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Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

Isnogud
Zitat von Bumich:
So ganz unrecht hat er wohl nicht. Auch wenns vielleicht oberlehrerhaft rüber kam. Zum Streiten und Entschuldigen gehören immer zwei dazu?

Ich kann um Vergebung oder Verzeihung bitten - dann bin ich auf die Reaktion des Gegenübers angewiesen und das habe ich ganz ausdrücklich in diesem Fall nicht getan. Weil mein Seelenheil nun mal nicht davon abhängt, ob der mich doof findet oder nicht.
Und das ist ein großer Schritt für mich persönlich - dass es mir egal ist ob jemand mich doof findet und ich klar bei mir bleiben kann (wieder einer dieser Punkte, der für andere Menschen überhaupt kein Problem darstellt).

Ich kann mich trotzdem ehrlich entschuldigen, weil es kein schönes Verhalten von mir war.
Man könnte ggf. unterstellen, es ist keine ehrliche Entschuldigung, wenn es mir egal ist ob der andere sie annimmt oder nicht. Nunja, das ist Auslegungssache. In diesem Fall war es mir tatsächlich egal, ich habe mein Fehlverhalten eingeräumt und klare Tatsachen geschaffen, nämlich dass ich keinen Kontakt mehr will.
Doof für ihn, aber mehr bin ich einer fremden Internetbekanntschaft nicht schuldig. Und in diese Falle tappe ich einfach nicht mehr, mich auf Dinge einzulassen aus einer gewissen inneren Bringschuld heraus, weil ich nicht die Böse sein will...
Das ist einer meiner schlimmsten Trigger gewesen, an etwas Schuld sein, die Böse sein, von anderen Verantwortung für ihr Leid zugeschoben zu bekommen - auch wenn es ungerechtfertigt war und ich ganz klar keinen Anteil hatte, hat mich sowas schon immer sehr belastet..

20.06.2021 13:02 • x 2 #556


B
@Maus_0904
So verrückt es auf den ersten Augenblick auch klingen mag, eines hat mich mein ganzes Leid gelehrt. Zum Glücklichsein muss man sich bewusst entscheiden. Um liebevoll zu sein muss man sich bewusst entscheiden. Nur so funktioniert es. Wer darauf wartet bis jemand oder etwas kommt, was uns unseren Job abnimmt, der wartet bis in alle Ewigkeiten. Kurzzeitig mag es mal funktionieren. Aber das Glück wird nicht von Dauer sein. Du musst dich ganz bewusst dazu entscheiden. Also ganz ein anderer Weg. Nicht unbewusst entscheiden unglücklich zu sein. Bewusst entscheiden glücklich zu sein. Das ist soooo schwer. Weil es genau gegen das ist, was man gelernt und uns begebracht hat.

20.06.2021 13:03 • x 1 #557


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

x 3


B
Zitat von alleswirdbesser:
Ich habe meine Lehre aus der letzten Beziehung gezogen,

Die da wären?
Iwie habe ich den Eindruck, du bist verbittert und trustriert?

20.06.2021 13:06 • #558


Isnogud
@alleswirdbesser @Bumich

Das denke ich auch... Jeder noch so tolle Mensch hat A.loch-Potential und wirklich ausschalten kann man solche Erlebnisse im Voraus nicht.
Und am Ende sortiert man vielleicht aus lauter Angst die völlig falschen aus?

20.06.2021 13:09 • #559


alleswirdbesser
Zitat von Bumich:
Die da wären? irgendwie habe ich den Eindruck, du bist verbittert und trustriert?

Ja, stell dir vor, das könnte einem passieren, wenn man plötzlich wie Müll entsorgt wird, wenige Tage nach den schönsten Liebesbekundungen. Irgendwie sehe ich tatsächlich keinen Grund zur Freude. Überhaupt würde es mich wundern, wenn im Forum Trennungsschmerzen lauter glückliche Menschen aufschlagen würden.

Ich verarbeite meine Trennung und versuche mich in meinem neuen Leben zurechtzufinden. Das dauert und ich nehme mir diesmal mehr Zeit. Auch weiß ich, dass ich mehr auf die alt bekannten red flags achten muss, statt zu denken, mir wird das nicht passieren, das mit uns ist was ganz Besonderes. Pustekuchen...
UND das blöde ist, ich habe ihn am Anfang öfters auf seine Situation angesprochen und hinterfragt, ob er bereit für das wäre, was er unbedingt wollte. Mein Menschenverstand hat mich sehr wohl gewarnt, ich habe nur alles überhöht, weil das Herz vor Begeisterung jubelte. Ganz schön dumm von mir gewesen.

20.06.2021 13:16 • #560


B
Zitat von alleswirdbesser:
Ja, stell dir vor, das könnte einem passieren, wenn man plötzlich wie Müll entsorgt wird

So wurde ich auch schon behandelt. Wohl jeder schon mal. Heute sage ich: Na und! War ich auch selbst mit dran Schuld.
Zitat von alleswirdbesser:
Irgendwie sehe ich tatsächlich keinen Grund zur Freude.

Hat hier auch niemand verlangt. Wenn ich das richtig sehe.
Zitat von alleswirdbesser:
Ganz schön dumm von mir gewesen.

Ja vielleicht naiv, unbewusst und dumm, es auf diesem Wege zu versuchen. Gibt ja noch genug andere Wege..

20.06.2021 14:46 • #561


alleswirdbesser
Zitat von Bumich:
Gibt ja noch genug andere Wege..

Zum Beispiel? Ich bin alleinerziehend, die Kids sind klassisch bei mir, ich gehe arbeiten, und Bars Co. sind nicht meins.

20.06.2021 15:04 • #562


alleswirdbesser
Zitat von Bumich:
Gibt ja noch genug andere Wege..

Zum Beispiel? Ich bin alleinerziehend, die Kids sind klassisch bei mir, ich gehe arbeiten, und Bars Co. sind nicht meins.

20.06.2021 15:04 • #563


alleswirdbesser
Zitat von Bumich:
Hat hier auch niemand verlangt. Wenn ich das richtig sehe.

Ich habe deinen Satz oben zitiert, auf den ich mich bezogen habe, muss mich sicher nicht wiederholen.

20.06.2021 15:06 • #564


B
Zitat von Isnogud:
Das denke ich auch... Jeder noch so tolle Mensch hat A.loch-Potential und wirklich ausschalten kann man solche Erlebnisse im Voraus nicht.
Und am Ende sortiert man vielleicht aus lauter Angst die völlig falschen aus?

Ja, die Gefahr besteht durchaus. RISIKO. Aus falschem Selbstschutz könnte man viele interessante Menschen verpassen. Klar, man verpasst Leid. Aber gleichzeitig verpasst man auch die Freud. Ein Dilemma. Entweder beides oder keines von beiden. Also, entweder wählen oder in bewusster Wahlfreiheit nehmen wie es kommt. Alle Aspekte des lebens wollen gelebt und erfahren werden. Daran lässt sich nichts ändern. Egal was man auch wählt, man wählt auch immer das Gegenteil. Am Schmerz schrumpfen oder wachsen? Grenzenlos werden oder sich selbst begrenzen?

Ihr kennt das ja schon....

Zitat:

Ein Schüler fragt den Meister:

Wenn der Mensch die Wahl zwischen 2 Alternativen hat- entweder zu leiden und sich sorgen zu machen oder glückselig zu sein und das Glück zu erfahren- warum wählen wir dann meistens das Leiden?

Der Meister antwortet:

Vieles ist auf das Paradoxum des Lebens zurück zu führen. Der Mensch kann entweder in der Hölle oder im Himmel leben. Eine weitere Möglichkeit gibt es nicht. Man kann entweder in tiefer Seligkeit oder in tiefem Leid existieren. Dies sind die beiden Möglichkeiten.
Der Mensch wählt nie, im Leiden zu leben und doch zieht er es vor zu leiden. Obwohl er Seligkeit wählt, lebt er im Leid. Und da kommt das Paradox ins Spiel, denn Seligkeit bedeutet erst gar nicht zu wählen. Da ist das Problem. Wenn du wählst, selig zu sein, landest du im Leiden. Wählst du hingegen nicht, landest du in der Seligkeit. Es kommt also nicht darauf an, zwischen Seligkeit und Leid zu wählen, denn im Grunde wählt man zwischen wählen und nicht-wählen. Das ist sehr wichtig zu verstehen. Elementar wichtig. Lasst es uns versuchen.

Woher kommt das Leiden, sobalt du wählst? Weil wählen das Leben zerteilt. Ein Teil muss abgeschnitten und verworfen werden. Dann akzeptierst du nicht das Ganze. Nur einen Teil, den anderen Teil verleugnest du. Nichts anderes bedeutet wählen. Einen Teil bevorzugst du, den anderen Teil lehnst du ab. Der abgelehnte Teil wird dich heimsuchen, denn die Existens, das Leben, lässt sich nicht teilen. Und das Abgelehnte wird große Macht über dich gewinnen, nur weil du es verleugnet hast. Dann bekommst du Angst vor ihm. Du kannst ihm deine Aufmerksamkeit entziehen, die Augen davor verschließen, du kannst davor davonlaufen, aber es ist immerzu da, verborgen, nur auf seinen Auftritt wartend. Wer also das Leiden leugnet, hat sich heimlich für das Leid entschieden. Jetzt wird es dich immer verfolgen.

Das Leben ist ein Ganzes. Das ist das Eine. Und das Leben ist Wandel. Das ist das Andere. Man kann das Leben nicht zerteilen und es steht niemals still. Kann gar nicht stillstehen. Das sind Grundwahrheiten. Da gibt es überhaupt nichts dran zu rütteln.

Wenn du also beschließt: Ich werde nicht leiden, immer glücklich sein - dann wirst du dich an das Glück klammern. Und sobald du dich an etwas klammerst, möchtest du und hoffst du, dass es bleibt. Aber nichts im Leben kann bleiben. Leben heißt Fluxus. Leben ist fließen. Wenn du dich ans Glück klammerst, erzeugst du Leid, denn dieses Glück muss vergehen. Nichts kann so bleiben wie es ist. Es ist ein Fluss. Im gleichen Augenblick, indem du dich an einen Fluss klammerst, kannst du nur enttäuscht werden, denn der Fluss fließt weiter. Früher oder später stellst du fest, dass der Fluss in weite Ferne gezogen ist, dass er nicht mehr da ist ,wo du bist. Deine Hände sind leer und dein Herz ist enttäuscht. Es gibt durchaus selige Augenblicke, wenn du dich ans Glück klammerst, aber sie gehen schnell vorüber. Das Leben ist ein Fluss. Dauerhaft kann hier nichts sein, außer dir. Außer dir selbst ist nichts ewig. Wenn du dich an etwas vergängliches klammerst, wirst du leiden, wenn es vorüber ist. Wenn du klammerst, wirst du es nicht einmal dann genießen können, wenn es da ist, weil du dir ständig Sorgen darüber machst, dass es irgendwann vorbei damit ist.

Wenn du dich daran klammerst, lässt du dir selbst diese Gelegenheit entgehen, Du wirst später leiden. Den Augenblick kannst du es nicht genießen weil hinter der Ecke die Angst lauert: Früher oder später muss es vorbei sein. Der Gast ist zwar in dein Haus gekommen, aber du weißt, er ist Gast und Morgen wird er sich verabschieden. Du fängst an, schon im Voraus zu leiden. Morgen wird er abreisen. Und dieser Schmerz, diese Qual, dieses Leid. Du kannst dich nicht freuen, solange der Gast im Hause ist. Solange der Gast bei dir ist, kannst du nicht froh sein, weil du schon jetzt Angst hast, dass er Morgen davongehen wird. Also bist du nicht glücklich während er da ist und wenn er fort ist, bist du auch unglücklich. Genauso läuft es. Genau so und nicht anders.
Das Leben kann nicht zerteilt werden.
Wenn ihr es teilt ,könnt ihr wählen. Und das, was ihr da wählt, ist ein Fluss, früher oder später ist es vorbei geflossen und das, was ihr abgelehnt habt, wird sich auf euch stürzen. Ihr könnt ihm nicht entrinnen. Nicht sagen: Ich will nur vom Einatmen leben, das Ausatmen lasse ich nicht zu. Leben ist ein Rhythmus aus Gegensätzen. Der Atem fließt rein und fließt raus. Ein und Ausatmen, zwischen diesen beiden Polen existiert ihr. Es gibt Glück, es gibt Leid. Das Glück ist wie Einatmen. Das Leid ist wie Ausatmen. Der Rhythmus der Gegensätze. Ihr könnt nicht sagen: Ich will nur dann leben wenn ich glücklich bin. Wenn ich nicht glücklich bin, dann will ich nicht leben. Man kann diese Einstellung zwar einnehmen, aber diese Einstellung wird euch nur noch mehr Leid bereiten.
Kein Mensch hat sich je dazu entschieden zu leiden. Ihr habt euch entschieden, nicht zu leiden, ihr habt euch entschieden glücklich zu sein. Mit allem Nachdruck lasst ihr nichts unversucht um glücklich zu sein. Und genau deswegen leidet ihr, seid ihr nicht glücklich.

Was also kann man tun?
Das Leben ist ein ganzes. Wir können nicht wählen. Das ganze Leben muss gelebt werden. Es wird Augenblicke voller Glück geben und es wird Augenblicke voller Leid geben und beide Augenblicke wollen gelebt sein. Du hast keine Wahl, denn das Leben besteht aus beidem. Ohne dem ginge der Rhythmus verloren und ohne Rhythmus gäbe es kein Leben. Es ist wie mit der Musik.
Du hörst Musik, Töne kommen und nach jedem Ton kommt eine Stille, eine Lücke. Aus dieser Lücke und diesem Ton entsteht Musik. Nur aufgrund dieser Gegensätze. Wenn du hergehst und sagst: Ich will nur die Töne nehmen, die Lücken lasse ich weg, - kommt keine Musik zustande. Dann wird es zu Lärm. Diese Lücken verleihen dem Klang Leben. Das schöne am Leben ist, dass es aus Gegensätzen hervorgeht. Klang und Stille, Stille und Klang, das erzeugt Musik. Einen Rhythmus. Im Leben ist es genauso wie in der Musik. Leid und Glück sind Gegensätze, ihr habt keine Wahl.

Wer wählt wird Opfer. Denn dann wirst du leiden. Wenn du dir dieses Zusammenspiel der Gegensätze bewusst wirst, dieser Funktionsweise des Lebens, wählst du nicht mehr. Wenn du nicht wählst, ist es nicht nötig sich an etwas zu klammern. Wenn das Leiden kommt, genießt du das Leiden und wenn das Glück kommt, genießt du das Glück. Wenn der Gast im Hause ist, genießt du ihn und wenn er fort ist, genießt du die Abwesenheit, den Abschiedsschmerz. Genießt beides. Das ist der Weg der Weisheit. Beides zu genießen und nicht zu wählen. Was immer dir geschieht, akzeptiere es. Es ist das Leben und daran lässt sich nichts ändern. Leiden verleiht euch Tiefe. Ein Mensch ,der nie gelitten hat, wird immer an der Oberfläche bleiben. Leid gibt uns Tiefe, verleiht uns Klang. Ihr bekommt eine Eigenschaft die dir nur das Leid verleihen kann, die dir kein Glück zu geben vermag. Durch Leiden entwickelt sich unser Herz. Es entsteht erst durch Leiden. Wenn ein Mensch aber immer nur gelitten hat und nie das Glück erfahren hat, dann wird auch er nicht reich sein, weil Reichtum nur durch Gegensätze entsteht. Je mehr ihr in die Gegensätze hineingeht, desto höher oder tiefer entwickelt ihr euch.

Ein Mensch, der immer nur gelitten hat, der keine glücklichen Momente kennengelernt hat, wird nicht lebendig sein. Er wird nur irgendwie sein Leben fristen. Wird keine Hoffnung in den Augen sein, kein Lied im Herzen, keinerlei Poesie um ihm sein. Er wird sich mit seiner pessimistischen Existenz abfinden. Dauerndes Glück bringt also nichts, denn dann wird jeder Anreiz fehlen. Dauernder Schmerz wird kein Wachstum bringen, weil alles träumen und hoffen aussichtslos ist. Beides ist erforderlich und das Leben existiert zwischen beidem. Hast du das einmal verstanden, dann wählst du nicht mehr, dann weißt du wie das Leben funktioniert. So ist es, das ist seine Art- es geht durch Glück hindurch, es geht durch Leid hindurch. Es gibt dir dadurch Form und verleiht dir Sinn und Tiefe. Beides ist also sehr wichtig. Koste beides aus, lasst beides geschehen. Sei offen und hänge nicht an dem einen und sträube dich nicht gegen das andere. Leiden hat seine ganz eigene Schönheit. Keine Schönheit dieser Welt kann diese Schönheit rühren. Die Nacht hat ihre ganz eigene Schönheit, der Tag hat seine ganz eigene Schönheit. Da gibt es nichts zu vergleichen und nichts zu wählen. Aus diesem nicht wählen entsteht Seligkeit. Seligkeit ist nicht etwa das Gegenteil von Leid. Seligkeit ist eine Qualität, die du überall einbringen kannst. Selbst in das Leiden.

Ein Jesus, ein Buddha kann nicht leiden, aber das heißt nicht, dass ihm kein Leid zustieße. Sie haben genauso Unglück zu erleiden wie ihr, aber sie können nicht darunter leiden, weil sie die Kunst verstehen, es zu genießen. Sie können nicht leiden, weil sie weiterhin selig bleiben. Selbst im Leiden geht ihr Feiern weiter. Es widerfährt Ihnen zwar Leid, aber sie werden davon nicht berührt. Das Leid kommt und geht, so wie der Atem ein und aus geht. Sie bleiben sie selbst. Es kann sie nichts überrumpeln. Das Leid wirft sie nicht um. Kein Leid, kein Glück, nichts kann sie Umwerfen. Ihr seit wie ein Pendel, beim kleinsten Anstoß, einfach bei allem, setzt ihr euch in Bewegung. Ihr könnt nicht einmal wirklich glücklich sein.
So sehr seid ihr darin verstrickt. Selbst das Glück wird euch umbringen, weil ihr euch so sehr darin verwickelt. Ob Leid oder Glück, aus nichts könnt ihr euch raushalten. Was immer an eure Türe klopft, ihr lasst euch dermaßen verwickeln, dass ihr aus den Pantoffeln kippt. Das kleinste Lüftchen weht durchs Haus und schon seid ihr weg.

Wenn ihr euch bewusst macht, euch öffnet, dass das Leben nun einmal so ist, das Nächte auf Tage folgen, Glück auf Leid folgt, dann seid ihr nur noch Zeuge von allem. Dann gibt es kein sehnen nach Glück, kein klammern an das Glück, und kein davonlaufen vor dem Leid mehr. Du bleibst in dir zentriert. Das Bedeutet Seligkeit. Seligkeit ist nicht etwas dem Leid entgegengesetztes. Glaubt nicht, das es kein Leiden mehr gibt, wenn du selig wirst. Unsinn. Totaler Unsinn. Leiden gehört zum Leben dazu und es hört erst auf, wenn du nicht mehr da bist. Das Leiden hört erst dann auf, wenn du endgültig aus deinem Körper verschwunden bist. Solange du da bist, wird das Leiden weitergehen. Es ist Teil des Lebens.
Doch du kannst dir bewusst werden, dann spielt sich das Leiden irgendwo draußen ab, aber widerfährt niemals dir. Doch dann widerfährt dir auch kein Glück. Du darfst dir das nicht so vorstellen, als verfolge dich dann nur noch das Glück und es gäbe kein Leid mehr. Unsinn. Beides wird bleiben. Nur werden sie sich irgendwo am Rande abspielen und du wirst in deiner Mitte bleiben. Du wirst deine Freude daran haben, aber sie werden draußen bleiben. Sie werden nicht dir geschehen. Das wird möglich, wenn nicht gewählt wird. Weil das Leben paradox ist, wird die Sache ein wenig kniffelig. Ihr wählt das Glück und endet im Leid. Ihr versucht dem Leid zu entkommen und ladet somit das Leid erst recht ein.

Versteht und akzeptiert also das unumstößliche Gesetz: Was immer du willst - das Gegenteil wird deine Bestimmung werden. Was immer man wählt, man zieht das Entgegengesetzte los. Das Gegenteil folgt dir auf dem Fuße. Was immer also dein Los ist, vergiss nicht: Du hast es gewählt, indem du das Gegenteil wähltest. Wenn du leidest, hast du dein Leiden gewählt, indem du das Glück wähltest. Wähle nicht das Glück und das Leiden verschwindet. Wenn du überhaupt nicht wählst, kann dir gar nichts passieren und alles um dich her fließt.

Das muss sehr tief verstanden werden. Die einzige Konstante in der Existenz bist du. Sonst nichts. Nur du bist die Ewigkeit, sonst nichts. Bitte versteht das kanz klar. Die einzige Konstante in der Existenz bist du. Nur du bist die Ewigkeit, sonst nichts. Es kommt Leid und du bist Zeuge davon. Dann kommt Glück und du bist Zeuge davon. Nur eines ist immer da, das Zeuge sein. Der Beobachter. Dieses Zeuge sein, dieser Beobachter, das bist du. Nicht mehr und nicht weniger. Der Beobachter, dass ist deine Wirklichkeit.
.......

Zitat Ende. Arkana Verlag; Deutsche Erstausgabe Edition Vigyan Bhairav Tant.
112 Meditations-Techniken zur Entdeckung der inneren Wahrheit

20.06.2021 15:13 • #565


B
Zitat von alleswirdbesser:
Ich habe deinen Satz oben zitiert, auf den ich mich bezogen habe, muss mich sicher nicht wiederholen.

Mir schon klar. Nur war meine Kernaussage anders gemeint. Ein Missverständnis. Ich war zu unpräziese.

20.06.2021 15:17 • #566


B
Zitat von alleswirdbesser:
Zum Beispiel?

Wächst mir Gras aus den Taschen? Woher soll ich alle die Wege kennen? Ich bin ja froh wenn ich meinen Weg finde.. Mein innerer Kompass dreht sich selbst im Kreis..
Zitat von alleswirdbesser:
Ich bin alleinerziehend, die Kids sind klassisch bei mir, ich gehe arbeiten, und Bars Co. sind nicht meins.

Bestimmt nicht leicht. Das kann man nachvollziehen. Es passiert meist dann, wenn man es am wenigsten erwartet. Meine Erfahrung. Ich drücke dir die Daumen.

20.06.2021 15:25 • x 1 #567


Isnogud
Come as you are

Ich versuche schon seit Tagen wieder etwas zu schreiben, aber es läuft nicht so richtig rund...

Meine Therapiesitzungen und Gespräche verdichten immer mehr das Bild, dass weder die emotional kühlen noch die himmelhochjauchzenden Begegnungen mit Männern, tatsächlich die Gesunden sind.
Ein bisschen weigere ich mich, das zu akzeptieren oder einzusehen. Schließlich war es so schön. Aber ja, durch die Idealisierung habe ich mich auch ein Stück selbst verloren.

Gerade versuche ich meinen Fokus ausschließlich auf mein Hier und Jetzt, auf mein Leben, zu richten. Und es gelingt auch regelmäßig. Ich habe viele schöne Tage, auch wenn die Abende dann einsam sind.
In Gesprächen wird mir immer wieder gesagt, ich wäre ja eine attraktive Frau und finde schon bald wieder einen... Das soll mir wohl Mut machen, aber eigentlich frustriert es mich sehr. Ich wurde ja nicht wegen der Optik verlassen, mein Ego wurde ja eher tief im Kern verletzt. Irgendwie wohnt da jetzt so ein Argwohn in mir.
Meine Schwägerin hat das gestern Abend auch auf den Punkt gebracht. Es frustriert sie, dass sich Männer nur so lange mit ihr in ein Gespräch begeben, bis klar ist dass sie vergeben ist. Sie möchte doch als Mensch und auf Grund der Themen eine interessante Gesprächspartnerin sein.


Durch Zufall bin ich auf ein paar alte Bücher über das Enneagramm gestoßen - ich liebe ja solche verständlichen Schubladen-Systeme. Dass Schöne ist, dass es nicht dabei bleibt sich in eine Schublade zu stecken, sondern den jeweiligen Typen auch konkrete Entwicklungsaufgaben zugeschrieben werden.
Als typische Fünf habe ich ein Problem mit innerer Leere. Meine Falle ist daher der (emotionale) Geiz - von dem was in mir ist, kann ich nix hergeben, hab ja selbst zu wenig. Die Möglichkeit der Weiterentwicklung ist tatsächlich die Reflexion des Lebens und damit einhergehend die Erlangung von Weisheit - hierzu gehört aber unbedingt, sich vom Hirnen zu lösen und ins Handeln zu kommen.

Das deckt sich ziemlich mit meinem Gartenbild. Vom tiefen Brunnen in dem ich sitze, statt aus ihm für andere schöpfen zu können.
Egal wie gesund diese heftige Verliebtheit letztendlich war und wie sehr ich IHN vermisse. Diese Trennung war notwendig um diesen letzten Schritt zu gehen, sich wirklich selbst kennenzulernen und bewusst an dieser Transformation zu arbeiten, aus eigener Kraft ein erfülltes Leben zu gestalten und endlich diesen gefühlten Mangel hinter sich zu lassen.

Wie weit ich jetzt tatsächlich bin, weiss ich nicht... Mir wurde aber klar, dass ich das Öffnen gegenüber anderen durchaus bewusst steuern kann, in dem ich etwas mehr auf meine Gedanken, Körperhaltung und Mimik achte. Oft gehe ich jetzt auch mit einem besseren Gefühl aus Gesprächen heraus als früher und fühle mich generell freier und gelöster.
Auch das Schreiben hier im Forum sehe ich als Chance oder Einstieg, mal etwas von mir zu geben.

Wenn ich so in den Brunnen runtersehe, ist es da unten zumindest schon etwas nass geworden

27.06.2021 10:57 • x 3 #568


Jetti
@Isnogud
Schön, dass Du hier wieder von Dir erzählst. Tatsächlich habe ich schon ein bisschen gewartet, ob sich mal wieder jemand meldet.
Natürlich hätte ich das auch selbst tun können, nur gibt es meinerseits wenig Neues bzw. Positives zu berichten.

Deine Gedanken und Antworten geben mir sehr viel. Immer wieder. Mach Dir wirklich bewusst, dass Du nicht nur für Dich, sondern auch für andere etwas bewegen oder eine Anstoß gegen konntest, als Du diesen Thread ins Leben gerufen hast. Tausend Dank dafür.

Auch ich beobachte mich genauer, was Kommunikation angeht, und versuche momentan ein besserer Zuhörer zu werden. Klar, bei meinem eigenen Thema habe ich immer noch viel Redebedarf, und bin dankbar für meine Schwester, die sicher meiner immer wieder annimmt.
Durch den Schmerz ist mir vieles bewusst geworden, und zumindest beim Wissen um Zusammenhänge, Reflexion und Selbstverständnis bin ich einen riesigen Schritt weitergekommen.
Aber etwas in mir will trotzdem nicht wahrhaben, dass das Ende meines Traumes letztlich genau deshalb notwendig war.
Diese Stufe muss ich noch erklimmen.
Da bist Du ein ganzes Stück weiter, und auf einem guten Weg Richtung Weisheit.
Ich würde mich freuen, wenn wir noch ein bisschen zusammen unterwegs sein könnten.

27.06.2021 19:49 • x 1 #569


Isnogud
Liebe @Jetti,
ja, ich schreibe gerne weiter und bin immer auf Antworten und Impulse gespannt. Wege ein Stück zusammen zu laufen macht es ja uns allen einfacher.


Nothing else matters

Nothing else matters - das ulitmative Liebeslied. Ich habe es jetzt in der Orchestra-Version gefühlt über Wochen im Auto gehört, in Dauerschleife immer und immer wieder den Track angewählt. Ich habe es regelrecht gebraucht. Diese getragene, raue und kraftvolle Melancholie, die in mir dabei hochkommt.

Je länger ich mich mit dem Enneagramm beschäftige (vielleicht bin ich auch eine 4, oder eine 5 mit starkem 4er-Flügel, ich brauche noch Zeit das herauszufinden) - jedenfalls, je länger ich mich in der Theorie mit mir selbst beschäftige, desto klarer wird mir, woher diese bedingungslose Liebe zu diesem Mann kam. Er symbolisiert tatsächlich sehr meinen Ziehvater, dessen Liebe und Verlust mich so hart getroffen hat.
Nicht nur optisch, ein starker Mann mit weichen Zügen. Jemand der beruflich erfolgreich, ehrgeizig und charismatisch ist. Gleichzeitig herzlich, freundlich und optimistisch. Der im Leben viel erlebt hat und gerne über seine Erfahrungen spricht, mit einer gewissen Distanz und Aufgeklärtheit und dennoch nicht verbittert, sondern liebevoll und im Reinen mit sich. Klar und zugewandt und trotz allem witzig. Dem der Schalk aus den Augen blitzt. Diese Mischung aus Ernsthaftigkeit, Verlässlichkeit und absolutem Hang zu Quatsch und Blödelei. Und tief drinnen erkennbar auch irgendwo der kleine, etwas traurige Junge.

Ich weine um sie beide. Und ich weine um mich. Heute.


In den letzten Tagen habe ich mich bemüht, mehr ins Handeln zu kommen. Es gibt viele Erledigungen rund um die Familie, die einfach in Angriff genommen werden müssen. Ideen, die nur darauf warten, umgesetzt zu werden - schon viel zu lange.
Immer scheitert es an meiner inneren Barriere, den ersten Schritt zu tun. Von außen sieht es wie Bequemlichkeit oder Faulheit aus. Manchmal ist es nur ein kurzes Telefonat, welches geführt werden müsste; und ich habe das immer und immer auf den nächsten Tag geschoben. Aber je mehr ich mir bewusst mache, dass genau das jetzt mein Lernfeld ist, desto besser wird es.

Auch meine allgemeine Kontakthemmung wird spürbar besser.
Der Satz meines Stiefvaters letztens ist mir sehr zu Herzen gegangen: auch schon als junges Mädchen wären dir sicherlich die Herzen (nicht nur von Männern) zugeflogen, hättest du nicht immer diese negativ-abwehrende, arrogante Ausstrahlung an den Tag gelegt. Es ist so traurig, dieses verdammte Schutzschild hat mich einsam gemacht.
Dass er mir das jetzt nach 20 Jahren so offen ins Gesicht sagt, bedeutet wohl auch, dass ich jetzt bereit bin es zu hören, zu verstehen und anzunehmen.
Tatsächlich bin ich viel mehr bereit, die Vergangenheit anzunehmen und mir gegenüber eine gewisse Güte walten zu lassen.

Das schlimme ist, man strebt nach Erkenntnis um das Scheitern und den Schmerz in Zukunft zu vermeiden. Dabei liegt die Erkenntnis wohl eher darin, dass wir immer wieder Scheitern und daran wachsen. Ich hoffe, ich verliere wieder die Angst davor und kann dann wieder mutig und fröhlich pfeiffend in die nächsten Prüfung (das nächste Verderben?) hopsen.

30.06.2021 14:09 • x 3 #570


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