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Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

Jetti
@Isnogud
Zitat von Isnogud:
Ich weine um sie beide. Und ich weine um mich. Heute

Du hattest mal geschrieben, es sei gar nicht so einfach für Dich, zu weinen. Deshalb finde ich es irgendwie gut, das heute von Dir zu lesen. (Auch wenn es normalerweise der erste Impuls ist, zu trösten, wenn jemand weint) Aber vielleicht löst sich damit etwas, und befreit sicher auch ein Stück von der Traurigkeit, die Du schon lange in Dir hast. Eben, dass Dein Ziehvater so plötzlich nicht mehr Teil Deines Lebens war.
Ja, und Du schreibst auch ganz bewusst Heute. Weil Du nicht daran verzweifelst, sondern dem Weinen Zeit und Raum gibst, die notwendig sind. Aber Du Dich nicht davon überrennen und beherrschen lassen möchtest.
Sicher kann man das nicht immer so klar begrenzen, vielleicht kommen die Tränen auch nochmal wieder. Aber das ist dann ebenso okay.

Schmerz lässt sich wohl nie vermeiden, egal wieviele Erkenntnisse man gewonnen hat. Da müsste man aufhören zu leben, nur noch das tun, was kontrollierbar erscheint, und nichts mit Gefühlen zu tun hat. Leben aber schließt Freude und Schmerz ein, und an diesem Auf und Ab nicht zu verzagen, das ist wohl die große Kunst. Dann erst ist man wirklich stark, denke ich. Denn nichts ist für ewig, und das gilt es anzunehmen. Und ich hoffe zumindest, dass es sich nicht immer wieder nach Scheitern anfühlt. Sondern nach einer Aufgabe, die das Leben stellt, und auf die man eine Antwort finden soll.

Nun habe ich einiges an Theorie hier notiert, was mir aber praktisch leider selbst noch nicht gelingt. Weil ich alles im Denken lösen will, was einfach nicht funktioniert. Das ist mir heute durch meine Psychologin auch deutlich gesagt worden. Dazu schreibe ich nochmal extra.......

30.06.2021 22:01 • x 1 #571


Isnogud
@Jetti

Ja, da hast du recht. Das Weinen jetzt ist eine kontrollierte Situation, kurz der Trauer ihren berechtigten Raum zu geben und dann ist es wieder gut.
Das ist gut und steht nicht mehr in dem Verhältnis zu den letzten Monaten, in denen sich der Schmerz so überwältigend angefühlt hat und trotzdem keine Tränen kamen.

Ich bin schon gespannt auf deine Gedanken in nächster Zeit.
Allen eine gute Nacht!

30.06.2021 22:21 • x 1 #572


A


Der lange Weg des Scheiterns - Lernen durch Schmerz

x 3


Jetti
Warum nur stehen meine Gefühle in so krassem Widerspruch zu meinen Gedanken und hindern mich am Vorwärtskommen?
Gestern musste ich einsehen, dass meine Psychologin (natürlich) recht hat, als sie sagte, dass all mein Nachdenken und das Auflösenwollen des Schmerzes mithilfe des Verstandes zu keiner Lösung führt. Ich war nämlich in dem, was ich ihr erzählte, genau noch an der gleichen Stelle wie beim letzten Termin vor 4 Wochen.
Immer wieder halte ich mir vor Augen, welche Schwierigkeiten es möglicherweise gegeben hätte, wäre aus IHM und mir etwas geworden. Klar ich war unglaublich verliebt, und hätte alles dafür getan, aber meine Zweifel an mir selbst und das, was ich mit mir durchs Leben schleppe, hätten einer Beziehung sicher nicht gut getan. Und auch für IHN gab es Dinge, die noch nicht gelöst schienen. Also versuche ich zu denken, es ist wohl besser so, wie alles gekommen ist. Oder eben nicht gekommen ist. Nur ist dieses Zerdenken bisher kaum von Nutzen gewesen. Denn es führt leider nicht zum Loslassen, obwohl ich genau das damit erreichen wollte.
Der Punkt aber ist, dass ich mich dabei immer und immer wieder mit IHM, und meinem Kummer beschäftigte. Und das ist total kontraproduktiv.
Die Therapeutin meinte, dass mir wohl nur eines hilft: Radikale Akzeptanz, dass ER es nicht war, nicht ist und nie sein wird. Alle Fragen streichen, Warum, Wieso, Was wäre gewesenen, wenn, usw. Und kein Gedanke, irgendwann könnte wenigstens mal eine Freundschaft entstehen. Nein, ER muss vollkommen aus meinem Denken, aus meinem Leben verschwinden. Sonst drehe ich mich immer weiter im Kreis.
Und als ich ihr dann sagte, ich könne einen so aussergewöhnlichen Menschen einfach nicht aus meinem Dasein streichen, meinte sie, dann wird es weiterhin Qual bedeuten und sehr lange dauern, bis es mir wirklich besser geht. Ich kann nicht, hieße in diesem Fall, ich will nicht.
Da ist mir deutlich geworden, dass ich wieder einmal nach einer Lösung im Außen gesucht habe, um mir damit etwas einzureden. Als ob man auf eine Entscheidung wartet, die das Leben fällt, weil man selbst zu feige ist. Oder weil ich die Wahrheit nicht sehen wollte oder will? Nämlich, dass von seiner Seite einfach die Liebe nicht da war.
Und das erst mit der Akzeptanz dieser Tatsache auch die Möglichkeit besteht, dass sich auf der Ebene der Gefühle etwas verändert. Weil eben all das Kleben an der Vergangenheit und dem wunderbaren Erleben des letzten Jahres, nichts, aber auch gar nichts für die Zukunft bringt.
Loslassen funktioniert nicht, wenn auch nur ein winziges bisschen Hoffnung immer noch da ist, und sei es nur auf eine Freundschaft irgendwann. Es wäre zwar möglich, aber eben falsch, jetzt in dieser Vorstellung Trost zu suchen.
Nun weiß ich nicht, ob das einigermaßen verständlich wurde, was ich so geschrieben habe.
Die Tatsache, dass ich ein Vorwärtskommen selbst boykottiere, ist wieder mal eine bittere Erkenntnis.........

01.07.2021 23:00 • x 2 #573


Isnogud
Guten morgen

Ja, ich kann das nachvollziehen Jetti, dass man im Gedankenkarusell festhängt und nicht in die Akzeptanz kommt.
Wenn ich das so lese und dann in mich horche, merke ich, dass es bei mir mehr oder weniger aufgehört hat. Ich liebe ihn noch, ich denke manchmal an ihn. Aber es fühlt sich jetzt wie eine Erinnerung an, die langsam verblasst.
Aber es ist einfach so passiert, ich habe leider keine Methode

Was mich aufmerken lässt ist dieser Satz:
Zitat von Jetti:
Als ob man auf eine Entscheidung wartet, die das Leben fällt, weil man selbst zu feige ist.


Du beziehst ihn darauf, ob er evtl. zurückkommt oder es eine Freundschaft gibt in ferner Zukunft.
Aber im Grunde ist genau das schon passiert, oder? Es sollte nicht sein...
Wenn man es ganz hart ausdrückt, würde man sagen, du wartest auf eine Entscheidung des Lebens/Schicksals, die dir in den Kram passt und dann kannst du sie akzeptieren (oder evtl. dann auch nicht, weil wieder das Gedankenkarusell anspringt in die andere Richtung? a la habe ich dieses Glück verdient?)
Ich schreibe das jetzt so forsch, weil ich selbst so ähnlich ticke...


Zitat von Jetti:
Nein, ER muss vollkommen aus meinem Denken, aus meinem Leben verschwinden. Sonst drehe ich mich immer weiter im Kreis.


Okay... Ich finde ja, als schöne Erinnerung, dürfen diese Männer und Zeiten durchaus bleiben. Sie dürfen eben nicht das aktuelle Leben beeinflussen und uns daran hindern, uns auf neues einzulassen. Vielleicht ist in deinem konkreten Fall dann tatsächliche erst mal eine Löschung sinnvoll.

Ich habe gestern am eignene Leib erfahren, dass man schöne Erinnerungen auch nicht einfach wieder aktiv und frisch weiterleben kann.
Der Mann, mit dem ich vor 1 1/5 Jahren einen seeeehr verliebten Affairen-Sommer hatte, ist wieder auf mich zugekommen und ich dachte, das wäre jetzt während meiner bewusst verordneten Singel-Zeit eigentlich ziemlich cool.
Es ging nicht mehr.. Ich bin nicht mehr verknallt, ich mag ihn nur noch sehr. Das Herzklopfen ist weg...
Das war ziemlich ernüchternd, aber auch wieder heilsam. Erinnerungen sind Erinnerungen und selbst in wenigen Monaten verändern und entwickeln sich Menschen und Gefühle so sehr, dass man nie mehr an den selben Punkt zurückkehren kann.


Ich wünsche allen einen schönen Samstag
Hab mich heute wieder zu bewusstem Handeln gezwungen und werde mir gleich neue Autos ansehen und probefahren (aaah, ganz ohne Mann/Vater/Opa, hilfe) - ich fühle mich bei sowas dermaßen inkompetent. Aber es muss sein jetzt.

03.07.2021 08:24 • x 3 #574


B
Zitat von Jetti:
Warum nur stehen meine Gefühle in so krassem Widerspruch zu meinen Gedanken und hindern mich am Vorwärtskommen?

Warum liegt auf der Hand. Deine innere Gespaltenheit. Nur an deinen ganzen inneren Spaltungen. An nichts anderem.
Zitat von Jetti:
Gestern musste ich einsehen, dass meine Psychologin (natürlich) recht hat, als sie sagte, dass all mein Nachdenken und das Auflösenwollen des Schmerzes mithilfe des Verstandes zu keiner Lösung führt.

Das kann man so auch nicht sagen. Ist nur die Halbwahrheit. Wenn dem so wäre gäbe es ja keine Chance auf Heilung, denn der Verstand ist ein Teil von uns. Das wäre ja nicht auszudenken. Nein, so ist es nicht.
Zitat von Jetti:
Nur ist dieses Zerdenken bisher kaum von Nutzen gewesen. Denn es führt leider nicht zum Loslassen, obwohl ich genau das damit erreichen wollte.
Der Punkt aber ist, dass ich mich dabei immer und immer wieder mit IHM, und meinem Kummer beschäftigte. Und das ist total kontraproduktiv.

Kummer ist nur kontraproduktiv, wenn du ihn dazu machst. Ich vermute, du hast das Loslassen missverstanden. Es ist einfach nur ein Missverständnis. Hättest du das Wesen des Loslassens erkannt, hättest du wahrscheinlich nicht solche Probleme damit.
Zitat von Jetti:
Die Tatsache, dass ich ein Vorwärtskommen selbst boykottiere, ist wieder mal eine bittere Erkenntnis.........

Wieso das denn? Das ist eine der größten Erkenntnisse. Du willst halt nur keine Verantwortung übernehmen. Darum ist sie bitter. Das ist alles.
Was sagt das denn aus? Das es allein an dir liegt und das nur du allein es ändern kannst. Das ist doch wunderbar. Du bist von nichts und niemanden abhängig. Dein Glücklichsein hängt allein von dir ab. Was ist daran bitter? Du allein kannst es nur ändern.
Du willst keine Verantwortung für deine Gefühle und Gedanken übernehmen. Kein Schuldiger, dem du es in die Schuhe schieben kannst. Du bist krank und ein anderer soll die Medizin für dich schlucken. So funktioniert Heilung nicht. Du willst zu einem Gott werden, aber ein anderer soll ans Kreuz genagelt werden. Der Schöpfer muss auch Verantwortung für seine Schöpfung übernehmen. Wie hast du dich, dein Inneres erschaffen?
Übernehme Verantwortung für deinen Kummer. Es ist dein Kummer. Nur deiner. Nur in dir ist er existent. Sonst nirgends. Es sind deine Gedanken. Nur deine. Nur in dir sind sie existent. Sonst nirgends. Sobald du anfängst Verantwortung für dein Inneres zu übernehmen, mach deine Erkenntnis dich schlagartig frei, grenzenlos und somit auch glücklich. Glück ist nur eine Nebenwirkung, eine Begleiterscheinung, nicht das Ziel. Das Ziel eines jeden Menschen ist Moksha. Freiheit. Denn Moksha bedeutet Expansion, Ausdehnung.

Jetzt sofort. In diesem Augenblick kannst du es sein. Bitter ist allein die Erkenntnis das man es bis jetzt versäumt hat und sich selbst im Wege steht. Das man es nicht erkannt hat und immer auf Heilung von Außen gehofft hat. Du solltest dich eher Fragen, wie du es vermieden hast. Welche Taktik hast du dir ausgesucht um es zu vermeiden, denn Glücklichsein ist ganz natürlich und nichts außergewöhnliches. Es manifestiert sich auf ganz natürliche Weise. Das Universum ist erfüllt davon. Eben so manifestiert sich Unglücklichsein auf natürliche Weise. Das Universum ist erfüllt davon. Welche Taktik hast du dir zugelegt, um dein natürliches Glücklichsein zu vermeiden?

Du hast die Typischen Symptome des Nicht-Loslassens. Du allein erzeugst diese Krankheit. Du hast etwas getrennt was nicht zu trennen ist. Etwas gespalten was nicht zu spalten ist. Loslassen ist erst Schritt zwei der Gleichung. Erst muss angenommen und akzeptiert werden. Erst muss Verantwortung übernommen werden. Vergiss das Loslassen. Zuerst muss Verantwortung und Akzeptanz in dir erzeugt werden. Dann ist Loslassen kein Verlust. Im Gegenteil. Loslassen ist reine Kopfsache und etwas was wir lernen müssen. Das einzige was man los lässt sind die schlechten Gedanken und Gefühle und all sein ganzes Leid. Wenn du all das einfach loslassen kannst, dann erscheint Freude und Glücklichsein von ganz allein. Dafür musst du nichts tun. Sobald du dein Leiden los lässt. Und wenn du auch noch deine Freude loslassen kannst, dann erscheint deine Wirklichkeit.
Das nur du selbst es bist, der deinem Glück im Wege steht, ist eine wunderbare Erkenntnis. Das du allein der Schöpfer deiner Emotionen, Gedanken und Gefühle bist, ist eine wunderbare Offenbahrung. Verantwortung verleiht dir die Macht und Kraft es zu ändern.
Lass dir von niemanden einreden, du müsstest dich erst ändern, dieses oder jenes tun, um dieses oder jenes zu erlangen.
Bull *beep*. Du musst nicht erst zu einem Gott werden. Du bist es schon längst. Du hast längst alles erreicht, was du jemals erreichen könntest. Es geht einzig und allein um das Erkennen.

Such dir vielleicht mal nen Guru, Yogin, Meister, Brahmanen usw, Jemand der dir Licht bringt und dich aus deiner Dunkelheit heraus holt. Nur so eine Idee.

03.07.2021 12:09 • x 1 #575


Isnogud
Zitat von Bumich:
Sobald du anfängst Verantwortung für dein Inneres zu übernehmen, mach deine Erkenntnis dich schlagartig frei, grenzenlos und somit auch glücklich.


Zitat von Bumich:
Such dir vielleicht mal nen Guru, Yogin, Meister, Brahmanen usw, Jemand der dir Licht bringt und dich aus deiner Dunkelheit heraus holt. Nur so eine Idee.


Das widerspricht sich für mich irgendwie... Aber ich verstehe schon, wie es gemeint ist, glaube ich.
Ein Art Coaching ist sicher ganz gut, andererseits ist das evtl. nicht anderes, was man auch in der Psychotherapie mitbekommt?

03.07.2021 13:42 • #576


Isnogud
Losing My Religion

Das ist jetzt schon fast Offtopic, aber ich muss mich mal über den Vater meiner Kinder auskotzen.

Wenn ich heute ehrlich zu mir bin, war ich nie so richtig verknallt in ihn. Er kam in mein Leben, als ich ein wenig desorientiert in Richtung Familiengründung schielte, hat mir Sicherheit und Halt vermittelt und naja... aus heutiger Sicht hätte ich nie mit ihm zusammen sein dürfen.
Ich habe das damals auch gespürt, es hat innerlich gehakt. Ich habe mich ein paar Mal getrennt. Er hat gekämpft und einmal bin ich selbst zurück, als Angst vor meiner Courage.
In den letzten zwei Jahren lief so viel total Blödes, dass es zu Viel wäre, das hier alles aufzuzählen. Er hat sich wie ein rießen A.-loch verhalten und ich habe mich immer mehr in meine Verlustangst gesteigert und meinte plötzlich, das alles retten zu müssen..

Irgendwann bin ICH dann gegangen - damit war ich dann auch die Schuldige für ihn. Alles was davor lief, war plötzlich nicht mehr relevant. Eigenanteile sieht er sowieso eigentlich nie wirklich, das wäre wahrscheinlich zu gefährlich für ihn selbst..

Wir waren mental und emotional nie auf einer Wellenlänge, und sind es heute noch viel weniger als jemals zuvor. Es war immer toxisch und es läuft immernoch furchtbar.

Es ging bereits früher um Dinge wie, dass er der Meinung war, der Wasserkocher müsse nach der Benutzung ausgesteckt werden. Nachdem ich den oft nutzte, sah ich nicht wirklich den Sinn, täglich 10x den Wasserkocher ein- und auszustecken und wollte (muss ja immer alles verstehen) von ihm wissen WARUM? - Die Antwort Weil man es so macht/ich es so will finde ich da doch eher unbefriedigend...
Also es gab Streit wegen unausgesteckter Wasserkocher und anderer Idiotien und das führte dazu, dass ich immerzu in hab-acht-Stellung war, ständig hätte ich ja wieder Fehler machen können.
Und mein Selbsterhaltungstrieb war aber immer stark genug, dann in den Streit zu gehen, anstatt mich unterbuttern zu lassen. Wir lebten jahrelang auf einem Minenfeld und haben uns da sicher nix geschenkt in der Herabwürdigung des Gegenübers.

Ich habe das immer so gesehen, dass er andere klein machen muss, um sich groß zu fühlen. Fehler machen auch immer nur die anderen und wenn es nicht läuft, ist er Opfer der Umstände oder anderer Menschen.
Mittlerweile bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich diese Verhaltensweisen durch meine eignen, evtl. auch teilweise ausgelöst habe. Und ob er neben einer Frau - neben der er sich evtl. nicht so klein fühlt - nicht sogar ein ganz angenehmer Parnter sein kann.


Nun, meine aktuellen Lösungsmechanismen sind kompletter Rückzug und Abspaltung. Möglichst wenig Kontakt. Kinder sind jedes zweite WE und in den Ferien dort, weil wir auch etwas weiter weggezogen sind. Daher kümmere ich mich komplett allein um die Alltagsangelegenheiten - und das finde ich auch gut weil wir uns sonst zerfleischen würden. Wir waren ja selbst als Paar nie einer Meinung.

Nun habe ich es gewagt, für das Kind eine Zuckertüte zu bestellen ohne ihn in diese Entscheidung einzubeziehen. Die Litanei beginnt: ich wäre egozentrisch, noch nie konnte ich mich in ihn hineinversetzen. Wie er sich fühle, da nicht einbezogen zu werden. Ich müsste mich ja nur mal etwas anstrengen und ihm gegenüber Empathie lernen, das wäre ja nicht zu viel verlangt...

Verdammt, wo ist denn die Empathie, dass ich zwischen zwei Terminen denke: oh Mist, noch keine Zuckertüte, schnell bestellen, irgendwas grünes, klick.
Ist das wirklich Egozentrik wenn ich keine Lust habe erst zwei Wochen Bilder von diversen Zuckertüten per Whatsapp auszutauschen und das für und wider zu diskutieren...

Und jaaa, es stimmt. Ich beziehe ihn nur in das Nötigste ein und spreche mich kaum mit ihm ab.
1. weil ich ihn in seiner Art immer noch kaum ertragen kann
2. weil es mir das praktische Leben nochmals deutlich erschwert, ihn ständig nach seiner Meinung zu fragen (für Dinge, die die Kinder und ich längst im Alltag besprochen und geklärt haben)
Überspitzt gesagt: Erwartet er wirklich, dass ich beim Schuhe kaufen ihm erst die Bilder schicke und frage, ob wir die grünen oder die blauen nehmen sollen?! Ich vermute fast, das hat auch irgendwie was mit Kontrollverlust bei ihm zu tun.

jaaa, ich verstehe, dass er gekränkt ist und sich nicht genug in das Leben der Kinder integriert fühlt. Aber mein Gott, dann hätte er halt vor drei Jahren mit zur Paartherapie gehen sollen statt seinen Johannes (über ein halbes Jahr!) in seine Arbeitskollegin zu stecken.
Ach, das hört sich jetzt verbittert an. Ich bin wegen dem allem nicht mal sauer, echt nicht. Weil ich so froh bin, dass wir getrennt sind und mein Leben seit dem meilenweit bergauf gegangen ist!
Trotzdem verstehe ich nicht, wie man jahrelang so dermaßen Scheixe zu seiner Familie sein kann und sich dann noch wundert wenn die ohne einen viel besser klarkommen.

Aber dass ich mich immer noch mit dem Typen rumschlagen muss und dann jetzt dieses pseudo-Gequatsche mit Empathie und wie ich mich als Erwachsene seiner Meinung nach zu verhalten habe - ich mag echt nicht mehr und ich weiss nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll.
Recht kann ichs ihm eh nicht machen. Wenn ich es versuche, reibe ich mich dermaßen auf. Außer mit dieser geht mir am Popo-vorbei-Mentalität, die ich aktuell fahre, mache ich mich kaputt. Was ihn aber natürlich total auf die Palme bringt.

Ich sage: bitte, dann sag doch was du bezüglich der Einschulung erwartest und wie du dir das vorstellst und ob du dich einbringen willst. Sag doch, was du dir da konkret wünschst und dann können wir drüber sprechen.
Antwort: ich wünsche mir, dass du versuchst dich in mich hineinzuversetzen.

Was soll man denn damit anfangen?!
Empathie ist ja schön und gut, aber könnte ich Gedanken lesen wäre ich beim Zirkus boah, ich bin echt geladen...

03.07.2021 14:56 • x 1 #577


Jetti
@Isnogud @Bumich
Danke für Eure Gedanken zu meinem Beitrag. Ich werde mir das nochmal in Ruhe durchlesen.
Heute ist der Geburtstag meiner Mutter, und meine Geschwister mit ihren Familien sind auch da. Das pure Leben, in das sie mich mit hineinnehmen. Bis bald!

03.07.2021 18:32 • x 1 #578


B
Zitat von Isnogud:
Das widerspricht sich für mich irgendwie... Aber ich verstehe schon, wie es gemeint ist, glaube ich.
Ein Art Coaching ist sicher ganz gut, andererseits ist das evtl. nicht anderes, was man auch in der Psychotherapie mitbekommt?

Wieso? Was widerspricht sich da? Das ist schon etwas anderes als eine Psychotherapie. Das geht tiefer. Viel tiefer. In einer Psychtherapie geht es im Grunde nur darum dich wieder Systemkonform zu machen. Man selbst ist egal, Hauptsache du passt wieder in das System und bist wieder ein braves, produktives Mitglied der Gesellschaft. Alles andere ist im Grunde egal.

Einem Meister ist das System, die Gesellschaft und die Produktivität egal. In der Psychotherapie ist dein Ego das wichtigste. Einem Meister ist dein Ego egal. Ein Meister würde dein Ego niemals füttern, weil er weiss das es dir nicht gut tut. Ein Therapeut füttert dein Ego. Ein Meister weiss, dass dein Ego der Grund für deine Probleme ist. Ihm gehts nur um deine Wirklichkeit. Ein Therapeut versucht dein Ego zu heilen. Ein Meister weiss dass das Ego nicht krank ist, Ego ist die Krankheit und er versucht das du dein Ego fallenlassen kannst. 2 unterschiedliche Herangehensweisen. Einem Meister gehts nur um dich. Der Therapeut will das du dein Ego stärkst, der Meister will das du dein Ego zerstörst. Plakativ und vereinfacht gesagt.

04.07.2021 10:56 • #579


Jetti
@Bumich, @Isnogud

Ich versuche jetzt mal, gleich Eure beiden Beiträgen vom Sonnabend einzubeziehen, weil meine Antworten sich sonst zu sehr ähneln würden

Zitat von Bumich:
Wenn dem so wäre gäbe es ja keine Chance auf Heilung, denn der Verstand ist ein Teil von uns.

Klar, das Denken gehört dazu. Nur geht mein Verstand den falschen Weg. Ich gehe den falschen Weg. Mache mich auf die Suche nach Gründen, warum es vielleicht nicht hat sein sollen, oder sogar besser ist, dass daraus nichts geworden ist.
Und ja, damit übernehme ich keine Verantwortung, will es mir auf diese Weise irgendwie erträglich machen. So, dass es mir in den Kram passt, das hast Du, liebe Isnogud ganz treffend beschrieben.
Denn Verantwortung schliesst ja die Auseinandersetzung mit meinen eigenen Fehlern ein, die dazu letztlich auch beigetragen haben.

Zitat von Isnogud:
Aber im Grunde ist genau das schon passiert, oder? Es sollte nicht sein...

Du hast natürlich recht, es ist ja eine Tatsache, dass aus IHM und mir nichts geworden ist. Ich muss diese Wahrheit akzeptieren, nicht mehr und nicht weniger
Akzeptanz ist DIE große Aufgabe für mich, und dann von dem Punkt auszugehen, auf dem ich jetzt und heute stehe. Kein "was wäre gewesen wenn.".
Die Vergangenheit ist Vergangenheit, unabänderbar, vorbei, unwiderruflich. ER WOLLTE MICH NICHT. Warum auch immer. Und selbst wenn ich Fehler gemacht habe, dann ist das eben so gewesen. Dies anzunehmen gehört genauso dazu. Klappt bei mir aber sehr schlecht. Da ich mich für meine Fehler verurteile, mir Vorwürfe mache usw.
Weil ich sie ja auch ungern wiederholen möchte. Aber meistens ist es dann sowieso in der Zukunft eine andere Frage, die das Leben stellt, und die Erkenntnisse aus Vorangegangenem nur bedingt übertragbar.

Ich bin echt ein Problemfall!

Zitat von Bumich:
Du willst halt nur keine Verantwortung übernehmen. Darum ist sie bitter. Das ist alles.

Stimmt schon, eine Erkenntnis ist erstmal etwas Gutes. Bitter allerdings, wenn es nur beim Erkennen bleibt, und nicht im Fühlen und Handeln ankommt. Manchmal, wenn ich früh aufwache denke ich bei mir: "Ach Mist, schon wieder ein langer Tag vor mir, wo ich mich mit all dem auseinandersetzen muss. Warum kann das Leben nicht mal einfach sein?" Die Antwort kenne ich: Es liegt an mir, dass es (noch immer) so schmerzhaft ist.

Zitat von Isnogud:
Okay... Ich finde ja, als schöne Erinnerung, dürfen diese Männer und Zeiten durchaus bleiben. Sie dürfen eben nicht das aktuelle Leben beeinflussen und uns daran hindern, uns auf neues einzulassen. Vielleicht ist in deinem konkreten Fall dann tatsächliche erst mal eine Löschung sinnvoll.


Ja, die Erinnerung . Aber im Moment ist sie eben nicht schön, sondern quälend. Und hält mich fest. Deshalb soll und muss ER erst einmal verschwinden aus meinem Denken, bzw. so wenig wie möglich Raum einnehmen.

Zitat von Bumich:
Erst muss angenommen und akzeptiert werden. Erst muss Verantwortung übernommen werden

Ich werde jetzt also nochmal an der Reihenfolge arbeiten. Radikale Akzeptanz, Annehmen und Verantwortung....und dann kommt das Loslassen quasi als unmittelbare Folge. Viel später irgendwann die Erinnerungen.
Und während all dem immer der Blick nach vorn!

Ich danke Euch!

Zum Schluss noch eine kurze, leider bezeichnende Episode vom Wochenende. Ich hatte ja erzählt, dass ich die Tage mit meinen Geschwistern verbracht habe. Am Sonntag sind wir raus zu den Kühen gefahren, die meinem Neffen gehören. Kinder und Erwachsene, im Traktor bzw. auf dem Hänger. Es war herrliches Wetter, die Landschaft phantastisch, die Kinder begeistert, der Fahrtwind blies mir ins Gesicht, es war ein Gefühl von Freiheit. und ich spürte diesen einmalig vollkommenen Moment ganz intensiv. Wie man ihn so bewusst auch nicht immer erlebt. Ich war tatsächlich glücklich!
Warum habe ich trotzdem, auch in dieser unbeschwerten Situation auf einmal wieder an IHN gedacht? Vollkommen bescheuert! Weil ich unbedingt noch die Kirsche auf dem Eis will? Alles auf ihn konzentriere? Tatsächlich habe ich mich auch schon mal gefragt, auf was ich ohne Zögern verzichten würde, hätte eine Beziehung zu diesem Mann eine Chance gehabt.
Gestern, zum Glück, habe ich mich recht schnell wieder eingekriegt, und konnte den Tag und das Zusammensein mit den Anderen dann auch genießen.

Danke für's Lesen und Eure Geduld mit mir. Die Fragezeichen im Text dienen mehr meiner eigenen Strukturierung, Ihr braucht darauf nicht nochmal eingehen. Im Grunde ist die Theorie ja klar, aber in der Praxis happert es eben noch gewaltig. Leider.


......Über die Anmerkungen zur Psychotherapie muss ich noch ein wenig nachdenken. Das würde jetzt zuviel an Text.
Bis demnächst wieder!

05.07.2021 17:34 • x 1 #580


Isnogud
Ach @Jetti, ich finde deine Gedanken wunderbar! Du bist schon so klar bei dir, nur das selbst-Vorwürfe machen, das ist wirklich so schade. Das tut mir richtig weh beim Lesen, du bist so eine tolle Frau!


Gerade beim Einkaufen hab ich in meiner Jackentasche ein Taschentuch gefunden, das er mir eine Woche vor dem Schlussmachen noch ganz liebevoll in die Jacke geschoben hat..
Es ist so ein schwarzes Witz-Papiertaschentuch - Schwarz mit weißen Totenköpfen und einer Katze.
Und die Aufschrift: Heul doch! Pechkeks
Gnaaaa, ich liebe ja diese Ironie des Lebens...

05.07.2021 18:03 • x 3 #581


Jetti
@Isnogud
Tausend Dank für die lieben Worte.

Über den Begriff Pechkeks musste ich jetzt wirklich schmunzeln, den habe ich tatsächlich noch nie gehört. Ich fühle mich grad wie einer.....

05.07.2021 18:18 • x 1 #582


Isnogud
Zitat von Isnogud:
Gerade beim Einkaufen hab ich in meiner Jackentasche ein Taschentuch gefunden, das er mir eine Woche vor dem Schlussmachen noch ganz liebevoll in die Jacke geschoben hat..
Es ist so ein schwarzes Witz-Papiertaschentuch - Schwarz mit weißen Totenköpfen und einer Katze.
Und die Aufschrift: Heul doch! Pechkeks
Gnaaaa, ich liebe ja diese Ironie des Lebens...

Es war nett das heute zu finden... Ich dachte oh Mann, ist das Leben manchmal scheixxe und musste innerlich darüber lachen.

Ich mach wieder laut Musik an und tanze beim Kochen - das hab ich von ihm gelernt. Vorher war vieles in meinem Leben grau und anstrengend. Es ist immer noch anstrengend, aber ich lache mehr!
Ich bin sauer auf ihn, enttäuscht, wütend, zärtlich, liebevoll, dankbar. Ich liebe ihn, aber will ihn nicht zurück.

Heute bin ich mal total `in Balance in Dissonance`. Das Leben ist so bescheuert schön.

05.07.2021 18:36 • x 2 #583


Isnogud
Losing My Religion II

Argh, ich bin voll auf den Kindsvater reingefallen...
Ich versuch ja möglichst kurz angebunden und neutral zu sein und den Kontakt auf die Kinder zu reduzieren.
Gestern wieder die alte Leier, warum ich ihn nur so hasse. Das wäre ja so traurig, dass wir nicht wie Erwachsene zum Wohle der Kinder umgehen können..
Ehrlich gesagt versteh ichs nicht so recht, was er erwartet. Ich empfinde mein Verhalten recht okay. Werfe ihm keine Steine in den Weg, verlange weniger Unterhalt als Düsseldorfer Tabelle vorschlägt - ich mag ihn halt nur als Mensch absolut nicht mehr.

Ein Kind hat letztens gefragt, warum wir eigentlich nicht mehr zusammen sind. Wir haben ein total schönes Gespräch über Liebe geführt. Und dabei mit keinem Wort die Schlagwörter Affäre, Schwangerschaft der Affäre, Abtreibung der Affäre, selbige Affäre die jetzt mit meinem Ex eine Beziehung führt und bei der meine Kinder frühs am Esstisch sitzen erwähnt (hier fiel im übrigen mal der Satz von ihm, seine Freundin wäre nicht so gut auf mich zu sprechen, denn hätte ich mir früher überlegt, dass ich ihn nicht mehr zurückwill, hätte sie nicht abtreiben brauchen. WTF, dafür bin ich also auch noch verantwortlich, dass die arme Frau kein Kind von ihm bekommen hat). Nur, dass es doch viel Streit gab und wie schön dass es sein kann, wenn man sich gut versteht, so wie Papa und xy zum Beispiel.
Evtl. seh ich mich da in einem falschen Licht, aber ich kann beim besten Willen nicht erkennen, dass ich da gehässig die Atmosphäre vergiften würde oder so...
Klar ist das doof, dass ich ihn nicht leiden kann. Wäre schon schön, freundschaftlich zusammen zu Grillen etc.pp. Aber es geht einfach nicht. Nicht weil ich nachtragend bin, sondern weil ich ihn einfach in seiner ganzen Art dermaßen ätzend und doof finde
Ich wüsste auch nicht, wie ich das aktiv ändern sollte. Ich ertrag seine Gegenwart einfach nicht.

Jedenfalls kamen diese Whatsapps, er will doch nur verstehen, warum ich ihn so hasse (hab noch nie gesagt dass ich ihn hasse, hab nur nicht widersprochen weil mir das schon wieder viel zu weinerlich war alles). Nach ach lass doch jetzt mal gut sein und einfach sachlich miteinander umgehen kam nur, ich würde es mir da zu einfach machen.
Er hat mich so genervt, dass ich mich nicht zurückhalten konnte doch mal wieder aufzuzählen, warum er für mich so unsäglich ätzend ist.. Und dann plötzlich kommt er mit: ja, ich könnte da jetzt antworten, aber ich verkneifs mir und bin mal erwachsen und beende hiermit das Gespräch
boah, ich wäre am liebsten wie Rumpelstielzchen im Dreieck gesprungen. Jetzt hab ich mich selbst vorgeführt weil er mich wieder so getriggert hat

07.07.2021 14:47 • #584


Isnogud
Losing My Religion III

Okay, je länger ich darüber nachdenke desto mehr merke ich, dass da bei mir auch ein Schuld-Thema dahintersteckt.

Es trifft mich einfach unglaublich, wenn mich jemand als Grund für sein Unglück oder seine Unzufriedenheit benennt. Egal ob es gerechtfertigt ist oder nicht.
Ungerechtfertigt ist es fast noch schlimmer, weil ich dann keinen Handlungsspielraum habe, irgendetwas aktiv zu ändern. Und dann kämpfe ich dafür, dass der andere erkennt, dass ich oder mein Verhalten gar nicht das Problem sind.
Irgendwie klar, dass das nur nach hinten losgehen kann.

Eine Portion Selbstliebe und Gelassenheit zum Mitnehmen bitte.

07.07.2021 15:37 • x 1 #585


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