potential und wirklich ausschalten kann man solche Erlebnisse im Voraus nicht.
Und am Ende sortiert man vielleicht aus lauter Angst die völlig falschen aus?
Ja, die Gefahr besteht durchaus. RISIKO. Aus falschem Selbstschutz könnte man viele interessante Menschen verpassen. Klar, man verpasst Leid. Aber gleichzeitig verpasst man auch die Freud. Ein Dilemma. Entweder beides oder keines von beiden. Also, entweder wählen oder in bewusster Wahlfreiheit nehmen wie es kommt. Alle Aspekte des lebens wollen gelebt und erfahren werden. Daran lässt sich nichts ändern. Egal was man auch wählt, man wählt auch immer das Gegenteil. Am Schmerz schrumpfen oder wachsen? Grenzenlos werden oder sich selbst begrenzen?
Ihr kennt das ja schon....
Zitat:
Ein Schüler fragt den Meister:
Wenn der Mensch die Wahl zwischen 2 Alternativen hat- entweder zu leiden und sich sorgen zu machen oder glückselig zu sein und das Glück zu erfahren- warum wählen wir dann meistens das Leiden?
Der Meister antwortet:
Vieles ist auf das Paradoxum des Lebens zurück zu führen. Der Mensch kann entweder in der Hölle oder im Himmel leben. Eine weitere Möglichkeit gibt es nicht. Man kann entweder in tiefer Seligkeit oder in tiefem Leid existieren. Dies sind die beiden Möglichkeiten.
Der Mensch wählt nie, im Leiden zu leben und doch zieht er es vor zu leiden. Obwohl er Seligkeit wählt, lebt er im Leid. Und da kommt das Paradox ins Spiel, denn Seligkeit bedeutet erst gar nicht zu wählen. Da ist das Problem. Wenn du wählst, selig zu sein, landest du im Leiden. Wählst du hingegen nicht, landest du in der Seligkeit. Es kommt also nicht darauf an, zwischen Seligkeit und Leid zu wählen, denn im Grunde wählt man zwischen wählen und nicht-wählen. Das ist sehr wichtig zu verstehen. Elementar wichtig. Lasst es uns versuchen.
Woher kommt das Leiden, sobalt du wählst? Weil wählen das Leben zerteilt. Ein Teil muss abgeschnitten und verworfen werden. Dann akzeptierst du nicht das Ganze. Nur einen Teil, den anderen Teil verleugnest du. Nichts anderes bedeutet wählen. Einen Teil bevorzugst du, den anderen Teil lehnst du ab. Der abgelehnte Teil wird dich heimsuchen, denn die Existens, das Leben, lässt sich nicht teilen. Und das Abgelehnte wird große Macht über dich gewinnen, nur weil du es verleugnet hast. Dann bekommst du Angst vor ihm. Du kannst ihm deine Aufmerksamkeit entziehen, die Augen davor verschließen, du kannst davor davonlaufen, aber es ist immerzu da, verborgen, nur auf seinen Auftritt wartend. Wer also das Leiden leugnet, hat sich heimlich für das Leid entschieden. Jetzt wird es dich immer verfolgen.
Das Leben ist ein Ganzes. Das ist das Eine. Und das Leben ist Wandel. Das ist das Andere. Man kann das Leben nicht zerteilen und es steht niemals still. Kann gar nicht stillstehen. Das sind Grundwahrheiten. Da gibt es überhaupt nichts dran zu rütteln.
Wenn du also beschließt: Ich werde nicht leiden, immer glücklich sein - dann wirst du dich an das Glück klammern. Und sobald du dich an etwas klammerst, möchtest du und hoffst du, dass es bleibt. Aber nichts im Leben kann bleiben. Leben heißt Fluxus. Leben ist fließen. Wenn du dich ans Glück klammerst, erzeugst du Leid, denn dieses Glück muss vergehen. Nichts kann so bleiben wie es ist. Es ist ein Fluss. Im gleichen Augenblick, indem du dich an einen Fluss klammerst, kannst du nur enttäuscht werden, denn der Fluss fließt weiter. Früher oder später stellst du fest, dass der Fluss in weite Ferne gezogen ist, dass er nicht mehr da ist ,wo du bist. Deine Hände sind leer und dein Herz ist enttäuscht. Es gibt durchaus selige Augenblicke, wenn du dich ans Glück klammerst, aber sie gehen schnell vorüber. Das Leben ist ein Fluss. Dauerhaft kann hier nichts sein, außer dir. Außer dir selbst ist nichts ewig. Wenn du dich an etwas vergängliches klammerst, wirst du leiden, wenn es vorüber ist. Wenn du klammerst, wirst du es nicht einmal dann genießen können, wenn es da ist, weil du dir ständig Sorgen darüber machst, dass es irgendwann vorbei damit ist.
Wenn du dich daran klammerst, lässt du dir selbst diese Gelegenheit entgehen, Du wirst später leiden. Den Augenblick kannst du es nicht genießen weil hinter der Ecke die Angst lauert: Früher oder später muss es vorbei sein. Der Gast ist zwar in dein Haus gekommen, aber du weißt, er ist Gast und Morgen wird er sich verabschieden. Du fängst an, schon im Voraus zu leiden. Morgen wird er abreisen. Und dieser Schmerz, diese Qual, dieses Leid. Du kannst dich nicht freuen, solange der Gast im Hause ist. Solange der Gast bei dir ist, kannst du nicht froh sein, weil du schon jetzt Angst hast, dass er Morgen davongehen wird. Also bist du nicht glücklich während er da ist und wenn er fort ist, bist du auch unglücklich. Genauso läuft es. Genau so und nicht anders.
Das Leben kann nicht zerteilt werden.
Wenn ihr es teilt ,könnt ihr wählen. Und das, was ihr da wählt, ist ein Fluss, früher oder später ist es vorbei geflossen und das, was ihr abgelehnt habt, wird sich auf euch stürzen. Ihr könnt ihm nicht entrinnen. Nicht sagen: Ich will nur vom Einatmen leben, das Ausatmen lasse ich nicht zu. Leben ist ein Rhythmus aus Gegensätzen. Der Atem fließt rein und fließt raus. Ein und Ausatmen, zwischen diesen beiden Polen existiert ihr. Es gibt Glück, es gibt Leid. Das Glück ist wie Einatmen. Das Leid ist wie Ausatmen. Der Rhythmus der Gegensätze. Ihr könnt nicht sagen: Ich will nur dann leben wenn ich glücklich bin. Wenn ich nicht glücklich bin, dann will ich nicht leben. Man kann diese Einstellung zwar einnehmen, aber diese Einstellung wird euch nur noch mehr Leid bereiten.
Kein Mensch hat sich je dazu entschieden zu leiden. Ihr habt euch entschieden, nicht zu leiden, ihr habt euch entschieden glücklich zu sein. Mit allem Nachdruck lasst ihr nichts unversucht um glücklich zu sein. Und genau deswegen leidet ihr, seid ihr nicht glücklich.
Was also kann man tun?
Das Leben ist ein ganzes. Wir können nicht wählen. Das ganze Leben muss gelebt werden. Es wird Augenblicke voller Glück geben und es wird Augenblicke voller Leid geben und beide Augenblicke wollen gelebt sein. Du hast keine Wahl, denn das Leben besteht aus beidem. Ohne dem ginge der Rhythmus verloren und ohne Rhythmus gäbe es kein Leben. Es ist wie mit der Musik.
Du hörst Musik, Töne kommen und nach jedem Ton kommt eine Stille, eine Lücke. Aus dieser Lücke und diesem Ton entsteht Musik. Nur aufgrund dieser Gegensätze. Wenn du hergehst und sagst: Ich will nur die Töne nehmen, die Lücken lasse ich weg, - kommt keine Musik zustande. Dann wird es zu Lärm. Diese Lücken verleihen dem Klang Leben. Das schöne am Leben ist, dass es aus Gegensätzen hervorgeht. Klang und Stille, Stille und Klang, das erzeugt Musik. Einen Rhythmus. Im Leben ist es genauso wie in der Musik. Leid und Glück sind Gegensätze, ihr habt keine Wahl.
Wer wählt wird Opfer. Denn dann wirst du leiden. Wenn du dir dieses Zusammenspiel der Gegensätze bewusst wirst, dieser Funktionsweise des Lebens, wählst du nicht mehr. Wenn du nicht wählst, ist es nicht nötig sich an etwas zu klammern. Wenn das Leiden kommt, genießt du das Leiden und wenn das Glück kommt, genießt du das Glück. Wenn der Gast im Hause ist, genießt du ihn und wenn er fort ist, genießt du die Abwesenheit, den Abschiedsschmerz. Genießt beides. Das ist der Weg der Weisheit. Beides zu genießen und nicht zu wählen. Was immer dir geschieht, akzeptiere es. Es ist das Leben und daran lässt sich nichts ändern. Leiden verleiht euch Tiefe. Ein Mensch ,der nie gelitten hat, wird immer an der Oberfläche bleiben. Leid gibt uns Tiefe, verleiht uns Klang. Ihr bekommt eine Eigenschaft die dir nur das Leid verleihen kann, die dir kein Glück zu geben vermag. Durch Leiden entwickelt sich unser Herz. Es entsteht erst durch Leiden. Wenn ein Mensch aber immer nur gelitten hat und nie das Glück erfahren hat, dann wird auch er nicht reich sein, weil Reichtum nur durch Gegensätze entsteht. Je mehr ihr in die Gegensätze hineingeht, desto höher oder tiefer entwickelt ihr euch.
Ein Mensch, der immer nur gelitten hat, der keine glücklichen Momente kennengelernt hat, wird nicht lebendig sein. Er wird nur irgendwie sein Leben fristen. Wird keine Hoffnung in den Augen sein, kein Lied im Herzen, keinerlei Poesie um ihm sein. Er wird sich mit seiner pessimistischen Existenz abfinden. Dauerndes Glück bringt also nichts, denn dann wird jeder Anreiz fehlen. Dauernder Schmerz wird kein Wachstum bringen, weil alles träumen und hoffen aussichtslos ist. Beides ist erforderlich und das Leben existiert zwischen beidem. Hast du das einmal verstanden, dann wählst du nicht mehr, dann weißt du wie das Leben funktioniert. So ist es, das ist seine Art- es geht durch Glück hindurch, es geht durch Leid hindurch. Es gibt dir dadurch Form und verleiht dir Sinn und Tiefe. Beides ist also sehr wichtig. Koste beides aus, lasst beides geschehen. Sei offen und hänge nicht an dem einen und sträube dich nicht gegen das andere. Leiden hat seine ganz eigene Schönheit. Keine Schönheit dieser Welt kann diese Schönheit rühren. Die Nacht hat ihre ganz eigene Schönheit, der Tag hat seine ganz eigene Schönheit. Da gibt es nichts zu vergleichen und nichts zu wählen. Aus diesem nicht wählen entsteht Seligkeit. Seligkeit ist nicht etwa das Gegenteil von Leid. Seligkeit ist eine Qualität, die du überall einbringen kannst. Selbst in das Leiden.
Ein Jesus, ein Buddha kann nicht leiden, aber das heißt nicht, dass ihm kein Leid zustieße. Sie haben genauso Unglück zu erleiden wie ihr, aber sie können nicht darunter leiden, weil sie die Kunst verstehen, es zu genießen. Sie können nicht leiden, weil sie weiterhin selig bleiben. Selbst im Leiden geht ihr Feiern weiter. Es widerfährt Ihnen zwar Leid, aber sie werden davon nicht berührt. Das Leid kommt und geht, so wie der Atem ein und aus geht. Sie bleiben sie selbst. Es kann sie nichts überrumpeln. Das Leid wirft sie nicht um. Kein Leid, kein Glück, nichts kann sie Umwerfen. Ihr seit wie ein Pendel, beim kleinsten Anstoß, einfach bei allem, setzt ihr euch in Bewegung. Ihr könnt nicht einmal wirklich glücklich sein.
So sehr seid ihr darin verstrickt. Selbst das Glück wird euch umbringen, weil ihr euch so sehr darin verwickelt. Ob Leid oder Glück, aus nichts könnt ihr euch raushalten. Was immer an eure Türe klopft, ihr lasst euch dermaßen verwickeln, dass ihr aus den Pantoffeln kippt. Das kleinste Lüftchen weht durchs Haus und schon seid ihr weg.
Wenn ihr euch bewusst macht, euch öffnet, dass das Leben nun einmal so ist, das Nächte auf Tage folgen, Glück auf Leid folgt, dann seid ihr nur noch Zeuge von allem. Dann gibt es kein sehnen nach Glück, kein klammern an das Glück, und kein davonlaufen vor dem Leid mehr. Du bleibst in dir zentriert. Das Bedeutet Seligkeit. Seligkeit ist nicht etwas dem Leid entgegengesetztes. Glaubt nicht, das es kein Leiden mehr gibt, wenn du selig wirst. Unsinn. Totaler Unsinn. Leiden gehört zum Leben dazu und es hört erst auf, wenn du nicht mehr da bist. Das Leiden hört erst dann auf, wenn du endgültig aus deinem Körper verschwunden bist. Solange du da bist, wird das Leiden weitergehen. Es ist Teil des Lebens.
Doch du kannst dir bewusst werden, dann spielt sich das Leiden irgendwo draußen ab, aber widerfährt niemals dir. Doch dann widerfährt dir auch kein Glück. Du darfst dir das nicht so vorstellen, als verfolge dich dann nur noch das Glück und es gäbe kein Leid mehr. Unsinn. Beides wird bleiben. Nur werden sie sich irgendwo am Rande abspielen und du wirst in deiner Mitte bleiben. Du wirst deine Freude daran haben, aber sie werden draußen bleiben. Sie werden nicht dir geschehen. Das wird möglich, wenn nicht gewählt wird. Weil das Leben paradox ist, wird die Sache ein wenig kniffelig. Ihr wählt das Glück und endet im Leid. Ihr versucht dem Leid zu entkommen und ladet somit das Leid erst recht ein.
Versteht und akzeptiert also das unumstößliche Gesetz: Was immer du willst - das Gegenteil wird deine Bestimmung werden. Was immer man wählt, man zieht das Entgegengesetzte los. Das Gegenteil folgt dir auf dem Fuße. Was immer also dein Los ist, vergiss nicht: Du hast es gewählt, indem du das Gegenteil wähltest. Wenn du leidest, hast du dein Leiden gewählt, indem du das Glück wähltest. Wähle nicht das Glück und das Leiden verschwindet. Wenn du überhaupt nicht wählst, kann dir gar nichts passieren und alles um dich her fließt.
Das muss sehr tief verstanden werden. Die einzige Konstante in der Existenz bist du. Sonst nichts. Nur du bist die Ewigkeit, sonst nichts. Bitte versteht das kanz klar. Die einzige Konstante in der Existenz bist du. Nur du bist die Ewigkeit, sonst nichts. Es kommt Leid und du bist Zeuge davon. Dann kommt Glück und du bist Zeuge davon. Nur eines ist immer da, das Zeuge sein. Der Beobachter. Dieses Zeuge sein, dieser Beobachter, das bist du. Nicht mehr und nicht weniger. Der Beobachter, dass ist deine Wirklichkeit.
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Zitat Ende. Arkana Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition Vigyan Bhairav Tant.
112 Meditations-Techniken zur Entdeckung der inneren Wahrheit